Raum:
E-Posterausstellung 2 (Saal Helsinki 1/2)
Topic:
E-Poster-Präsentationen
Topic 16: Psychotherapie
Topic 17: Pharmakotherapie
Topic 18: Stimulationsverfahren, internetbasierte Interventionen und andere psychiatrische Therapieformen
Format:
E-Poster
Dauer:
90 Minuten
EP-02-01:
Behandlungsziele für Patienten mit Schizophrenie – Ergebnisse einer Delphi-Studie
Gerhard Gründer, Mannheim (Germany)
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Autor:innen:
Gerhard Gründer, Mannheim (Germany)
Philipp Bauknecht, Stuttgart (Germany)
Stefan Klingberg, Tübingen (Germany)
Karolina Leopold, Berlin (Germany)
Michael Paulzen, Aachen (Germany)
Stefanie Schell, Blankenburg (Germany)
Katarina Stengler, Leipzig (Germany)
Stefan Leucht, München (Germany)
Einleitung: Schizophrenie ist eine komplexe Erkrankung mit sehr unterschiedlichen Verläufen und Symptomen. Deshalb existieren viele unterschiedliche mögliche Behandlungsziele, die von der individuellen Situation des Patienten und der Phase seiner Erkrankung abhängen können (früh/chronisch/akut/stabil). In der Wahrnehmung der Behandlungsziele gibt es möglichweise Unterschiede zwischen Patienten und Therapeuten. Um festzustellen, welches die wichtigsten Behandlungsziele in der modernen Therapie der Schizophrenie aus Sicht von Therapeuten und Patienten sind, wurde ein Delphi-Panel durchgeführt. Hier werden die Ergebnisse einer Befragung unter Psychiatern vorgestellt.
Methoden: Fragebögen zu den wichtigsten Behandlungszielen wurden an eine Stichprobe vom 174 Ärzten verteilt. Sie sollten auf einer Likert-Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 6 (stimme voll und ganz zu) die Relevanz von drei Hauptkategorien und 31 Behandlungszielen bei der Behandlung zweier fiktiver Patienten bewerten.
Ergebnisse/Diskussion: Es wurden von 24 Ärzten (13,8%) Antworten erhalten. Deren mittlere klinische Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Schizophrenie lag bei 21,5 Jahren. 21 Ärzte (87,5%) sahen täglich Patienten mit Schizophrenie. Alle drei Hauptkategorien von Behandlungszielen (Wirksamkeit/Symptomreduktion, Verträglichkeit, Lebensqualität/Funktionalität/Teilhabe) erhielten sehr hohe Zustimmungswerte und ein Konsens wurde erreicht. Ebenso war die Zustimmung zu 30 von 31 Behandlungszielen hoch, mit Ausnahme von „Krankheitskontrolle ohne Medikation“.
Schlussfolgerung: Es gibt unter Therapeuten einen breiten Konsens über die Bedeutsamkeit von 30 Behandlungszielen aus drei Kategorien für die Behandlung von Patienten mit Schizophrenie. In einem nächsten Schritt sollen Patienten zu ihrer Wahrnehmung der Ziele befragt werden und eine Hierarchisierung der Ziele versucht werden.
EP-02-03:
Sporttherapie im tagesklinischen Setting: Wirkung auf Depressivität und körperliche Leistungsfähigkeit
Marcel Wendt, Sehnde (Germany)
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Autor:innen:
Marcel Wendt, Sehnde (Germany)
Cassandra Penkov, Sehnde (Germany)
Katrin Friedrich, Sehnde (Germany)
Lukas Duda, Sehnde (Germany)
Carsten Linke, Sehnde (Germany)
Marc Ziegenbein, Sehnde (Germany)
Einführung
Sport kann im Rahmen der Behandlung von depressiven Erkrankungen therapeutisch wirksam sein. Unklarheit besteht weiterhin, unter welchen Rahmenbedingungen körperliche Aktivität hierfür erforderlich ist. In der klinischen Praxis stellt sich zudem die Frage, ob eine Umsetzung der Sporttherapie unter den Bedingungen des Versorgungsalltags Wirkungen auf die depressive Symptomatik und die körperliche Fitness entfalten kann. Forschungsbedarf besteht insbesondere im Hinblick auf das teilstationäre Setting. Die vorliegende Studie untersucht daher die Wirkung von Bewegungstherapie in der teilstationären Behandlung von Depressionen.
Methoden
Die Datenerhebung der Interventionsstudie läuft seit Ende 2019. Eingeschlossen werden alle Personen (m/w) mit einer depressiven Erkrankung als Hauptdiagnose (F32/F33), die eine tagesklinische Behandlung von 4-9 Wochen in Anspruch genommen haben. Personen in der Interventions- bzw. Kontrollgruppe absolvieren mind. 1,5 bzw. weniger als 1,0 Sporteinheiten pro Woche. Zur Erfassung der Schwere der Depressionssymptomatik wird jeweils bei Aufnahme und Entlassung der BDI-II eingesetzt. Zur Ermittlung der aeroben Leistungsfähigkeit absolviert die Interventionsgruppe einen submaximalen, fahrradergometrischen Stufentest, wobei die Herzfrequenz über die einzelnen Belastungsstufen in einem Prä-Post-Vergleich gemessen wird.
Ergebnisse
Die inferenzstatistischen Ergebnisse der Studie geben Aufschluss über die Veränderung der Depressionssymptomatik und der körperlichen Leistungsfähigkeit der Interventionsgruppe. Zudem werden Unterschiede in der Symptomschwere zwischen Interventions- und Kontrollgruppe untersucht.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse können dazu beitragen, erste Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Sporttherapie unter versorgungsnahen Bedingungen einer tagesklinischen Behandlung zu gewinnen. Mögliche klinische Implikationen werden diskutiert.
EP-02-04:
Aktuelle Optionen für das pharmakologische Management von Binge-Eating-Störungen
Octavian Vasiliu, Bukarest (Romania)
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Autor:in:
Octavian Vasiliu, Bukarest (Romania)
Einleitung: Binge-Eating Störung (BES) ist in den neuesten Ausgaben des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorder der American Psychiatric Association (5. Auflage) und der Internationalen Klassifikation von Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (ICD-11), aber Daten über die Pathophysiologie und Behandlung dieser Störung sind noch spärlich.
Methoden: Diese Literaturübersicht konzentrierte sich auf Studien, in denen über die Verwendung von pharmakologischen Wirkstoffen bei der Behandlung von BES berichtet wurde. Artikel, die zwischen Januar 2000 und März 2021 in den wichtigsten elektronischen Datenbanken (PubMed, Cochrane, EMBASE, CINAHL, Thomson Reuters / Web of Science) veröffentlicht wurden, wurden in diese Übersicht aufgenommen.
Ergebnisse: Lisdexamphetamin ist die beste evidenzbasierte Empfehlung für mittelschwere bis schwere BES bei Erwachsenen, basierend auf 5 doppelblinden, placebokontrollierten Studien (n=1452 Patienten), mit günstigen Auswirkungen auf das Essattacke-Verhalten, sondern auch auf über zwanghafte und impulsive BES-assoziierte Merkmale. Eine Vielzahl von Arzneimitteln wurde für BES untersucht, wobei die meisten Daten aus Studien mit Topiramat (3 Studien, 541 Patienten), Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmern (6 Studien, 462 Patienten) und Serotonin- und Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmern (6 Studien, 504 Patienten) stammten. Stimmungsstabilisatoren, Mu-Opid-Antagonisten, Psychostimulanzien, Baclofen, Acamprosat, Bupropion, Chrompicolinat, Liraglutid, Memantin, Orlistat, Rimonabant und Phentermin/Topiramat-ER wurden mit kontroversen Ergebnissen in Verbindung gebracht.
Schlussfolgerung: Neben Lisdexamphetamin stehen viele therapeutische Optionen zur Verfügung, von denen jedoch keine mit hoher Sicherheit empfohlen werden kann, da die Daten zur Wirksamkeit widersprüchlich sind.
EP-02-05:
Integration digitaler Selbsthilfeaktivitäten in die Psychotherapie: zu berücksichtigende Bedingungen
Christiane Eichenberg, Wien (Austria)
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Autor:innen:
Christiane Eichenberg, Wien (Austria)
Felicitas Auersperg, Wien (Austria)
Einleitung: Die COVID-19-Pandemie brachte in vielen Lebensbereichen einen Digitalisierungsschub, so auch in mit psychischen Erkrankungen assoziierte Selbsthilfeaktivitäten. Bereits vor der Pandemie zeigten internationale Studien, dass immer mehr Menschen sich im Internet auf die Suche nach Informationen über psychische Erkrankungen machen; während der Pandemie stieg die Nutzung gesundheitsbezogener Apps um 30%. Die entstehenden Möglichkeiten digitaler Selbsthilfe bieten neben vieler Chancen auch Herausforderungen zwischen Autonomie und Schutz, die auch in der therapeutischen Beziehung reflektiert werden müssen.
Fragestellung: Wie können Psychotherapeuten mit den Online-Selbsthilfeaktivitäten ihrer Patienten umgehen, sodass sie möglichst einen progressiven Beitrag zur Entwicklung des Patienten leisten und gleichzeitig die therapeutische Beziehung stärken und nicht irritieren?
Methode: Systematische Literaturrecherche zu Nutzungsweisen digitaler Selbsthilfeangebote und den Einfluss auf laufende Psychotherapien.
Ergebnisse: Aus der Literaturrecherche ergeben sich acht Kriterien, die für die Berücksichtigung digitaler Selbsthilfetätigkeit von Patienten zentral sind und als Empfehlung für Psychotherapeuten gelten können. Denn anhand dieser Kriterien kann entschieden werden, ob und wenn ja welche Form der digitalen Selbsthilfe für den Patienten funktional oder dysfunktional sein kann. Dazu zählen: Medienanamnese, Biografische Erfahrungen, Persönlichkeitsakzentuierung, Störungsspezifische Symptome, Behandlungsphase, Strukturniveau, Medienkompetenz und -reflexion sowie die eigenen Grenzen des Therapeuten.
Fazit: Psychotherapieprozessstudien müssen zeigen, ob diese Kriterien dazu geeignet sind, den Einfluss digitaler Selbsthilfeaktivitäten auf den Behandlungserfolg bzw. -misserfolg vorherzusagen.
EP-02-06:
Social problems and sociomedical treatment in psychodynamic therapy and behavior therapy
Beate Muschalla, Braunschweig (Germany)
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Autor:innen:
Beate Muschalla, Braunschweig (Germany)
Michael Linden, Berlin (Germany)
Background:
As many mental disorders take a chronic course and are therefore associated with participation restrictions, psychotherapy should follow a bio-psycho-social concept, as outlined in the ICF (International Classification of Disability, Impairment and Health), and target disorders of function, capacity limitations, barriers of context and participation restrictions. This requires sociomedical measures like multidimensional and interdisciplinary treatment, work oriented activities, and support in daily life.
Method:
A total of 131 psychodynamic (N=57) and cognitive behavior therapists (N=73) were interviewed in reference to at least two patients whom they recently had seen (i.e. 322 case vignettes altogether). They reported the type and degree of capacity limitations (Mini-ICF-APP, Linden et al., 2009) and participation restrictions (IMEP, Linden et al., 2018a; Deck et al., 2007) they have seen in their patients. Additionally, the therapists were asked for social-medicine interventions they have done or see indicated in their patients (Rehabilitation Checklist, Linden et al., 2018b).
Results:
The type of patients in psychodynamic and cognitive behavior therapy is similar: They are similarly in mid age (42 years), more than half are employed in the general labor market. They have chronic mental health problems, prognosis of remission is limited, and ability to work is foreseeable impaired in about half of patients, which speaks for the need of sociomedical support. The rate of sociomedical treatments is significantly different between psychotherapy schools, with more respective interventions by cognitive behavior therapists.
Conclusion:
The data suggest that the assignment of patients to different psychotherapies, the treatment concepts, and the education of therapists should get proper attention under a sociomedical perspective.
EP-02-07:
Evaluation eines verhaltenstherapeutischen Gruppentherapieprogramms für Erwachsene mit ADHS
Simone Heine, Leipzig (Germany)
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Autor:innen:
Simone Heine, Leipzig (Germany)
Cornelia Exner, Leipzig (Germany)
ADHS im Erwachsenenalter ist neben den Kernsymptombereichen Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität und Hyperaktivität/Unruhe, durch affektive Dysregulation und einen Mangel an Organisation und Planung gekennzeichnet. Die komplexe Symptomatik ist ein bedeutsamer Risikofaktor für die Entwicklung komorbider Störungen und führt zu Einschränkungen in wichtigen Lebensbereichen. Da trotz medikamentöser Behandlung häufig signifikante Restsymptome vorhanden bleiben, empfehlen die Leitlinien zur Behandlung der ADHS eine Kombinationsbehandlung bestehend aus Psychopharmaka und Psychotherapie.
Ziel der laufenden Studie ist die Evaluation einer Kognitiven Verhaltenstherapie für Erwachsene mit ADHS, die trotz stabiler Medikation klinisch relevante Symptome zeigen. Dabei wird dessen Wirksamkeit, Akzeptanz und Umsetzbarkeit im Gruppensetting untersucht. Insgesamt sollen 30 Erwachsene in einem kombinierten Eigenwarte-Kontrollgruppen-Design zu fünf Messzeitpunkten (versetzte wiederholte Baseline-Erhebung, Mitte, Ende und 3 Monate nach der Gruppentherapie) untersucht werden.
Die Verlaufsmessung erfolgt multimodal mittels primärer (Selbstbericht (CAARS) und sekundärer Outcomes (ADHS Untersucherurteil (Wender Reimherr Interview), Depressivität, Selbstwert, Selbstwirksamkeit, neuropsychologische Kennwerte). Des Weiteren wird die Anwendung vermittelter Psychotherapiestrategien im Alltag der Patienten mittels Smartphone erfasst. Die statistische Auswertung erfolgt anhand hierarchisch linearer Modelle (HLM). Derzeit liegen Daten von 15 Patient*innen vor. Die bisherigen Ergebnisse zeigen einen signifikanten Rückgang der ADHS-Symptomschwere und Depressivität im Therapieverlauf sowohl aus Patienten- als auch aus Untersuchersicht. Der Datensatz ist noch nicht vollständig ausgewertet. Zum Zeitpunkt der Tagung können die Ergebnisse einer größeren Stichprobe vorgestellt.
EP-02-08:
Chronizität bei Patienten in ambulanter Psychotherapie - Ergebnisse einer versorgungsepidemiologischen Studie
Michael Linden, Berlin (Germany)
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Autor:innen:
Michael Linden, Berlin (Germany)
Julia Solvie, Berlin (Germany)
David Schymainski, Berlin (Germany)
Hintergrund: Psychische Erkrankungen nehmen in vielen Fällen naturgegeben einen chronischen Verlauf und gehen daher regelhaft auch mit Behinderungen und/oder Teilhabestörungen einher. Dies bedeutet, dass die Therapie sowohl den Langzeitverlauf, wie auch die sozialmedizinischen Probleme berücksichtigen muß. Dies gilt im Prinzip auch für Patienten in Psychotherapie. Allerdings gibt es bislang keine verläßlichen Daten über den Anteil chronischer Störungen in der ambulanten Richtlinienpsychotherapie.
Methode: Im Rahmen einer versorgungsepidemiologischen Studie berichteten 131 Psychotherapeuten (43,5% tfP, 55,7% VT) über 322 zuletzt behandelte Patienten.
Ergebnisse: Die Erkrankungsdauer der Patienten war bei 99% Patienten länger als 1 Jahr und bei 54.5% länger als ein Jahrzehnt. Nach Urteil der Therapeuten lag bei 79% eine chronische bzw. rezidivierende Langzeiterkrankung vor. Bei etwa 25% lagen erhebliche Teilhabeeinschränkungen in Alltagsaktivitäten, Freizeit, persönlichen Beziehungen und Arbeit vor. Die Therapeuten erwarteten in 20.3% keine Besserung durch die Therapie, in 58.5%, eine Response und in 21.2% eine Remission.
Schlussfolgerung: Die Daten zeigen, dass Richtlinienpsychotherapeuten nahezu ausschließlich Menschen mit Langzeiterkrankungen und Teilhabeeinschränkungen behandeln, d.h. Behinderungen nach SGB IX, §2. Dies hat unmittelbare Konsequenzen für die Durchführung der Psychotherapie. Therapieziel kann in der Regel nicht eine Heilung, sondern nur eine Symptomminderung und Verbesserung der Krankheitsbewältigung sein. Es müssen auch die sozialmedizinischen Behandlungserfordernisse in der Psychotherapie aufgegriffen werden. Es bedarf zudem einer Koordinierung mit der Grundversorgung, da diese Art von Patienten auch nach Ende einer Richtlinienpsychotherapie mit langfristiger Perspektive therapeutisch weiterbetreut werden müssen.
EP-02-09:
Konzept und Evaluation der Naturtherapie in der stationären psychosomatischen Behandlung
Thilo Hinterberger, Regensburg (Germany)
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Autor:innen:
Thilo Hinterberger, Regensburg (Germany)
Frank Rihm, Bad Kissingen (Germany)
Einleitung: Zur Ergänzung eines multimodalen psychosomatischen Behandlungskonzeptes wurden zwei Gruppenangebote entwickelt, welche die Therapie in und mit der Natur ermöglichen.
Das Angebot „Heilraum Natur“ dient Patient*innen mit mäßigem bis desintegriertem Integrationsniveau. Hier steht die Bildung neuer Ich-Strukturen unter Zuhilfenahme der Natur als Ressource im Mittelpunkt des therapeutischen Geschehens.
Das Angebot „Natur als Spiegel“ wendet sich hingegen an Patient/innen mit mäßigem bis gutem Integrationsniveau. Hier liegt der therapeutische Schwerpunkt auf der Aktivierung innerpsychischer Konflikte im Zusammenhang mit der Natur.
Die Angebote finden wöchentlich jeweils 165 Minuten statt.
Methode: Zur Evaluation der speziellen Wirksamkeit der Naturtherapie wurde ein Fragebogen mit 11 Items entwickelt, der bei Entlassung von 233 Patient/innen ausgefüllt wurde. Der Fragebogen wurde hinsichtlich seiner statistischen Kenngrößen validiert. Er mündete in einen Faktor mit Cronbachs Alpha von 0.93.
Ergebnisse: Verbesserungen in unterschiedlichen Aspekten durch die Naturtherapie konnten mit z=7.29 (p < .001, n=233) bestätigt werden. Dies galt auch einzeln für die beiden Angebote, welche sich in ihrer Bewertung nicht signifikant unterschieden. Eine Reduktion der Itemanzahl von 11 auf 4 Items konnte bei einer Korrelation von 0.96 mit dem Gesamtwert erzielt werden.
Auch der Gesamttherapieerfolg zeigte für die Gruppe mit Naturtherapie (N=199) im Vergleich zur Gesamtpatientenpopulation (N=2572) einen größeren Anteil an psychischer Verbesserung (97% vs. 88%). Für die Symptombelastung nach ISR ist die Besserungsrate mit 85% gegenüber 82% leicht höher.
Diskussion/ Schlussfolgerung: Sowohl in der Selbsteinschätzung, als auch im Therapeutenrating zeigen die naturtherapeutischen Angebote einen positiven Effekt auf den stationären psychosomatischen Behandlungserfolg. Der hierfür entwickelte Fragebogen erwies sich als ein valides Zusatzinstrument in der Qualitätssicherung.
EP-02-10:
Der Einfluss der Affinität zum Serotonintransporter auf das Antidepressiva-assoziierte Blutungsrisiko
René Zeiss, Ulm (Germany)
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Autor:innen:
René Zeiss, Ulm (Germany)
Maximilian Gahr, Ulm (Germany)
Einleitung
Antidepressiva scheinen in zahlreichen Beobachtungsstudien mit einem erhöhten Blutungsrisiko, insbesondere für gastrointestinale Blutungen, aber auch für z.B. intrakranielle Blutungen assoziiert zu sein. Die Pathomechanismen sind bislang nicht ausreichend verstanden, eine mögliche Erklärung könnte in der Serotonindepletion der Thrombozyten begründet liegen. Das Ziel dieser Arbeit ist eine Untersuchung des möglichen Zusammenhangs zwischen der Affinität zum Serotonintransporter (SERT) und dem Auftreten von Blutungsereignissen mit Hilfe der quantitativen Signaldetektion in Kombination mit pharmakodynamischen Daten.
Methoden
Wir führten eine Dysproportionalitätsanalyse mit Daten der weltgrößten Spontanmeldedatenbank für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, VigiBase, durch. Es wurde ein sogenannter “case/non-case”- Ansatz verwendet, als “cases” wurden alle UAW-Berichte definiert, die im Zusammenhang mit dem MedDRA-Begriff “SMQ Blutungen” gemeldet wurden, alle anderen Meldungen wurden als “non-cases” definiert. Zur Verminderung des “competition bias” wurden die Daten nach Meldungen, welche im Zusammenhang mit Substanzen aus der Gruppe “ATC B01 - Antithrombotische Mittel” stehen, vor der Analyse gefiltert. Wir berechneten den Korrelationskoeffizienten nach Pearson zwischen der SERT-Affinität (pKi) und den Reporting Odds Ratio (ROR).
Ergebnisse
Es fand sich eine Korrelation zwischen den ROR und pKi. Der berechnete Korrelationskoeffizient zeigte eine statistisch signifikante Assoziation r(22) = .63, p = 0,00097
Fazit
Wir konnten eine signifikante Assoziation zwischen dem Blutungsrisiko unter Antidepressiva und der Rezeptoraffinität zum SERT finden, was die Hypothese der Bedeutung des Grades der Wiederaufnahmehemmung für das AD-assoziierte Blutungsrisiko weiter stärkt. Für den klinischen Alltag sollten Patienten, welche einem erhöhten Blutungsrisiko ausgesetzt sind, Antidepressiva mit einer geringen Affinität zum SERT erhalten.
EP-02-11:
abgesagt: Enhanced Psychotherapy – Smarte Sensorik bei der Telepsychotherapie zur Behandlung der Zwangsstörung im Kindes- und Jugendalter (SSTeP-KiZ)
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Autor:innen:
Annette Conzelmann, Tübingen (Germany)
Karsten Hollmann, Tübingen (Germany)
Winfried Ilg, Tübingen (Germany)
Enkelejda Kasneci, Tübingen (Germany)
Heinrich Lautenbacher, Tübingen (Germany)
Michael Menth, Tübingen (Germany)
Christian Ernst, Hohenheim (Germany)
Gottfried Barth, Tübingen (Germany)
Tobias Renner, Tübingen (Germany)
Fragestellung: Telemedizinische Interventionen ermöglichen die Verbesserung der verhaltenstherapeutischen Behandlung der Zwangsstörung, da Therapien im unmittelbaren häuslichen Umfeld der Patienten durchgeführt werden können, was eine validere Symptomaktualisierung erlaubt. Zudem wird deutschlandweit der Zugang zu Experten ermöglicht. In einer Vorstudie konnte unsere Arbeitsgruppe die Effizienz des Einsatzes von telemedizinischen Zugängen zeigen. SSTeP-KiZ zielt auf die Weiterentwicklung der telemedizinischen Behandlung von Zwangsstörungen durch Einsatz modernster Sensortechnologie im Alltag der Patienten ab. Durch die Kombination unterschiedlicher Sensormodalitäten sollen relevante emotionale Zustände der Patienten wie Angst und Stressreaktionen zuverlässig während der Therapiesitzung mit Expositionen quantifiziert werden.
Methodik: Das Therapiesystems wird an 10 gesunden Kindern und 6 Kindern mit einer Zwangsstörung (12-18 Jahre) etabliert. Anschließend folgt die Evaluation des Systems durch die Behandlung von 20 Kindern mit Zwängen (12-18 Jahre). Während den 14 wöchentlichen online-Therapiesitzungen werden das Blickfeld der Patienten über Eyetracker, Maße für Stressreaktionen über Herzrate und Pupillometrie sowie Bewegungsmaße für Annäherungs- Vermeidungsverhalten erfasst. Durch einen KI-Ansatz werden diese Indikatoren integriert und dem Therapeuten zur Optimierung des Therapieprozesses online rückgemeldet. App-basiert werden tägliche Symptome durch Patienten und Eltern erhoben und aufbereitet im Therapieprozess genutzt.
Erwartete Ergebnisse: Wir erwarten eine gute Machbarkeit und eine deutliche Symptomreduktion durch diesen therapeutischen Ansatz sowie die Chance, das System für die breite klinische Anwendung nutzbar zu machen.
Diskussion und Schlussfolgerung: Durch SSTeP-KiZ können Einschränkungen von Internet-basierten Interventionen (z. B. erschwerte Sichtverhältnisse) überwunden werden. Eine Ausweitung auf andere Störungsbilder ist geplant.
EP-02-12:
Was uns bewegt – Motive für die Sport- und Bewegungstherapie während der Behandlung von psychischen Erkrankungen
Iris T. Graef-Calliess, Wunstorf (Germany)
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Autor:innen:
Katrin Friedrich, Sehnde (Germany)
Julia Krieger, Sehnde (Germany)
Cassandra Anissa Penkov, Sehnde (Germany)
Marcel Wendt, Sehnde (Germany)
Iris T. Graef-Calliess, Wunstorf (Germany)
Marc Ziegenbein, Sehnde (Germany)
Einführung
Sport und Bewegung können bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen therapeutisch wirksam sein. Zudem wirken sie einem sedentären Lebensstil entgegen und beugen dadurch den damit verbundenen schädlichen Gesundheitsfolgen vor. Aktuelle Daten aus Deutschland deuten allerdings an, dass mit ca. 23 % nur eine Minderheit von Patient*innen Bewegungstherapien während ihrer Behandlung in Anspruch nimmt. Es besteht somit Forschungsbedarf, die motivationalen Aspekte im Versorgungsalltag für diese Therapieform zu untersuchen. Da Männer und Frauen sich in ihrer Motivation für körperliche Aktivität unterscheiden, sind mögliche Geschlechterunterschiede zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie Motive und Ziele für die Bewegungstherapie während der Behandlung von psychischen Erkrankungen.
Methode
Seit Mai 2021 werden in einem psychotherapeutischen und psychosomatischen Fachkrankenhaus mithilfe eines diagnostischen Fragebogens (Berner Motiv und Zielinventar für den Freizeit- und Gesundheitssport) Motive von Patient*innen für die Bewegungstherapie erfasst. Befragt werden volljährige Personen mit unterschiedlichen psychiatrischen Diagnosen, die eine teil- oder vollstationäre Behandlung aufgenommen haben. Erfasst werden die Motive Kontakt, Figur, Wettkampf, Ablenkung, Gesundheit, Fitness, Ästhetik und Risiko.
Ergebnisse
Die vorläufigen Ergebnisse der Studie geben Aufschluss über die Ausprägung der einzelnen Motive für die Bewegungstherapie bei Patient*innen mit psychischen Erkrankungen. Geschlechterunterschiede werden inferenzstatistisch analysiert.
Schlussfolgerung
Die Analyse relevanter Motive bietet erste Anhaltspunkte für eine patientenorientierte Weiterentwicklung der Bewegungstherapie in der psychiatrischen Versorgung. Für die Aufnahme und Aufrechterhaltung eines langfristig körperlich aktiven Lebensstils ist es von Bedeutung, auch individuelle Motive zu berücksichtigen, die über rein gesundheitliche Aspekte hinausgehen.
EP-02-13:
Stabile Symptomreduktion und Kontrolle unerwünschter Wirkungen bei Behandlung mit Cariprazin
Thomas Knödlseder, Ulm (Germany)
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Autor:innen:
Helge Müller, Herdecke (Germany)
Filip Lazar, Herdecke (Germany)
Sebastian Moeller, Herdecke (Germany)
Thomas Knödlseder, Ulm (Germany)
Stabile Symptomreduktion und Kontrolle unerwünschter Wirkungen bei Behandlung mit Cariprazin
Einführung
Es wird der Fall einer 34-jährigen Patientin mit paranoid-halluzinatorischer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis berichtet. Komorbid liegt eine durch die Vormedikation getriggerte Adipositas per magna (BMI 34.5) vor.
Methode
Die Patientin wurde stationär behandelt. Während der Behandlung erfolgte eine Umstellung der Medikation auf eine Monotherapie mit Cariprazin und eine begleitende Ernährungsberatung und Sporttherapie. Es erfolgten regelmäßige Labor-und EKG-Kontrollen, das psychopathologische outcome wurde psychometrisch erfasst.
Ergebnisse Sowohl positive, als auch negative Symptome der Schizophrenie besserten sich. Über den stationären und ambulanten Bebachtungsverlauf kam es zu einer erheblichen Gewichtsreduktion (-16 kg).
Schlussfolgerung
Das atypische Antipsychotikum Cariprazin scheint aufgrund des besonderen Wirkprofils insbesondere für die Behandlung schizophrener Patienten mit komorbider Adipositas als Alternative geeignet.