Autor:innen:
M. Oldenburg (Kiel, DE)
T. Scheel (Flensburg, DE)
Der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) gilt neben der ambulanten und stationären Versorgung als dritte Säule des Gesundheitswesens. Durch die Corona-Pandemie ist seine Bedeutung unübersehbar ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Aber auch über den Infektionsschutz hinaus besitzt der ÖGD wichtige Aufgaben: In der Kinder- und Jugendgesundheit, der psychischen Gesundheit, der Gesundheitsförderung, Prävention, Trinkwassersicherung und in vielen anderen Bereichen, in denen es über die Gesundheit des Einzelnen hinaus um gesundheitsrelevante Fragen des Gemeinwesens geht. Das Berufsfeld ist ein facettenreiches, interessantes Arbeitsgebiet. Dessen ungeachtet erlebt der ÖGD seit vielen Jahren Engpässe bei der Personalakquise. Hinzu kommt, dass ein nicht unerheblicher Teil hoch qualifizierter Mediziner:innen den ÖGD wieder verlässt. Persönliche Karrierebrüche sowie akuter Personalmangel sind die Folge. Als Basis für eine zukünftig erfolgreiche Personalbindung ist es daher angezeigt, die Ursachen nachzuvollziehen, die zum Verlassen des ÖGD führen, um so die notwendigen strukturellen Anpassungen vornehmen zu können. Die jeweiligen Kündigungsgründe und ihre spezifische Relevanz sind Gegenstand der geplanten Studie und Grundlage möglicher Handlungsempfehlungen.
Im Rahmen einer ersten, qualitativen Studie werden bis Februar 2022 Interviews zu den Gründen für das Verlassen des ÖGD durchgeführt, sowie mögliche Ressourcen für Veränderungsprozesse erfragt. Ca. zehn Personen, die den ÖGD kürzlich verlassen haben, werden mittels halbstandardisierter Fragen persönlich/ telefonisch interviewt. Kündigungsgründe und Ressourcen werden kategorisiert.
Um die jeweilige Relevanz der Kündigungsgründe zu eruieren, wird darauf aufbauend in einer zweiten, quantitativen Studie eine standardisierte Befragung mit Mediziner:innen durchgeführt, die den ÖGD verlassen haben und mit solchen, die derzeit in den Gesundheitsämtern tätig sind. Erfragt werden subjektive Einschätzungen der Kündigungsgründe bzw. -absichten, Anforderungen und Ressourcen im Beruf, sowie soziodemografische Daten (inkl. Alter, Geschlecht, aktuelle oder frühere Tätigkeit im ÖGD). Die Ergebnisse der quantitativen Analyse können einerseits Aufschluss über die wichtigsten Kündigungsgründe liefern, und andererseits Interventionsmöglichkeiten aufzeigen, um sowohl die Entscheidung für den ÖGD zu fördern als auch den Verbleib im Beruf zu gewährleisten.