Dieser Thementisch beinhaltet einerseits die Präsentation von Umfrageergebnissen zu Einsatz und Nutzen von komplementären Verfahren in der Schmerztherapie sowie andererseits die klinische Nutzung von Naturräumen mit besonderem Fokus auf Waldlandschaften als Elemente in der Therapie chronisch Schmerzkranker.
Die Teilnehmenden dieses Thementisches sind eingeladen, gemeinsam mit den Referierenden über die Potentiale integrativer und naturgestützter Therapieformen in der Schmerzmedizin zu diskutieren sowie über eigene Erfahrungen in der Umsetzung zu berichten.
08:30 Uhr
1. Teil: Integrative Schmerztherapie
Dr. Stefanie Liv Jahn | Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee | Germany
Prof. Dr. Jens Broscheit | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
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Autor:innen:
Dr. Stefanie Liv Jahn | Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee | Germany
Prof. Dr. Jens Broscheit | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
Komplementäre/Integrative Medizin ist zunehmend wichtiger Bestandteil der Therapie verschiedener Erkrankungen. Laut Hufelandgesellschaft befürworten ca. 75% der Deutschen das Miteinander komplementärer und konventioneller Verfahren als integrative Medizin [1]. Einer Umfrage zufolge erwarten die meisten Deutschen, dass ihr Arzt/ihre Ärztin diese einsetzen können [2]. Ebenso viele verschweigen die Anwendung aus Sorge, auf Unverständnis zu stoßen [3]. Aber auch bei ÄrztInnen und Studierenden steigt das Interesse an komplementären Verfahren [4]. Dieses bezieht sich auf Informationen, Weiterbildung und (kritische) Evaluation.
Viele PatientInnen mit chronischen Schmerzen nutzen naturheilkundliche/komplementäre Therapien. Kenntnisse zur Indikation, zu Kontraindikationen und zur korrekten Anwendung sind relevant. Für einige Verfahren liegen Studien vor, sodass diese in den Leitlinien der AWMF empfohlen werden, bspw. für Akupunktur und Blutegeltherapie. Andere Verfahren sind bislang nur wenig erforscht, dennoch werden sie angewendet und erfreuen sich teils großer Beliebtheit.
Eine im Jahr 2021 in „Der Schmerz“ publizierte Fragenbogenerhebung unter PatientInnen einer Schmerztagesklinik zur Anwendung von Komplementärmedizin bei chronischen Schmerzen zeigt die hohe Inanspruchnahme von komplementären Verfahren in der Schmerztherapie [5].
Der Arbeitskreis Komplementäre/Integrative Schmerztherapie der Deutschen Schmerzgesellschaft hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, Kenntnisse zu Einsatz und Nutzen der komplementären Verfahren in der Schmerztherapie zu erlangen und zu vermitteln sowie Qualitäts-, Evaluations- und Ausbildungskriterien zu entwickeln.
Die Ergebnisse einer vom Arbeitskreis durchgeführten Bestandsaufnahme möchten wir vorstellen. Diese beruhen auf 3 Umfragen, die sich jeweils an den stationären, teilstationären und ambulanten Bereich richteten.
Ziele waren u.a. herauszufinden, welche komplementären Methoden/Maßnahmen/Therapeutika zur Anwendung kommen, ob diese einer Rationale unterliegt, durch wen in der Einrichtung die Verfahren eingesetzt werden und aus welchen Gründen sie angeboten werden.
08:50 Uhr
2. Teil: Naturgestützte Schmerztherapie
Dr. Jochen Oeltjenbruns | Kantonsspital St. Gallen | Switzerland
Dr. Jochen Oeltjenbruns | Kantonsspital St.Gallen | Switzerland
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Autor:innen:
Dr. Jochen Oeltjenbruns | Kantonsspital St. Gallen | Switzerland
Dr. Jochen Oeltjenbruns | Kantonsspital St.Gallen | Switzerland
Die Naturraumexposition wird mit verschiedenen gesundheitsförderlichen Aspekten bzgl. der mentalen, körperlichen und sozialen Gesundheit in Verbindung gebracht. Zunehmend werden natürliche Landschaften auch therapeutisch genutzt und in verschiedene Behandlungskonzepte einbezogen. (Abraham et al., 2010; Hartig et al., 2014; Claβen & Bunz, 2018; Rathmann & Brumann, 2020) Auch in der Prävention und Therapie von Schmerzzuständen bzw. -erkrankungen wird der Naturraumexposition ein Potential zugeschrieben (Stanhope et al., 2020). So zeigen einige Untersuchungen wie beispielsweise Waldlandschaften in die Behandlung chronisch Schmerzkranker einbezogen werden können. Diese klinischen Studien weisen auf einen zusätzlichen Nutzen naturgestützter Therapieelemente hin, insbesondere bei Einbettung in interdisziplinäre multimodale Therapieansätze (Han et al., 2016; Serrat et al., 2020).
In diesem Teil des Thementisches wird einerseits ein Einblick gegeben in naturgestützte Therapieformen in der Schmerzmedizin mit besonderem Fokus auf die Integration in interdisziplinäre multimodale Schmerztherapieprogramme anhand bisher publizierter Studien. Andererseits wird die erfolgreiche Implementierung eines «waldgestützten Therapiemoduls» als nurse-led Intervention in der stationären interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie am Kantonsspital St. Gallen (Schweiz) präsentiert. Hierbei werden die besonderen Bedürfnisse chronisch Schmerzkranker, die spezifischen Anforderungen an das «Therapiesetting Wald» sowie die Integration pflegerischer Konzepte wie beispielsweise «Basale Stimulation» bei der Umsetzung eines «Waldmoduls» thematisiert.