14:30 Uhr
Brauchen wir die Heime noch und wenn ja geschlossen?
I. Steinhart (Bielefeld, DE)
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Autor:in:
I. Steinhart (Bielefeld, DE)
Brauchen wir die Heime noch und wenn ja geschlossen?
Auf Basis einer bundesweiten Befragung der Leitungen von offenen und geschlossenen psychiatrischen Wohnheimen der Eingliederungshilfe wird in einem ersten Teil die aktuelle Situation in Deutschland beschrieben und insbesondere unter dem Aspekt des notwendigen Beitrages der Heime zur regionalen Pflichtversorgung diskutiert.
Im zweiten Teil soll eine konkrete Variante der Umsetzung differenzierter und passgenauer Wohnunterstützungsangebote als Teil der Sektorversorgung im Nordkreis Unna vorgestellt werden. Kern dieses Modells ist es, individuell abgestufte Hilfearrangements möglichst im eigenen Wohnraum herzustellen verbunden mit einem großen Grad an Unterstützungssicherheit – wenn individuell nötig – 24 Stunden an 7 Tagen die Woche. Teil dieses ausdifferenzierten Angebotes ist auch eine kleine intensiv unterstützte und hoch protektive Wohneinheit für eine Unterbringung nach § 1906 BGB.
14:52 Uhr
„Plan27“ – Aufbau eines aufsuchenden Angebots für junge Menschen mit psychischen Problemen
E. Ostermann (Köln, DE)
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Autor:innen:
E. Ostermann (Köln, DE)
S. Eichberg (Köln, DE)
Wenn junge Menschen in der Altersgruppe von 16 bis 26 Jahren bei psychischen Problemen Unterstützung benötigen, fühlen sie sich häufig weder von Hilfen für Kinder und Jugendliche noch von sozialpsychiatrischen Angeboten für Erwachsene angesprochen. Eine Kölner Expert*innengruppe mit Akteur*innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern, auch unter Beteiligung des ÖGDs, regte daher explizit ein Angebot „U27“ für diesen Personenkreis an. Die daraufhin geschaffene Beratungsstelle für junge Menschen wurde gut angenommen. Allerdings wurden Personen, für die die „Kommstruktur“ des Angebots eine zu hohe Hürde darstellt, nicht erreicht.
Daher wurde 2017 unter Federführung der Psychiatriekoordination des ÖGDs „Plan27“ als aufsuchendes Hilfeangebot für junge Menschen mit psychischen Problemen in komplexen Lebenssituationen initiiert. Das sozialpsychiatrisch ausgerichtete Angebot zielt darauf ab, die Teilnehmenden bedarfsgerecht in Hilfeangebote zu vermitteln und bei der Entwicklung einer beruflichen Perspektive zu unterstützen. Gefördert wurde das Projekt zunächst zwei Jahre in ausgewählten Sozialräumen Kölns über den Europäischen Sozialfond und Landesmittel im Rahmen des Programms „Starke Veedel – starkes Köln“.
Aufgrund der hohen Nachfragen aus ganz Köln wurde das im März 2019 auslaufende Projekt bis Anfang 2022 verlängert und auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. In dem Zeitraum von April 2019 bis Ende 2020 wurden insgesamt 149 Teilnehmende in das Angebot „Plan27“ aufgenommen. 97 Teilnehmende davon hatten bis Ende 2020 die Maßnahme bereits abgeschlossen. Davon konnten 89 Prozent der Teilnehmenden durch „Plan27“ in Regelangebote weitervermittelt werden und haben damit die Maßnahme erfolgreich durchlaufen. Insgesamt fanden über 350 Vermittlungen in das Gesundheitsversorgungssystem, in Regelangebote von Schule, Beruf, Qualifizierung, in die Bereiche Wohnen und Freizeit statt. Durch intensive Begleitung wurde gewährleistet, dass die Teilnehmenden in den vermittelten Regelmaßnahmen „ankommen“.
Die Auswertungen zeigen, dass mit „Plan27“ ein geeignetes aufsuchendes Angebot für diesen bisher nicht adäquat versorgten Personenkreis eingerichtet werden konnte. Eine Überleitung in eine rechtskreisübergreifende Regelfinanzierung wird anvisiert. Die Resonanz auf „Plan27“ ist aktuell so hoch, dass Wartelisten geführt werden. Dies bestätigt den Bedarf „Plan27“ nachhaltig zu verstetigen.
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15:14 Uhr
Die Situation Wohnungsloser während der Pandemie
A. Schepper (Köln , DE)
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Autor:innen:
A. Schepper (Köln , DE)
A. Müller (Köln , DE)
A. Küfer-Weiß (Köln , DE)
J. Nießen (Köln , DE)
G. Wiesmüller (Köln , DE)
A. Kossow (Köln , DE)
Hintergrund:
Die Existenz von SARS-CoV-2 und jegliche Maßnahmen und Konsequenzen, die mit dem Auftreten des neuartigen Virus einhergehen, hat weitreichende Folgen und Veränderungen in der Gesellschaft genommen. Der Einfluss der Pandemie auf das Leben von Wohnungslosen in Köln soll in dieser Arbeit qualitativ bewertet werden.
Methoden:
Als Grundlage für die Studie dienten Interviews aus dem Zeitraum November und Oktober 2020 mit Wohnungslosen in Köln. Es wurden acht wohnungslose Personen in 20 bis 90 minütigen Interviews mithilfe eines offenen Leitfadens zum Thema befragt. Danach fand eine Transkription und qualitative Auswertung der Interviews statt. Bei der Auswertung wurden deduktive und induktive Kategorien gebildet und dann mithilfe eines computergestützten Programms eine zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse vorgenommen.
Ergebnisse:
Zu den größten Veränderungen im Leben der befragten Wohnungslosen während der Pandemie gehörten die Folgen des Lockdowns im öffentlichen Bereich. Durch das Fehlen von Großveranstaltungen und Menschenmengen sind die Einkünfte der Wohnungslosen durch weniger Möglichkeiten für Leergutsammeln, Spenden oder Zeitungsverkauf zurückgegangen. Auch das zunächst eingeschränkte Angebot der Wohnungslosenhilfe mit Aufenthaltsmöglichkeiten, Versorgung mit warmen und preiswerten Mahlzeiten und die Möglichkeit soziale Kontakte zu pflegen, war für einige der Befragten belastend. Ausgangssperren sowie häusliche Isolation waren für die Wohnungslosen schwierig umzusetzen. Vereinzelt hatten die Befragten selbst große Sorge sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und mieden entsprechende Gemeinschaftseinrichtungen. Die meisten Befragten wiesen zudem mehrere Risikofaktoren auf, die bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schwerwiegenden Verlauf haben.
Fazit:
Wohnungslose in Köln sind besonders betroffen von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Durch das Fehlen von einem Wohnsitz sind Wohnungslose in ihrem Alltag auf Versorgungsstrukturen und Gemeinschaftseinrichtungen der Wohnungslosenhilfe sowie das Nutzen von öffentlichen Räumen angewiesen. Diese existentiellen Strukturen gilt es besonders in Krisenzeiten aufrecht zu erhalten. Die Veränderung der finanziellen Situation während der Pandemie sollte durch niedrigschwellige Unterstützungsmaßnahmen ausgeglichen werden. Die vulnerable Gruppe der Wohnungslosen sollte zudem in besonderem Maße vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt werden.
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15:36 Uhr
Mobiles Drogenhilfeangebot - ein Sucht-Projekt der Stadt Köln mit Hürden und Kompromissen
S. Eichberg (Köln, DE)
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Autor:innen:
S. Eichberg (Köln, DE)
S. Schwab (Köln, DE)
S. Lehmann (Köln, DE)
Verschiedene öffentliche Plätze im Kölner Stadtbild, besonders in der Innenstadt, dienen der illegalen Drogenszene als Treffpunkte, sowohl für den sozialen Austausch als auch für den Umschlag und Konsum von illegalen Drogen. Der öffentliche Konsum illegaler Drogen in Zugängen zu Tiefgaragen, Kellern und U-Bahnhaltestellen sowie die Verschmutzung durch Konsumutensilien nehmen zu. Dies führt zu einer anhaltenden Beschwerdelage der Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibenden in Neumarktnähe. Aufgrund der beschriebenen Ausgangslage hat der Rat der Stadt Köln die Realisierung eines Drogenhilfeangebotes mit Drogenkonsumraum in Neumarktnähe beschlossen. Das vorrangige Ziel eines Drogenkonsumraumes ist das Sichern von Überleben (harm reduction), dem ersten Meilenstein des Drogenhilfekonzeptes der Stadt Köln, das sich an den Phasen des Transtheoretischen Modells (Prochaska & DiClemente, 1982) orientiert. Aufgrund des angespannten Immobilienmarkts ist übergangsweise seit Dezember 2019 ein mobiles Drogenhilfeangebot eingerichtet worden. Das Angebot besteht aus einem Beratungs- und einem Konsumbus. Es ist an 5 Tagen pro Woche zu je 12 Stunden geöffnet.
Das Angebot war im Jahr 2020 an ca. 20 Tagen pro Monat geöffnet. Der Beratungsbus wurde von durchschnittlich 2.040 Personen besucht (87 % Männer). Die meisten Besucher*innen waren zwischen 36 und 45 (38 %) sowie zwischen 26 und 35 Jahren alt (31 %). Es fanden 85 Beratungen und 107 Vermittlungen statt sowie ein Tausch von 5.565 Nadeln und 4.540 Kolben. Im Konsumbus gab es durchschnittlich 1.186 Konsumvorgänge. Die am meisten konsumierten Substanzen waren Opiate (60 %), gefolgt von Kokain (25 %) und dem Cocktail aus Opiaten und Kokain (14 %). Die Substanzen wurden zum Großteil injiziert (92 %) und bei 6 % der Vorgänge inhaliert. Im Laufe des Jahres ereigneten sich 46 medizinische Notfälle mit zusätzlichen 14 Einsätzen von Rettungswagen und 12 Krankhauseinweisungen. Gegen 80 Personen musste ein Hausverbot erteilt werden.
Sinn und Notwendigkeit eines Drogenkonsumraumes liegen auf der Hand. Diskutiert werden die Besonderheiten eines mobilen Drogenhilfeangebots. Dazu gehören die Kompromisse bei der Ausstattung und den Arbeitsbedingungen, der ungeschützte Raum in der Öffentlichkeit als Herausforderung, die Grenzen der Versorgung und der personellen Belastbarkeit, aber auch die Vorteile der direkten Ansprechbarkeit und der örtlichen Flexibilität. Ebenso wird auf die Situation während der Pandemie eingegangen.
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