Autor:innen:
H. Bartos (Marburg, DE)
M. Kodré (Marburg, DE)
A. Mahnken (Marburg, DE)
S. Diez (Erlangen, DE)
H. Müller (Marburg, DE)
Einleitung: Erweiterte äußere Liquorräume können mit einer schlechteren neurologischen Entwicklung assoziiert sein. Insbesondere unreife Kinder können erweiterte Liquorräume aufweisen. Die Erfassung dieser Kinder ist wesentlich, da man sie dann im Verlauf neurologisch beobachten sollte. Deshalb ist das Ziel dieser Studie, zu erfassen, welche Frühgeborene ein erhöhtes Risiko für erweiterte äußere Liquorräume haben.
Patienten und Methodik: Es wurden 186 Frühgeborenen (FG), die in den Jahren 2019 und 2020 in der neonatologischen Abteilung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Marburg betreut wurden, in die Studie eingeschlossen und bei den Schädelsonographien die Weite der äußeren Liquorräume analysiert.
Ergebnisse: Die 186 FG hatten bei Geburt ein Gewicht zwischen 480 und 4320 g (Median: 2160 g) und ein Gestationsalter von 24,0 - 36,9 SSW (Median: 34,6 SSW). 9 Kindern hatten eine erstgradige und 2 Kinder eine zweitgradige intraventrikuläre Hämorrhagie (IVH), eine höhergradige IVH oder periventrikuläre Leukomalazie trat nicht auf. Es wurden jeweils die äußeren Liquorräume in den üblichen Messebenen gemessen. Die interhemisphärische Weite (IHW) betrug bei allen 186 FG im Median 2,1 mm (Bereich: 0,3 - 7 mm). Wenn man das Kollektiv nach dem Gestationsalter bei Geburt unterteilt, so beträgt die mediane IHW bei FG < 30 SSW 2,3 mm (Bereich 0,6 - 4,4 mm), bei FG 30-34 SSW 2,1 mm (Bereich 0,3 - 7 mm) und bei FG 35 - 36 SSW 2,1 mm (Bereich 0,7 - 4 mm). Die mediane kraniokortikale Weite (KKW) rechts war bei allen Kindern 2,3 mm (Bereich: 0 - 7,1 mm) und links 2,5 mm (Bereich: 0 - 8,5 mm). Die rechte und linke KKW war bei den Untergruppen gemäß SSW folgendermaßen (Median, Bereich): < 30 SSW: rechts 3,1 mm (1,1 - 5,4 mm), links 2,9 mm (1,4 - 5,7 mm); 30 - 34 SSW: rechts 2,4 mm (0 - 7,1 mm), links 2,5 mm (0 - 8,5 mm); 35-36 SSW: rechts 2,2 mm (0,7 - 6,3 mm), links 2,3 mm (0,6 - 6,5 mm). Die sinukortikale Weite (SKW) rechts und links war bei allen Kindern im Median jeweils 2,9 mm (Bereich: rechts 0 - 7,6 mm, links 0 - 9 mm). In den Untergruppen war die SKW folgendermaßen (Median, Bereich): < 30 SSW: rechts 3,3 mm (1,6 - 6,7 mm), links 3,1 mm (1,4 - 4,9 mm); 30 - 34 SSW: rechts 2,9 mm (0 - 7,6 mm), links 2,9 mm (0 - 9 mm); 35 - 36 SSW: rechts 2,9 mm (0,6 - 6 mm), links 2,8 mm (1,3 - 5,8 mm).
Diskussion: Als Risiko-Patienten für das Auftreten von erweiterten Liquorräumen gelten die sehr unreifen Frühgeborenen, was oft mit einer Hirnatrophie in Verbindung gebracht wird. Diese Studie macht deutlich, dass auch Frühgeborene mit einem Gestationsalter zwischen 30 und 36 SSW erweiterte äußere Liquorräume haben können und dass man dies bei der sonographischen Diagnostik im Blick haben sollte.