Schmerzmedizinische Interventionen werden (wenn überhaupt) vorwiegend anhand ihrer kurzfristigen Effekte, beispielsweise einer Reduktion von Analgetika oder Schmerzintensität beurteilt. Oft ist unbekannt, ob solche Effekte anhaltend sind, möglicherweise konterkariert werden durch Nebenwirkungen oder ob eine Schmerztherapie z.B. nach einer Operation sogar zu einer längerfristigen „Analgetikakarriere“ führen könnte. Auch soziale Folgen wie Zu- oder Abnahme von Arbeitsunfähigkeit werden in der Routineversorgung selten erfasst. Zudem gibt es kaum Daten zum Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen aus Sicht des Gesamt-Ressourceneinsatzes. So gibt es kaum Untersuchungen dazu, ob sich der erhöhte Ressourcenaufwand einer Interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) auch in einer langfristigen Reduktion von Folgekosten widerspiegelt. Die Auswertung von Routine-, insbesondere Abrechnungsdaten eröffnet eine solche Analysemöglichkeit.
Dieses Symposium widmet sich auf inhaltlicher Ebenen den möglichen Langzeiteffekten einer Therapie akuter und chronischer Schmerzen bei Kindern und Erwachsenen und beschreibt Zusammenhänge mit einem Mehr- oder Mindergebrauch von Analgetika und der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen. Da alle vorgestellten Projekte auf der Auswertung von routinemäßig erhobenen Abrechnungsdaten gesetzlicher Krankenkassen beruhen, werden außerdem die methodischen Anforderungen und Fallstricke in der Arbeit mit Abrechnungsdaten thematisiert.
Alle drei Vorträge beleuchten sowohl klinische als auch methodische Aspekte in der Arbeit mit Routinedaten.
10:00 Uhr
Postoperative Schmerzbehandlung und Langzeiteffekte: Erste Daten aus LOPSTER
Dr. Daniel Schwarzkopf | Universitätsklinikum Jena | Germany
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Autor:in:
Dr. Daniel Schwarzkopf | Universitätsklinikum Jena | Germany
LOPSTER untersucht das Langzeitoutcome perioperativer Schmerztherapie durch Verknüpfung der Schmerzregister QUIPS/net-ra mit GKV-Daten. Im ersten Schritt wurde die Inzidenz postoperativer Opioidverschreibungen nach stationären Eingriffen analysiert.
10:25 Uhr
Kosten vor und nach einer Interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) bei erwachsenen Patienten mit chronischen Schmerzen
Dr. phil. Philipp Baumbach | Universitätsklinikum Jena | Germany
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Autor:in:
Dr. phil. Philipp Baumbach | Universitätsklinikum Jena | Germany
In Zusammenarbeit mit der AOK Plus wurde die Inanspruchnahme von Leistungen und Kosten chronischer Schmerzpatient:innen im Zeitraum 1 Jahr vor und nach der Teilnahme an einer vierwöchigen teilstationären IMST verglichen.
10:50 Uhr
Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) bei Kindern und Jugendlichen: Ökonomische und schmerztherapeutische Langzeiteffekte bis ins Erwachsenenalter
Lisa-Marie Rau | Deutsches Kinderschmerzzentrum, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln | Germany
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Autor:in:
Lisa-Marie Rau | Deutsches Kinderschmerzzentrum, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln | Germany
Der Vortrag beschreibt Langzeiteffekte bis zu 8 Jahre nach einer IMST für Kinder und Jugendliche. Neben Schmerzcharakteristika und emotionalen Outcomes werden ökonomische Effekte beleuchtet und einer gesunden Vergleichsgruppe gegenübergestellt.