Die Chronifizierung von Schmerzen unterliegt sehr komplexen und vielfältigen Bedingungen. Eine umfassende Befunderhebung und korrekte Diagnosestellung ist eine essentielle Voraussetzung für eine ergebnisoffene Steuerung einer angemessenen und erfolgreichen Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen. Dies kann nur im Rahmen eines multidisziplinären Ansatzes ausreichend sichergestellt werden. Das interdisziplinäre multimodale Assessment (IMA) wurde durch die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. eindeutig definiert (Casser et al., 2013). Integraler Bestandteil ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen, die jeweils selbständig Befunde aus ihrem Fachgebiet erheben. Die interdisziplinäre Diskussion, die Einordnung der Befunde sowie die Diagnosestellung münden in einer integrierten Empfehlung, die gemeinsam mit dem Patienten abschließend besprochen wird. Als Zugangsvoraussetzung für die Aufnahme einer stationären/teilstationären interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) ist das IMA inzwischen überwiegend etabliert. Durch das Innovationsfondprojekt PAIN2020 ist es darüber hinaus gelungen, ein frühes IMA als ambulante Versorgungsstruktur zu etablieren. Hier sollen Chronifizierungsverläufe frühzeitig erkannt und durch eine effektive Therapiesteuerung möglichst aufgehalten werden (Kaiser et al., 2021).
Das UniversitätsSchmerzCentrum (USC) Dresden führt neben dem IMAs als Eingangsdiagnostik für die teilstationäre IMST seit mehreren Jahren auch ambulante IMAs als eigenständige Behandlungsbausteine durch. Diese erfolgten im Rahmen von PAIN2020, darüber hinaus bestehen langjährige vertragliche Vereinbarungen im Rahmen der Besonderen Versorgung nach § 140 a SGB V sowie Versorgungsvereinbarungen mit Kostenträgern der gesetzlichen Unfallversicherung. Zur Qualitätssicherung wurden für beide Versorgungsformen Struktur- und Prozessparameter festgelegt, die sich an den o. g. Empfehlungen der Deutschen Schmerzgesellschaft orientieren.
Im Rahmen des Symposiums soll diskutiert werden, inwieweit das IMA innerhalb der genannten Versorgungsformen ausreichend kontextspezifisch ist oder Zielstellungen ggf. angepasst werden sollten. Aus einer einrichtungsbezogenen Analyse werden Patientengruppen der unterschiedlichen Arme dazu differenziert betrachtet. Zur Darstellung der Ergebnisqualität sollen Erfolgsparameter im Hinblick auf Gemeinsamkeiten oder mögliche spezifische Erweiterungen, z. Bsp. hinsichtlich des beruflichen Kontextes, diskutiert werden. Erste Überlegungen zu Evaluationskonzepten werden vorgestellt.