09:00 Uhr
Gesundheitsrelevanz und Überwachung von Legionellen-haltigen Aerosolen aus Anlagen
S. Walser-Reichenbach (München, DE)
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Autor:innen:
S. Walser-Reichenbach (München, DE)
M. Zamfir (München, DE)
J. Redwitz (München, DE)
C. Pirner (München, DE)
S. Heinze (München, DE)
C. Herr (München, DE)
Legionellen sind natürlich vorkommende Bakterien, die aus der Umwelt in technische Wassersysteme wie z. B. Verdunstungskühlanlagen gelangen. Grundsätzlich muss mit einer umweltbedingten Infektionsgefährdung immer dort gerechnet werden, wo entsprechend belastete Wassermengen in der Luft als Aerosole verteilt werden. Das Einatmen dieser Legionellen-haltigen Bioaerosole kann beim Menschen zu dem milder verlaufenden Pontiac-Fieber oder zu schweren Lungenentzündungen mit möglicher Todesfolge, der sogenannten Legionärskrankheit, führen.
Walser et al. (2014) identifizierten 19 dokumentierte Legionellen-Ausbrüche von 2001-2012 die im Zusammenhang mit Verdunstungskühlanlagen, Kühltürmen oder Nassabscheidern als möglichen Quellen standen. Auch die Ausbrüche in Warstein (Eikmann et al., 2013) und Ulm (von Baum et al., 2010) werden mit Verdünstungskühlanlagen in Verbindung gebracht.
Um die Gefahr solcher Ausbrüche zu minimieren, hat die Bundesregierung 2017 die 42. BImSchV (Verordnung über Verdunstungskühlanlagen, Kühltürme und Nassabscheider) erlassen. Am LGL wird in einem Projekt, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV), die Umsetzung der Verordnung in Bayern unterstützt. Dafür werden verschiedene Informationsmaterialen (Flyer, Broschüre, Webseite) und Veranstaltungen für die betroffenen Zielgruppen (Betreiber, Behörden etc.) entwickelt und angeboten. Auf der Webseite des Projekts (www.lgl.bayern.de/info-42-BImSchV) sind Informationen zu den Veranstaltungen, FAQs sowie eine Broschüre abrufbar. Bisher wurden drei Veranstaltungen online durchgeführt. Die Veranstaltungen stießen mit insgesamt 250 Teilnehmern auf großes Interesse und in den nächsten zwei Jahren sind weitere Veranstaltungen geplant.
Daneben werden am LGL Untersuchungen zu neuen potentiellen Quellen für Legionellen-Infektionen durchgeführt, wie z. B. Fahrzeugwaschanlagen, ebenfalls gefördert durch das StMUV. Bei diesen kommt es zu einer starken Vernebelung des genutzten Wassers. Dabei können Legionellen-haltige Bioaerosole entstehen. Fälle von Legionellen-Infektionen bei Kunden von Fahrzeugwaschanlagen sind in den letzten Jahren zudem mehrfach beschrieben worden (Euser et al., 2013; Baldovin et al., 2018). Für die Untersuchung der Wasser- und Luftproben dienen neben der Kulturmethode auch neue kulturunabhängige Verfahren wie Lebensfähigkeits-qPCR.
09:30 Uhr
Erfahrungen aus der Umsetzung der 42. BImSchV in MV anhand eines Beispiels und den Konsequenzen für die verbesserte Zusammenarbeit der Behörden
J. Hameister (Rostock, DE)
10:00 Uhr
Wirksamkeit von Luftreinigern in Schulen gegen SARS-CoV-2-Viren
R. Suchenwirth (Hannover, DE)
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Autor:innen:
R. Suchenwirth (Hannover, DE)
C. Feige (Hannover, DE)
H. Grams (Hannover, DE)
Die Diskussion zur Relevanz der Übertragung von COVID-19 über eingeatmete Aerosole rückte den Luftweg als Übertragungsweg in den Fokus. Mit dem Versprechen, das Risiko von SARS-CoV-2-Übertragungen in den Klassenräumen reduzieren zu können, drängen gerade viele Anbieter von unterschiedlichsten Geräten zur „Luftreinigung“ iauf den Markt. Durch trickreiche Formulierungen wie „Unsere Raumluftreiniger entfernen bis zu 99,995% der Viren wie SARS-CoV-2.“ erwecken viele Hersteller von mobilen Luftreinigern (MLR) in der Werbung den Anschein, sie hätten Allheilmittel gegen die Übertragung von SARS-CoV-2 in Schulen anzubieten. Diese Angaben beziehen sich auf den Unterschied zwischen ein- und austretender Luft aus den MLR-Gerät, nicht jedoch auf die mittlere Luftqualität im Raum – und schon gar nicht auf das tatsächliche Infektionsrisiko im Setting „Schulaltag“.
Eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe der VDI-Kommission der Reinhaltung der Luft und des Umweltbundesamtes hat in einem Expertengespräch zum Thema „Lüftung in öffentlichen Einrichtungen“ im Januar 2021 hohen Beratungsbedarf insbesondere bei der Nachrüstung von Schulen mit MLR benannt.
Aufgrund der hohen Schülerzahlen erfolgt in Schulen häufig auch die Nutzung von Räumen, die eigentlich nicht ausreichend belüftet werden können. Diese könnten dann ggf. durch den Einsatz von dezentralen Lüftungsanlagen oder MLR ertüchtigt werden. Zur Umsetzung entsprechender aktueller Förderprogramme von Bund und Ländern für Schulen fehlten aber Grundlagen für objektive Beschaffungsentscheidungen. Um entsprechende Vorgaben und Kriterien zu beschreiben, wurde vom Arbeitsausschuss Innenraumluft im VDI-Fachbereich IV „Umweltmesstechnik“ der Auftrag erteilt, kurzfristig eine Expertenempfehlung zu erarbeiten. In vielen Video-Konferenzen wurde in nur 6 Monaten eine VDI-EE 4300-14 "Messung von Innenraumluftverunreinigungen – Anforderungen an mobile Luftreinigungsgeräte zur Reduktion der aerosolgebundenen Übertragung von Infektionskrankheiten" erstellt. Luftreiniger, die diese Bedingungen erfüllen, sind zur wirksamen Reduktion der Virenbelastung in einem realen Raum grundsätzlich geeignet. Allerdings wird die tatsächliche Reinigungsleistung im realen Alltag einer Schule selbst bei Idealbedingungen hinsichtlich der geometrischen Voraussetzungen und der optimalen Aufstellung eine hinreichenden Anzahl an Geräten im Mittel im Fernfeld eher bei 60 % liegen.