10:45 Uhr
PS032:
Lactobacillus plantarum 299v erreicht primäre Therapieziele bei Reizdarmpatienten: Signifikante Verbesserung der Gesamtsymptomatik und der Lebensqualität unter Real-World Bedingungen
H. Krammer (Mannheim, DE)
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Autor:innen:
H. Krammer (Mannheim, DE)
M. Storr (Starnberg, DE)
A. Madisch (Frankfurt am Main, DE)
J. Riffel (Mannheim, DE)
Einleitung: Aufgrund der Heterogenität des Beschwerdebildes ist die Therapie des Reizdarmsyndroms individuell und meist symptomorientiert. Die primären Therapieziele sollten immer eine adäquate Verbesserung der Gesamtsymptomatik und der Lebensqualität sein. Als anerkannte Erkrankung mit Störungen der Darm-Hirn-Achse gewinnen Behandlungsstrategien mit spezifischen evidenzbasierten Bakterienstämmen auch in den Leitlinien immer mehr an Bedeutung. Aufgrund der individuellen Strategien und hohen Selbstmedikationsrate durch die Patienten, sollten vorliegende kontrollierte klinische Studien mit Real-World-Daten unter Alltagsbedingungen untermauert werden.
Ziel dieser nicht-interventionellen Studie war es die Wirksamkeit einer längerfristigen Einnahme des in der Reizdarmleitlinie empfohlenen Bakterienstammes Lactobacillus plantarum 299v (LP299V) im Praxis-Alltag zu untersuchen.
Methodik: Über eine maximale Beobachtungsdauer von 12 Wochen wurden prospektiv Daten von 221 Reizdarmpatienten aus bundesweit 25 Zentren erhoben. Die diagnostische und therapeutische Vorgehensweise der Zentren wurde nicht beeinflusst. Die Erhebung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von LP299V (1x10^10 KBE, 1 Kapsel/Tag; Innovall® RDS) erfolgte mittels Patiententagebüchern und ärztlicher Dokumentation bei den Studienvisiten. Studienendpunkte waren u.a. das Erreichen der anerkannten primären Therapieziele.
Ergebnisse: Die Gesamtsymptomatik der Patienten verbesserte sich im Studienzeitraum signifikant (p < 0,05). Nach 4 Wochen Behandlung mit LP299V dokumentierten 52% der Patienten eine adäquate Verbesserung (≙ moderat bis wesentlich) der Gesamtsymptomatik, nach 12 Wochen lag der Anteil bei 83%. Die Lebensqualität verbesserte sich in diesem Zeitraum ebenfalls signifikant (psychisches Wohlbefinden: +110%, Alltagsbeeinträchtigung: -67%; p < 0,01). Parallel mit den primären Therapiezielen wurde eine kontinuierliche und signifikante Reduktion der Häufigkeit und des Schweregrads der typischen Reizdarmsymptome festgestellt, unabhängig vom diagnostizierten Reizdarm-Subtyp. Die Schwere der Abdominalschmerzen sank um 67%, der Diarrhoe um 70%, der Flatulenzen/Meteorismus um 61% und der Obstipation (Subtyp Obstipation) um 79%. Auch der Anteil der Patienten mit dem Gefühl der dringlichen oder unvollständigen Entleerung nahm über 12 Wochen Behandlung hochsignifikant ab (p < 0,001). Insgesamt 94% der Patienten gaben eine gute Verträglichkeit der Therapie mit LP299V an.
Zusammenfassung: Das Mikrobiom als evidenzbasiertes therapeutisches Ziel bei Reizdarmsyndrom hat an Bedeutung gewonnen. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen das Erreichen der primären Therapieziele durch eine Behandlung mit dem Bakterienstamm Lactobacillus plantarum 299v, auch unter Real-Word Bedingungen. Die Daten untermauern die Therapieempfehlung der Leitlinie für eine Behandlung mit LP299V und belegen, dass eine längerfristige Behandlung über 12 Wochen den Therapieerfolg deutlich verstärkt.
10:52 Uhr
PS033:
EUS-geführte Gastrojejunostomie mittels „lumen-apposing metal stent“ (LAMS) mit Bildung einer gastro-kolo-jejunalen Fistel - Therapie mit transkolischer Stentinsertion (repräsentative Kasuistik)
V. Masaryk (Gera, DE)
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Autor:innen:
V. Masaryk (Gera, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
U. Will (Gera, DE)
Zielsetzung:
Es wird über eine AXIOSTM-Stentdislokation ins Kolon mit gastro-kolo-jejunaler Fistel (bisher nicht aufgetretene Komplikation) & endoskopische Lösung durch eine transkolische Einlage eines intestinalen Stents berichtet.
Materialien:
Die EUS-geführte Gastroenteroanastomose mittels LAMS ist eine neue vielsprechende interventionell-endoskopische Methode zur Behandlung der tumorösen Duodenalstenose.
Ergebnisse (Kasuistik):
Ein 78-jähriger Pat. entwickelte infolge eines lokal fortgeschrittenen & metastasierten Pankreas-Ca eine endoskopisch nicht passierbare Tu-Stenose an der Flexura duodenojejunalis mit Retentionsmagen. Das veranlasste zur Anlage einer minimal-invasiven EUS-geführten Gastroenteroanastomose.
Endoskopisch (Propofolsedierung, Dünndarm-Paralyse mittels Buscopan) wurden ca. 1000 ml grünlich-biliäres Sekret gastral abgesaugt. Über die Stenose wurde ein 0,035´´-Draht & drahtgeführt eine 7-Fr.-nasojejunale Sonde zur Dünndarmauffüllung mit NaCl-Lösung & Kontrastmittel(KM) platziert - damit war mittels linearem EUS-Gerät dieser transgastrisch einzustellen, direkt zu punktieren & ein LAMS (20-mm-Hot-AXIOSTM-Stent) zu platzieren.
Die distale (aborale) Tulpe öffnete sich im Dünndarm, was mit einem KM-Abstrom aus dem Dünndarm in den Magen sowie - endoskopisch nachgewiesen - über den Stent bestätigt wurde.
Die transabdominale Sonographie-Kontrolle zeigte einen regelrecht entfalteten Stent mit entleertem Magen. Der Kostaufbau wurde gut vertragen mit Entlassung an d4 postinterventionell.
14 d später stellte er sich notfallmäßig wegen Erbrechens & wässrigen Durchfalls vor (sonographisch erneut gefüllter Magen) - via nasogastraler Sonde entleerte sich bräunlicher, übelriechender Inhalt.
Die Gastroskopie ergab den überraschenden Befund einer AXIOSTM-Fehllage mit Gastro-Kolostomie & breiter Fistel zum Dünndarm am lateralen Rand des AXIOSTM- Stents.
Aufgrund der palliativen Situation mit Peritonealkarzinose wurde nichtoperativ ein 6 cm langer, voll gecoverter intestinaler Stent durch den AXIOSTM über das Kolon bis in den Dünndarm eingelegt. Dadurch konnte die gastrokolische Fistel abgedichtet & eine funktionierende Gastrojejunostomie durch eine (quasi) transkolische Interposition geschaffen werden - Sonographiekontrolle: regelrecht liegende Stents (2 d später Entlassung mit stabiler oraler Nahrungsaufnahme).
Nach 1 Woche erfolgte wegen Unfall-bedingter Verletzungen eine Laparatomie, die ebenso wie die CT-„Trauma-Spirale“ keinen Anhaltspunkt für eine instabile Stentlage bzw. Peritonitis ergab (Tod des Pat. an den Unfallkomplikationen).
Zusammenfassung:
Der Fall demonstriert anschaulich, dass die EUS-geführte Drainage eine anspruchsvolle Methode darstellt, die nur in tertiären Zentren mit hoher Expertise in der interventionellen Endoskopie/EUS & suffizientem viszeralchirurgischen „Back-up“ durchgeführt werden sollte, um auch das Komplikationsmanagement adäquat, wie dargestellt, zu gewährleisten.
11:00 Uhr
PS034:
Intrapylorische Lage der Papilla Vateri und gedeckte Perforation des Gallenganges nach Ballondilatation
V. Masaryk (Gera, DE)
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Autor:innen:
V. Masaryk (Gera, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
U. Will (Gera, DE)
Zielsetzung: Wir berichten über einen Fall mit intrapylorischer Lage der Papilla Vateri mit Choledocholithiasis und Cholangitis bei einer 89-jährigen Patientin mit Verschlussikterus.
Materialien: Die extraanatomische Lage der Papilla Vateri ist eine sehr seltene anatomische Variante und erfordert bei papillenassoziierten pathologischen Läsionen sowie therapeutischen Manipulationen besondere Aufmerksamkeit und Expertise, was hinsichtlich eines repräsentativen diagnostischen Fall- und therapeutischen Vorgehensmanagements veranschaulicht wird.
Ergebnisse (Kasuistik): Nach anspruchsvoller Diagnostik mittels Labor, Sonografie, initialem konservativen ERCP-Versuch, drahtgeführter Duodenoskopie / Gastroskopie wegen Bulbus-duodeni-Verziehung und -Stenosierung sowie Ulcera ad pylorum kam es im Rahmen der interventionell-endoskopischen Steinextraktion nach Ballondilatation als angezeigter Alternative gegenüber der Papillotomie zu einer cholangioskopisch eruierten gedeckten Perforation am Gallengang (ohne detektierbares KM-Extraluminat), die konservativ behandelt werden konnte.
Als Diagnose wurde eine Gallenstein-bedingter Verschlussikterus mit Cholangitis (grenzwertige Cholangiosepsis) und atypische intrapylorische Lokalisation der Papilla Vateri bei Ulcera bulbi duodeni Forrest III und Pylorusverziehung inclusive -stenosierung sowie iatrogene gedeckte Perforation des Gallenganges nach Ballondilatation zur Steinextraktion einer Choledocholithiasis bei Cholecystolithiasis und Cholecystitis konstatiert.
Schlussfolgerung: Bei nicht in der Standardposition auffindbarer Papille ist an eine seltene atypische Lage zu denken. Angegeben werden am häufigsten eine Lage im Bulbus duodeni oder im distalen Teil des Duodenums und seltener intrapylorisch oder im Antrum. Ein Gastroskop bietet für die Letzteren eine deutlich bessere Einstellung. Eine Papillotomie sollte dann vermieden werden, die Ballondilatation ist zu präferieren.
Eine gedeckte Perforation des Gallenganges ist unter engmaschiger klinischer Observation auch konservativ behandelbar.
11:07 Uhr
PS035:
Hoher Stellenwert von Probiotika in der hausärztlichen Versorgung von Divertikelpatienten
M. Gross (München, DE)
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Autor:innen:
M. Gross (München, DE)
U. Beckenbauer (München, DE)
Zielsetzung: Die Behandlung der Divertikelkrankheit ist bei fehlendem kausalen Therapieansatz oft schwierig und teils langwierig. Ziel der Erhebung war es, die Versorgungsrealität in der Behandlung von Divertikelpatienten zu erfassen und die Zufriedenheit mit bestehenden Therapieoptionen zu evaluieren.
Methoden: Im Rahmen einer deutschlandweiten Umfrage wurden 13.790 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte (Allgemeinmediziner, Internisten) postalisch angeschrieben und zur primärärztlichen Versorgung von Patienten mit symptomatischer unkomplizierter Divertikelkrankheit (SUDD) befragt. Die Erhebung enthielt zudem Fragen zur persönlichen Einschätzung der aktuellen Therapieoptionen sowie den Herausforderungen im Praxisalltag.
Ergebnisse: Insgesamt beteiligten sich bundesweit 526 Ärzte an dieser Umfrage. Generell fühlen sich nur 6% der Ärzte über dieses häufige Krankheitsbild ausreichend informiert. Die SUDD-Symptomatik äußert sich am häufigsten in linksseitigen Abdominalschmerzen (66%), Flatulenz (60%) und Obstipation (46%). Zur Differenzierung zwischen einer SUDD und einem Reizdarmsyndrom werden primär der Nachweis von Divertikeln (25%) und die Lokalisation der Schmerzen (21%) herangezogen. Die Ärzte berichteten dennoch, dass die Abgrenzung eine große Herausforderung darstellt (22%). Ca. 40% der Ärzte gaben an, dass bei einem Drittel ihrer SUDD-Patienten ein unzureichender Therapieeffekt vorliegt. Regelmäßig zur Behandlung der SUDD werden Lebensstil- und Ernährungsempfehlungen (45%) sowie Probiotika (30%) eingesetzt. Nur 13% der Ärzte setzen nie Probiotika bei der Divertikelkrankheit ein. 32% der Ärzte gaben sehr gute bis gute Erfahrungen mit Probiotika bei SUDD an, 25% wechselnde, 22% mäßige und nur 3% schlechte Erfahrungen (keine Erfahrungen bei 19% der Ärzte). Über 60% der Ärzte sind mit der Wirkung von Probiotika zufrieden bis sehr zufrieden. Mesalazin wird sehr selten eingesetzt (8%), wird aber als wirksam empfunden (78%).
Nach einer akuten Divertikulitis empfehlen 42% der Ärzte regelmäßig Lebensstilmodifikationen und Ernährungsanpassung, 26% setzen Probiotika ein. Bei Ärzten, die Probiotika selten oder nie einsetzen, liegen die Gründe vor allem in der fehlenden Kostenerstattung durch die Krankenkassen, einer geringen Therapieadhärenz der Patienten aufgrund des langsamen Wirkeintritts und der Schwierigkeit, ein evidenzbasiertes Probiotikum auszuwählen.
Zusammenfassung: In der Theorie wissen die Ärzte zwar, wie sie Reizdarmsyndrom und SUDD unterscheiden können, die Umsetzung in der Praxis ist jedoch oft schwer. Lebensstil- und Ernährungsempfehlungen und Probiotika sind in der Praxis häufig eingesetzte Behandlungsoptionen. Die Mehrzahl der Ärzte ist mit dem Effekt von Probiotika bei der SUDD zufrieden bis sehr zufrieden. Gleichzeitig fühlt sich die Mehrzahl aber nicht ausreichend informiert über evidenzbasierte Behandlungsoptionen und die Bedeutung des Mikrobioms.
11:15 Uhr
PS037:
Manifestation einer Appendicitis als zwar nicht unbekannte, aber ungewöhnliche viszeralmedizinische Nebenwirkung der antiinflammatorischen Therapie einer Colitis ulcerosa mit dem Januskinaseinhibitor Tofacitnib (Xeljanz®)
F. Weber (Magdeburg, DE)
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Autor:innen:
F. Weber (Magdeburg, DE)
C. March (Magdeburg, DE)
R. Croner (Magdeburg, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
Einleitung: Die Etiopathogenese inflammatorischer Folge- od. Begleitphänomene bei Immunmodulation stellt ein anspruchsvolles innovatives Feld dar.
Ziel: Aufgrund klinisch-fallspezif. Managementerfahrungen und einschlägiger selektiver Referenzen der Literatur soll die seltene Fallkonstellation einer akuten Appendicitis als ungewöhnliche Komplikation oder viszerale Nebenwirkung einer immunsuppressiven/antiinflammatorischen Medikation mittels Januskinase(JAK)-Inhibitor bei zugrundeliegender Colitis ulcerosa illustriert werden.
Methode: Wissenschaftl. Fallbericht
Ergebnisse (Kasuistik):
Anamnese: - Jetzig: Ein 52-jähriger Patient stellte sich mit seit 2 d bestehenden krampfartigen Schmerzen im rechten Unterbauch vor; kein Fieber, keine Stuhlunregelmäßigkeiten, kein Erbrechen.
- Eigen: Colitis ulcerosa mit langjähriger immunsuppressiver Therapie (schon 9 Monate Vedolizumab, davor 10 Monate Adalimumab), Fructoseintoleranz, keine Voroperationen, Medikation: Xeljanz® (Tofacitinib, 5 mg 2x1; JAK–Inhibitor für die Subtypen 1-3; PFIZER PHARMA GmbH, Berlin, Deutschland); Mutaflor 1x1.
Klinisch: Es bestand ein Druckschmerz im rechten Unterbauch mit lokaler Abwehrspannung (Mc-Burney/Lanz: +), kein Peritonismus, Psoas-Zeichen: +.
Diagnostik: - Laborchemisch wurden normwertige Leukozyten eruiert (CrP: 25 mg/l).
- Die Sonographie(:) eruierte eine wandverdickte Appendix mit Target-Phänomen und Flüssigkeitsverhalt.
Entscheidungsfindung: Es wurde die Op-Indikation gestellt.
Therapie: Unter perioperativer „single-shot“-Antibiotikagabe mit Unacid erfolgte die notfallmäßige laparoskopische Appendektomie (intraoperativ: klinische Verdachtsdiagnose bestätigt) mit Lavage und Drainageeinlage sowie postoperativer Analgetikaapplikation.
Verlauf: Postoperativ war ein komplikationsloser Verlauf zu verzeichnen, Drainagenentfernung am 2. postoperativen Tag, regelrechter Kostaufbau. Die stationäre Entlassung am erfolgte am 4. postoperativen Tag (ambulante klinische und Laborkontrolle: unauffällig),
Histopathologie: Bestätigung einer ulzero-phlegmonösen, akut-eitrigen Appendicitis mit fibrinös-eitriger Mesenteriolitis.
Procedere: Die immunsuppressive Therapie wurde fortgeführt.
Schlussfolgerung: Basierend auf dem Paradoxon einer pathogenetisch akut-entzündlichen Erkrankung (Appendicitis) bei gleichzeitiger immunsuppressiver/antiinflammatorischer Therapie (JAK-Inhibitor) aufgrund einer Colitis ulcerosa, wird ein außergewöhnlich erscheinender Kasus berichtet, trotzdem die Nebenwirkung formal bekannt ist. Es könnte die Manifestation i) einer immunmodulatorisch herabgesetzten mukosalen Abwehr mit erhöhtem Risiko opportunistischer Infektionen als spezifisch viszeraler “side effect“ des JAK-Inhibitors und/oder als Folge ii) eines/r induzierten alternativen Entzündungsmechanismus/proinflammatorischen Signaltransduktion bzw. einer intestinalen Abflussstörung im Gebiet der A. colica dextra mit konsekutiver Ansammlung nekrotischer Zellen und Aktivierung von Entzündungsmediatoren sein.
11:22 Uhr
PS030:
Endosonografisch(EUS-) gestützte Pankreasgangdrainagen (EU-PD) zur Behandlung der symptomatischen Retentionspankreatitis - eine minimalinvasive Alternative zur erneuten operativen Versorgung bei Patienten mit chirurgisch veränderter Anatomie
F. Meyer (Magdeburg, DE)
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Autor:innen:
T. Büchner (Gera, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
U. Will (Gera, DE)
EINLEITUNG:
Speziell Patienten (Pat.) mit chirurgisch veränderter Anatomie stellen eine Herausforderung bei der endoskopischen Behandlung der symptomatischen Retentionspankreatitis dar, da die Anastomosenregion meist nicht über eine ERCP erreichbar ist. Die EU-PD bietet eine minimalinvasive Alternative zur erneuten operativen Versorgung.
Ziel der Studie war die Untersuchung von Durchführbarkeit, Sicherheit sowie technischem und klinischem Erfolg der EU-PD.
METHODEN:
Nach EUS-gestützter Punktion des Ductus pancreaticus (DP) und anschließender Pankreaticografie wurde ein Draht in den DP eingeführt. Es erfolgte eine Konditionierung des Zugangs mittels Ringmesser sowie Ballondilatation.
Gelang die Drahtpassage über die Anastomosenstenose, wurde diese ebenfalls dilatiert und eine Ringdrainage implantiert.
War die Drahtpassage über die Anastomose nicht möglich, wurde über den transgastrischen Zugangsweg eine retrograde Drainage eingelegt.
Der technische Erfolg wurde definiert als komplikationslose Stenteinlage bzw. regelrechter Kontrastmittel (KM)-Abfluss über die konditionierte Anastomose.
Als klinischer Erfolg wurde eine Beschwerdebesserung sowie ein entstauter DP in der Verlaufssonografie gewertet.
ERGEBNISSE:
Von 2004–2020 wurden 46 Pat. mit V.a. Retentionspankreatitis und chirurgisch veränderter Anatomie einer endosonografischen Intervention unterzogen.
Bei regelrechtem KM-Abfluss über die Anastomose und fehlendem Nachweis einer Anastomosenstenose wurden 10 Pat. aus der Studie ausgeschlossen.
Bei den verbliebenen n=36/46 (78,3 %) Pat. konnte eine Anastomosenstenose nachgewiesen werden und bei n=25/36 Pat. (69,4 %) eine komplikationslose Stenteinlage erfolgen. Bei 3/36 Pat. (8,3 %) zeigte sich nach Konditionierung der Anastomosenregion ein suffizienter KM-Abfluss, sodass auf eine Drainageeinlage verzichtet wurde.
Bei 8/36 Pat. (22,3 %) verblieb alleinig der konditionierte transgastrische Zugangsweg als Fistulotomie bei frustraner Drainageanlage.
Letztlich lag die technische Erfolgsrate bei 75 % (n=27/36). Ein klinischer Erfolg wurde bei 91,6 % (n=33/36) erzielt.
Komplikationen traten bei insgesamt n=6/36 Pat. (Rate: 16,6 %) auf.
SCHLUSSFOLGERUNGEN:
Bei Pat. mit symptomatischer Retentionspankreatitis und chirurgisch veränderter Anatomie bietet die EU-PD eine sichere Alternative zur erneuten operativen Versorgung.
Es kann eine Verbesserung der Lebensqualität bei akzeptablem interventionellen Risiko erzielt werden. Aufgrund des technisch anspruchsvollen Verfahrens sollte eine EU-PD nur in erfahrenen Zentren durchgeführt werden.
11:30 Uhr
PS031:
Endosonographisch(EUS)-geführte transrektale und -kolische Drainagen bei entzündlichen Prozessen – eine neue Therapiemethode bei perkutan unzureichend erreichbaren Infektionsherden
F. Meyer (Magdeburg, DE)
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Autor:innen:
S. Bräuer (Gera, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
U. Will (Gera, DE)
Ziel dieser Arbeit war es, bei konservativ nicht hinreichend therapierbaren entzündlichen Formationen des Abdomens die Machbarkeit & Sicherheit dieses Verfahren als eine neue, minimalinvasive Therapiemethode zu untersuchen.
Methode: Über einen definierten Zeitraum wurden alle konsekutiven Patienten mit EUS-geführter transrektaler & -kolischer Drainagen in diese prospektive unizentrische Beobachtungsstudie zur Beschreibung der „real-world“-Sitruation & Qualitätssicherung am SRH Wald-Klinikum Gera einbezogen. Verwendung fanden gecoverte, selbstexpandierende Metallstents (LAMS; z.B. AXIOS™, Boston Scientific GmbH, Ratingen). Als technischer Erfolg galt die Konnektion des unteren Gastrointestinaltraktes mit einem angrenzenden, flüssigkeitsgefüllten Hohlraum & konsekutiver Abfluss liquiden Materials. Ein innerhalb der transabdominellen Sonographie-Kontrolle kollabierter Abszess sowie regrediente Symptomatik & Abfall der Infektparameter als auch subjektive Besserung wurden als klin. Erfolg definiert.
Ergebnisse: Von 2016-2020 wurden 21 Patienten mittels EUS-geführter transrektaler & -kolischer Drainagen versorgt. Das mediane Alter der Patienten betrug 60 Jahre. Zugrundeliegende Erkrankungen umfassten neben postop. Abszessen u. a. die nekrotisierende Pankreatitis oder Divertikulitis. 95,2 % (n=20/21) der Interventionen wurden technisch erfolgreich durchgeführt, davon waren 95 % (n=19/20) im Verlauf auch klinisch erfolgreich. Prophylaktisch sind in 55 % (n=11/20) zusätzliche Pigtail-Drainagen via AXIOS™ implantiert worden; nach beginnender Okklusion wurde in 10 % der Fälle (n=2/20) re-interventionell die additive Pigtail-Implantation erfolgreich durchgeführt. Wegen eines erneuten Abszesses erhielt ein Patient drei Monate nach erfolgreicher Drainage eine op. Sanierung. Bei 40 % der Patienten (n=8/20) erfolgte vor Intervention eine perkutane Ableitung, die nach EUS-geführter Stentimplantation in allen Fällen obsolet wurde.
Im gesamten Kollektiv ereignete sich eine periinterventionelle Perforation (4,8 %; n=1/21), was als techn. Misserfolg gewertet wurde. In gleicher endoskop. Sitzung konnte die Komplikation mittels OTSC® (Ovesco Endoscopy AG, Tübingen) versorgt werden; eine chir. Intervention wurde nicht notwendig. In einem weiteren Fall wurde nach initial technisch erfolgreicher Anlage eine chir. Revision bei postinterventioneller Peritonitis erforderlich (5 %; n=1/20). Weitere peri- sowie postinterventionelle Komplikationen traten nicht auf.
Die Entlassung in die Häuslichkeit erfolgte median 4,5 d nach Intervention. Die Entfernung der einliegenden Stents wurde im Median 82 d postinterventionell vorgenommen.
Schlussfolgerung: Bei der Anlage einer EUS-geführten, internen Drainage handelt es sich um eine vielversprechende, machbare & relativ sichere Therapiemethode, Entzündungsherde transrektal & -kolisch abzuleiten sowie damit invasivere Eingriffe zu vermeiden. Das Verfahren weist bei geringer Komplikationsrate hohen techn. sowie klin. Erfolg auf.
11:37 Uhr
PS036:
Sigma-Diverticulitis - ungewöhnliche viszeralmedizinische Nebenwirkung der Therapie mit dem antiinflammatorisch wirkenden Januskinaseinhibitor Baricitinib (OlumiantTM) für Rheumatoidarthritis
F. Meyer (Magdeburg, DE)
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Autor:innen:
S. Al-Madhi (Magdeburg, DE)
M. Hinnerichs (Magdeburg, DE)
R. Croner (Magdeburg, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
Einleitung: Inflammatorische Folge- oder Begleitphänomene bei Immunmodulation sind hinsichtlich der Klärung ihrer Etiopathogenese ein anspruchsvolles innovatives Feld.
Ziel: Basierend auf i) gewonnenen klinisch-fallspezifischen Managementerfahrungen und ii) einschlägigen selektiven Referenzen der Literatur, der interessante und bisher eher selten beschriebene Fall eines Patienten mit Sigma-Diverticulitis aufgrund der Komplikation oder der ungewöhnlichen viszeralmedizinischen Nebenwirkung einer laufenden antiinflammatorisch/immunosuppressiv wirkenden Medikation mit einem Januskinase(JAK)-Inhibitor für Rheumatoidarthritis dargestellt werden.
Methode: Wissenschaftlicher Fallbericht
Ergebnisse (Kasuistik):
70-jährige Patientin, die sich wegen seit 24 h progredienten Analschmerzen, beim Sitzen ins Abdomen ziehend, vorstellte.
Anamnese: Rheumatoide Arthritis mit Einstellung auf immunsuppressive Therapie, Osteoporose, Z. n. Extrauteringravidität sowie chronische Gastritis – Vor-Operationen(Op): Cholezystektomie, Varizen-Op, „Total-Op“, Bandscheibenvorfall; Medikation: Olumiant® 2 od. 4 mg (Baricitinib = JAK–Inhibitor für die Subtypen 1 und 2; Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg, Deutschland); Calcilac 1x1; Pantozol 40 mg 1x1).
Klinisch: Reduzierter AZ mit palpatorisch weicher Bauchdecke bei diskretem Druckschmerz im linken Unterbauch sowie palpabler Resistenz.
Diagnostik: Mäßig erhöhte L/CrP, entzündliches Konglomerat im CT und koloskopisch Lumeneinengung wie bei chronischer Diverticulitis.
Therapie: Konservativ mit Nahrungskarenz, Bettruhe, Infusion, Antibiotika (Ciprofloxacin/Metronidazol), OlumiantTM-Pause, späterhin Kostaufbau unter Fallbesprechung im viszeralmedizinischen Ärztekonsil, Konsultation des klinischen Pharmakologen (Empfehlung: Meldebogen für unerwünschte Arzneimittelnebenwirkung) und ausführliches Patientengespräch.
Verlauf: Nach 5 d (sukzessiver Kostaufbau unter deutlicher klinischer Besserung) wurde die Patientin in die hausärztliche Weiterbetreuung entlassen unter direkter Information an den Weiterbehandler.
Schlussfolgerung: Es handelt sich um die erstmalig beschriebene Nebenwirkung unter dem „Paradoxon“, dass eine entzündliche Manifestation (Sigma-Diverticulitis) unter antiinflammatorischer Medikation (JAK-Inhibitor) auftritt. Die inflammatorische Reaktion ist möglicherweise als Nebenwirkung der „targeted therapy“ oder aber nur spezifisch für JAK-Inhibitoren zu interpretieren. Dabei bleibt unklar, ob das Colon/Colon sigmoideum das einzige Manifestationsorgan darstellt bei der pathophysiologischen Voraussetzung einer Divertikulose als Grunderkrankung. Daneben könnte der eher überwiegende immunsuppressive Effekt der Medikation die antibakteriell-mukosale Immunabwehr im suszeptiblen Colondivertikel als Pathomechanismus alteriert haben. Die begleitende endoluminale Verlaufsbeobachtung der chronischen Gastritis könnte darüber weiteren Aufschluss erbringen.
11:45 Uhr
PS038:
Unkomplizierte Sigmadiverticulitis bei immunsupprimierend und antiinflammatorisch vortherapierter Patientin mit Rheumatoidarthritis (RA)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
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Autor:innen:
P. Aswandi (Magdeburg, DE)
R. Croner (Magdeburg, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
Ziel: Aufgr. klin.-fallspezif. Managementerfahrungen & einschlägiger selektiver Referenzen der Literatur soll die paradoxe Fallkonstellation einer akuten Entzündungsreaktion am Colon sigmoideum als ungewöhnl. Komplikation oder visz.-med. Nebenwirkung einer anti-infl./immunsuppr. Medikation bei zugrundeliegender RA dargestellt werden.
Methode: Wissenschaftl. Fallbericht
Ergebnisse (Kasuistik):
Anamnese: - Jetzig: Eine 47-jährige Patn. wird in der Notaufnahme mit seit ca. 3 h bestehenden UB-Schmerzen vorstellig (2x Erbrechen, in der Nacht davor erhöhte Temp.).
- Eigen: 1) Vorerkrankg.: RA, V. a. Zystovar, zyst. Leberraumforderung Segm. II & VIII b. Steatosis hepatis, kortikale Nierenzysten re, Hypothyreose; 2) Medikation: L-Thyrox 50 μg 1-0-0, Prednisolon (Glucocorticoid - immunsuppressiv, hemmt entzündl. Reaktion) 10 mg 1-0-0, Leflunomid (Immunsuppressivum, „Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug“ [DMARD] - verhindert Vermehrg. aktivierter Lymphozyten, unterdrückt das körpereig. Immunsystem) 20 mg 0-1-0, Methocarbamol 750 mg 0-1-0
Klinisch: Abdomen weich b. diff. DS in beiden unteren Quadranten mit punctum max. im li UB (spärl. Darmgeräusche, kein Peritonismus).
Diagnostik: - Laborchemisch - L: 10,5 Gpt/l; CrP: 71,22 mg/l
- Rö-Abdomen: Gasgefüllte Darmschlingen mit Flüssigkeitsspiegel in Dünndarmschlinge in Projektion auf das re Iliosakralgelenk, gasgefüllte li Colonflexur sowie Koprostase im Colon descendens & Rectum; keine freie Luft.
- Sonographie: Appendix nicht einsehbar, einige mesenteriale Lymphknoten, geringfügiges wandbetontes terminales Ileum – a.e. sek. Zeichen einer Appendicitis, keine fr. Flüssigkeit od. Hinweis auf Komplikation.
- CT: Unkomplizierte Sigmadivertikulitis mit entzündl. Fettgewebsreaktion in der Umgebung, Sigma mit disseminierten Divertikeln, Darmwandverdickung im Bereich der Entzündg.
Entscheidungsfindung: Es wurde die Indikation zur konservativen Therapie gestellt.
Therapie: i.v.-Antibiotikagabe & Schmerztherapie - am 3. Tag fragl. Hautreaktion auf Ciprobay & Clont, weshalb die Umstellung auf Tazobac erfolgte. Gabe von Bedarfsmedikation - darunter Übelkeit & Erbrechen bei Gabe von Novaminsulfon, weshalb auf Paracetamol umgestellt wurde.
Verlauf: Regelrechter Kostaufbau gut vertragen, unter Gabe von Prokinetika geregelte Stuhlfrequenz
Procedere: Körperl. Schong., Ernährungsberatg., Schonkost, Koloskopie im entz.-freien Intervall v. 6 Wochen, Hausarzt-basierte klin. Befund- & Laborkontrolle - b. Verschlechterung (Fieber, Unwohlsein, Schmerzprogredienz) sofortige Wiedervorstellg. Gynäkol. Abklärg. & Allergietestg. b. fragl. Reaktion auf Ciprofloxacin & Metronidazol.
Schlussfolgerung: Ältere (eher nicht zutreffend) & immunsupprimierte Patienten haben oft geringe od. atyp. Beschwerden.
Eine Patientin unter Prednisolon- & Leflunomid-Therapie für RA ist als immunsupprimiert anzusehen mit assoz. erhöhten Infektionsrisiko. Immunsuppressiva- & Steroideinnahme sind als Risikofaktoren für eine Perforation zu betrachten.
11:52 Uhr
PS039:
Diverticulitis of the ascending colon - an uncommon diagnosis in Western countries occurring in a patient with right-side lower abdominal pain
F. Meyer (Magdeburg, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
M. Shehabeldin (Magdeburg, DE)
C. Paasch (Brandenburg, DE)
R. Croner (Magdeburg, DE)
F. Meyer (Magdeburg, DE)
Background: Pain of the right lower abdomen comprises a broad spectrum of differential diagnoses.
Aim: To illustrate the rare diagnosis of diverticulitis of the ascending colon occurring in a patient with right-side abdominal pain
Material and Methods: Scientific case report
Results (case presentation): Medical history and clinical finding: A 40-years old female patient was admitted as an emergency case to the hospital due to pain for four days with increasing intensity at the right lower abdomen
Diagnostic measures (initially): - Laboratory parameters (SI): CrP serum level -158.73 mg/L, white blood cell count [leucocytes] - 11.4 GpT/L
- Abdominal ultrasound showed thickening of the intestinal wall indicating an inflammation around an identified diverticulum of the ascending colon and small fluid accumulation indicating a covered perforation. CT was recommended for further correlation.
- Abdominal CT-scan confirmed ultrasound finding of inflammatory intestinal wall thickening of a diverticulum at the ascending colon with characteristics of a covered perforation.
Therapy: The patient was admitted to the hospital. Initially, i.v. antibiotic and analgesic therapies were initiated accomplished by i.v. infusion. After temporary ”n.p.o.”, oral nutrition was carefully initiated, which was well tolerated. In addition, the patient also received nutritional counseling regarding diverticulum.
Course: Under the therapeutic measures, general condition of the patient i and the local pain symptoms mproved rapidly. The infection parameters were regredient; i.v. antibiotic therapy was continued until day 5 to protect. The patient was able to defecate without any problems. For further course, colonoscopy was recommended.
Conclusion: Right-hemicolon diverticulitis is a rare diagnosis based on diverticulosis, which itself shows a high and age-dependent prevalence. In Western industrial countries, approximately 1.5 % of all diverticulitis cases originate at the ascending colon.
This diagnosis needs to be also taken into account in case of right-side lower abdominal pain as one of the possible differential diagnoses (DD) in its broad profile from a surgical perspective. DD includes inner hernia, volvulus (if it occurs also rarely in adults), adhesions (also in subjects with no previous abdominal surgical intervention), appendagitis epiploica, malrotation and others, which can require a demanding diagnostic and therapeuitc management and which needs to be adequately focussed onto and is established for the the specific diagnosis.
Although, there is only a low level of evidence, diverticulitis of the ascending colon is not commonly associated with nausea, vomiting and fever as in appendicitis, which itself occurs more frequently in rather younger patients.
Therapeutic measures are similar to those established for a diverticulitis of the sigmoid colon, which was also successful in the presented case.