Kopf- und Rückenschmerzen betreffen eine Vielzahl von Patientinnen und Patienten. Zur Verstärkung der Ressourcen und zur Verbesserung der Versorgung von dieser großen Patientengruppe bieten sich neue digitale Versorgungsformen an. Das Symposium zeigt anhand von den Innovationsfondsprojekten Rise-uP und SMARTGEM sowie dem DMKG-Register auf wie solche digitalen Methoden wissenschaftlich evaluiert und zur Generierung von Real-World Evidenzen genutzt werden können.
Die Behandlung unspezifischer Kreuzschmerzen in Deutschland ist oft nicht leitlinien-orientiert, was eine häufige Chronifizierung zur Folge hat. Das Innovationsfondsprojekt Rise-uP integriert eine Rücken-App (Kaia), eine gemeinsame elektronische Fallakte mit klinischer Entscheidungsunterstützung, sowie Telekonsile für Risikopatienten, in einen leitliniengerechten Behandlungspfad. Der cluster-randomisierte Rise-uP Trial mit über 1200 Rückenschmerzpatienten und 80 Hausärzten in ganz Bayern hat gezeigt, dass diese innovative Therapie der Regelversorgung nach 12 Monaten sowohl klinisch als auch gesundheitsökonomisch stark überlegen ist.
Das Innovationsfondsprojekt SMARTGEM (Smartphone gestützte Migränetherapie) verfolgt einen ähnlichen Ansatz bei Migränepatientinnen und Patienten. SMARTGEM besteht aus einer Migräne-App M-sense ( (Intelligentes Tagebuch, Triggeranalyse, Edukation, Unterstützung bei nicht-medikamentösen Therapien) in Verbindung mit digitalen Angeboten, um die Kommunikation zwischen Patienten, universitärer Kopfschmerzambulanz und niedergelassenen Ärzten zu verkürzen. Bei über 600 Patienten haben wir in einer randomisiert kontrollierten Studie untersucht, ob die Verbindung von einer herkömmlichen Behandlung in einem universitären Kopfschmerzzentrum (Rostock, Halle und Berlin) zusammen mit dieser neuen digitalen Versorgungsform zur einer Reduktion der Kopfschmerzfrequenz und des Schmerzmittelverbrauchs führt und die Lebensqualität der Patienten verbessert.
Real-world-Daten über die Versorgung von Kopfschmerzpatienten/-innen in Deutschland sind rar. Deswegen hat die DMKG ein deutschlandweites Kopfschmerzregister initiiert, das seit 6/2020 Patienten/-innen einschließt und diese bei der strukturierten Dokumentation ihrer Kopfschmerzen unterstützt. Das Register erfasst die Behandlung sowohl im Querschnitt als auch im Verlauf, und sowohl aus Sicht der Patienten/-innen (vor jeder Visite und über den täglichen Kopfschmerzkalender) als auch aus Sicht der Ärzte und Ärztinnen (bei der Visite). Ein Fokus liegt auf patient reported outcome measures (PROMs). Die Daten können von den teilnehmenden Ärzten als Grundlage für das Anamnesegespräch genutzt werden und gehen gleichzeitig in eine wissenschaftliche Datenbank ein.