Tierexperimentelle Forschung ist eine wichtige Säule innerhalb der translationalen neuropathischen und Tumorschmerzforschung. Das translationale Potential der meisten Studien ist gering, was zum einen durch das Tumor-Modell und zum anderen durch die limitierte Integration von klinisch relevanten Schmerzmodalitäten begründet ist. Im ersten Vortrag werden Daten aus dem EU -Verbundprojekt „Acidic microenvironment as a target for cancer-associated bone pain” (ACIDinCIBP) vorgestellt mit innovativen Verhaltensassays mit assoziierter Bildgebung (fMRI) in Kleintieren, um die Mechanismen-basierte Schmerzforschung bei Knochenkrebs voranzutreiben. Ergebnisse zeigen z.B. einen sozialen Transfer von Schmerzverhalten und machen deutlich, welche sekundären Effekte und Innovationen sich darüber hinaus für die tierexperimentelle Schmerzforschung ergeben.
Genetische Mutationen, wie solche in spannungs-gesteuerten Natriumkanälen (Nav) führen zu vererbbaren neuropathischen Schmerzsyndromen. Mit fortlaufend verbesserten genetischen Methoden wird klar, dass manche Nav-Varianten nur im zellulären Kontext pathophysiologisch relevant werden, wie wir im zweiten Vortrag darstellen werden. Im Rahmen des Sodium Channel Network Aachen (SCNAachen) leben wir die direkte Kooperation zwischen Klinikern und Grundlagenwissenschaftlern und identifizieren in einer fortlaufend wachsenden Patientenkohorte mit neuropathischen Schmerz genetische Veränderung und korrelieren diese mit Klinik und Ergebnissen von Untersuchungen an Stammzell-abgeleiteten peripheren Neuronen. Um die translationale Lücke schließen zu können, nutzen wir humane sensorische Hinterhornganglien, die bei operativer Behandlung von Plexusläsionen isoliert wurden und führen PatchSeq Messungen durch: Dabei wird nach detaillierter elektrophysiologischer Charakterisierung der einzelnen Neuronen deren Transkriptom auf einzel-Zellebene analysiert und bioinformatisch korreliert.
Abschließend werden im dritten Teil die Projekte Bio2Treat und APVEL vorgestellt. Das BMBF-Projekt Bio2Treat beschreibt einen Ansatz zur Patienten-zentrierten Diagnostik und Prognostik mit Hilfe von mHealth, Stammzelltechnologie und KI darstellt. In diesem vom BMBF geförderten Projekt wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen einem Smartphone-basierten Aktivitätentagebuch und biometrischen Daten einer PainWatch im Alltag mit QST, „Schmerz evozierten Potentialen“ (PREPS; pain-related evoked potentials) und weiteren klinischen Daten. Das G-BA Innovationsfonds-Projekt APVEL evaluierte die G-BA Richtlinie zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung SAPV und reflektiert qualitative Daten von mehr als 200 Patienten zu deren Belastung bezügl. Schmerzen und anderer Symptome im Vergleich mit Krankenkassen-Sekundärdaten von nahezu 1 Mio Patienten.