09:00 Uhr
Der Krisendienst Psychiatrie bietet in Oberbayern wohnortnahe Soforthilfe
H. Roth (München, DE)
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H. Roth (München, DE)
Der Krisendienst Psychiatrie bietet in Oberbayern wohnortnahe Soforthilfe
Bereits im Jahr 2007 wurde der Krisendienst Psychiatrie München mit einer zentralen Leitstelle für die ganze Stadt gegründet. Die Organisation wurde als Verbund mehrerer Träger betrieben. In den folgenden Jahren wurde im Rahmen des beim Bezirk Oberbayern angesiedelten „Gremium für Sozial- Versorgungs- und Gesundheitsplanung “, in dem Vertreter der Bezirkstagsfraktionen, der Leistungserbringer, kommunaler Spitzenverbände, Krankenkassen, Arbeitsverwaltung, Rentenversicherung, Regierung von Oberbayern und Selbsthilfe- und Betroffenenverbände an bereichsübergreifenden Projekten und Themen zusammenarbeiten, in einem Projekt untersucht, ob der Krisendienst München in ganz Oberbayern installiert werden sollte. Die Erfahrungen in der Landeshauptstadt waren so gut, dass 2015 der Sozial- und Gesundheitsausschuss des oberbayerischen Bezirkstags beschloss, den Aufbau eines Krisendienstes für ganz Oberbayern anzugehen – eine Region mit 20 Landkreisen, drei kreisfreien Städten und über 4,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Es wurde eine fünfjährige Projektlaufzeit für Aufbau, Betrieb und Evaluation vereinbart. Die erforderlichen Mittel in Höhe von rund 7,4 Mio. Euro pro Jahr wurden allein durch den Bezirk Oberbayern aus Haushaltsmitteln bereitgestellt; die Krankenkassen beteiligen sich bisher nicht. Ein Projekt dieser Größe und Zielrichtung ist bisher einzigartig in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Projekt wurde im Jahr 2020 erfolgreich beendet und in den Regelbetrieb überführt. Dazu wurde ein Netzwerk mit diversen Trägern aufgebaut, das mit einem zentralen digitalen Berichtswesen, Qualitätsmanagement, PR-Konzept und Schulungskonzept für über 700 Mitwirkende im aufsuchenden Dienst arbeitet. Diese Maßnahmen werden im Vortrag näher erläutert. Im Jahr 2017 wurde im Rahmen der Beratungen zum lang erwarteten Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (BayPsychKHG) auch der Krisendienst in das neue Gesetz aufgenommen. Der Freistaat Bayern übernimmt damit die laufenden Kosten der Leitstellen der Krisendienste während die Bezirke die aufsuchenden Teams finanzieren. Mit dem Aufbau der bayernweiten Krisendienste seit 2018 ist erstmals, ein nach einheitlichen fachlichen Standards organisiertes und flächendeckendes Hilfenetzwerk für ein komplettes Bundesland eingerichtet worden. Alle Krisendienste haben, entsprechend des gesetzlichen Auftrages, im Juli 2021 den Betrieb aufgenommen
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09:22 Uhr
Der Krisendienst Psychiatrie bietet in Oberbayern wohnortnahe Soforthilfe; Teil 2: Entwicklung und Leistungsangebot des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern aus fachlicher Perspektive
M. Welschehold (München, DE)
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M. Welschehold (München, DE)
Seit der Psychiatrie-Enquete 1975 waren sich Fachwelt, Betroffene und Angehörige einig, dass die psychiatrische Krisen- und Notfallhilfe unzureichend ist und diese Versorgungslücke geschlossen werden muss.
Durch Gründung des Psychiatrischen Krisenzentrums Atriumhaus wurde 1994 in München mit einer niedrigschwelligen, fachprofessionellen und rund um die Uhr verfügbaren klinischen Soforthilfe der Grundstein gelegt, auf den in enger Zusammenarbeit mit außerklinischen Versorgungspartnern in den Folgejahren die ersten Schritte hin zu einem städtischen Krisendienst für München folgten.
Mit Unterstützung des Bezirks Oberbayern gelang in wenigen Jahren der Aufbau eines Netzwerkes vieler beteiligter Versorgungspartner, die gemeinsam mit einer Leitstelle und mobilen Fachteams erstmals die Grundstruktur für einen funktionierenden Krisendienst bereitstellten.
Basierend auf den positiven Erfahrungen des Krisendienstes Psychiatrie München beschloss der Bezirk Oberbayern 2015 die Einführung eines flächendeckenden Krisendienstes Psychiatrie für ganz Oberbayern, der bis Juli 2021 zu einem 24/7-Hilfeangebot inklusive rund um die Uhr verfügbarer mobiler Fachteams ausgebaut wurde.
Jährlich bearbeitet die Leitstelle des Krisendienstes 30.000 Telefonkontakte, kommen in knapp 2.000 Fällen mobile Fachteams zum Einsatz und werden tagesgleich 550 Vorstellungstermine in Psychiatrischen Institutsambulanzen kooperierender Kliniken vermittelt.
Damit eine so komplexe Netzwerkstruktur mit vielen Trägern aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen und ca. 1000 Mitarbeitenden funktioniert, sind verbindliche Absprachen, klare Zuständigkeiten sowie verlässliche Kooperation unabdingbar. Dazu wurden Netzwerkverträge abgeschlossen und ein umfassendes Qualifizierungs- und Schulungskonzept, Handbuch mit Darstellung aller Arbeitsabläufe und geltenden Regelungen und gemeinsames Dokumentationssystem sowie einheitliches Qualitäts-, Beschwerde- und Verbesserungsmanagement implementiert, ergänzt durch eine übergreifende Kommunikations- und Gremienstruktur sowie Öffentlichkeitsarbeit. Kooperationsvereinbarungen etwa mit der Polizei und Behörden regeln die Zusammenarbeit des Krisendienstes mit wichtigen Partnern.
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09:44 Uhr
Psychiatrischer Notdienst Darmstadt e.V.
J. Krahn (Darmstadt, DE)
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J. Krahn (Darmstadt, DE)
Psychiatrischer Notdienst Darmstadt e.V.
„Wenn Sie damals nicht gewesen wären, würde ich heute nicht mehr leben.“
Mit diesem Satz bedankte sich ein Anrufer beim Team des Psychiatrischen Notdienst Darmstadt e.V. Dort rufen Menschen an, die sich in einer psychischen Krise befinden, nicht mehr weiter wissen oder einfach auch einmal jemanden brauchen, mit dem sie reden können.
Der Darmstädter Not- und Krisendienst bietet seine Hilfe an, wenn andere Dienste und Beratungsstellen geschlossen sind: am Wochenende und an Feiertagen abends, und schließt damit eine Lücke im Versorgungsangebot der Region.
Viele Anrufer schätzen die Neutralität der Beratungsstelle, die trägerunabhängig ist und in der Mitarbeiter aus verschiedenen Institutionen der sozialpsychiatrischen Versorgung kompetent beraten. Auch dass der Dienst für den Anrufenden kostenfrei ist und keine Zugangsvoraussetzungen erfüllt sein müssen, ist für viele ein wichtiges Kriterium.
Ins Leben gerufen wurde der Notdienst 2002 auf Bestreben der Angehörigen psychisch kranker Menschen.
Getragen wird er von einem Verein, in dem alle Institutionen der Sozialpsychiatrischen Versorgung Mitglieder sind. Den Vorsitz teilen sich Angehörige, Klinik und Gesundheitsamt: ein Erfolgsmodell auch für das regionale Sozialpsychiatrische Netzwerk.
Im Hessischen PsychKHG sind Krisendienste nach diesem Modell für alle Regionen vorgesehen.
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10:06 Uhr
Sozialpsychiatrischer Krisendienst mit hoheitlichen Aufgaben
A. Adelmeyer (Geesthacht, DE)
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A. Adelmeyer (Geesthacht, DE)
Psychische Krisen halten sich nicht an üblichen Dienstzeiten. Vielfach bleibt dann nur noch eine amtsärztliche Prüfung hinsichtlich der Notwendigkeit einer Unterbringung gem. PsychHG im Rahmen einer amtsärztlichen Rufbereitschaft. Im Hinblick auf die Belange der psychisch erkrankten Menschen und insbesondere ihrer Angehörigen, hat der Kreis Herzogtum Lauenburg zunächst im Rahmen eines Modellprojektes ab 01.04.1998 einen Sozialpsychiatrischen Krisendienst eingerichtet, der nach Ablauf des 3-jährigen Modellzeitraumes regelhaft fortgeführt wurde.
Es handelt sich dabei nicht um einen Bereitschaftsdienst, sondern um eine Rufbereitschaft, die über die Regionalleitstelle anzufordern ist und sich auf psychiatrische Notfallsituationen unterhalb der Schwelle zu einer Notwendigkeit eines sofortigen ärztlichen Eingreifens bzw. Ergänzens zu erforderlichen ärztlichen Maßnahmen konzentriert. Der Krisendienst wird mit Sozialarbeitern/Sozialpädagogen, Psychologen und Krankenpflegepersonal besetzt. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Dienst ist eine mindestens 2-jährige Berufserfahrung im Bereich der psychiatrischen Versorgung. Die Dienstzeiten liegen in der Woche von 16:00 – 08:00 Uhr und am Wochenende von Freitag 12:00 Uhr bis Montag 08.00 Uhr.
Der Sozialpsychiatrische Krisendienst nimmt auch die behördlichen Aufgaben im Rahmen des Unterbringungsverfahrens nach PsychHG wahr.
In nunmehr über 20 Jahren hat sich die Tätigkeit des Sozialpsychiatrischen Krisendienstes bewährt. In dem Flächenkreis mit fast 200.000 Einwohnern wird der Dienst jährlich ca. 400 x kontaktiert, in gut der Hälfte der Fälle begibt sich der diensthabende Mitarbeiter zu einem Einsatz vor Ort, in den übrigen Fällen reicht eine telefonische Klärung und Beratung. 2018 erfolgte in 108 Fällen eine Unterbringung gem. PsychHG.