Autor:in:
R. Eyermann (Berchtesgaden, DE)
Hintergrund: Jetzt stabil aber auf sehr hohem Niveau wachsen stetig übergewichtige Kinder mit erhöhtem Risiko für HKL-Erkrankungen heran. Schuld sind Lebensstil u. nicht greifende Präventionsmaßnahmen.
Methodik: Literaturrecherche PubMed-database
Ergebnis: KiGGS–Studie (Frühjahr 2018) des RKI (KIGGS Welle 2):
Übergewicht: Die Anzahl übergewichtiger bzw. adipöser Kinder bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau, gegenüber den Zahlen der Basiserhebung ist hier allerdings Stabilisierung zu verzeichnen (leichter Anstieg bei Übergewicht inkl. Adipositas von 15,0 % auf 15,4 %, leichter Rückgang bei Adipositas von 6,3 % auf 5,9 %). Der Anteil übergewichtiger Kinder u. Jugendlicher hat sich vs. den 1980er- u. 1990er-Jahren um 50% erhöht.
Körperliche Bewegungszeiten: Auf die von der WHO für Heranwachsende empfohlenen mind. 60 min aktive Bewegungszeit täglich kommen nur 22,4% der Mädchen u. 29,4% der Jungen, gegenüber 25,9 % bzw. 29,7 % im Zeitraum der KIGGS Welle 1. Bewegung nimmt ab Schulalter ab. Mädchen schlechter als Jungen, weitere Verschlechterung mit zunehmendem Alter.
Konsum zuckerhaltiger Getränke: Der Konsum zuckerhaltiger Getränke wie Cola oder Energy Drinks ist rückläufig.
Tabakkonsum: Eine positive Entwicklung ist beim Tabakkonsum zu verzeichnen: Die Zahl der gelegentlichen oder täglichen Raucher zwischen 11 u. 17 Jahren ging auf 7,2 % vs. 21,4 % zum Zeitraum der Basisuntersuchung zurück.
Essentielle HTN: Prävalenz @ 4-5% (Ursache u.a. Adipositas).
Dm2: Prävalenz 2,4/100.000EW. @5% neu gemeldeter Dm-Fälle bei Kindern u. Jugendlichen = @ 180–300 Neuerkrankungen/Jahr.
BARMER:
Typ-2-Diabetes: @ 1 von 100 übergewichtigen Minderjährigen ab der Pubertät hat schon Typ-2-Diabetes.
Bluthochdruck: @ 1/3 aller übergewichtigen Kinder u. Jugendlichen hat Bluthochdruck u. damit ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt u. Schlaganfall. Außerdem schädigt hoher Blutdruck auf Dauer die Nieren u. Augen.
Fettstoffwechselstörungen: @ 1/4 aller übergewichtigen Kinder u. Jugendlichen weist eine Fettstoffwechselstörung auf.
Metabolisches Syndrom: Das MS wird inzwischen nicht mehr nur bei Erwachsenen, sondern schon bei adipösen Minderjährigen beobachtet.
Konklusion: 1. Die HKL-Gesundheit von Kindern u. Jugendlichen ist in den vergangenen Jahren deutlich schlechter geworden, im Gegensatz zum weltweiten Trend bei Erwachsenen. 2. Kinder u. Jugendliche profitieren aber deutlich von Lebensstiländerung (u.a. Benefit BMI, RR, iGT, IMT, PWC, kardiovaskuläres Risiko) durch Gewichtsabnahme, Steigerung körperlicher Aktivität, weniger TV- u. PC-Konsum, Rauchen aufgeben, keine Fehlernährung, ausreichend Obst u. Gemüse.
3. Adipositasprävention bei Kindern ist umso wichtiger, da bei bereits bestehender Adipositas die Effektivität konservativer KG-Reduktionsbehandlungen zwar als evident gilt, konsistente Befunde konservativer Adipositas-Behandlungen (RCTs, Metaanalysen) hinsichtlich KG-Abnahme aber nur ein sehr begrenzt erreichbares Ausmaß belegen.