Affektive und schizophrene Störungen (MDD, BD, SZ) sind komplexe und heterogene Phänotypen, bisher rein phänomenologisch charakterisiert. Das Symposium soll einen nosologisch übergreifenden Weg für eine neurobiologisch fundierte Konzeption zu Ätiologie und Verlauf affektiver und schizophrener Störungen aufzeigen.
Es werden dabei der Stand der Literatur und eigene Ergebnisse vorgestellt. Die Besonderheit des Symposiums wird die allgemeinverständliche Darstellung und Einordung der Befunde in einen größeren Kontext sein, so dass ein breites Publikum an den Ergebnissen und deren mögliche klinische Bedeutung teilhaben kann.
Die Referenten werden zur Validierung von Hypothesen zu Gen, Umwelt und Gen x Umwelt Interaktionen auf Gehirnstruktur- und Funktion im longitudinalen Verlauf der endogenen Psychosen fokussieren. Ein Ziel ist die Charakterisierung von „Biotypen“, jenseits der phänomenologischen Störungskategorisierung (Tim Hahn, Münster). Ein besonderer Fokus des Symposiums liegt neben der strukturellen und funktionellen Bildgebung (Igor Nenadic, Marburg) auf der Rolle der Molekulargenetik, insbesondere die miRNAs (Gerhard Schratt, Zürich), sowohl beim Menschen wie auch im Tiermodell (Rainer Schwarting, Marburg). Das Forschungsprogramm der neurobiologischen Untersuchung zur Ätiologie der endogenen Psychosen kann den Weg für eine transdiagnostische Konzeption der Ätiologie und dem Verlauf der endogenen Psychosen ebnen.
Transdiagnostische Gen-Umwelt-Interaktionen auf Hirnfunktion und -struktur bei Patienten mit Majorer Depression, Schizophrenie und bipolarer Störung
Igor Nenadic, Marburg (Germany)
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Autor:innen:
Igor Nenadic, Marburg (Germany)
U. Dannlowski, (Germany)
A. Krug, (Germany)
A. Jansen, (Germany)
Tilo T. J. Kircher, Marburg (Germany)
Tiermodelle zu Gen-Umwelt-Interaktionen auf Hirnstruktur und Verhalten
Rainer Schwarting, Marburg (Germany)
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Autor:in:
Rainer Schwarting, Marburg (Germany)
Tiermodelle, typischerweise mit Labornagern, erlauben die systematische Analyse von Faktoren, die für die Entstehung oder Ausprägung psychischer Störungen des Menschen eine wichtige Rolle spielen. So können z.B. als kritisch angesehene Gene gezielt verändert werden bzw. lässt sich die Umwelt in bestimmten Lebensphasen ungünstig (z.B. soziale Deprivation) oder günstig (Stichwort Enrichment) gestalten und die Auswirkungen dieser Manipulation auf diversen Ebenen wie Verhalten, Physiologie oder Anatomie analysieren. Im Vortrag wird dies anhand von Studien mit dem neuropsychiatrischen Risikogen Cacna1c veranschaulicht, dessen Dysfunktion sich behavioral im haploinsuffizienten Rattenmodell insbesondere im Sozialverhalten äußert.
MicroRNA steuert die Neuroplastizität im Verlauf affektiver Störungen
Gerhard Schratt, Zürich (Switzerland)
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Autor:in:
Gerhard Schratt, Zürich (Switzerland)
Background: Bipolar disorder (BD) is a chronic mood disorder characterized by alternating manic and depressive episodes, often in conjunction with cognitive deficits. Dysregulation of neuroplasticity and calcium homeostasis due to complex genetic environment interactions are frequently observed in BD patients and might involve impairments in microRNA-dependent gene regulation. Methods: We performed a highly parallel human and animal workflow to characterize the BD-associated miR-499-5p. This included microRNA profiling and MRI in BD and healthy subjects, as well as mechanistic and behavioural analysis in environmental and genetic rat models. Results: miR-499-5p expression was increased in peripheral blood of BD patients and healthy subjects with a history of childhood maltreatment. The upregulation was paralleled in the hippocampus of rats which underwent juvenile social isolation. In rat hippocampal pyramidal neurons, miR-499-5p impaired dendritogenesis and reduced surface expression and activity of the L-type calcium channel Cav1.2. We identified CACNB2, which encodes a regulatory β-subunit of Cav1.2, as a direct target of miR-499-5p in neurons. CACNB2 downregulation was required for miR-499-5p dependent impairment of dendritogenesis. miR-499-5p overexpression in the hippocampus in vivo was sufficient to induce short-term memory impairments in rats happloinsufficient for the Cav1.2 pore forming subunit Cacna1c. Consistent with its role in neuroplasticity and cognition in rats, miR-499-5p expression was negatively associated with gray matter volumes of the left transverse/superior temporal gyrus in healthy human subjects. Conclusion: We propose that stress-induced miR-499-5p contributes to dendritic impairments and deregulated calcium homeostasis in BD, with specific implications for the neurocognitive dysfunction frequently observed in BD patients.