P09.01:
Patientencharakteristika und Behandlungsprofile von Migränepatienten, die in der ärztlichen Praxis mit Erenumab behandelt werden: Finale Ergebnisse aus der SPECTRE-Studie.
Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul | Kopfschmerzzentrum Frankfurt | Germany
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Autor:innen:
Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul | Kopfschmerzzentrum Frankfurt | Germany
Dr. Mirja Koch | Novartis Pharma AG | Switzerland
Dr. Caroline Baufeld | Novartis Pharma GmbH | Germany
Migräne gehört weltweit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Erenumab, ist der erste und bislang einzige zur Migräneprophylaxe zugelassene monoklonale Antikörper, der den Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptor blockiert. Es besteht die Notwendigkeit, die Behandlung mit Erenumab in der ärztlichen Praxis durch Kopfschmerzspezialisten außerhalb randomisierter kontrollierter Studien besser zu verstehen. Ziel der SPECTRE-Studie (CharacteriSation of Prescription patterns in Episodic and Chronic migraine patients starting Treatment in a Reallife setting with Erenumab in Germany) war es, Patientenprofile und Behandlungsmuster für Erenumab in Deutschland basierend auf Migränemerkmalen und Komorbiditäten besser zu verstehen.
Diese nicht-interventionelle Studie wurde an 139 Zentren in Deutschland durchgeführt und erfasste 572 Migränepatienten, die mit Erenumab behandelt wurden. Die Patienten konnten die Behandlung entweder neu oder innerhalb von 3 Monaten vor Eintritt in die Studie begonnen haben. Neben einem Kopfschmerztagebuch wurden die Fragebögen Headache Impact Test 6 (HIT-6) und Treatment Satisfaction Questionnaire for Medication (TSQM) eingesetzt, um die Auswirkungen der Kopfschmerzen auf das tägliche Leben und die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung zu erfassen.
Hier werden die Ergebnisse der abschließenden Analyse von 572 Migränepatienten vorgestellt, die über 12 bis 24 Monate beobachtet wurden. Erste Daten zeigen, dass es sich bei der Mehrheit der Erenumab-Patienten um Frauen mit chronischer Migräne und einem hohen Anteil psychiatrischer Komorbiditäten handelt. Nach dreimonatiger Behandlung mit Erenumab waren die monatlichen Migräne- und Kopfschmerztage um 4,5 bzw. 6,6 Tage reduziert. Darüber hinaus verringerte sich der HIT-6-Score schon nach 3 Monaten im Durchschnitt um 8 Punkte und die Behandlungszufriedenheit blieb über 6 Monate hinweg hoch.
SPECTRE wird wertvolle Erkenntnisse über den Einsatz von Erenumab in der klinischen Praxis in Deutschland liefern, die Verordnungsmuster charakterisieren helfen und das jeweilige Therapieansprechen analysieren.
P09.02:
Der Einfluss einer stationären multimodalen Schmerztherapie auf Bewegungsängste
Carsten Schmid | Algesiologikum GmbH | Germany
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Autor:innen:
Carsten Schmid | Algesiologikum GmbH | Germany
Christoph Fox | Algesiologikum GmbH | Germany
Hintergrund und Fragestellung
Personen mit chronischen Schmerzen vermeiden schmerzauslösende Bewegungen und können auf diesem Wege ein angstbesetztes Vermeidungsverhalten gegenüber Bewegungen ausbilden. Der Einfluss einer stationären multimodalen Schmerztherapie auf mögliche Bewegungsängste ist das Ziel dieser Untersuchung.
Materialien und Methoden
Chronische Schmerzpatienten wurden zu Beginn wie auch am Ende der stationären Behandlung bezüglich ihrer Bewegungsängste anhand zweier Fragebögen befragt. Zum Einsatz kamen der Tampa Scale for Kinesiophobia und eine Bilderserie von alltagsrelevanten Bewegungen. Der Tampa Scale for Kinesiophobia, in der 11-Item-Version, diente zur Erfassung der schmerzbezogenen Angst vor Verletzung und Bewegung. Mittels der Bilderserie sollten die Patientin die Gefährlichkeit bzw. Einschränkungen der abgebildeten Bewegungen einzuschätzen. Der Umfang der ärztlichen Betreuung war für die Patienten gleich. Die unterschiedliche Anzahl der bewegungstherapeutischen und psychologischen Einheiten wurde dokumentiert und in die Beurteilung des Einflusses der stationären multimodalen Schmerztherapie auf die Bewegungsängste mit einbezogen.
Ergebnisse
Zur Auswertung stehen die Daten von 92 Patienten (w=57, m=35) zur Verfügung. Das Durchschnittsalter beträgt 58,7 Jahren und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 15 Tage.
Die männlichen Patienten, die überdurchschnittlich viele bewegungstherapeutische Einheiten erhielten, reduzierten die Bewegungsängste deutlicher als die Patienten, die unter der durchschnittlichen Anzahl an bewegungstherapeutischen Einheiten liegen. Bei den weiblichen Patienten tritt der gegenteilige Effekt auf. Die Ergebnisse der Fragebögen zeigen denselben Trend.
Das Verhältnis zwischen psychologischen und bewegungstherapeutischen Einheiten vergrößerte sich bei den Patienten und Patientinnen, die über dem Durchschnitt an bewegungstherapeutischen Einheiten liegen. Bei den Patienten und Patientinnen, die sich unterhalb des Durchschnittes befinden, verkleinert nimmt das Verhältnis ab.
Diskussion und Schlussfolgerung
Bei männliche Patienten kann ein Zusammenhang zwischen dem Umfang der Bewegungstherapie und der Reduktion von Bewegungsängsten vermutet werden. Zeitgleich zeigen die Ergebnisse, dass die Bewegungstherapie anscheinend einen höheren Stellenwert als die psychologische Therapie einnimmt. Allerdings werden diese Ergebnisse von den weiblichen Patienten nicht untermauert. Es stellt sich sogar ein gegenteiliger Effekt ein. Ob geschlechtsspezifische Unterschiede oder eine Differenzierung in Subkategorien, bezüglich der chronischen Schmerzen bzw. Diagnosen, diese Ergebnisse erklären können, sollte Bestandteil weiterer Untersuchungen sein.
P09.03:
Kann die subjektive Bewertung einer Bilderserie zu alltäglichen Bewegungsabläufen vergleichbare Einschätzungen bezüglich der Bewegungsangst liefern wie der Tampa Scale of Kinesiophobia (TSK)?
Carsten Schmid | Algesiologikum GmbH | Germany
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Autor:innen:
Christoph Fox | Algesiologikum GmbH | Germany
Carsten Schmid | Algesiologikum GmbH | Germany
Hintergrund und Fragestellung
Personen mit chronischen Schmerzen vermeiden schmerzauslösende Bewegungen und zeigen ein angstbesetztes Vermeidungsverhalten gegenüber Bewegungen. Ob es Unterschiede gibt zwischen einer subjektiven Bewertung der Einschränkung durch Zuhilfenahme einer Bildserie oder der persönlichen Einschätzung bezüglich der eigenen Bewegungsängste anhand des TSK ist Gegenstand dieser Untersuchung.
Materialien und Methoden
Chronische Schmerzpatienten wurden zu Beginn wie auch am Ende der stationären Behandlung bezüglich ihrer Bewegungsängste anhand zweier Fragebögen befragt. Zum Einsatz kamen der TSK und eine Bilderserie von alltagsrelevanten Bewegungen. Der TSK, in der 11-Item-Version, diente zur Erfassung der schmerzbezogenen Angst vor Verletzung und Bewegung. Mittels eigens erstellter Bilderserien sollten die Patientin die Gefährlichkeit bzw. ihre Einschränkungen bei den abgebildeten Bewegungen einschätzen. Der Umfang der ärztlichen Betreuung war für die Patienten gleich. Die unterschiedliche Anzahl der bewegungstherapeutischen und psychologischen Einheiten wurde dokumentiert und in die Beurteilung der Bewertungen und Einschätzungen mit einbezogen.
Ergebnisse
Zur Auswertung stehen die Daten von 92 Patienten (w=57, m=35) zur Verfügung. Das Durchschnittsalter beträgt 58,7 Jahren und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 15 Tage.
Sowohl bei den männlichen, wie auch weiblichen Patienten reduzierten sich in unterschiedlichem Maße die Bedenken vor bestimmten Bewegungsabläufen im Alltag. Es war festzustellen, dass die Beweggründe, wie dieses zustande kam, durchaus unterschiedlich waren und auch bzgl. des Geschlechts variierten.
Bewerteten die Patienten einen alltäglichen Bewegungsablauf als für sie besser durchführbar, nahm auch die vergleichbare Einschätzung der Bewegungsangst beim TSK ab. Seitens des Geschlechts waren diesbezüglich keine Unterschiede erkennbar.
Diskussion und Schlussfolgerung
Geschlechtsübergreifend ist zu vermuten, dass die Angaben zur Bewegungsangst (TSK) mit der subjektiven Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit (Bildserien) korrelieren. Zu diskutieren ist, ob für die Durchführung der Therapie nur auf die Bildserien zurückgegriffen werden kann, da der TSK zwar eine Aussagekraft bezüglich der eigenen Bewegungsängste liefert, dieser aber teilweise missverstanden werden kann und der zeitliche Aufwand zur Durchführung hoch ist. Zudem sollte überlegt werden, ob sich die Patient-Therapeuten-Beziehung hierdurch nicht besser aufbauen lässt, da dem Patienten vor Augen geführt wird, an welchen, für den Alltag relevanten Dingen, gemeinsam gearbeitet werden sollte und es für ihn nicht deutlicher wird, welche Fortschritte er diesbezüglich bis zu Ende der Therapie machen konnte.
P09.04:
Die Würzburger CRPS-Patientenschulung – Entwicklung eines multimodalen Edukationsprogramms
Dr. Ivo Käthner | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
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Autor:innen:
Dr. Karolin Teichmüller | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
Dr. Monika Fischer | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
Dr. Ivo Käthner | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
Prof. Dr. Heike Rittner | Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Anästhesiologie | Germany
Hintergrund: Das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist eine vielschichtige und langwierige Erkrankung. Unbehandelt drohen den Betroffenen Chronifizierung, psychische Folgeerkrankungen und eventuell Arbeits- oder Erwerbsunfähigkeit. Für eine günstige Prognose sind ein frühes Erkennen der Symptomatik sowie die Zusammenarbeit von Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen, wie Medizin, Psychologie und Physiotherapie, entscheidend. Außerdem ist im Therapieverlauf ein hoher Grad an Adhärenz bzw. Eigenverantwortlichkeit der Betroffenen erforderlich, was eine gute Aufklärung voraussetzt.
Methode: In unserem Schmerzzentrum nahmen wir einen Bedarf für ein neues, störungsspezifisches Edukationsmodul für Betroffene mit CRPS wahr. Als Ziele formulierten wir (1) Betroffene zusammen zu bringen und sie (2) zum Experten bzw. zur Expertin für die eigene Erkrankung und Therapie zu machen.
Ergebnisse: Literatur- und leitlinienbasiert konzipierten wir die Würzburger CRPS-Patientenschulung, ein ambulantes, halbtägiges Programm mit 3 professionsspezifischen Modulen:
Im medizinischen Modul werden die Betroffenen allgemeinverständlich über Symptome, Genese und medikamentöse Therapieoptionen aufgeklärt.
Im Modul Physiotherapie erläutern wir leitliniengerecht die bewegungs- und verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätze, wie Graded Motor Imagery, die unter anderem die Spiegeltherapie beinhaltet.
Das psychologische Modul umfasst eine Aufklärung über psychologische Aspekte im Zusammenhang mit dem CRPS, z.B. Einflüsse von Angst oder Ärger auf das Schmerzerleben. Zudem vermitteln wir patientengerecht Informationen über Angst-Vermeidungs-Verhalten, kortikale Reorganisation sowie neglect-like Phänomene und geben einen exemplarischen Überblick über Ablauf und Inhalte einer Schmerzpsychotherapie.
Fazit: Mit der neuen Würzburger CRPS-Patientenschulung steht ein ökonomisches und inhaltlich fundiertes Edukationsmodul zur Verfügung, das sich in kürzester Zeit als wertvoller Bestandteil unseres Behandlungsrepertoires etabliert hat. Eine Evaluation zur Akzeptanz und wahrgenommenen Nützlichkeit unter den Teilnehmenden im ZiS ist in Arbeit.
P09.05:
Bestehen Unterschiede in der Beeinflussung der Bewegungsängste durch eine stationäre multimodale Schmerztherapie zwischen Patienten mit und ohne Hauptdiagnose F45.41?
Carsten Schmid | Algesiologikum GmbH | Germany
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Autor:innen:
Carsten Schmid | Algesiologikum GmbH | Germany
Christoph Fox | Algesiologikum GmbH | Germany
Alexander Kopp | Algesiologikum GmbH | Germany
Hintergrund und Fragestellung
Schmerzen können zu Schonhaltungen und zu bewegungsvermeidenden Verhalten führen. Chronische Schmerzpatienten sind hiervon mit höherer Wahrscheinlichkeit betroffen und können zudem ein angstbesetztes Vermeidungsverhalten gegenüber Bewegungen ausprägen. Ob chronische Schmerzpatienten eine subjektiv empfunden höhere Bewegungsangst aufweisen und wie sich diese während eines stationären multimodalen Schmerzbewältigungsprogrammes, im Vergleich zu Patienten ohne Hauptdiagnose F45.51 verändert, ist Gegenstand dieser Untersuchung.
Materialien und Methoden
Chronische Schmerzpatienten wurden zu Beginn wie auch am Ende der stationären Behandlung bezüglich ihrer Bewegungsängste anhand zweier Fragebögen befragt. Zum Einsatz kamen der TSK und eine Bilderserie von alltagsrelevanten Bewegungen. Der TSK diente zur Erfassung der schmerzbezogenen Angst vor Verletzung und Bewegung. Mittels eigens erstellter Bilderserien sollten die Patienten die Gefährlichkeit der abgebildeten Bewegungen einschätzen. Der Umfang der ärztlichen Betreuung war für die Patienten gleich. Die unterschiedliche Anzahl der bewegungstherapeutischen und psychologischen Einheiten wurde dokumentiert und in die Beurteilung mit einbezogen.
Ergebnisse
Von den 92 Patienten hatten 65 Patienten die Hauptdiagnose F45.41. Bei den Patientinnen lag der Anteil mit der Diagnose F45.41 bei 73,7% und bei den männlichen Patienten bei 65,7%. Patientinnen mit der Diagnose F45.41 wiesen eine höher ausgeprägte Bewegungsangst auf als Patientinnen ohne Diagnose F45.41, nahmen durchschnittlich häufiger an bewegungstherapeutischen und psychologischen Therapieeinheiten teil und reduzierten deutlich die subjektiven Bewegungsängste. Männlichen Patienten mit der Diagnose F45.41 nahmen nahezu gleich oft an bewegungstherapeutischen und psychologischen Therapieeinheiten teil wie Patienten ohne der Diagnose F45.41. Die Patienten ohne F45.41 reduzierten ihre subjektiven Bewegungsängste deutlicher als Patienten mit der Diagnose F45.41.
Ohne geschlechtsspezifische Aufteilung ist eine Reduktion der Bewegungsängste, unabhängig von den Diagnosen, zu erkennen. Der Fragebogen mit der Bilderserie zeigt höhere Werte in der Reduktion der Bewegungsängste bei Patienten mit der Diagnose F45.41 als bei der anderen Patientengruppe. Der TSK zeigt ein gegensätzliches Bild.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Auswertung beider Fragebögen zeigt, dass eine multimodale stationäre Schmerztherapie die Bewegungsängste von Patienten mit und ohne Hauptdiagnose F45.41 reduziert. Allerdings bestehen Unterschiede bezüglich der Fragebögen, bei welcher Patientengruppe die Bewegungsängste stärker ausgeprägt sind. Im Vergleich zu den weiblichen Patienten sind die Ergebnisse der Fragebögen bei den männlichen Patienten nicht konsistent und widersprüchlich. Dies könnte auf eine mangelnde Fähigkeit zur Selbsteinschätzung der männlichen Patienten beruhen.
P09.06:
Primäre Kopfschmerzen und komplexes regionales Schmerzsyndrom – Hinweise auf gemeinsame pathophysiologische Aspekte in einer nationalen Kohorte
Dr. Sebastian Strauss | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
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Autor:innen:
Dr. Sebastian Strauss | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
Matthias Wiemann | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
Dr. med. Steffen Nägel | Universitätsklinikum Halle (Saale) | Germany
Nikolas Zimowski | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
Sarah-Luis Blendow | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
Prof. Dr. Elena Enax-Krumova | BG Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH | Germany
Dr. Anselm Angermaier | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
Dr. med. Robert Fleischmann | Universitätsmedizin Greifswald | Germany
Hintergrund
Chronische Schmerzen haben enorme Auswirkungen auf die individuelle Lebensqualität von Patient:innen (Pat). Verschiedene Schmerzerkrankungen treten zudem überzufällig häufig zusammen auf (1), wofür teils gemeinsame pathophysiologische Überschneidungen ursächlich sein können. Beispielhaft weisen primäre Kopfschmerzsyndrome (KS) wie Migräne und trigeminoautonomer Kopfschmerzen (TAC) überlappende klinische und pathophysiologische Merkmale auf.(2) Pathophysiologische Gemeinsamkeiten lassen sich auch für das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ableiten.(3) Erste Daten zeigten kürzlich eine überzufällige Komorbidität von Migräne und CRPS.(4) Die Assoziation zwischen CRPS und KS sowie klinische und (pharmako-) therapeutische Verläufe wurden jedoch bisher nicht systematisch beschrieben. Wenn sich solch eine Assoziation bestätigen lässt, könnte dies zu einem besseren pathophysiologischen Verständnis und insbesondere zur Identifizierung neuer Therapieoptionen beitragen.
Methoden
In dieser prospektiven Studie erhielten 200 Patient:innen mit CRPS Fragebögen zur Erfassung klinischer Parameter (u.a CRPS severity Score; CSS) und ein validiertes Kopfschmerzscreening. Statistisch wurde die Prävalenz von primären KS in der CRPS-Kohorte erfasst und der Zusammenhang zwischen der Schwere und des CRPS-Phänotyps mit dem Auftreten von KS analysiert.
Ergebnisse
Im Vergleich zu einer Referenzpopulation aus der Literatur (Ref) zeigte sich in unserer CRPS-Kohorte eine signifikant höhere Prävalenz von KS (CRPS: 69%; Ref: 59%) sowie eine höhere Prävalenz von Migräne (CRPS: 32%; Ref: 18%) und TAC (CRPS: 3%; Ref: 0.1%) während die Prävalenz von Spannungskopfschmerz (TTH) geringer war (CRPS: 6%, Ref: 14%). Patient:innen mit Migräne/TAC waren signifikant jünger bei CRPS-Beginn (37 vs 48 Jahre), hatten einen höhere CSS (6.7 vs 5.5), höhere Schmerzwerte (5.3/10 vs 3.7/10 auf der visuellen Analogskala) sowie eine stärker ausgeprägte Allodynie als Patient:innen ohne KS. Es zeigte sich keine Assoziation zwischen CRPS-Phänotyp und dem Auftreten primärer KS.
Diskussion
Unsere Untersuchung in einer großen nationalen CRPS-Kohorte liefert nicht nur Hinweise auf eine höhere generelle Prävalenz von KS, sondern eine Verschiebung der Prävalenz innerhalb der primärer Kopfschmerzsyndrome von TTH zu Migräne/TAC. Letztere entwickelten früher im Leben ein CRPS, sodass dies als möglicher Risikofaktor für CRPS angesehen werden könnte. Die höhere Symptomlast bei Patient:innen mit Migräne /TAC unterstreicht mögliche pathophysiologische Gemeinsamkeiten, z.B. eine zentrale Sensitivierung oder neurogene Inflammation durch Neuropeptidausschüttung. Interessanterweise führte die Migräneprophylaxe mit CGRP-Antikörpern auch zu einer subjektiven Verbesserung der CRPS-bedingten Symptome.
P09.07:
Schmerzklassifizierung und -charakterisierung bei M. Parkinson
Elena Salabasidou | Universitätsklinikum Würzburg | Germany
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Autor:innen:
Elena Salabasidou | Universitätsklinikum Würzburg | Germany
Dr. Anastasia Kuzkina | Universitätsklinikum Würzburg | Germany
Prof. Dr. Nurcan Üçeyler | Universitätsklinikum Würzburg | Germany
Hintergrund: Schmerz bei M. Parkinson ist ein häufiges nichtmotorisches Symptom, das zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führt. Eine bisher fehlende Schmerzklassifikation und unzureichende Schmerzcharakterisierungen führen u.a. dazu, dass Parkinson-assoziierte Schmerzen im Rahmen des klinischen Alltags nicht angemessen diagnostiziert werden und Therapiekonzepte nicht hinreichend etabliert sind.
Ziel: Wir klassifizierten die Schmerzen in einer großen Kohorte von Patienten mit M. Parkinson und führten eine detaillierte Charakterisierung dieser anhand der festgelegten Schmerzklassen durch. Dadurch soll eine erleichterte Identifizierung Parkinson-assoziierter Schmerzen im Rahmen der Diagnostik und eine adäquate Analgesie ermöglicht werden.
Material und Methoden: Im Rahmen einer monozentrischen prospektiven Querschnittsstudie wurden N=150 Parkinson-Patienten/-innen in der Neurologischen Klinik, Universität Würzburg, rekrutiert. Wir führten ein ausführliches Anamnesegespräch mit Fokus auf Schmerzen durch und nutzen sieben etablierte Fragebögen zur standardisierten Charakterisierung der Schmerz- und Parkinson-Symptomatik. Eine Einteilung der Schmerzen in Parkinson-assoziierte und Nicht-Parkinson-assoziierte Schmerzen erfolgte mithilfe des „Parkinsons Disease-Pain Classification System“ (PD-PCS) [1]. Neuropathische Schmerzen wurden mithilfe des „Douleur Neuropatique en 4 Questions“ (DN-4) und noziplastische Schmerzen unter Berücksichtigung der „International Association for the Study of Pain“ (IASP)-Kriterien erfasst.
Ergebnisse: In der Kohorte von 150 Patienten/-innen (67% männlich, Durchschnittsalter: 68±8,1 Jahre) waren Schmerzen zu 72% (N=108) vorhanden. 83% (N=90) dieser zeigten Parkinson-assoziierte Schmerzen, die zu 80% (N=72) nozizeptiv waren und das muskuloskelettale System betrafen. 11% der Patienten/-innen mit Parkinson-assoziierten Schmerzen wiesen eine neuropathische und 4% eine noziplastische Schmerzkomponente auf. Schmerzen wurden in distalen Körperregionen angegeben, wovon der Fuß (56%; p < 0,001), und hier vor allem die Zehengelenke, die häufigste Schmerzlokalisation darstellte. Parkinson-assoziierte Schmerzen waren überwiegend stechend (36%), zu 33% traten schmerzhafte Verkrampfungen auf. Zu 44% traten tägliche Schmerzattacken auf. Eine maximale Schmerzintensität von 8 von 10 NRS-Punkten wurde erreicht. In 45% erfolgte eine analgetische Therapie mit nicht-steroidalen Antirheumatika (53%), die die Schmerzintensität im Mittel um 45% reduzierten.
Schlussfolgerung: Wir konnten in einer großen monozentrischen Kohorte Schmerzen bei Patienten/-innen mit M. Parkinson differenziert analysieren und multidimensional klassifizieren. Schmerzen bei M. Parkinson sind häufig, treten nahezu täglich auf und erreichen hohe Intensitäten. Deshalb sind diese nicht zu unterschätzen und sollten entsprechend in der Diagnostik erfasst werden. Eine geeignete analgetische Therapie unter Berücksichtigung des Schmerztyps ist zu berücksichtigen.