Schematherapie ist eine vielbeachtete Psychotherapie, die bei Persönlichkeitsstörungen zunehmend evidenzbasiert ist. Sie wird aber auch z.B. bei chronischen Depressionen oder komplexer PTBS eingesetzt. Im Symposium werden neue Anwendungsformen für Praktiker vorgestellt und Studienergebnisse berichtet. Eva Fassbinder (Kiel) stellt die Ergebnisse einer internationalen Multicenterstudie vor, die Imagery Rescripting, eine der zentralen Techniken der Schematherapie, mit EMDR in der Behandlung von PTBS nach Kindheitstrauma vergleicht. Beide Behandlungen führten zu einer Reduktion der PTBS-Symptomatik sowie weiterer Outcomes mit hohen Effektstärken. Hierbei gab es keine signifikanten Unterschiede, aber niedrige Abbruchraten bei beiden Methoden. Samy Egli (München) stellt die Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten OPTIMA-Studie aus dem klinischen Versorgungsalltag vor, in der Schematherapie, kognitiven Verhaltenstherapie und individuelle supportive Therapie bei vorliegender Depression als Primärdiagnose miteinander verglichen wurden. Alexandra Schosser (Wien) berichtet über eine Studie in der ambulanten Rehabilitation chronisch Depressiver, die mit Kognitiver Verhaltenstherapie bzw. Schematherapie behandelt wurden und untersucht Effekte auf Schemata und Depressivität bei 1732 Betroffenen. KVT und Schematherapie zeigten signifikante Verbesserungen bezüglich depressiver Symptomatik, mit höheren Effektstärken in der mit Schematherapie behandelten Gruppe. Jutta Stoffers-Winterling (Mainz) stellt die neuen S3-Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung vor, die den Einsatz strukturierter, störungsspezifischer Methoden empfehlen. Vor diesem Hintergrund wird die aktuelle Evidenz zur Schematherapie zusammenfassend dargestellt und die Übertragbarkeit auf klinische Settings kritisch diskutiert.
zugeschaltet: Imagery Rescripting im Vergleich zu EMDR zur Behandlung von PTBS nach Kindheitstrauma – Ergebnisse aus einer internationalen Multicenterstudie
Eva Fassbinder, Lübeck (Germany)
zugeschaltet: Schematherapie bei Depressionen: Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten OPTIMA-Studie aus dem klinischen Versorgungsalltag
Samy Egli, München (Germany)
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Autor:in:
Samy Egli, München (Germany)
Einführung: Schematherapie ist ein wirksames Behandlungsverfahren mit Evidenz insbesondere im ambulanten Setting und bei Persönlichkeitsstörungen. Für das (teil-)stationäre Setting und die Achse I fehlen bisher qualitativ hochwertige, randomisierte, kontrollierte Studien. Methode: Der Beitrag stellt die Ergebnisse aus einem großangelegten monozentrischen RCT (N=295) vor, in dessen Rahmen Schematherapie, kognitive Verhaltenstherapie und individuelle supportive Therapie bei vorliegender Depression als Primärdiagnose miteinander verglichen wurden. Ergebnisse: Basierend auf vorläufigen Analysen der primären Endpunkte (BDI nach 7 Wochen Behandlung) konnte eine signifikanter Rückgang der depressiven Symptomatik in allen drei Therapie-Armen festgestellt werden, die sich allerdings nicht voneinander unterschieden.
Diskussion: Die OPTIMA Studie zeigt, dass Schematherapie als Teil der psychiatrischen Versorgung in der (teil-)stationären Behandlung von Patienten mit Depressionen ein hochwirksames Verfahren ist. Klinische Implikationen und methodische Aspekte sollen im Vortrag diskutiert werden.
zugeschaltet: Einfluss von Schematherapie im Vergleich zu kognitiver Verhaltenstherapie auf Schemata und Depressivität in der ambulanten Rehabilitation chronisch Depressiver
Alexandra Schosser, Wien (Austria)
zugeschaltet: Die Rolle verschiedener Formen von Psychotherapie in den S3-Leitlinien zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörungen
Jutta Stoffers-Winterling, Mainz (Germany)
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Autor:in:
Jutta Stoffers-Winterling, Mainz (Germany)
Hintergrund: Aktuelle Behandlungsleitlinien zur Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) empfehlen den Einsatz strukturierter, störungsspezifischer Methoden, so auch die erste deutsche S3-Leitlinie.
Fragestellung: Welche Methoden fallen darunter, und inwiefern werden sie jeweils durch die aktuelle Evidenz gestützt? Wie verhält es sich mit Jugendlichen mit BPS oder ausgeprägten BPS-Merkmalen?
Methodik: Die aktuelle Studienlage zur Wirksamkeit störungsspezifischer Methoden in der Behandlung der BPS wird vorgestellt und diskutiert. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf den im deutschsprachigen Raum etablierten Verfahren wie Schematherapie (ST), Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT), Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) und Übertragungsfokussierter Psychotherapie (TFP) liegen.
Ergebnisse: Es liegen vielfältige, schulenübergreifende Methoden vor, die den Ansprüchen eines strukturierten, störungsspezifischen Ansatzes genügen und somit zur Behandlung der BPS im Speziellen zum Einsatz kommen können. Da die Studienlage derzeit jedoch nur für DBT und MBT ausreichend belastbar ist, werden lediglich diese beiden Methoden explizit empfohlen, sofern der aktuelle Behandlungsfokus auf der Reduktion schweren selbstverletzendem Verhalten liegt.
Diskussion: Der aktuellen Evidenz zufolge können die meisten Personen mit Diagnose einer BPS von strukturierten, störungsspezifischen Therapieansätzen profitieren. Die Studienlage zu Jugendlichen im Speziellen ist derzeit noch unbefriedigend, deutet aber auch auf eine grundsätzliche Ansprechbarkeit durch die etablierten Methoden, insbesondere DBT, hin. Weitere Forschung ist notwendig, um Prädiktoren des Therapieerfolgs zu identifizieren und entsprechend adaptierte Ansätze für Betroffene mit relevanten Charakteristika zu entwickeln.