Autor:innen:
S. Rohleder (Mainz, DE)
C. Oetzmann von Sochaczewski (Bonn, DE)
T. Koenig (Mainz, DE)
A. Heydweiller (Bonn, DE)
Fragestellung:
Der OP-Bereich ist nicht nur wesentliche Erlösquelle und ressourcenintensive Komponente eines Krankenhauses, sondern auch entscheidend an der Ressourcenallokation für die Patientenversorgung beteiligt. Je präziser die Vorhersage von OP-Zeiten möglich ist, desto besser lässt sich nicht nur die Auslastung steuern, sondern auch die Zufriedenheit der Patienten erhöhen, wenn keine Operationen wegen Zeitüberschreitungen abgesagt werden müssen. Die Korrektur von Trichterbrustdeformitäten nach Nuss spielt in nicht wenigen kinderchirurgischen Kliniken eine wesentliche Rolle im OP-Programm und damit auch die Metallentfernung nach abgeschlossener Korrektur. Wir versuchten die OP-Zeit dieser Prozedur anhand der Daten zweier kinderchirurgischer Kliniken zu modellieren.
Material und Methode:
Wir schlossen retrospektiv 266 Metallentfernungen in einem Zeitraum vom 01.01.2009–31.12.2020 die in den teilnehmenden kinderchirurgischen Kliniken durchgeführt wurden ein. Wir erfassten die Prädiktoren Alter, Geschlecht, Anzahl der verwendeten Metallbügel sowie das intraoperative Auftreten von Komplikationen bei der Metallentfernung. Die Dauer der Schnitt-Naht-Zeit wurde mittels linearer Regression aus diesen Prädiktoren errechnet. Die Normalverteilung der Residuen wurde mittels visueller Analyse des Quantil-Quantil-Diagramms sowie der Cook’schen Distanz überprüft.
Ergebnisse:
Von den 265 eingeschlossenen Patienten waren 44 (15,8%) weiblich. Das mittlere Alter betrug 19,4 Jahre (95% Konfidenzintervall: 18,9–19,8) und unterschied sich nicht zwischen den Geschlechtern. Bei 215 (81,1%) Patienten war ein Metallbügel, bei 46 (17,4%) deren zwei und bei 4 (1,5%) Patienten waren drei Metallbügel implantiert worden. Intraoperative Komplikationen bei der Metallentfernung traten bei 6 (2,2%) Patienten auf. Die Schnitt-Naht-Zeit der Metallbügelentfernung betrug im Mittel 56 Minuten (95% Konfidenzintervall: 53–59). In der linearen Regression ließ sich die OP-Dauer mittels der Gleichung „8,5 + 1,4 * Alter in Jahren + 16,6 * Bügelanzahl + 12,6 bei Komplikation + 3,6 bei weiblichem Geschlecht“ vorhersagen. Das Gesamtmodell war statistisch signifikant (F(4,260)=13,33; P < 0,001). Von den Prädiktoren erwiesen sich die Anzahl der Metallbügel (t=5,5; P < 0,001) sowie das Auftreten von Komplikationen (t=2,4; P=0,017) und das Patientenalter (t=3,81; P < 0,001), nicht jedoch das Geschlecht (t=0,95; P=0,34) als relevant.
Diskussion und Schlussfolgerung:
Die Schnitt-Naht-Zeit der Metallentfernung nach erfolgter Trichterbrustkorrektur nach Nuss ließ sich anhand der Anzahl der implantierten Metallbügel, des Patientenalters sowie des Auftretens von intraoperativen Komplikationen vorhersagen. Auch wenn letztere einen relevanten Effekt hatten, so sind sie insgesamt sehr selten und damit deren Auftreten nicht vorhersagbar. Bei der Planung der OP-Zeit für die Metallbügelentfernung sollte daher insbesondere deren Anzahl sowie das Patientenalter berücksichtigt werden.