Autor:innen:
Dr. med. Norah Lynn-Anne Emrich | Universitätsklinikum Bonn | Germany
Laura Tascón Padrón | Universitätsklinikum Bonn | Germany
Julia Schmidt | Universitätsklinikum Bonn | Germany
Dr. Christin Arnold | Universitätsklinikum Jena | Germany
Dr. Marcus Komann | Universitätsklinikum Jena | Germany
Dr. Johannes Dreiling | Universitätsklinikum Jena | Germany
Prof. Dr. med. Winfried Meißner | Universitätsklinikum Jena | Germany
Dr. med. Brigitte Strizek | Universitätsklinikum Bonn | Germany
Prof. Dr. med. Ulrich Gembruch | Universitätsklinikum Bonn | Germany
Dr. med. Jorge Jiménez Cruz | Universitätsklinikum Bonn | Germany
Hintergrund und Fragestellung
Die Sectio caesarea ist der schmerzhafteste gynäkologische Eingriff, allerdings werden damit assoziierte Schmerzen oft als natürlich angesehen. In dieser Studie wird der Einfluss der Demographie und der klinischen Versorgungsfaktoren auf die Schmerzen nach Sectio untersucht.
Materialien und Methoden
In dieser multizentrischen prospektiven registerbasierten Studie wurden Daten ausgewertet von Kliniken, die 2010-2020 am QUIPS-Register teilnahmen und mindestens 200 Patientinnen einschlossen. Es wurden Daten zur Schmerzintensität (11-Punkte-Skala) und Analgesieversorgung sowie operative und demographische Daten untersucht. Die Wahrscheinlichkeit, an starken Schmerzen (≥ 7 Punkte) zu leiden, wurde mit diesen Daten verglichen. In der Primäranalyse wurden signifikante Einflussfaktoren identifiziert. Um die Interaktion zwischen diesen Faktoren zu untersuchen, wurden diese Variablen mittels logistischer Regressionsanalyse in ein multivariables Modell eingepflegt.
Ergebnisse
Daten von 11.692 Sectiones aus 26 Klinken wurden ausgewertet. 53,8% der Frauen gaben starke Schmerzen an. In einer primären explorativen Analyse wurde ein statistisch signifikanter (p < 0,05) Einfluss folgender Faktoren gefunden: Region der Klinik, Alter, Analgesieversorgung (Opioide, Nicht-Opioide und PCA (Patienten-kontrollierte Analgesie)), chronische Schmerzen, Therapieanordnung und Schmerzdokumentation. Als unabhängige protektive Faktoren stellten sich Schmerzdokumentation (OR 0,58), Therapieanordnung (OR 0,65), Gabe von Nicht-Opioiden (OR 0,52), PCA (OR 0,68) und Kliniken in den neuen Bundesländern (OR 0,79) dar. Unabhängige Risikofaktoren für starke Schmerzen waren Gabe von Opioiden (OR 1,33), chronische Schmerzen (OR 1,9) und Alter über 30 Jahren (OR 1,13).
Bezüglich des Medikamentenverbrauches wurde in den neuen Bundesländern signifikant häufiger (p < 0,001) Lokalanästhesie (OR 13,9), Metamizol (6,2% vs. 3,4%) und Ibuprofen (55,9% vs. 49,1%) sowie Morphin (OR 14,5), Sufentanil (OR 163,7) und Pethidin (OR 23,6) verwendet. Signifikant seltener (p < 0,001) wurde in den neuen Bundesländern Diclofenac (OR 0,02), Piritramid (OR 0,21), Tramadol (OR 0,9) und Oxycodon (0,6% vs. 28,8%) verabreicht. In Westdeutschland wurden insgesamt mehr Opioide gegeben (48,4% vs. 21,8%).
Schlussfolgerung
Mehr als die Hälfte aller Patientinnen gaben starke Schmerzen nach Sectio an. In der Auswertung von > 11.000 Sectiones konnten deutliche regionale Unterschiede bzgl. der Häufigkeit von starken Schmerzen und Versorgungsmaßnahmen nach Sectiones in Deutschland nachgewiesen werden. In Kliniken, die eine multimodale Schmerztherapie (Lokalanästhesie, stärkere Opioide und häufigere Gabe von NSAR) und adäquate Schmerzüberwachung (feste Analgesieanordnungen und Schmerzdokumentation) anbieten, hatten Patientinnen signifikant seltener starke Schmerzen. Unsere Ergebnisse können dazu beitragen, die Versorgungsqualität von Patientinnen nach Sectiones flächendeckend zu verbessern.