Autor:innen:
Benjamin Kreifelts, Tübingen (Germany)
Ariane Wiegand, Tübingen (Germany)
Thomas Ethofer, Tübingen (Germany)
Sarah Wächter, Tübingen (Germany)
Carolin Brück, Tübingen (Germany)
Michael Erb, Tübingen (Germany)
Martin Lotze, Greifswald (Germany)
Dirk Wildgruber, Tübingen (Germany)
Lachen ist ein sehr häufiges und mehrheitlich positiv konnotiertes soziales Signal, das sozialen Einschluss wie auch Ausschluss kommunizieren kann. Allerdings existieren große interindividuelle Unterschiede bei der Wahrnehmung von Lachen, die im Extremfall phobische Ausmaße annehmen können. Bei der Gelotophobie handelt es sich um die spezifische Angst vor dem Ausgelachtwerden. Während erste klinische Studien ein überdurchschnittlich häufiges Auftreten dieser Phobie bei verschiedenen psychischen Störungen belegen und auch eine enge Beziehungen zu den sozialen Ängsten aufzeigen, ist über die Repräsentation dieser Angst auf neuronaler Ebene nichts bekannt.
In der aktuellen funktionellen Magnetresonanztomographiestudie wurde die neuronale Repräsentation der Gelotophobie bei der Wahrnehmung von Stimmen und Gesichtern untersucht (N = 67).
Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der Ausprägung der Gelotophobie und stimmenspezifischen Aktivierungen in der linken Amygdala und einer stimmenselektiven Region des Temporallappens (temporal voice area; TVA), einem zentralen Knotenpunkt des zerebralen Netzwerks zur Verarbeitung von Stimmen. Demgegenüber fand sich keine Assoziation von gesichtsselektiven Aktivierungen und der Gelotophobie. Weiterhin konnte eine Spezifität des Zusammenhangs in der rechten TVA bei Korrektur für allgemeine Ängstlichkeit, soziale Ängste und depressive Symptome belegt werden.
Insgesamt bietet die aktuelle Studie nicht nur einen ersten Einblick in die neuronale Repräsentation der Gelotophobie, sondern wirft auch ein besonderes Schlaglicht auf die Bedeutung von Stimmen und der zerebralen Verarbeitung von Stimmen für diese Störung. Insbesondere die Aktivierungsmuster der rechten TVA weisen auf einen spezifischen Beitrag dieser zentralen stimmenverarbeitenden Region hin, der nicht über begleitende depressive sowie sozial oder allgemein ängstliche Symptome erklärt werden kann.