Einbindung von Patientenvertretern in klinischen Studien entwickelt sich seit einigen Jahren zum Standard, ist für viele Forscher wie auch Patienten aber noch eine neue Situation. Dies kann zu Missverständnissen, unausgesprochenen Erwartungen, und im schlimmsten Fall, Enttäuschungen und Vertrauensbruch führen. In diesem Symposium zeigen wir anhand dreier positiver Beispiele die aktuelle Entwicklung im Rahmen Patienteneinbindung und Patientenzentriertheit.
Zuerst wird Jan Vollert vom Imperial College London aktuelle Empfehlungen zur Einbindung von Patienten bei der Planung, Durchführung und Veröffentlichung klinischer Studien zusammenfassen. Hierzu werden Beispiele gelungener wie auch gescheiterter Kommunikation erläutert, und Erkenntnisse eines IMMPACT Workshops zum Thema vorgestellt.
Anschließend wird Stefan Hager von der Universität Dresden die Entwicklung eines patientenzentrierten Patient-reported Outcome Measures (PROM) für interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie präsentieren (IMST). In der IMST sind neben vor allem uneinheitliche Messinstrumente und Outcome-Parameter problematisch. Das EVaSIMST-Projekt entwickelt ein umfassendes biopsychosoziales Patient-Reported Outcome Measurement (PROM) zur Anwendung bei IMST. Zentraler Bestandteil des Forschungsvorhabens ist die ständige Berücksichtigung der Patientenperspektive in der Erstellung des Fragebogens. In Workshops, Fokusgruppen oder kognitiven Interviews wird die einzigartige Sichtweise der Patienten erfasst und mit den Forschenden in einem dynamisch iterativen Konsensprozess ausgewertet. Dabei entsteht ein inhaltsvalides Messinstrument zur Effektivitätsbewertung der IMST, welches die Bedürfnisse und Vorstellungen der chronischen Schmerzpatienten an eine solche schmerztherapeutische Intervention vollumfänglich abdeckt und nicht zuletzt zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen beitragen soll.
Abschließend wird Juliane Sachau, Universität Kiel, über die Problematik der Schmerzskala als Standards zur Schmerzerfassung berichten. Viele Patienten mit chronischen Schmerzen erfahren nur eine unzureichende Beschwerdelinderung. Ein Grund hierfür ist, dass Schmerz subjektiv ist, was seine Erfassung erschwert. In vielen klinischen Studien werden die Patientenperspektive und die Heterogenität der Schmerzen nur unzureichend widergespiegelt. Primärer Endpunkt ist in der weitaus überwiegenden Zahl der Studien die Schmerzintensität. Andere Faktoren wie Funktionalität, Schlafstörungen oder psychologische Aspekte können aber eine mindestens ebenso oder sogar noch größere Bedeutung für den einzelnen Patienten innehaben. Im Rahmen des internationalen IMI PainCare PROMPT wurden PROMs identifiziert, die in bisherigen Studien zu chronischen neuropathischen Schmerzen verwendet wurden. Diese werden nun in der EU-US Initiative INTEGRATE-pain beurteilt und zu einer Empfehlung zusammengefasst.