Autor:innen:
D. Gagel (Berlin, DE)
C. Praetorius (Berlin, DE)
Ein Leben ohne Krisen gibt es nicht, sie sind Bestandteil des Lebens. Allerdings kann sie so belastend werden, dass sie nicht mehr allein, mit Hilfe der Familie oder des sozialen Umfeldes bewältigt werden kann.
Der Berliner Krisendienst hilft schnell und qualifiziert bei psychosozialen Krisen sowie akuten psychiatrischen Notsituationen. Das Angebot ist kostenlos und im Verbund mit den sozialpsychiatrischen Diensten (SpDi) 24 Stunden am Tag - auf Wunsch anonym. Durch die Verteilung auf neun Berliner Standorte steht es wohnortnah für die Betroffenen, Angehörigen und andere Beteiligten zur Verfügung. Die Beratung erfolgt telefonisch, persönlich und in zugespitzten Situationen vor Ort.
Auslöser von Krisen gibt es viele:
• Konflikte in der Partnerschaft, in der Familie oder im Job
• Trennungen, Verluste, Einsamkeit
• Traumatische Erlebnisse, Depressionen, Ängste und Panikzustände
• psychische Störungen wie etwa Psychosen oder Demenz
• Suizidgedanken
• Erfahrungen mit der Psychiatrie
• Schwere körperliche Erkrankungen
• Akute Suchtprobleme
• Geistige und/oder körperliche Behinderung
Professionelle Krisenintervention hilft dabei, Gefahren wie Isolation und Selbstaufgabe abzuwenden und Chancen, Stärken und neue Sinnzusammenhänge zu erkennen. So lässt sich dem Leben eine neue Richtung geben, die im Rückblick positiv sein kann. Menschen können durch Krisen dazulernen, reifen und stärker werden.
Die Coronakrise war auch im Berliner Krisendienst bei einer Vielzahl von Menschen Thema und führte insgesamt zu einer Zunahme der Inanspruchnahme. Auch während dieser Zeit, in der vielen Beratungsangebote zurückgefahren wurden, war der Berliner Krisendienst uneingeschränkt erreichbar und war stützende Anlaufstelle für viele Bürger*innen.
Die Inanspruchnahme des Berliner Krisendienstes stieg von über 30.000 Kontakten im Jahr 2000 auf über 75.200 in 2020. Davon waren 4,2% (3700) Kontakte im Kontext von Corona. Je nach Region (sechs Regionen in Berlin) melden sich zwischen 82% und 95% die Betroffenen selbst. Zwischen 80 und 90% der Beratungen erfolgten telefonisch (in der Zeit 16-24 Uhr), bis zu 19 % persönlich. 322-mal (ca. 1% aller Kontakte) war ein mobiler Einsatz nötig.
Die Schnittstelle mit dem SpDi wird durch intensive Zusammenarbeit in verschiedenen Kontexten befördert sowie durch persönliche Mitarbeit von Kolleg*innen aus dem SpDi im Krisendienst belebt.