In den letzten Dekaden bemühte sich die biologisch-psychiatrische Forschung, neue neurobiologisch-basierte Therapieverfahren zu entwickeln. Mit unterschiedlichen Methoden gelang es dabei, ein besseres Verständnis zugrundeliegender Pathophysiologien einzelner Störungsbilder zu erlangen. Dieses Symposium soll einen Überblick zu neuen Erkenntnissen und daraus abgeleiteten innovativen Therapieformen bei diversen Erkrankungen geben.
Katharina Stegmayer beschreibt wie sich paranoides Erleben in strukturellen und funktionellen Korrelaten des Gehirns widerspiegelt und wie daraus abgeleitet spezifische Behandlungsformen getestet werden können.
Im Vortrag von Marcus Herdener wird dargestellt, wie bei Abhängigkeitserkrankungen Glutamat-assoziierte Veränderungen auf Netzwerkebene zum besseren Verständnis der Pathophysiologie führte und in der Folge neue Substanzen mit Potential zur Behandlung von Kokainabhängigkeit entwickelt wurden.
Thorsten Mikoteit gibt einen Überblick über Biomarker-geleitete Therapieansätze bei affektiven Störungen. Dabei versprechen insbesondere Schlaf-EEG-Marker Innovation, indem Depressionen früher und gezielter auf spezifische Therapien mit einem höheren Behandlungserfolg, als dies konventionelle Vorgehensweisen bieten, eingestellt werden können.
Sebastian Walther referiert über neue Erkenntnisse zu motorischen Symptomen und Fertigkeiten der nonverbalen Kommunikation bei Autismusspektrumstörungen. Die dabei beschriebenen Koordinationsstörungen könnten zu den typischen Kommunikationsproblemen führen, die aufgrund dieser Erkenntnisse entsprechend gezielt therapeutisch angegangen werden können.
Rascheres Therapieansprechen in der Depressionsbehandlung: Ist das möglich?
Thorsten Mikoteit, Solothurn (Switzerland)
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Autor:in:
Thorsten Mikoteit, Solothurn (Switzerland)
Background: Prefrontal theta cordance in rapid-eye movement sleep (PTC-R) is a marker of the medial prefrontal activity and a promising biomarker for treatment response of major depression. From a clinical point of view, early treatment response at week 1-2 is also an acknowledged predictor of treatment response at week 4-6. The aims of this prospective clinical study were to evaluate 1) if the biomarker PTC-R and the clinical finding of “early response” are independent from each other, 2) if the combination of both indicators lead to a better prediction of treatment response at week 5.
Methods: Twenty-three in-patients with major depressive episodes (age: 42.2 ± 12.8 years, 52.2 % females) were included in the study at treatment onset with antidepressants. Experts rated the depression severity with the Hamilton Depression Rating Scale (HAMD) at baseline, at week 1, and at week 5. Early response was defined as a ≥ 20% reduction of baseline HAMD at week 1, whereas final response as a ≥ 50% reduction of the score at week 5. The PTC-R was assessed with a sleep EEG at week 1.
Results: PTC-R and early response did not significantly correlate with each other (rs = .29, p = .17). According to a binary logistic regression analysis, early response predicted final response significantly (χ2 = 10.45, p = .001), while PTC-R marginally reached the significance level (χ2 = 3.32, p = .068). The combination of both indicators improved the prediction by PTC-R alone (18.5 % vs. 55.6 % improvement of the prediction model, χ2 = 8.55, p = .003).
Conclusions: These preliminary results indicate that as early as at week one, both PTC-R and early response are capable to predict treatment outcome at week 5. The combination of both predictors seems to be more reliable, giving the opportunity to intervene at that early stage of treatment prospectively.
Nonverbale Kommunikation und motorische Koordination bei Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störung
Sebastian Walther, Bern (Switzerland)
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Sebastian Walther, Bern (Switzerland)
Defizite der sozialen Kognition betreffen häufig die nonverbale Kommunikation wie z.B. die Benutzung von Handgesten in Gesprächen. Die korrekte Ausführung von Gesten bedarf motorischer Koordination und einem semantischen Verständnis der Gesteninhalte, was bei verschiedenen neuropsychiatrischen Erkrankungen empfindlich gestört sein kann. In dieser Studie untersuchten wir die Gestenproduktion und motorische Fertigkeiten bei Erwachsenen mit Autismusspektrumsstörungen. Wir erwarteten mehr motorische Auffälligkeiten und Fehler beim Gestikulieren, sowie einen korrelativen Zusammenhang.
wir untersuchten 27 Betroffene mit Autismusspektrumsstörungen sowie 27 gesunde Kontrollprobanden mittels einer motorischen Batterie und Tests zur Gestenproduktion und Gestenwahrnehmung. Der Gestentest TULIA untersucht standardisiert mit verblindeter Auswertung die Genauigkeit der Gesten nach Demonstration (Imitation) oder verbaler Aufforderung (Pantomime). Die Gruppen waren vergleichbar in Alter (Mittel 37 Jahre) Geschlecht und Händigkeit.
Menschen mit Autismus hatten deutliche Fehler bei der Ausführung von Gesten und erzielten weniger Punkte im Gestentest TULIA (p < .001). Sie waren sowohl in der Imitation als auch der Pantomime deutlich eingeschränkt mit einer Vielzahl an inhaltlichen und formalen Fehlern. Daneben fanden wir eine deutlich höhere Quote motorischen Auffälligkeiten bei Menschen mit Autismus, z.B. Katatonie, Parkinsonismus und Dyskinesien. Im Test der Feinmotorik und der nonverbalen Wahrnehmung fanden sich dagegen keine Gruppenunterschiede. Zwischen Gestenproduktion und motorischen Tests gab es keine Korrelation.
Menschen mit Autismusspektrumsstörungen zeigen deutliche Defizite in der Benutzung von Handgesten. Daneben sind motorische Auffälligkeiten bei ihnen häufig. Allerdings gibt es in unserer Untersuchung keinen Zusammenhang zwischen Motorik und Gestenleistung. Die Grundlage der schweren Gestendefizite bleibt Gegenstand weiterer Untersuchunge