Autor:in:
C. Bobrowski (Crivitz, DE)
Zielsetzung
Hyperkalzämien sind in der Geriatrie nicht selten; Malnutrition ist häufig, diese wird oft über das Albumin im Serum diagnostiziert. 50 % des Serumkalziums liegen in Proteinbindung, vorrangig an Albumin gebunden, vor. Es existiert eine Rechenformel, mit der ein korrigiertes (und weitgehend "wahres") Serumkalzium errechnet werden kann, basierend auf einer Regressionsanalyse (Payne et al BMJ 1973). Die Formel ist kaum per Kopfrechnen zu ermitteln, so dass man auf einen Rechner im Internet oder eine App angewiesen ist. Die wenigsten Laborsysteme errechnen das korrigierte Kalzium. Es werden Cutoffs präsentiert, jenseits derer - in Abhängigkeit vom Albumin - bereits eine Hyperkalzämie vorliegt, auch wenn das gemessene Serumkalzium normal ist.
Methoden
Nicht-repräsentativ wurden 10 universitäre und 10 kommerzielle Labore im Internet aufgesucht und die Kalzium-Referenzwerte abgefragt. Die bekannte Rechenformel wurde zu einer Ungleichung umgeformt, so dass für jeden angenommenen Albuminwert zwischen 15 g/l und 40 g/l - in Schritten von 1 g/l - ein gemessener Kalziumwert ermittelt wurde, bei dessen Überschreitung bereits eine Hyperkalzämie vorliegt; die Werte wurden für jedes Labor tabelliert. Für jedes Labor wurde ermittelt, wie viele der 26 Einträge der Tabelle bereits eine Hyperkalzämie anzeigten, obwohl der gemessene Kalziumwert unter dem Mittelwert des Labor-Referenzbereichs lag.
Ergebnisse
Mittelwert und Standardabweichung der Referenzbereiche waren
- für die Untergrenze 2,14 mmol/l (0,07 mmol/l)
- für die Obergrenze 2,60 mmol/l (0,06 mmol/l)
- für die Breite des Referenzbereichs 0,46 mmol/l (0,10 mmol/l)
3 Labore haben Referenzbereiche für Pat. älter als 65 Jahre. 2 Labore errechnen das korrigierte Kalzium automatisch.
Die Tabellen, aus denen der Cutoff entnommen werden kann, bei dessen Überschreitung - in Abhängigkeit vom Albuminspiegel - bereits eine Hyperkalzämie vorliegt, werden vor Ort präsentiert.
Der Median der Anzahl der Tabelleneinträge, die für das Kalzium unter dem Mittelwert des Labors lag, aber gleichwohl schon eine Hyperkalzämie anzeigte, war 16 (von 26 Tabelleneinträgen), Mittelwert und Standardabweichung 15,9 (1,93).
Der Mittelwert des jeweils höchsten Albuminwertes pro Labor, bis zu dem gemessene Kalziumwerte unterhalb des Kalzium-Labormittels bereits eine Hyperkalzämie anzeigten, war 29,9 g/l (Std.abw. 1,93 g/l, Median 30 g/l).
Limitationen sind die Annahme der Gleichverteilung der Hypalbuminämien, die - gleichwohl klinisch relevante - Grenzwertsetzung von 15 g/l "nach unten" und die Auswahl der Labore.
Zusammenfassung
Eine Hyperkalzämie kann in der Geriatrie leicht übersehen werden, wenn das albuminkorrigierte Kalzium nicht errechnet wird. Mit Hilfe der hier errechneten Tabellen lässt sich leicht ablesen, ab welchem gemessenen Kalziumspiegel aufwärts - in Abhängigkeit vom Albumin als unabhängiger Variable - bereits eine Hyperkalzämie vorliegt. Eine Tabelle als Kitteltaschenkarte kann daher hilfreich sein.