Ein wesentlicher Hinweis zum Wirkmechanismus der Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ergibt sich aus ihrer Historie. Mitte der 1930er Jahre behandelte Ladislas Meduna schizophrene Patienten erfolgreich mit wiederholten generalisierten Anfällen, die er durch antigabaerge Substanzen auslöste (Konvulsionstherapie). Später wurde elektrischer Strom zur Anfalls-Induktion eingesetzt. Das therapeutische Agens ist somit der generalisierte Anfall, nicht der Strom. Aber wie genau vermittelt dieser seine Wirkung?
Generalisierte Anfälle führen zu einer erheblichen Vielfalt biologischer Wirkungen. Das erschwert die Trennung von kausal relevanten Wirkfaktoren und Epiphänomenen. Die große Zahl an Einflussfaktoren und das medizinische Ziel, Aussagen über individuelle Patienten treffen zu können, erfordert eine Abkehr von klassischen statistische Methoden, was im ersten Vortrag thematisiert wird. Darauf aufbauend handelt der zweite vom Beitrag der strukturellen zerebralen Bildgebung zur Aufklärung des Wirkmechanismus. Tatsächlich findet sich unter EKT eine Volumenzunahme in Hirnregionen, die mit psychischen Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Sie ist aber wahrscheinlich nicht von Dauer und die Korrelationen mit Wirkung und Nebenwirkungen sind inkonsistent. Ein dritter Vortrag beschäftigt sich mit molekularen Mechanismen als Mediatoren der therapeutischen Wirksamkeit. Neben der Regulierung der Stressachse könnten Veränderungen von nicht-kodierenden RNA-Molekülen eine entscheidende Rolle spielen, indem sie im Sinne eines biologischen Schalters von ihnen regulierte Systeme aktivieren. Die Rolle des Wirkmechanismus für die Akzeptanz der EKT untersucht der vierte Vortrag. Unzählige Publikationen beginnen sinngemäß: „die EKT besitzt eine hervorragende Wirksamkeit, aber der Mechanismus ist ungeklärt“. Bei keinem anderen Therapieverfahren wird so häufig, eindringlich und kritisch eine Erklärung gefordert. Warum ist das so und kann der Wirkmechanismus die Akzeptanz tatsächlich fördern?