Autor:innen:
A. Pfetzing (Bochum, DE)
T. Lücke (Bochum, DE)
A. Reinersmann (Bochum, DE)
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – das ist nicht nur Schwerpunkt dieses Kongresses, sondern auch zentral in der Forschung zur Entwicklung einer kindgerechten klinischen Behandlung. Um da-bei die Rechte von Kindern zu wahren, ist unter anderem eine kindgerechte und gemäß der geisti-gen Reife des Kindes verständliche Forschungsaufklärung sowie ein informiertes Einverständnis der Kinder erforderlich. Hierauf weisen auch die UN-Kinderrechtskonvention oder das deutsche Arz-neimittelgesetz hin. Doch wie werden die Kinderrechte diesbezüglich in Deutschland gewahrt? Die-se Studie untersucht, wie gut Kinder Forschungsaufklärungen unter der aktuellen Aufklärungspraxis in Deutschland verstehen, um Empfehlungen zur Verbesserung zukünftiger Aufklärungen zu entwi-ckeln.
Laut Studienlage werden Aufklärungen von Kindern nicht vollständig verstanden (1,2,3,4,5,6,7,8), wobei laut Forschungslage das Verständnis bestimmter Inhalte abhängig vom Kindesalter ist (1,3,5). Unbe-nommen ist, dass einzelne Aufklärungsinhalte mit höherer Priorität verstanden werden sollten als andere (5). Die Ergebnisse der insgesamt sehr veralteten und oftmals methodisch unzureichenden Studienlage hierzu sind jedoch diskrepant.
In der vorliegenden Studie wird das Aufklärungsverständnis von Kindern und ihren Eltern unter-sucht. Zugleich werden die deutschen Ethikkommissionen befragt, ob diese eine Priorisierung im Verständnis verschiedener Aufklärungsinhalte vornehmen.
Methode: Das Aufklärungsverständnis der Kinder wird mittels strukturierter Interviews zu den Auf-klärungen dreier klinischer Studien der Universitätskinderklinik Bochum (Altersgruppe 9-11 und 12-14 Jahre) erfasst. Das Verständnis der dazugehörigen Eltern wird mittels eines Fragebogens getes-tet. Dabei wird jeweils das Verständnis der einzelnen Aufklärungsinhalte geprüft. Diese sind auf Basis der Literaturrecherche vordefiniert: Ziel der Studie, Untersuchungsablauf, Risiken sowie Vor-teile für den Teilnehmenden, Nutzen für andere Personen, Rolle als Proband, Freiwilligkeit, Daten-schutz/Verschwiegenheit. Mittels eines Online-Fragebogens an die Ethikkommissionen der deut-schen Universitätskliniken wird erfragt, ob und wenn ja welche Priorisierung dieser Aufklärungsin-halte je Altersgruppe vorgenommen wird.
Ergebnisse: Der Vortrag wird erste Zwischenergebnisse beider Befragungen vorstellen. Aus der Kinderstudie werden zu September ca. 15 Eltern-Kind Dyaden vorliegen. Wir erwarten, dass kon-krete Inhalte wie beispielsweise Beschreibungen des Untersuchungsablaufs besser verstanden werden als abstrakte Inhalte wie beispielsweise der Datenschutz.
Die Befragung der Ethikkomissionen (N=35) wird im September abgeschlossen sein. Wir erwarten eine Aussage zur Priorisierung im Verständnis von Aufklärungsinhalten. Wir werden diese Priorisie-rung den am besten verstandenen Ergebnissen der Kinderstudie gegenüberstellen.