Autor:innen:
M. Schmitt (Köln, DE)
S. Eichberg (Köln, DE)
E. Ostermann (Köln, DE)
Die B.O.J.E. (Beratung und Orientierung für Jugendliche und junge Erwachsene) bietet als umgebauter Linienbus seit 1993 ein lebensweltorientiertes, niedrigschwelliges Kontakt- und Beratungsangebot für junge Menschen bis 27 Jahre im Kölner Bahnhofsumfeld (ein Kölner Betreiberverbund, u.a. das Gesundheitsamt der Stadt Köln).
Die offenen Gruppenangebote sind akzeptierend, freiwillig und anonym. Die Aufsuchenden sind u.a. von Obdachlosigkeit bedroht, befinden sich in prekären Lagen, fühlen sich im Übergang zwischen Jugend und Erwachsensein überfordert, weisen Gesundheits- und Suchtproblematiken auf. Die B.O.J.E. bietet ihnen Kontakt, Versorgung, Beratung und Vermittlung ins reguläre Hilfesystem. Gesundheitspräventive Hygienemaßnahmen und eine enge Kooperation mit dem Mobilen Medizinischen Dienst des Gesundheitsamtes gehören ebenfalls zum Angebot.
Im Jahr 2020 war die B.O.J.E. an 241 Tagen (5 Tage pro Woche zu je 3 Stunden) geöffnet. Das Angebot wurde von 249 Einzelpersonen in Anspruch genommen, davon waren 106 Erstkontakte (42,5 %). Von den 249 Einzelpersonen waren 34 minderjährig (16 Mädchen, 18 Jungen) mit 27 Erstkontakten und 215 (86,3 %) erwachsen (58 Frauen, 157 Männer) mit 79 Erstkontakten. Es konnten 4067 Gesamtbesuche gezählt werden, die sich wie folgt verteilen: 1233 (71 %) gesundheitspräventive Maßnahmen und Versorgungsangebote, 1072 (26 %) Beratungen, 119 (3 %) Vermittlungen in weiterführende Hilfsangebote, 5 (0,1 %) spontane Begleitungen zu Ämtern, Beratungsstellen, Wohneinrichtungen. An 7 Tagen wurde die B.O.J.E.-Standzeit wegen grober Regelverstöße abgebrochen.
Im Jahr 2016 wurde das offene Angebot der B.O.J.E um die zusätzliche individuelle Beratung und Begleitung „BOOT“ erweitert, um den umfassenden Bedarfen zu begegnen. Das Angebot ist an zwei Tagen pro Woche zu je 90 Minuten vor Ort. Im Jahr 2020 fanden 312 Beratungen, 553 Vermittlungen in weiterführenden Hilfen sowie 72 Begleitungen zu Ämtern, Einrichtungen, Diensten über das BOOT statt.
Das B.O.J.E.-Angebot ermöglicht jungen Menschen einen Ort der Orientierung. Die stetige Weiterentwicklung der Vernetzung mit anderen Einrichtungen führt zu zielgerichteten Lösungen individueller Problemlagen der Betroffenen. Die Kombination von B.O.J.E. und BOOT erhöht die Erreichbarkeit und bewirkt damit die erforderliche Kontinuität in der Arbeit. Aktuell ist das BOOT über Spenden finanziert, benötigt jedoch langfristig eine Überleitung in die Regelfinanzierung.