Autor:innen:
A. Tolke (Halle (Saale), DE)
B. Taute (Halle (Saale), DE)
Zielsetzung:
Die Ankle-Brachial-Index-Bestimmung (ABI) ist das empfohlene diagnostische Basisverfahren zur Quantifizierung des hämodynamischen Schweregrades einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) und beruht auf einer vergleichenden, doppler-sonographisch gestützten, systolischen Blutdruckmessung von Knöchel- und Armarterien. Die Methode versagt, falls eine mit einer Mönckebergschen Mediasklerose (MM) assoziierte Inkompressibilität der Beinarterien vorliegt. Als eine Alternative wird die Bewertung der systolischen Akzelerationszeit (AT) im Geschwindigkeits-Zeit-Spektrum der Knöchelarterien diskutiert. Nicht untersucht ist, ob der durch die MM verursachte Elastizitätsverlust der Gefäßwand den Wert der AT beeinflusst.
Materialien:
In eine prospektive klinische Studie wurden Gefäßgesunde verschiedener Altersklassen, Studienteilnehmer mit MM sowie PAVK-Patienten, eingeteilt in Fontaine-Stadien I-IV nach klinischen Kriterien, ohne bzw. mit MM einbezogen. Bei allen Studienteilnehmern erfolgte die CW-dopplersonographische ABI-Kalkulation für A. tibialis posterior (ATP) und anterior (ATA), gefolgt von AT-Bestimmungen im Geschwindigkeits-Zeit-Spektrum der ATP, ATA und A. brachialis (AB) mittels farbkodierter Duplexsonographie. Der AT-Differenzbetrag (AT-DB) zwischen A. brachialis und ATP bzw. ATA wurde als neue Bezugsgröße definiert.
Ergebnisse:
Sowohl der AT-DB als auch die AT der ATP, ATA und AB zeigten sich von der Existenz einer MM unbeeinflusst (p>0,05), eine Alters- oder Geschlechtsabhängigkeit der AT bestand nicht. Die Normwerte der AT der Knöchelarterien lagen bei 80,5±10ms (ATA) bzw. 82±11ms (ATP). Die AT-AB für Gesunde betrug 72±8,59ms, die für Probanden mit MM 73±9,0ms. Der AT-DB der ATA betrug 12±9,67ms, der AT-DB der ATP 12±10,16ms. Eine PAVK war ab einer AT von>95 ms zu diagnostizieren. (ATA: Sensitivität: 77%, Spezifität: 90%, PPV: 83%, NPV: 86%) (ATP: Sensitivität: 85%, Spezifität: 87%, PPV: 75%, NPV: 93%) Bestand zusätzlich eine MM, lag eine PAVK ab AT-Werten von >105ms vor (ATA: Sensitivität: 84%, Spezifität: 91%, PPV: 92%, NPV: 81%) (ATP: Sensitivität: 86%, Spezifität: 89%, PPV: 89%, NPV: 86%). Ein AT-DB >20 ms korrelieret mit einer PAVK im Stadium I nach Fontaine (ATA: Sensitivität: 73%, Spezifität 89%, PPV: 79%, NPV: 89%), (ATP: Sensitivität: 82%, Spezifität: 84%, PPV: 66%, NPV: 92%). Dieser AT-DB-Grenzwert galt ebenfalls für PAVK-Patienten mit gleichzeitig vorliegender MM (ATA: Sensitivität: 85%, Spezifität: 68%, PPV: 77%, NPV: 78%), (ATP: Sensitivität: 92%, Spezifität: 80%, PPV: 80%, NPV: 92%).
Zusammenfassung:
Mithilfe der AT bzw. des AT-DB gelingt die Quantifizierung des hämodynamischen Schweregrades einer PAVK. Die Unabhängigkeit der AT von einer koinzidenten MM konnte bewiesen werden. Eine multizentrische Studie sollte folgen, um die gefundenen Grenzwerte unter Betrachtung höherer Fallzahlen zu verifizieren. Eine Integration der AT-Messung in die handelsüblichen CW-Doppler-Geräte ist zu empfehlen.