Bewegungsmangel gilt als einer der wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für die Entstehung und Fortschreitung chronischer Erkrankungen mit der höchsten Krankheitslast, wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Tumoren und Erkrankungen des Bewegungsapparates [2]. Die WHO empfiehlt, dass Erwachsene 150 Minuten mit moderater bis intensiver Intensität körperlich aktiv sein sollten. Zusätzlich sollten auch 2-3 mal in der Woche muskelkräftigende Aktivitäten durchgeführt werden [7]. Diese Empfehlung gilt auch für Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, da ein Umsetzen der Empfehlung nachweislich zu einem bedeutsamen Zugewinn an somatischer und mentaler Gesundheit und Wohlbefinden führt [7]. Gesundheitsorientierte Bewegung ist risiko- und nebenwirkungsarm und die Effekte sind häufig vergleichbar mit denen medikamentöser Therapien [2]. Im Rahmen der Schmerztherapie kann die Förderung von körperlicher Aktivität und Bewegung dazu beitragen, dass körpereigene Regulationsmechanismen und Resilienz auf verschiedenen biologischen und psychologischen Ebenen aktiviert und gefördert werden [5]. Allerdings sind diese Empfehlungen [7] hoch ambitioniert. In der deutschen Bevölkerung erreichen nur ca. 25% das empfohlene Ausmaß an körperlicher Aktivität [4] und Menschen mit chronischen Schmerzen bewegen sich noch weniger [3].
In der Versorgung zeigen sich verschiedene Barrieren für die Umsetzung von Bewegungsförderung, die vor allem die Rahmenbedingungen der Versorgung, aber auch die Qualifikation hinsichtlich einer patientenzentrierten Beratung betreffen [1]. Hinzu kommen passive Erwartungen der Patientinnen und Patienten an die Therapie, ein biomechanisch orientiertes Krankheitsverständnis seitens der Physiotherapie sowie fehlende interdisziplinäre Zusammenarbeit, welche die Umsetzung aktiver Maßnahmen zusätzlich erschweren [6]. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Frage, wie körperliche Aktivität im Versorgungsalltag überhaupt zuverlässig gemessen werden kann. Hier muss geprüft werden, welche patient reported outcome measures (PROMs) zur Erfassung der körperlichen Aktivität valide sind und einer patientenzentrierten Versorgung entsprechen.
Eine robuste Evidenzlage zeigt das große Potenzial von körperlicher Aktivität für die Prävention und Therapie chronischer Schmerzen [8] - die Kernfrage ist jedoch, wie dieses Potenzial in der Schmerzversorgung besser ausgeschöpft werden kann. Damit stellen sich folgende Fragen, die im Rahmen der Vorträge dieses Symposiums diskutiert werden sollen:
1. Welche Ansätze einer patientenzentrierten Bewegungsförderung in der Schmerztherapie sind wirksam und implementierbar?
2. Welche Barrieren und Förderfaktoren zeigen sich für die Bewegungsförderung im Rahmen der physiotherapeutischen Schmerzversorgung?
3. Welche Messinstrumente zur Erfassung der körperlichen Aktivität sind valide und entsprechen einer patientenzentrierten Versorgung?