Autor:innen:
C. Spiegler (Karlsruhe, DE)
L. Burgard (Karlsruhe, DE)
S. Jansen (Karlsruhe, DE)
A. Brettschneider (Karlsruhe, DE)
R. Ensenauer (Karlsruhe, DE)
A. Straßburg (Karlsruhe, DE)
T. Heuer (Karlsruhe, DE)
Einleitung: Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und das Netzwerk „Gesund ins Leben“ empfehlen die Supplementierung mit 400–500 IE (10–12,5 µg) Vitamin D pro Tag bis zum zweiten erlebten Frühsommer eines Kindes, da im Säuglingsalter neben einer geringen Vitamin D-Zufuhr über Lebensmittel und Humanmilch auch die Sonnenlichtexposition und damit die endogene Vitamin D-Synthese niedrig ist [1, 2]. Vor diesem Hintergrund wird die Vitamin D-Zufuhr über Lebensmittel und Supplemente sowie die Verwendung von Vitamin D Supplementen von Säuglingen im zweiten Lebenshalbjahr in Deutschland untersucht.
Methoden: Die Auswertungen basieren auf Daten von 118 Säuglingen im Alter von 6–11 Monaten aus der Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL), die von 2014 bis 2017 vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als Modul der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts durchgeführt wurde [3]. Der Lebensmittelverzehr und die Einnahme von Supplementen wurde über Wiegeprotokolle (3+1 Tage) erhoben. Die Berechnung der Nährstoffzufuhr erfolgte auf Basis des Bundeslebensmittelschlüssels 3.02, LEBTAB und einer Supplementdatenbank des BfR.
Ergebnisse: Die Vitamin D-Zufuhr über Lebensmittel betrug mit 4,7 µg/Tag bei Jungen bzw. 3,5 µg/Tag bei Mädchen weniger als 50 % des D-A-CH-Referenzwertes für Säuglinge im zweiten Lebenshalbjahr (10 µg/Tag) [4]. 51,7 % der Säuglinge erhielten Vitamin D-Supplemente. Bei ihnen lag die Vitamin D-Zufuhr über Lebensmittel und Supplemente oberhalb des Referenzwertes (Jungen: 13,9 µg/Tag, Mädchen: 13,5 µg/Tag). Vitamin D wurde entweder als Mono- oder als Kombipräparat mit Fluorid entsprechend der empfohlenen Dosierung verabreicht (Median, 10. und 90. Perzentile jeweils 12,5 µg). Von den Säuglingen mit Einnahme von Vitamin D-Präparaten erhielt die Hälfte diese an allen vier protokollierten Tagen. Bei etwa einem Drittel erfolgte die Supplementierung zwar während der ersten drei Protokolltage, jedoch zeigte sich am vierten Protokolltag, der mit einem zeitlichen Abstand von zwei bis acht Wochen folgte, keine Supplementierung mehr.
Schlussfolgerung: Vitamin D ist ein kritischer Nährstoff im Säuglingsalter. Um die Empfehlung zur Nährstoffzufuhr zu erreichen, ist eine Supplementierung erforderlich. Diese erfolgte jedoch nur bei der Hälfte der Säuglinge im zweiten Lebenshalbjahr. In der Beratung der Eltern sollte deshalb weiterhin die grundsätzliche Notwendigkeit einer Vitamin D-Supplementierung bei Säuglingen kommuniziert werden. Dabei ist die Wichtigkeit der Fortführung der Vitamin D-Supplementierung bis zum zweiten erlebten Frühsommer des Kindes entsprechend der Empfehlung der DGKJ verstärkt hervorzuheben.