Die sog. „Abteilungspsychiatrie“, also die Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern, war das erwünschte Versorgungsmodell der Psychiatrie-Enquete. Mit einer Behandlung in der Mitte der somatischen Medizin wurden Entstigmatisierung, eine bessere Personalausstattung und die Entwicklung moderner, kontextorientierter Therapieformen verbunden. Bestanden zunächst noch Zweifel, ob „Abteilungen“ auch eine Versorgungsverpflichtung ausfüllen könnten, so entwickelten sie sich bald als etablierte regional bezogene Kliniken, die inzwischen selbstverständlicher Teil des psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystems sind. Gleichzeitig setzen die Rahmenbedingungen von Mindestpersonalausstattung und Vergütung zunehmend Anreize für größere Systeme und treffen damit auf eine inhaltliche Spezialisierungsdebatte, die die Übernahme regionaler Verantwortung in überschaubaren Systemen wie z. B. durch Kliniken an Allgemeinkrankenhäusern erschweren. Hier stehen Lebensumfeld, der Verlauf von psychischen Erkrankungen in der Lebensspanne und der Kontakt zum regional gewachsenen Versorgungssystem gemeindepsychiatrischer Akteure im Mittelpunkt. Die Möglichkeit der Gestaltung therapeutischer Beziehungen in persönlicher Kontinuität über die Sektorengrenzen der Krankenhausbehandlung hinweg, ist eine Kernkompetenz psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung am Allgemeinkrankenhaus. Es ist daher die Frage zu stellen, ob dies eine letztlich unangemessen romantische Idee in einer Medizinentwicklung ist, die sich immer mehr in Richtung Zentralisierung, Differenzierung und Spezialisierung entwickelt. Darüber wird im Symposium nach einer thematischen Einführung im Format eines Zwiegesprächs diskutiert. Die Gesprächspartner sind langjährig als Chefarzt/ärztin in Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern tätig und psychiatriepolitisch aktiv.