Hintergrund
Migration geht laut vielen Forschungsbefunden mit einer erhöhten Vulnerabilität und psychiatrischen Morbidität einher. Die Forschungsergebnisse variieren stark zwischen Migrantengruppen in Abhängigkeit von Migrationskontexten und Konzeptualisierungen der zu untersuchenden Faktoren. Bei der jährlich zunehmenden Zahl von Migranten weltweit ist die weitere Erforschung der post-migrativen Prozesse und ihrer Zusammenhänge zu psychischer Gesundheit absolut notwendig.
Ziele
Der erste Vortrag liefert den theoretischen Kontext und neue Konzeptualisierungen von Akkulturation. In den folgenden Präsentationen werden aktuelle Daten zu Akkulturationsfaktoren und psychischer Gesundheit bei verschiedenen Migrantenpopulationen vorgetragen. Zunächst wird eine populationsbasierte länderübergreifende Studie präsentiert, die den Einfluss des Aufnahmelandes auf die psychische Gesundheit, Akkulturationseinstellungen, ethnische Identität und Zugehörigkeit bei russisch-sprechenden jüdischen Migranten in Deutschland, Österreich und Israel untersucht. Des Weiteren werden Daten einer ebenfalls populationsbasierten Studie mit iranischen, türkischen und afghanischen Migranten in Österreich berichtet. Im letzten Vortrag wird eine klinische Studie zu Transnationalität und Zugehörigkeit bei vietnamesischen Migranten vorgestellt.
Diskussion
In diesem Symposium werden allgemeine und gruppenspezifische Schlussfolgerungen bezüglich der psychischen Belastung sowie der Wirkung von Akkulturationsfaktoren bei Migranten gezogen. Die Komplexität des Akkulturationskonzeptes und die Vorteile von Längsschnitt- und mixed method-Studien für die Erforschung von Akkulturation werden exploriert. Des Weiteren werden die Wichtigkeit des Migrationskontextes (Einwanderungspolitik & Einstellungen gegenüber Migranten) hervorgehoben sowie gesellschaftliche Maßnahmen und angepasste Behandlungsstrategien für Migranten im Hinblick auf ihre Heterogenität und unterschiedliche Lebensverläufe diskutiert.