In dem Kick-off Symposium der jungen DMKG werden aus der Grundlagenforschung bekannte Biomarker für primäre Kopfschmerzerkrankungen vorgestellt und deren prädiktive Aussagekraft für diagnostische bzw. therapeutische Entscheidungen in der Versorgung von KopfschmerzpatientInnen in der Gegenwart und deren zukünftiges Potential diskutiert. Im Mittelpunkt des Symposiums steht dabei der translationale Ansatz. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Gebieten der Neurophysiologie, Bildgebung und Omic-Forschung werden vorgestellt und aus dem Blickwinkel des klinisch-praktischen Nutzens beleuchtet.
Insbesondere grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse zur Rolle und Funktion von Neuropeptiden bei primären Kopfschmerzerkrankungen sind vor dem Hintergrund der Übertragbarkeit in die klinische Routine von aktuellem Interesse. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem vasoaktiven Neuropeptid Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP), dem aufgrund der Möglichkeit einer zielgerichteten Therapie mit Antikörpern und CGRP-Antagonisten eine besondere Rolle zukommt. Der Nachweis von CGRP im peripheren Blut ist wegen hoher methodischer Herausforderungen und dessen noch unzureichend geklärter Aussagekraft im Zusammenhang mit primären Kopfschmerzerkrankungen umstritten, sodass gegenwärtig auch alternative Nachweismethoden untersucht werden. Die Bestimmung von CGRP in der Tränenflüssigkeit stellt aufgrund der direkten Innervation des Auges durch den N. trigeminus eine Alternative dar.
Die CGRP-Freisetzung unterliegt verschiedenen systemischen Einflüssen. Einen bislang wenig berücksichtigten Einflussfaktor stellen hormonellen Veränderung dar. Ein Beispiel für diese Zusammenhänge ist die Komorbidität von Migräne und Endometriose. Fluktuationen in weiblichen Sexualhormonen, wie beispielsweise während des Menstruationszyklus, können zu Veränderungen der CGRP-Konzentrationen in Serum und Tränenflüssigkeit führen.
Eine Methode zur funktionellen Darstellung von CGRP aus trigeminalen Afferenzen bietet die indirekte Bestimmung durch Evaluation des Axon Reflexes (Flare) nach transkutaner elektrischer Hochfrequenzstimulation (HFS). Dieses Surrogatmodell ermöglicht Einblicke in die trigeminale CGRP-Freisetzung bei PatientInnen mit Migräne und wurde zu diesem Zweck im Bereich der Stirnhaut erfolgreich etabliert. Erste Ergebnisse zum Verhalten des Modells in Abhängigkeit von migräneprophylaktischen Therapien werden im Rahmen des Symposiums vorgestellt und deren Übertragungsmöglichkeiten in die klinische Praxis diskutiert.