Hintergrund: Langzeittherapie mit opioidhaltigen Analgetika (OA) birgt das Risiko von Nebenwirkungen und Komplikationen, wie Fehlgebrauch, Missbrauch oder Abhängigkeit (Just et al. 2016). Empfehlungen für die Langzeitanwendung von OA bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS) wurden in einer deutschen S3-Leitlinie (LONTS) festgehalten (Häuser et al. 2020). Gleichzeitig beobachteten mehrere Studien einen Anstieg der Verschreibungen von OA in Deutschland (Werber et al 2015, Vertheim et al. 2020). Es bleibt unklar, inwiefern die Versorgung leitliniengerecht stattfindet oder ob Über- und/oder Fehlversorgung stattfindet. Die vom Innovationsfonds (Förderkennz. 01VSF19059) geförderte Studie Op-US verfolgt daher einen integrierten Ansatz und analysiert das Verordnungsgeschehen in der Langzeitanwendung von OA bei CNTS unter Berücksichtigung der Perspektiven von Patienten und Ärzten.
Forschungsfragen
1. Liegt in einer Kohorte von gesetzlich Versicherten eine Fehlversorgung im Hinblick auf die Verordnung von OA bei bestehenden Kontraindikationen gemäß den Empfehlungen der Leitlinie LONTS vor?
2. Welche Hürden und Hemmnisse stehen einer leitliniengerechten Versorgung aus Perspektive der Ärzte entgegen?
Methode: Die Untersuchung folgt einem Mixed-Methods-Ansatz, der mehrere Perspektiven einbezieht. Dazu gehören eine Befragung von Versicherten der DAK-Gesundheit mit Langzeit-Opioidverordnungen (i); Leitfadeninterviews mit Haus- und Fachärzten sowie eine Befragung von (Fach-)Ärzten mittels standardisiertem Erhebungsbogen (ii) und die Analyse von Routinedaten der DAK-Gesundheit von Versicherten mit Langzeitverordnungen von OA (iii). Die standardisierten Bögen enthalten Instrumente zur Erfassung von Schmerzbelastung, Versorgungsqualität, Abhängigkeitserkrankungen (i) sowie Fragen mit Bezug zu Ergebnissen aus den Leitfadeninterviews zur leitliniengerechten Versorgung, zu Hemmnissen und Hürden (ii). Insgesamt wurden 2.268 DAK-Versicherte (i) und eine Stichprobe von 1.850 Ärzten aus Fachgruppen mit Relevanz in der Schmerzversorgung befragt (ii). Für die Routinedatenauswertung werden etwa Daten zur ambulanten und stationären Versorgung einbezogen.
Ergebnisse: Die Ergebnisse sollen Hinweise darauf geben, ob Patientengruppen von Über- und/oder Fehlversorgung oder von Missbrauch betroffen sind. Zudem werden Hemmnisse und Hürden einer leitliniengerechten Versorgung erfasst. Dafür werden Befragungs- sowie Routinedaten genutzt und kombiniert, um ein möglichst umfassendes Bild der Versorgungssituation zu erhalten.
Zusammenfassung: Mit der Studie kann die Forschungslücke hinsichtlich der Langzeitanwendung von OA bei CNTS aus Sicht von Patienten und Ärzten vor allem in Bezug auf Leitliniengerechtigkeit und Risiken für nicht-bestimmungsgemäßen Gebrauch geschlossen und Kosten aus GKV-Perspektive dargestellt werden. Auf dieser Basis sollen Empfehlungen für Versorgungsstrategien erarbeitet werden.