09:00 Uhr
Klimawandel und Gesundheit in Bayern – Wo stehen wir und wie könnte es weitergehen?
S. Kutzora (München, DE)
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Autor:innen:
V. Weilnhammer (München, DE)
S. Kutzora (München, DE)
V. Landesberger (München, DE)
F. Schreiber (München, DE)
K. Heigl (München, DE)
C. Korbely (München, DE)
R. Gigl (München, DE)
C. Herr (München, DE)
S. Heinze (München, DE)
Hintergrund:
Auch in Deutschland sind bereits klimatische Veränderungen im Zuge des Klimawandels messbar und spürbar. Hitzewellen oder Starkregen ereignen sich nicht mehr nur in fernen Ländern. Aufgrund der Zunahme der Jahresdurchschnittstemperatur ist auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit einer Zunahme von extreme Wetter- und Witterungsereignissen zu rechnen. Um die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels abzumildern ist es wichtig frühzeitig Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln und zu ergreifen.
Aktivitäten und Forschung:
Um das Thema Gesundheitsschutz im Klimawandel weiter voran zu bringen können verschiedene Aktivitäten auf Landesebene unterstützen. Dies wird an Beispielen aus Bayern dargestellt. Handlungsempfehlungen, wie die Toolbox „Hitzeaktionspläne in Kommunen – Unterstützung von Städte und Kommunen bei der Erstellung von Maßnahmen und Konzepten“, können bei der Erarbeitung von Hitzeanpassungskonzepten auf kommunaler Ebene eine wichtige Hilfestellung sein. Darin werden Aspekte aufgezeigt, die es bei der Hitzeanpassung zu berücksichtigen gilt.
Darüber hinaus helfen Bildungsmodule, um bspw. pflegende Angehörige und beruflich Pflegende über gesundheitliche Auswirkungen von Hitzewellen zu informieren und weiterzubilden. Mit diesem Wissen können sie Pflegebedürftige während Hitzewellen besser unterstützen und schützen.
Zudem kann eine Landesarbeitsgemeinschaft wie z.B. in Bayern zum Thema Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) im Sinne einer interdisziplinären Zusammenarbeit unterstützen und bspw. mithilfe von geeigneten Kommunikationsmaßnahmen und -strategien die Gefährdungslage zu reduzieren. Als erstes Schwerpunktthema wird das Thema Hitze behandelt, da Hitze den menschlichen Organismus stark belasten kann und einen Anstieg der Morbidität und Mortalität v.a. in vulnerablen Bevölkerungsgruppen zur Folge haben kann.
Ausblick:
Die beschriebenen Aktivitäten können als Beispiel dienen, wie auf Landesebene ein Beitrag zum Schutz der Bevölkerung vor den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels geleistet werden kann. Neben den oben beschriebenen Aktivitäten in Bezug auf Hitze sollten und weitere Aspekte und Themen, wie Veränderungen des Pollenflugs oder vektorübertragene Krankheiten, im Blick behalten werden.
09:30 Uhr
Entfällt - Sommerliche (Hitze-)Temperaturen in Schulen und Kitas - Wärmeaufbau durch fehlende Nachtabkühlung
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Hintergrund: Im Zusammenhang mit dem Klimawandel und entsprechenden Anpassungsmaßnahmen stand bislang die Analyse hitzebedingter Erkrankungs- und Todesfälle und deren Prävention im Vordergrund. Es ist nun geboten, auch weitere Problematiken steigender sommerlicher Temperaturen in den Fokus zu nehmen. Einrichtungen der öffentlichen Bildung und der Kinderbetreuung sind außerhalb der Öffnungszeiten meist nicht besetzt. Daher bleibt die nächtliche Abkühlung, wie sie in z.B. Privatwohnungen an Sommertagen erfolgen kann, aus. In den Sommermonaten der vergangenen Jahre häuften sich im Gesundheitsamt (Frankfurt am Main) Beschwerden zu hohen sommerlichen Innenraumlufttemperaturen in Schulen und Kitas. Hierbei fielen vor allem Beschwerden aus Einrichtungen auf, die sich auf neuere besonders energieeffizient gestaltete Gebäude bezogen. Beantwortet werden sollte unter anderem die Frage, ob diese Häuser stärker mit einer fehlenden Nachtabkühlung zu kämpfen haben.
Material/Methode: Es erfolgte die strukturierte Messung der Innenraumlufttemperatur in insgesamt fünf Schulen und 21 Kindergärten. Gemessen wurde sowohl in Altbauten, in Containeranlagen als auch in energieeffizienten Neubauten. Es wurden jeweils wenigstens zwei Räume in den jeweiligen Gebäuden über mehrere Tage dauerhaft gemessen. Für die Außentemperatur wurden Messungen des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) genutzt.
Ergebnisse: Insbesondere an Tagen mit Hitzetemperaturen (max. Temp. >32°C) führte die fehlende Nachabkühlung in den Einrichtungen dazu, dass die Räumlichkeiten teilweise dauerhaft bei >28°C lagen. Diese Problematik zeigt sich auch an Tagen, an denen keine besonderen Spitzentemperaturen erreicht werden. Darstellen kann man diese Problematik durch die Berechnung der Differenz zwischen der Innen- und Außentemperatur zum kühlsten Zeitpunkt des Tages (früher Morgen) in den Sommermonaten.
Diskussion: Die fehlende Nachtabkühlung von Einrichtungen, in denen eine Lüftung außerhalb der Öffnungszeiten nur eingeschränkt stattfinden kann, führt zu unzulässigen Temperaturen und beeinträchtigt das Lernklima. Um Kinder und Jugendliche wirksam vor Hitze-assoziierten Erkrankungen zu schützen und um eine gute Lernatmosphäre zu schaffen, muss diese Thematik weiter untersucht werden.
09:35 Uhr
Subjektive Hitzebelastung in unterschiedlichen Fokusgebieten Dresdens – Eine Untersuchung zu belastungsverstärkenden Merkmalen
P. Borchers (Dresden, DE)
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Autor:innen:
P. Borchers (Dresden, DE)
P. Looks (Dresden, DE)
Hintergrund
Aufgrund des städtischen Wärmeinseleffektes ist die subjektive Belastung durch Hitze in Städten stärker als im Umland. Dabei spielen stadtstrukturelle Merkmale wie Bebauung und Begrünung eine wesentliche Rolle – Merkmale, die in Stadtteilen großer Städte stark variieren können. Eine hohe Hitzebelastung kann zu hitzebedingten Erkrankungen bzw. zu einer erhöhten hitzebedingten Mortalität bei Hitzewellen führen. Daher stellt die subjektive Hitzebelastung ein gesundheitswissenschaftliches Thema dar, welches im Zuge häufiger auftretender Hitzewellen große Bedeutung gewinnt und zunehmend Prävention notwendig macht.
Fragestellung
Am Beispiel der Landeshauptstadt Dresden sollte der Frage nachgegangen werden, welche stadtstrukturellen aber auch welche soziodemographischen Merkmale die subjektive Hitzebelastung in einzelnen Fokusgebieten beeinflussen.
Methoden
Die Untersuchung der Merkmale erfolgte anhand des Datensatzes „Meinungsumfrage zum Klimawandel in Dresden 2017“. Zur Ermittlung der beeinflussenden Merkmale wurden Varianzanalysen sowie eine multiple lineare Regression durchgeführt (N=2045). Ferner wurden in einer Gegenüberstellung von zwei strukturell konträren Fokusgebieten, die angegebenen Auftrittshäufigkeiten von körperlichen Beeinträchtigungen während anhaltender sommerlicher Hitze sowie die Informiertheit über ein angepasstes Verhalten verglichen. Zur Testung signifikanter Unterschiede zwischen den angegebenen Häufigkeiten wurden Chi2-Tests durchgeführt.
Ergebnisse
Von den untersuchten Merkmalen tragen vor allem die Merkmale „hohes Alter“ und „schlechter Gesundheitszustand“ sowie das stadtstrukturelle Merkmal „Vorhandensein weniger wohnungsnaher öffentlicher Parks“ zu einer starken subjektiven Hitzebelastung der Bewohner im Stadtteil bei. Der Vergleich zweier konträrer Stadtteile zeigte zudem signifikante Unterschiede bei der Wahrnehmung körperlicher Beeinträchtigungen während sommerlicher Hitze sowie bei der Informiertheit über ein angepasstes Verhalten.
Diskussion
Da vor allem die soziodemographischen Merkmale Alter und Gesundheitszustand einen großen Einfluss auf die subjektive Hitzebelastung haben und diese relativ schwer zu beeinflussen sind, scheint an dieser Stelle vor allem Aufklärung notwendig. Beispielsweise zur Durchführung geeigneter Anpassungsmaßnahmen, da in diesem Punkt - zumindest für Dresden - große Unterschiede in der Informiertheit vorliegen.