Prof.Dr.med.Dr.h.c. Walter Zieglgänsberger (Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München): „Warum wir Schmerz nicht mit Nozizeption verwechseln sollten“. Chronischer Schmerz entsteht durch den Einfluss nozizeptiver Information auf limbische Strukturen, in denen spätere Handlungsstrategien festgelegt werden. Neurone und Gliazellen reagieren auf nozizeptive Reize mit einer Veränderung der Expression verschiedenster Signalmoleküle und gewinnen so mit epigenetischen Veränderungen und adulter Neurogenese Einfluss auf die Verarbeitung sensorischer Information. Neuronale Netzwerke führen in einem komplexen, sich selbst organisierenden System zu Lern- und Gedächtnisvorgängen.
Prof.Dr. Ulrike Bingel (Universitätsklinikum Essen): „Die Rolle affektiv-emotionaler Reaktionsmuster bei der endogenen Schmerzkontrolle“. Mechanismen der Schmerzchronifizierung schließen die Persönlichkeitsstruktur und die individuellen affektiv-emotionalen Reaktionsmuster ebenso ein wie soziale Faktoren. Angsterkrankungen und affektive Störungen gelten heute auch als stressinduzierte Erkrankungen. Negative Emotionalität führt zur Einengung des aktuellen Repertoires von Kognition und Verhalten, während positive Emotionen mit einer Erweiterung des Denkens und Handelns und dem Aufbau stärkerer Ressourcen verbunden sind.
Prof.Dr. Winfried Rief (Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Marburg): „Relevante neue Entwicklungen zur Therapie und Prävention bei chronischen Schmerzsyndromen“. Er spricht aus klinisch-psychologischer Sicht über die Möglichkeiten der Fazilitierung der Überschreibung alter Gedächtnisinhalte durch neue Erfahrungen im Schmerzgedächtnis. Er geht dabei auf neue Entwicklungen im Psychotherapiebereich und auf klinisch-psychologische Parallelen zur Extinktion und Exposition bei Angststörungen ein. Er gibt konkrete Behandlungsempfehlungen und stellt Fallstricke der Patient-Therapeut-Interaktion dar.