Aufgrund von Handel, Reisen und Klimawandel und Freizeitverhalten werden Gesundheitsämter zunehmend mit dem Auftreten zoonotischer sowie vektor-übertragener Erkrankungen konfrontiert. In Deutschland traten in den vergangenen Jahren autochthone Bornavirus-Erkrankungen unter „Hörnchenzüchtern und Seoulvirus-Erkrankungen bei Haltern von Farbratten auf. In Niedersachsen wurden 2019 die ersten autochthonen FSME-Fälle verzeichnet. Des Weiteren stehen multiresistente Erreger und lebensmittelbedingte zoonotische Erkrankungen im Vordergrund.
Seit 2007 erforschen Wissenschaftlerin*Innen im Sinne von „One-Health“ interdisziplinär zoonotische und vektor-übertragene Erreger im Rahmen des Forschungsnetzwerks „Zoonotische Infektionskrankheiten“ in diversen Forschungsverbünden. Ziel ist es, die Bedürfnisse des ÖGD in den Forschungsfragen und –arbeiten zu berücksichtigen. Daher sind auch Einrichtungen des ÖGD und des Veterinärwesens an den einzelnen Forschungsverbünde beteiligt.
Diese Veranstaltung bietet die Gelegenheit, sich über die Ergebnisse der Verbünde zu informieren, mit Experten und Ansprechpartnern aus den Verbünden ins Gespräch zu kommen und insbesondere Bedarfe des ÖGD an die Wissenschaftler zur Sprache zu bringen.
Konkret präsentieren die Forschungsverbünde folgende Themen: Antibiotika-Resistenzen im One Health-Kontext (Verbund: #1Health-PREVENT), Campylobacter als zoonotischer Erreger (PAC-Campy), Q-Fieber (Q-GAPS), Bornavirus-Infektionen (ZooBoCo), Frühsommermeningoencephalitis (TBENAGER) und Nagetierübertragen Erkrankungen Hantaviren und Leptospiren (RoBoPub).
Diese Veranstaltung richtet sich an interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Einrichtungen des ÖGD.
Für diese Veranstaltung ist keine Anmeldung erforderlich
15:45 Uhr
Der Forschungsverbund RoBoPub: „Verbesserung der Öffentlichen Gesundheit durch ein besseres Verständnis der Epidemiologie nagetierübertragener Krankheiten“
J. Dreesman (Hannover, DE)
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Autor:innen:
J. Dreesman (Hannover, DE)
R. Ulrich (Greifswald - Insel Riems, DE)
Der seit 2017 geförderte interdisziplinäre RoBoPub-Forschungsverbund untersucht die Epidemiologie von Hantaviren und Leptospiren. Diese beiden Erregergruppen, die durch chronisch infizierte Nagetiere ausgeschieden werden und längere Zeit in der Umwelt persistieren, können zu Infektionen beim Menschen führen. Diese Infektionen gehen häufig mit einer unspezifischen, grippeähnlichen Symptomatik einher und bleiben daher als solche häufig unerkannt. Es kann jedoch auch zu schwerwiegenden Krankheitsverläufen (u.a. Nierenfunktionsstörung), z.T. mit letalem Verlauf kommen. Der Labornachweis einer akuten Infektion mit Hantaviren und Leptospiren ist nach § 7 Infektionsschutzgesetz meldepflichtig; in Bezug auf Hantaviren ist der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischem Fieber meldepflichtig (§6).
Ziel des interdisziplinären Verbundes ist es, die Wissensbasis über diese Zoonoseerreger zu erweitern und die gewonnenen Erkenntnisse in Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) umzusetzen. Dazu werden die erreger-, tier-, und umweltbezogenen Aspekte der Erregerübertragung untersucht und mit (Risiko)-Faktoren bzw. Risikogruppen (Forstarbeiter, Erntearbeiter, Bevölkerung in einem Hantavirus-Risikogebiet) assoziiert. Wichtige Gesichtspunkte sind des Weiteren soziale Aspekte der Sensibilisierung und Risikowahrnehmung der Bevölkerung und der niedergelassenen Ärzte. Die Erkenntnisse fließen in die Entwicklung eines Konzepts zur Risikobewertung durch die Entwicklung von Gefahrenkarten, Frühwarnmodulen, Empfehlungen und Maßnahmen der primären und sekundären Prävention ein, die in einem Risikomanagementplan als Handreichung für den ÖGD zusammengeführt werden. Eine wichtige Komponente ist dabei die Information der Bevölkerung, besonders betroffener Personengruppen und der behandelnden Ärzte.
Das Forschungsvorhaben wurde interdisziplinär von Wissenschaftlern aus der Human- und Veterinärmedizin und -epidemiologie, sowie den Bio- und Sozialwissenschaften am Friedrich-Loeffler-Institut, Julius Kühn-Institut, Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES), Konsiliarlabor für Hantaviren (Charité), Referenzlabor für Leptospiren (Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR), Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA), Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen (Universität Leipzig) und sine-Institut GmbH, durchgeführt.
https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/robopub-6826.php
16:00 Uhr
Q-GAPS - Q fever - GermAn Interdisciplinary Program for reSearch. Das Q-Fieber-Informations- und Forschungsnetzwerk.
D. Frangoulidis (München, DE)
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Autor:innen:
D. Frangoulidis (München, DE)
M. Ganter (Hannover, DE)
M. Runge (Hannover, DE)
A. Campe (Hannover, DE)
K. Mertens-Scholz (Jena, DE)
M. Knittler (Riems, DE)
C. Berens (Jena, DE)
A. Lührmann (Erlangen, DE)
S. Fischer (Stuttgart, DE)
Q-GAPS ist ein interdisziplinäres und einzigartiges Konsortium mit außerordentlicher Expertise, Kompetenz- und Fachbreite, das die One Health-Strategie für Q-Fieber umsetzen wird. Ziel von Q-GAPS ist es, bislang noch ungelöste Fragen zur Epidemiologie, Immunologie, Pathogenese, Überwachung und Kontrolle des Zoonoseerregers Coxiella burnetii zu adressieren.
Im Detail werden folgende Fragestellungen bearbeitet:
1. Führt die Interaktion von C. burnetii mit verschiedenen Wirtsspezies zur Modulation von Virulenz und Immunabwehrstrategien?
2. Korreliert das pathogene Potential von C. burnetii mit bestimmten Sequenzen im Genom und/oder dem Wirtstropismus?
3. Welche Rolle spielen Zecken bei der Verbreitung von C. burnetii und wie übertragen Zecken den Erreger?
4. Welche Auswirkungen hat die Empfänglichkeit/Immunität auf die Entwicklung klinischer Erkrankungen in Tieren?
5. Kann man ein aktives Monitoring und Überwachungssystem (MOSS) zur Detektion und zur Charakterisierung von C. burnetii in Herden kleiner Wiederkäuer etablieren?
6. Wie können wir die Meldedaten der Human- und Veterinärmedizin sinnvoll miteinander verbinden?
7. Gibt es durch Q-Fieber induziertes Chronic Fatigue Syndrom in Deutschland?
8. Werden chronische Q-Fieber-Fälle in Deutschland zu selten diagnostiziert?
9. Sind die allgemein angewendeten Desinfektionsmittel wirksam gegen die Sporen-ähnlichen Partikel von C. burnetii?
Alle gewonnenen Ergebnisse werden in eine interaktive Datenbank und eine Q-Fieber-Leitlinie integriert, um den öffentlichen Gesundheitsdienst bei der Erkennung, Überwachung und Bekämpfung von C. burnetii bzw. des Q-Fiebers zu unterstützen. Dazu werden u.a. Mitarbeiter der Gesundheitsämter, Verantwortliche vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) und vom Robert-Koch-Institut (RKI) zu Q-GAPS Symposien bzw. Workshops eingeladen, um sowohl die interaktive Datenbank, die Q-Fieber-Leitlinie, als auch das Q-Fieber Risikobarometer auf die Bedürfnisse des ÖGDs abzustimmen. Um eine bessere Kontrolle von Q-Fieber in Deutschland zu erreichen, muss es eine bessere Zusammenarbeit bzw. einen optimierten Informationsaustausch zwischen den tiermedizinischen und humanmedizinischen Meldebehörden geben.
Die umsetzungsrelevanten „Produkte“ der Verbundarbeit fürs Gesundheitssystem kurz zusammengefasst:
- Etablierung einer Q-Fieber-Leitlinie
- Entwicklung eines Q-Fieber Risikobarometers
- Erstellung einer Q-Fieber Informations-Plattform (www.q-gaps.de)
16:15 Uhr
Der Forschungsverbund zoonotische Bornaviren (Zoonotic Bornavirus Consortium, ZooBoCo)
A. Sternjakob (Homburg/Saar, DE)
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Autor:in:
A. Sternjakob (Homburg/Saar, DE)
2014 wurde VSBV-1 (variegated squirrel borna virus 1) als neuer Zoonoseerreger nach dem Tod dreier Bunthörnchen Züchter identifiziert. Zwei weitere tödlich verlaufende Encephalitiden mit der Ursache VSBV-1 betrafen Zootierpfleger, welche Kontakt zu positiven exotischen Hörnchen hatten. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass auch das klassische Bornavirus, BoDV-1, als zoonotisches Virus Ursache von tödlich verlaufenden Enzephalitiden bei bislang über 25 entdeckten Fällen ist. Die Patienten hatten meist keine Vorerkrankungen und waren zum Teil auch minderjährig. In drei Fällen erfolgte die Infektion über Organspenden. In den weiteren Fällen ist der Übertragungsweg unklar. Eine Beteiligung von Feldspitzmäusen als einzigem bisher identifizierten Reservoirwirt bei der Übertragung gilt als wahrscheinlich
Als Endemiegebiet für BoDV-1 zeichnen sich u.a. große Teile Bayerns und Sachsen-Anhalts ab. Eine wirksame Therapie oder Impfprävention liegt nicht vor. Generell ist die Bekanntheit von Bornaviren bei Ärzten und in der Bevölkerung aufgrund der noch geringen Fallzahl gering. Momentan wichtig ist das frühzeitige Erkennen der Erkrankung, welche sich durch grippeähnliche Symptome in Kombination mit neurologischen Veränderungen präsentiert.
2017 wurde der mit Bundesmitteln finanzierte Forschungsverbund ZooBoCo zur Aufklärung des zoonotischen Potentials und der charakteristischen Eigenschaften von zoonotischen Bornaviren gegründet. Flächendeckendes Screening von Kleinsäugern und Hörnchen sowie Infektionsversuche bilden die Grundlage zur Identifizierung der Reservoirwirt-Spezies. Außerdem wird daran gearbeitet, die Übertragungswege zu erforschen und nach geeigneten Interventionsstrategien zu suchen. Dazu zählen auch gezielte Falluntersuchungen bei Tier und Mensch. Der Forschungsverbund besteht aus Mitgliedern der Veterinär- und Humanmedizin, Universitäten, klinischen Forschungsinstituten und staatlichen ÖGD-Institutionen.
Ziel dieses „One-Health“-Ansatzes ist nicht nur die Bildung einer soliden Risikobewertung als Grundlage zur Verbesserung von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Die Erkenntnisse sollen auch zur Schaffung einer “Blaupause” für die Entwicklung effektiver Instrumente im Zusammenhang mit zoonotischen Infektionen aus Tierreservoirs in Zoos und bei (exotischen) Haustieren dienen. Auf dem BVÖGD-Kongress 2022 werden die wichtigsten Ergebnisse präsentiert.
16:30 Uhr
Der Forschungsverbund #1Health-PREVENT
B. Tenhagen (Berlin, DE)
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Autor:in:
B. Tenhagen (Berlin, DE)
Der Forschungsverbund #1Health-PREVENT wird seit 2017 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. An ihm beteiligt sind die Universitäten Münster, Berlin (FU) und Würzburg, das RKI, das BfR und die FH Südwestfalen und arbeitet in der zweiten Förderphase noch bis 2023.
Er kooperiert eng mit Einrichtungen des ÖGD und mit anderen Verbünden im Netzwerk Zoonotische Infektionskrankheiten. Koordinator ist PD Dr. Robin Köck.
Der Verbund will offene epidemiologische Fragen zu multiresistenten Erregern (MRE) an der Schnittstelle zwischen Human- und Veterinärmedizin klären, aber auch Interventionen zur Eindämmung der Verbreitung solcher Bakterien evaluieren. Die Studien werden sowohl im medizinischen Bereich als auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und in Tierkliniken durchgeführt.
Das Arbeitspaket (AP) “#1Health-Epidemiologie” adressiert epidemiologische Fragen zum Vorkommen von Carbapenem- (CRE) und Colistin-resistenten (Col-E) Enterobakterien, sowie multiresistenten Koagulase-negativen Staphylokokken, sowie Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus in Nutztieren, in Lebensmitteln und beim Menschen.
Im APInterventionsstudien werden Studien zum protektiven Einsatz von apathogenen Bakterien und zum Einfluss geänderter Haltungsverfahren auf das Vorkommen von MRE bei Schweinen durchgeführt. In Tierkliniken wird untersucht, ob durch den Einsatz von Antibiotic Stewardship-Maßnahmen das Vorkommen von MRE bei Tieren und exponierten Menschen beeinflusst werden kann. In Milchviehbetrieben wird untersucht, ob durch gezielte Interventionen das Vorkommen von MRSA bei den Kälbern und damit auch die Exposition der Mitarbeitenden verringert werden kann. Weitere Studien befassen sich mit dem Einfluss von Barrieremaßnahmen auf das Vorkommen von MRE bei Mitarbeitenden in der Tierhaltung und in Tierkliniken. Aufbauend auf in der ersten Förderphase standardisierte Untersuchungsverfahren soll in der aktuellen Phase die Beziehung zwischen der Biozid-Toleranz und der Multiresistenz weiter beleuchtet werden, indem untersucht wird, welche Bakterien die in den Einrichtungen üblichen Maßnahmen überleben und wie deren Biozid-Resistenz sich darstellt.
Die bisherigen Ergebnisse der Arbeiten wurden in >90 Artikeln in Zeitschriften mit peer-review, sowie im Rahmen von Vorträgen und Postern veröffentlicht. Die Ergebnisse sollen auch zur Formulierung von Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRE bei Menschen und Tieren und zur verbesserten Diagnostik beitragen.
16:45 Uhr
Entfällt - Ein One Health-Konzept zur Bekämpfung der Campylobacteriose
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Autor:in:
S. Bereswill (Berlin, DE)
Zoonotische Campylobacter-Spezies, vor allem C. jejuni, aber auch C. coli, sind weltweit die Hauptursachen für durch Lebensmittel übertragene bakterielle infektiöse Gastroenteritiden. Die Symptome der intestinalen Campylobacteriose sind durch Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber geprägt. Der klinische Verlauf der Enteritis ist in den meisten Fällen nach mehreren Tagen selbstlimitierend, aber einige Infizierte entwickeln schwere post-infektiöse Folgeerkrankungen, wie z.B. Autoimmunerkrankungen, die das Nervensystem, die Gelenke und den Darmtrakt betreffen. Weiterhin kann eine systemische Ausbreitung der Campylobacter-Bakterien bei verschiedenen Grunderkrankungen und Immunschwäche auch Kreislauferkrankungen und Septikämien auslösen.
Die sozioökonomischen Kosten weltweit werden auf mehrere Milliarden Dollar jährlich geschätzt. Da Geflügelprodukte die Hauptursachen für Infektionen beim Menschen darstellen, ist ein „One Health“-Ansatz von Gesundheitsbehörden, Veterinär-/Humanmedizin, Wissenschaft, Verbraucherschutz und Politik erforderlich, um die Belastungen durch die Campylobacteriose zu vermindern.
Innovative Interventionsregime zur Prävention von Campylobacter-Kontaminationen entlang der Nahrungskette beinhalten eine Verbesserung der interdisziplinären Kommunikation und Hygienemaßnahmen, die zur landwirtschaftlichen Sanierung beitragen sollen. Da eine vollständige Elimination von Campylobacter-Bakterien aus der Lebensmittelproduktion nahezu unmöglich ist, haben neu entwickelte Interventionsstrategien sowohl die Reduzierung der Bakterienkonzentrationen in der Lebensmittelproduktion, als auch die Behandlung der damit verbundenen Erkrankungen beim Menschen zum Ziel. Aktuelle Trends schließen auch eine Kombination von Maßnahmen der Veterinärmedizin und der Gesundheitsbehörden für die Verbraucheraufklärung ein.
Die Zusammenarbeit von Veterinär- und Humanmedizin in der Prävention der Campylobacteriose beim Menschen wird durch klinische Aspekte und neue molekulare Konzepte für die therapeutische Behandlung der Erkrankung vervollständigt. So wird im Rahmen eines „One-Health-Prinzips“ auch die Entwicklung von innovativen medikamentösen Interventionen gefördert, die u.a. auf der Modulation der durch bakterielle Endotoxine vermittelten Entzündung beruhen.
17:00 Uhr
Was bringt das TBENAGER-Projekt für den ÖGD?
R. Oehme (Stuttgart, DE)
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Autor:innen:
R. Oehme (Stuttgart, DE)
G. Dobler (München, DE)
Das Projekt „TBENAGER“ wurde 2017 als Konsortialprojekt im Rahmen des Zoonose-Forschungsprogramms des BMBF ins Leben gerufen. Ziel dieses Projekts ist es neue Daten zur FSME, der Übertragung des FSME-Virus in der Natur und der Pathogenese und Immunologie zu erheben, die ein besseres Verständnis und damit verbesserte Möglichkeiten der Surveillance, Prophylaxe und ggf. Bekämpfungsmaßnahmen in der Natur erlauben. Insgesamt waren neun Partner des ÖGD, der Bundes-Resort-Forschungseinrichtungen und Universitäten beteiligt und mehrere Landesgesundheitsämter assoziiert.
Die insbesondere vom RKI erhobenen epidemiologischen und klinischen Daten von Patienten zeigen die FSME in einem neuen Licht. Es handelt sich insgesamt um eine deutlich schwerere Erkrankung als bisher angenommen. Auch die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen scheint deutlich schwerer zu erkranken als bisher angenommen.
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf einem besseren Verständnis der Öko-Epidemiologie der Erkrankung und ihres Erregers. Die genaueren Kenntnisse der Ausdehnung und Struktur von Übertragungsarealen und deren Dichte erlaubt den Einrichtungen des ÖGD eine sehr viel genauere Risikoeinschätzung und damit auch eine bessere Grundlage für gezielte Beratung zur Prophylaxe und Prävention. Epizootologische Untersuchungen an Wildtieren führen zum Nachweis einer FSME-Virus-Zirkulation in Regionen, in denen bisher die FSME beim Menschen nur sporadisch oder gar nicht aufgetreten ist. Diese Untersuchungen können zukünftige Übertragungsareale und -Expositionen aufzeigen und zu präventiven Maßnahmen führen, bevor Erkrankungsfälle beim Menschen auftreten. Zusätzlich können die Untersuchungen beitragen, z.B. bei der Auswahl von Arealen für Waldkindergärten oder Kinderspielplätze zu helfen. Die Untersuchungen können u.a. bei der Aufklärung von Impfversagern helfen, da hierfür auch die lokal zirkulierenden FSME-Virusstämme relevant sind. Die pathogenetische Charakterisierung der zirkulierenden FSME-Virusstämme helfen ebenfalls bei der Einschätzung eines Infektionsrisikos und des zu erwartenden Manifestationsindex schwerer Erkrankungen.
Das TBENAGER-Projekt ist damit ein sehr gutes Beispiel, dass für Zoonosen nur die Gesamtschau im Rahmen eines „One Health“-Ansatzes die Informationen für ein Verständnis der an der Übertragung beteiligten Faktoren liefern kann als Grundlage für ÖGD-Beratungen und Entscheidungen.