Mindestens 30-60% aller Tumorpatienten geben im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung und der onkologischen Therapie starke Schmerzen an (1). Durch verbesserte Diagnostik und Therapie weisen > 50 % der Tumorpatienten eine Überlebenszeit von > 10 Jahren auf (2). Auch bei dieser Patientengruppe besteht eine Prävalenz von 20 – 40 % für chronische Schmerzen (3).
Trotz erfolgreicher onkologischer Behandlungsstrategien ist die Vorgehensweise bei tumorbedingten Schmerzen bis heute nahezu unverändert geblieben. Das dreistufige WHO - Stufenschema dient seit 1986 als Leitstruktur für die Behandlung tumorassoziierter Schmerzen. Die Wirksamkeit dieses Schemas ist umstritten (4,5) – unzureichende Therapien tumorbedingter Schmerzen sind weiterhin häufig (6,7). Diese Problematik sollte vor dem Hintergrund besserer Prognosen und erhöhter Überlebenszahlen zu einer Optimierung und Erweiterung von Behandlungsstrategien für tumorbedingte Schmerzen führen.
In der aktuellen Überarbeitung des WHO - Stufenschemas wurden bei Versagen aller pharmakologischen Optionen invasive und minimalinvasive Behandlungen als 4. Stufe eingeführt (8). Regionalanästhesiologische Verfahren zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken werden bei tumorbedingten Schmerzen im Bereich von Rumpf und Extremitäten erfolgreich angewendet. Ein anschließendes thermisch - oder chemisch - ablatives Verfahren kann den Behandlungserfolg konsolidieren (9-11). Welche Anwendungsbereiche und Vorteile interventionelle Verfahren bieten und welche Risiken und Grenzen sie aufweisen, soll in diesem Symposium ausführlich beleuchtet werden.
Bei ca. 10 – 30 % der Tumorpatienten verbleiben trotz Einsatz zahlreicher Behandlungsoptionen therapierefraktäre tumorbedingte Schmerzen (12). Die suffiziente Behandlung dieser Patientengruppe stellt eine große Herausforderung dar. In diesen Fällen kann die Möglichkeit der intrathekalen Medikamentenapplikation mit vollimplantierbaren Pumpensystemen, aber auch ablativer Verfahren zur Therapieeskalation bei behandlungsresistenten tumorassoziierten Schmerzen in Erwägung gezogen werden (13-16). Die Wirksamkeit der genannten Maßnahmen wird bis heute vielfach unterschätzt. Oft bestehen auch Vorbehalte aufgrund möglicher eingriffsbedingter Belastungen oder potentieller Nebenwirkungen. Beide Vorgehensweisen werden vor dem Hintergrund der aktuellen Implantattechnologie und einer modernen Neurochirurgie ausführlich dargestellt.