Autor:in:
Natalie Schnabel | Germany
Kopfschmerzen und Multiple Sklerose: Charakteristika, Lebensqualität und Zusammenhang zu Depression und Angst sowie Einfluss der Krankheitsaktivität und krankheitsmodifizierenden Therapien - erste Daten
Natalie Schnabel1, Philipp Burow1, Steffen Naegel1, Erik Straus3 ,Piotr Sokolowski4, Torsten Kraya1,2
1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Halle1
2Klinik für Neurologie, Klinikum St. Georg Leipzig gGmbH
3 Hygieia, MVZ für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Schmerztherapie, Leipzig
4Klinik für Neurologie und Neurologische Intensivmedizin, Fachkrankenhaus Hubertusburg
Hintergrund
Kopfschmerzen werden schon seit längeren im Zusammenhang mit Multipler Sklerose (MS) untersucht. Die multizentrische Studie untersucht die Prävalenz und Charakteristika von Kopfschmerzen bei Patient:innen mit MS sowie in Bezug auf die klinischen Kriterien der MS. Weiterhin werden die Auswirkungen der Kopfschmerzen sowie das Auftreten von Depressionen, Angst und Fatigue im Krankheitsverlauf analysiert.
Methoden
Bisher wurden 86 Patient:innen in die Studie eingeschlossen, davon waren 75,6% weiblich. Das mittlere Alter betrug 42 +/- 11,5 Jahre (20-77 Jahre). Erfassung der Charakteristika der Kopfschmerzen mittels Rostocker-Kopfschmerzfragen-Komplexes (RoKoKo), HIT6, HADS, HAQUAMS, FSMC.
Ergebnisse
Die Prävalenz von Kopfschmerzen beträgt 74,4% (64/86 Patient:innen). 56,3% (36/64) der Patient:innen berichteten über migräneartigen Kopfschmerz, 17,2% (11/64) über spannungsartigen Kopfschmerz. 53,1% (34/64) der Patient:innen berichteten bereits vor ihrer MS-Diagnose unter Kopfschmerzen gelitten zu haben.
73% (47/64) der Patient:innen nahmen Medikamente zur Akuttherapie der Kopfschmerzen ein, wohin gegen nur 6,3% (4/64) eine Prophylaxe einnahmen.
67,2% (43/64) der Patient:innen gaben an, Tagesaktivitäten aufgrund der Kopfschmerzen nicht mehr ausüben zu können. 30,2% (26/86) der Patient:innen oberichteten weiterhin über andere Schmerzen, wobei am häufigsten Nackenschmerzen (9 Patient:innen) und Schulterschmerzen (7 Patient:innen) auftraten. Es zeigte sich, dass 4,7% (4/86) der Patient:innen Symptome einer depressiven Störung, 7% (6/86) einer Angststörung und 4% (3/86) Symptome beider Störungen aufweisen. Dabei ist zu beachten, dass von diesen 13 Patient:innen 69,2% (9) angaben unter starken Kopfschmerzen zu leiden.
Schlussfolgerung
Bei den MS-Patient:innen besteht eine hohe Prävalenz von Kopfschmerzen, die Mehrzahl berichtet über migräneartigen Kopfschmerz. Aus den bisherigen Daten wird deutlich, dass über die Hälfte der Patient:innen bereits vor ihrer MS-Diagnose über Kopfschmerzen berichten. Dies kann entweder auf eine primäre Kopfschmerzerkrankung hindeuten oder aber als ein erstes Symptom der MS-Erkrankung gewertet werden.Durch die Kopfschmerzen resultieren zusätzliche Einschränkungen im Alltag der Patient:innen. Komorbide psychische Erkrankungen scheinen sich häufig bei MS-Patient:innen mit Kopfschmerzen zu manifestieren.