E-Mental-Health ist das Schlagwort in den letzten Jahren in der Psychiatrie und Psychotherapie. Während in den allgemeinpsychiatrischen Disziplinen bereits eine Vielzahl von E-Mental-Health-Instrumenten entwickelt, evaluiert und in den klinischen Alltag überführt wurden, sind entsprechende Angebote in der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie noch kaum vorhanden. Das Symposium möchte am Beispiel von Virtual Reality Anwendungen und webbasierten Interventionsangeboten beispielhaft die aktuellen Entwicklungen von E-Menta-Health in der forensichen Psychiatrie und Psychotherapie aufzeigen und diskutieren.
Furchtlosigkeit und Psychopathie bei Strafgefangenen: die Erfassung von authentischem Angstverhalten mithilfe von Virtual Reality
Johannes Fuß, Hamburg (Germany)
abgesagt: Einsatz von VR-Training zur Verbesserung von Befragungstechniken
Beurteilung (akut-)dynamischer Risikofaktoren anhand von onlinebasierten Selbstbeschreibungsverfahren
Ann-Sophie Tröger, Wiesbaden (Germany)
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Autor:in:
Ann-Sophie Tröger, Wiesbaden (Germany)
Das Verbundprojekt @myTabu beinhaltet die Entwicklung und Evaluation einer therapeutengestützten Online-Intervention für Personen, die wegen sexuellen Kindesmissbrauchs und/oder Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften verurteilt wurden. Zu diesem Zweck werden Messverfahren benötigt, die Rückfallrisikofaktoren und Therapieeffekte online erfassen können. Selbstbeschreibungsverfahren haben für diesen Anwendungsbereich entscheidende Vorteile, wie u. a. eine ökonomische Anwendung.
Aus diesem Grund wurden in der vorliegenden Studie drei Onlinefragebögen zur Erfassung des Rückfallrisikos entwickelt und validiert. Das erste Verfahren, der ACUTE-2007-SR erfasst akut-dynamische Rückfallrisikofaktoren (z. B. emotionale Krisensituation), das zweite Verfahren erfasst stabil-dynamische Konstrukte (z. B. Problembewältigungsstrategien), die in einer Intervention üblicherweise angesprochen werden und das dritte Verfahren erfasst allgemein und sexuell deviante und kriminelle Verhaltensweisen (z. B. Bedrohung).
Die Validierung aller drei Verfahren erfolgt anhand einer Stichprobe von N = 175 männlichen Probanden, die wegen sexuellen Kindesmissbrauchs und/oder Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften verurteilt wurden und unter Bewährungs- oder Führungsaufsicht stehen. Im Rahmen einer Längsschnittstudie fanden zu drei Messzeitpunkten Online-Selbstbeurteilungen statt. Darüber hinaus wurden auch die jeweils zuständigen Bewährungshelfer*innen bzw. Therapeut*innen der teilnehmenden Probanden zu zwei Zeitpunkten um eine Online-Fremdbeurteilung gebeten. Als zusätzliche Informationsquelle wurde eine umfangreiche Aktenanalyse vor Ort in den teilnehmenden Einrichtungen durchgeführt. Durch den multimethodalen Ansatz wurde ein umfangreiches Datenmaterial generiert, was insbesondere im Hinblick auf die psychometrischen Kennwerte der Verfahren ausgewertet wird. Erste Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert.
@myTabu – Online-Intervention für Kindesmissbrauchstäter und Kinderpornographiekonsumenten während der Bewährungs- oder Führungsaufsicht
Louisa Bauer, Göttingen (Germany)
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Autor:in:
Louisa Bauer, Göttingen (Germany)
Mit der voranschreitenden Digitalisierung haben auch Online-Interventionen einen Aufschwung erlebt und spielen zunehmend eine Rolle in der psychotherapeutischen Versorgung. In diesem Vortrag wird die therapeutisch-begleitete Online-Intervention @myTabu vorgestellt, welche entwickelt wurde für verurteilte Personen, die Kindesmissbrauch begangen oder Missbrauchsabbildungen konsumiert haben und sich in der Bewährungszeit oder unter Führungsaufsicht befinden. Der Fokus liegt auf der Entwicklung und den Inhalten des Online-Programms, welche auf empirisch identifizierten Risikofaktoren für sexuelle Rückfälligkeit basieren und den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie folgen. Des Weiteren wird auf die Wirksamkeitsprüfung eingegangen, wofür das randomisierte placebo-kontrollierte Add-on Studien-Design vorgestellt wird. Probanden werden anhand von Randomisierungs-Faktoren der Intervention oder einer Placebo-Bedingung zugeteilt. Die Teilnahme an @myTabu erfolgt dabei als Add-on zu individuellen Maßnahmen, die seitens des Gerichts als notwendig und hinreichend für den Schutz der Öffentlichkeit erachtet werden, und nimmt auf diese keinen Einfluss. Die klinische Studie startete am 01. März, 2021 und endet im Frühjahr 2023, sie wurde vor Beginn der Datenerhebung im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS 00021256) registriert. Bisherige Erfahrungen mit dem Studiendesign und der Konzeption einer Online-Intervention, sowie eines Placebos, werden diskutiert.