Schmerz ist ein komplexes Phänomen, das durch das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren entsteht. Schmerzen nach einer Operation sind ein normales körperliches Phänomen bedingt durch die Operation selbst, die ein Gewebetrauma darstellt, und zusätzlich durch den Anlass, z.B. ein Trauma, der zu der Operation führte und mit Schmer-zen und Entzündungen einhergeht. Die meisten Patienten können durch postoperative Schmerzbehandlung innerhalb der ersten Woche nach der Operation eine Schmerzlinderung erreichen. Ein Teil der Patienten berichtet jedoch über fortbestehende oder auch wieder auftretende starke Schmerzen, oft verbunden mit einer verzögerten postoperativen Erholung, ei-ner hohen physischen und psychischen Belastung und dem Risiko einer Chronifizierung. Peri-operatives Schmerzmanagement sollte daher starke Schmerzen nach der Operation so weit wie möglich vermeiden.
In den letzten Jahren gab es zunehmend Evidenz dafür, dass eine effektive und nebenwirkungs-arme perioperative Schmerztherapie in der perioperativen Medizin relevant ist. Im Mittelpunkt stehen dabei jedoch weniger neue Medikamente oder Applikationsformen mit dem Ziel mög-lichst niedriger „NRS-Werte“, sondern deren fach- und sachgerechte Anwendung im Rahmen eines interdisziplinären und interprofessionellen Ansatzes. Die postoperative Schmerztherapie wird zunehmend als ein Bestandteil eines Gesamtkonzeptes zur Förderung der perioperativen Erholung und der Prophylaxe von Komplikationen und Schmerzchronifizierung gesehen. Erfreuli-cherweise hat das Wissen um die Zusammenhänge von Schmerz, perioperativen Komplikationen und risikoarmer Therapie inzwischen das Bewusstsein (fast) aller Beteiligten erreicht.
Diese Perspektive für die perioperative Medizin spiegelt sich auch in dem neuen Update der S3 -Leitlinie „Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“ wider. Die Aktualisierung dieser Leitlinie unter Leitung von Winfried Meissner und Esther Pogatzki-Zahn hat zu einer Vielzahl von neuen Empfehlungen geführt. Hinzu kommt, dass einige der alten Empfehlungen durch Hinzunahme der neuen Evidenz so weitreichend modifiziert worden sind, dass dies eine Bedeutung für die klinische Praxis hat. Ein Teil dieser Neuerungen sollen im Symposium vorgestellt werden und es sollen die zukünftigen Entwicklungen für die klinische Arbeit diskutiert werden.
Meissner, Winfried
Einführung: Neuauflage der Akutschmerz-Leitlinie: Was lange währt…?
Klinger, Regine
Psychologische Interventionen in der perioperativen Schmerztherapie – Wandel und Zukunft im Licht der Individiualisierung
Tafelski, Sascha
Perioperatives Phantomschmerzmanagement: Update Akutschmerzleitlinie 2022
Pogatzki-Zahn, Esther
Empfehlungen bei Operationen an der Wirbelsäule: evidenz-basiert und differenziert