Autor:innen:
K. Steul (Frankfurt am Main, DE)
R. Tessmann (Frankfurt am Main, DE)
K. Hollmann (Frankfurt am Main, DE)
M. Weindel (Frankfurt am Main, DE)
K. Hunfeld (Frankfurt am Main, DE)
M. Berres (Frankfurt am Main, DE)
B. Strommenger (Wernigerode, DE)
U. Heudorf (Frankfurt am Main, DE)
Hintergrund: Für die Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Erregern stehen nur noch wenige Reserveantibiotika zur Verfügung. Bei schweren MRSA-Infektionen, insb. mit Beteiligung der Knochen, wird i.d.R. Linezolid eingesetzt. Eine Zunahme der Linezolid-Resistenzen wird befürchtet.
Methoden: Das MRE-Netz Rhein-Main sichtete die Verbrauchs-Daten an Linezolid der Kliniken in Frankfurt am Main und bat die KV Hessen um ihre Verordnungsdaten. Aus einer Klinik im Bereich des MRE-Netzwerks wurde eine Häufung von Staphylococcus epidermidis berichtet. Die Isolate wurden im NRZ sequenziert.
Ergebnisse: Der Verbrauch an Linezolid in den Kliniken (16 Kliniken mit über 1,5 Millionen Patiententagen jährlich) nahm von 2013 bis 2018 auf den Normalstationen von 0,3 auf 0,5 DDD/100PT zu, auf den Intensivstationen von 4,3 auf 2,5DDD/100 PT ab. Im ambulanten Bereich blieben die Verordnungen von Linezolid konstant < 1000/Jahr. Eine Zunahme der Resistenzentwicklung war weder in Probenmaterial aus Kliniken noch aus Praxen erkennbar.
In einer Klinik fielen jedoch im Frühjahr 2019 fünf Patienten mit S. epidermidis mit Linezolidresistenz auf. Bei der Untersuchung der möglichen Kontaktpatienten wurden weitere neun Patienten mit S. epidermidis mit Linezolidresistenz gefunden. Sämtliche Umgebungsuntersuchungen und die Screening-Untersuchung des Personals blieben negativ; es wurden keine relevanten Hygienefehler festgestellt. Alle positiv getesteten Patienten hatten zuvor oder aktuell eine Therapie mit Linezolid erhalten. Durch Verzicht auf Linezolid im Therapieregime konnte die Häufung beendet werden. Bei der Sequenzierung wurden verschiedene Cluster detektiert; horizontal übertragene Determinanten für eine Linezolid-Resistenz konnten nicht gefunden werden.
Schlußfolgerung: Im ambulanten Bereich und auf den Normalstationen der Kliniken nahm der Verbrauch an Linezolid in den letzten Jahren gering zu, auf den Intensivstationen nahm er geringfügig ab. Vor diesem Hintergrund sind auch die Linezolid-Resistenzen nicht angestiegen. Gleichwohl sollte das Medikament weiterhin zurückhaltend eingesetzt werden. Eine Häufung mit Linezolid-resistenten S. epidermidis-Stämmen in einer Klinik wies genetisch verschiedene Cluster auf und konnte durch Verzicht auf Linezolid rasch beendet werden. Das Beispiel zeigt, dass bei Häufungen an Erregern mit besonderen Resistenzen nicht nur an Übertragungen gedacht, sondern auch das Antibiotikaregime betrachtet werden muss.