Autor:innen:
K. Drommelschmidt (Essen, DE)
T. Mayrhofer (Stralsund, DE)
A. Stein (Essen, DE)
B. Hüning (Essen, DE)
B. Schweiger (Essen, DE)
U. Felderhoff-Müser (Essen, DE)
S. Sirin (Zürich, CH)
Zielsetzung
Sehr kleine Frühgeborene (≤32. Schwangerschaftswoche (SSW)) haben ein hohes Risiko für ein schlechtes neurologisches Outcome. Es konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden, dass eine MRT-Untersuchung am errechneten Termin eine prognostische Einschätzung des späteren neurologischen Outcomes bei Frühgeborenen erlaubt.
Ziel dieser Studie war die Bestimmung der Inzidenz pathologischer MRT-Befunde in einem großen, unizentrischem Kollektiv sehr kleiner Frühgeborener.
Material und Methoden
Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der zerebralen MRT-Untersuchungen von sehr kleinen Frühgeborenen, die über einen 10-Jahres-Zeitraum zwischen 2009 und 2018 im Universitätsklinikum Essen untersucht wurden. Die Untersuchungen wurden von 2 Kinderradiologen im Konsensus auf das Vorliegen pathologischer MRT-Befunde untersucht.
Ergebnisse
Von 650 am Universitätsklinikum Essen im Untersuchungszeitraum geborenen Frühgeborenen standen 553 für die Studie am errechneten Termin zur Verfügung (77 verstorben, 13 verlegt, 7 bei neurologischer Grunderkrankung aus der Studie ausgeschlossen). Von diesen 553 Frühgeborenen erhielten 507 (91,7%) eine MRT-Untersuchung am errechneten Termin (172 von 177 unter der 28. SSW (97,2%), 335 von 376 28-32. SSW (89,1%)). Insgesamt wurden bei 115 Frühgeborenen (22,6%) schwerwiegende pathologische Befunde erhoben (34,9% <28. SSW, 16,4% 28.-32. SSW, war das statistisch signifikant unterschiedlich?). Eine IVH war signifikant häufiger bei Frühgeborenen <28. SSW (31,9%) als bei Frühgeborenen 28-32. SSW (9%, P<0,001), ebenso das Vorliegen einer zerebellären Blutung (18,0% vs. 6,6%, p<0.001). Die Häufigkeit des Vorliegens perivenrikulärer Zysten war nicht signifikant unterschiedlich (4,6% vs. 2,7%), wie auch das von „Punctate lesions“ (12,8% vs. 20,9%).
Zusammenfassung
Aufgrund der nur geringen Ausschlussquote, insbesondere im Kollektiv der Frühgeborenen < 28. SSW über einen 10-Jahres-Zeitraum, konnten in der vorliegenden Studie Inzidenzen pathologischer MRT-Veränderungen am errechneten Termin bestimmt werden. Dies ist die Grundlage zu weiterführenden Auswertungen, auch in Korrelation mit dem späteren neurologischen Outcome. Zusätzlich ermöglichen diese Werte eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Standorte bzw. neonataler Settings.