Zur Anwendung von Fragebögen und Skalen in der Schmerzdiagnostik bemerkt Williams: „Die Verwendung zuverlässiger, valider und sinnvoller Verfahren ist keineswegs schwieriger als die Anwendung nicht interpretierbarer oder ungeeigneter Methoden“ [6, S.55]. Die Erfassung von Schmerzmerkmalen wie Intensität, Dauer, Maximum, Minimum und Qualität ist inzwischen diagnostischer Standard und Grundlage für Entscheidungen über die Indikation oder Fehlindikation von Patienten bei Interdisziplinärer Multimodaler Schmerztherapie (IMST).
Themen des Workshops sind Grundlagen, Auswahl und Anwendung der Verfahren im klinischen Alltag [4]. Kriterien für „gute“ und „schlechte“ Verfahren werden diskutiert. Besprochen und praxisnah vermittelt werden die derzeit üblicherweise verwendeten Methoden der Schmerzmessung (Visuelle Analogskala – VAS, Numerische Ratingskala – NRS, Schmerztagebücher, Fragebögen zur Schmerzqualität), Verfahren zur Bestimmung der Chronifzierung [1;4] sowie bereichsspezifische Instrumente zur Erfassung psychischer Belastungen (depressive Symptome, Angst, Stress). Die Auswertung und Interpretation werden praxisgerecht erarbeitet. Dabei werden häufige Fehlerquellen, Probleme (z.B. Auswertung bei fehlenden Werten) und Entscheidungen für oder gegen bestimmte Formate sowie die Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen beim Einsatz von Fragebögen bei Patienten mit körperlichen Beschwerden erläutert [2].
Diskutiert werden auch unerwünschten Wirkungen der Schmerzmessung: So wichtig sie als Qualitätsmerkmal in der klinischen Versorgung ist, handelt es sich dennoch nur um eines von mehreren Merkmalen. Eine Fokussierung allein auf die Reduzierung der Schmerzintensität als Therapieziel greift bei Menschen mit chronischen Schmerzen zu kurz. Einschränkungen im Alltag, emotionale Belastungen, Behandlungserwartungen und -erfahrungen sind weitere für die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten wichtige Faktoren. Sie beeinflussen die angegebene Intensität ebenso wie der Kontext der Schmerzerfassung, werden durch eine Zahl allerdings nicht abgebildet und sind nur durch das wichtigste diagnostische Verfahren verstehbar: Das direkte Gespräch mit Patienten bei der Einführung der Verfahren, der Beantwortung von Fragen und Zweifeln und bei der Vermittlung der Ergebnisse.