Der Vortrag führt Fragestellungen zum Verständnis der Schizophrenie weiter, die der Autor bereits anlässlich der DGPPN Kongresse von 2019 und 2020 zur Diskussion gestellt hatte. Ein kleiner historischer Rückblick zeigt, dass “Wahnsinn” oder “Verrücktheit” je nach Zeit und Kultur immer wieder anders aufgefasst wurden, so u. a. als Zeichen einer göttlichen oder teuflischen Besessenheit, eines sündigen Lebenswandels, einer Gehirn- und Erbkrankheit, einer gestörten Familien- oder Gesellschaftssituation, einer traumatischen Vergangenheit. Entsprechend vielfältig waren die Behandlungsversuche, von Dämonenaustreibungen, Folter und Hexenverbrennungen über soziale Ausgrenzung, Isolierung, Zentrifugierung, Deckel- und Dauerbadbehandlung, Zwangsjacken, Gitterkäfigen, Schlaf- und Insulinkuren, Leukotomien und Elektroschocks bis zu den modernen Neuroleptika, Hirnstimulationen, Psycho-, Sozio- und Familientherapien.
Von einem Irrtum zum andern, könnte man rückblickend sagen: Ist die Schizophrenie überhaupt eine Krankheit oder handelt es sich vielleicht nur um eine eigenartige Reaktionsweise gewisser Menschen auf besondere Umstände? Auf dem Hintergrund des lückenhaften heutigen Wissens wird abschließend versucht, etwas von unserem eigenen “aktuellen Stand des Irrtums” und seinen praktischen Konsequenzen in den Blick zu bekommen.