17:05 Uhr
PS02-05:
Medical students during the COVID-19- pandemic: their vaccination readiness and access to COVID-19-vaccines, views, engagement, risk and risk perception – a survey among German medical students (COVRAM)
S. Hennes (Heidelberg, DE)
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Autor:innen:
S. Hennes (Heidelberg, DE)
M. Kuhlmann (Bonn, DE)
S. Heimüller (Kassel, DE)
L. Goldhahn (Erfurt, DE)
Objectives
Medical students (MS), during their clinical studies and especially during their traineeships and practical year, are frequently in close contact with patients and work in critical fields of the healthcare system.
This survey among medical students in Germany aims to assess their vaccination readiness regarding the COVID-19 vaccines and vaccines in general as well as concomitant psychological determinants. Another focus was access to COVID-19 vaccines.
Material and Methods
Medical faculties across Germany agreed to distribute an online questionnaire to their students. The Questionnaire was available from 30.03. to 18.04.2021 and is based on the COSMO-Questionnaire, whose authors supported the COVRAM-study. Vaccination rates were compared to the data from the Robert Koch Institute of the hospital-HCW from the KROCCO-study of the similar timeframe.
Results
In March/April 2021 over 4300 medical students in Germany could be included in the first COVRAM-study. Only about 2% of all MS stated they did not want to get vaccinated against COVID-19 at all at the time and only 0,95% stated to disapprove of vaccinations in general. Thus, MS potentially being the group with the highest vaccination readiness among the (future) medical personnel. Compared to data from HCW in Germany, students working full time at hospitals during their practical year were much less vaccinated against COVID-19.
A markedly high “collective responsibility” (from the 5C/7C-model) accompanied by similar results in their objectives and risk perception showed the willingness to get vaccinated to protect others. Trust in scientific institutions (e.g. RKI, STKO) was much higher than in the general population (COSMO) and higher than trust in political institutions (e.g. ministry of health).
The few skeptical medical students showed the same reasons for vaccination hesitancy as sceptics in other populations, such as low confidence and trust, and social norms.
Summary and Discussion
This study showed a gap between the medical students’ intentions, risk perception, and their veritable access to COVID-19-vaccination. MS will eventually become doctors and doctors are known to be the most influential factor in the decision-making of patients and their social milieu regarding vaccinations. MS play a key role in overcoming this health crisis due to their specific knowledge, responsibility, engagement, and work in the health care system. Their high vaccination readiness and motivation to help others should be appreciated by making the relevant vaccines available to them to protect them and their patients from infections.
A follow-up study is planned for May 2022 and will be coordinated with the next KROCO-Survey. First data will hopefully be available in June.
The authors got support from members of the workgroup of Cornelia Betsch, particularly Dorothee Heinemeier and Laura Goldhahn, and for the follow-up study from Nora Schmid-Küpke from the RKI.
17:12 Uhr
PS02-02:
Partizipatorische Entscheidungsfindung zur Steigerung von Impfraten bei Erwachsenen in der ambulanten Versorgung - ein systematische Übersichtsarbeit Metaanalyse
L. Sanftenberg (München, DE)
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Autor:innen:
L. Sanftenberg (München, DE)
F. Kühne (München, DE)
C. Anraad (Maastricht, NL)
C. Jung-Sievers (München, DE)
T. Dreischulte (München, DE)
J. Gensichen (München, DE)
Zielsetzung: Partizipatorische Entscheidungsfindung (PEF) ist ein Ansatz, der Patienten aktiv in die medizinische Entscheidungsfindung miteinbezieht. PEF stellt damit einen vielversprechenden Ansatz zur Überwindung patientenseitiger Unsicherheiten und Impfskepsis dar. Der Prozess der PEF ist im Wesentlichen durch drei Elemente gekennzeichnet: Patientenaktivierung, zweiseitiger Informationsaustausch und gemeinsames Abwägen der Optionen. Ziel dieser Arbeit war es, die Auswirkungen von PEF auf Impfraten bei Erwachsenen in der ambulanten Versorgung zu untersuchen.
Material & Methoden: Es wurde am 02.02.2020 eine systematische Literatursuche in MEDLINE, CENTRAL, EMBASE, ERIC und PsycINFO durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisiert kontrollierte Studien (RCTs & cRCTS). Der Suchstrategie ist vollständig im Studienprotokoll veröffentlicht (PROSPERO: CRD42020175555).
Ergebnisse/Zusammenfassung: Insgesamt konnten 26 Studien identifiziert werden. Die Impfraten zeigten sich in 17 Studien signifikant erhöht. Für die Metaanalyse waren 15 Studien geeignet, deren gepoolter Effekt auf die Influenzaimpfrate OR (95%KI): 1.96(1.31–2.95) betrug. Während alle Studien eine Art der Patientenaktivierung implementierten, wurden nur in 14 der 26 Studien alle drei Elemente eines PEF Prozesses implementiert. Die Subgruppenanalysen zeigten höhere gepoolte Effektgrößen für diese Interventionen. Außerdem schienen Interventionen mit zweistufigen Interaktionen einstufigen Interventionen überlegen zu sein.
Trotz der Heterogenität der eingeschlossenen Studien ist von einem positiven Effekt von PEF auf die Impfraten verschiedener Impfungen und Patientengruppen auszugehen. Die alleinige Patientenaktivierung reicht dabei nicht aus. Studien welche verschiedene medizinische Fachgruppen integrierten waren besonders erfolgreich. Weitere Studien sind nötig, um besser zu verstehen welche Komponenten von PEF für eine erfolgreiche Implementierung besonders wichtig sind.
17:19 Uhr
PS02-03:
Impfquoten der Pneumokokken-Impfung bei Personen mit impfrelevanten Grunderkrankungen – Eine Analyse von Sekundärdaten der GKV
R. Wölle (München, DE)
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Autor:innen:
R. Wölle (München, DE)
J. Schelling (München, DE)
S. Mihm (München, DE)
A. Suck (München, DE)
T. Grimm (München, DE)
D. Häckl (Leipzig, DE)
D. Häckl (Leipzig, DE)
T. Weinke (Potsdam, DE)
T. Böllinger (München, DE)
Zielsetzung
Neben der Standardimpfung ab 60 Jahre empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland eine Indikationsimpfung gegen Pneumokokken für Personen mit erhöhtem Risiko für eine Pneumokokken-Erkrankung aufgrund einer relevanten Grunderkrankung auch unabhängig vom Alter.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) publiziert regelmäßig Impfquoten, auch von Personen mit für eine Indikationsimpfung relevanten Grunderkrankungen. Eine Stratifizierung nach einzelnen Krankheiten erfolgt nicht.
Ziel dieser Studie war es, Impfquoten der Indikations-Pneumokokken-Impfung stratifiziert nach einzelnen Krankheitsgruppen und Krankheitsentitäten für Risikopatienten ab 16 Jahren zu untersuchen und somit den Impfschutz bzw. die Impflücken von Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten darzustellen.
Material und Methoden
Für die retrospektive Krankenkassendaten-Analyse wurde die hinsichtlich Alter und Geschlecht für die deutsche Bevölkerung repräsentative Forschungsdatenbank des InGef-Instituts mit 4,3 Millionen Versicherten genutzt. Der Impfschutz wurde für 6 Jahre beobachtet, d.h. es wurden Personen mit einer impfrelevanten Grunderkrankung (abgebildet über ICD-10 Codes) im Jahr 2019 aufgegriffen und der Impfstatus über GKV-Abrechnungsziffern bis zum Jahr 2014 untersucht.
Die Impfquoten für Personen ab 16 Jahren wurden nach 4 Krankheitsgruppen (z. B. chronische Atemwegserkrankungen), 9 Krankheitsentitäten (z. B. COPD) und nach Altersgruppen stratifiziert.
Ergebnisse
Die Impfquote im Jahr 2019 betrug bei Versicherten im Alter von ≥16 Jahren mit impfrelevanter Grunderkrankung über alle Gruppen hinweg 17,08%. Stratifiziert nach Krankheitsgruppen waren die Impfquoten bei Versicherten mit chronischen Herzerkrankungen am höchsten (24,11%), gefolgt von chronischen Atemwegserkrankungen (21,49%), neurologischen Erkrankungen (19,00%) und am niedrigsten bei Stoffwechselerkrankungen (18,53%).
Bezogen auf die einzelne Krankheitsentität hatten Patienten mit Lungenemphysem die höchste Impfquote (39,01%), gefolgt von Versicherten mit COPD (31,51%). Bei Patienten mit diagnostizierter Zerebralparese war die Impfquote am niedrigsten (9,17%).
Ältere Personen wiesen höhere Impfquoten als jüngere auf: die höchste Impfquote hatte die Altersgruppe 70-74 (30,88%), gefolgt von der Altersgruppe 65-69 (30,22%). Alle Altersgruppen unter 60 Jahren hatten eine Impfquote von weniger als 10%. Die Impfquote stieg zwischen den Altersgruppen 50-59 und 60-64 von 6,18% auf 19,84%.
Zusammenfassung und Diskussion
Unsere Analyse ergänzt die bisherige Literatur um Impfquoten in einzelnen Krankheitsgruppen und -entitäten. Trotz einer Empfehlung zur Impfung weist bei manchen Krankheitsgruppen nicht einmal jeder Fünfte einen Impfschutz auf; besonders gering waren zudem mit unter 10% die Impfquoten bei Personen unter 60 Jahren. Um die Impfempfehlungen der STIKO umzusetzen und Impflücken zu schließen, sollte das Bewusstsein sowohl bei Patienten als auch bei einzelnen Arztgruppen geschärft werden.
17:26 Uhr
PS02-04:
Vision Zero in der Onkologie – Eliminierung von HPV-assoziierten Karzinomen durch HPV-Impfung
J. Löffler (Berlin, DE)
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Autor:innen:
J. Löffler (Berlin, DE)
C. von Kalle (Berlin, DE)
T. Fischbach (Köln, DE)
P. Hillemanns (Hannover, DE)
A. Scharl (Weiden, DE)
M. von Knebel-Doeberitz (Heidelberg, DE)
In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens haben Vision Zero Initiativen zu einem dramatischen Rückgang von Todesfällen geführt – bspw. in der Straßenverkehrs- oder der Arbeits-Sicherheit. Umso verwunderlicher ist es, dass dieses Denken und Handeln nicht in der Medizin und dem Gesundheitswesen stattfindet, obwohl medizinische Vision Zero Konzepte schon heute Realität werden könnten. Insbesondere durch konsequente Anwendung des vorhandenen Wissens in Primär- und Sekundärprävention sowie durch Fortschritte in Diagnostik, Therapie und Tertiärprävention. Ein prominentes Beispiel sind HPV-assoziierte Krebserkrankungen, von denen jährlich knapp 8000 Frauen und Männer in Deutschland betroffen sind. Durch eine höhere Inanspruchnahme der HPV-Impfung könnten diese HPV-assoziierten Krebsentitäten in Deutschland eliminiert werden.
Ein starkes Bündnis von führenden Köpfen aus Wissenschaft, Medizin, Fachgesellschaften und Patientenvertretungen will dieses Defizit nachhaltig adressieren. Hierbei wurde der aktuelle Stand in Deutschland durch Literatur- und Datenbank-Recherchen untersucht und diskutiert. Ebenso wurde ein Vergleich mit internationalen HPV-Präventions-Strategien angestellt. Im Rahmen von intensiven Workshops und Diskussionsrunden wurden Empfehlungen erstellt.
Trotz guter Schutzwirkung und STIKO-Empfehlung ist in Deutschland nur ein geringer Anteil der Zielgruppen gegen humane Papillom Viren (HPV) geimpft. Lediglich ca. 51% der 18-jährigen Frauen haben einen vollständigen Impfschutz, bei 18-jährigen Männern liegt dies bei 1,3% (Stand 2019). Bei einer jährlichen Zahl von knapp 8000 Krebserkrankungen in Deutschland (ca. 6.250 Frauen und 1.600 Männer), stellt das Zervixkarzinom den größten Bereich dar (ca. 4.500 p.a., ~58%). Mit einer Sterbezahl von 1.500 Frauen p.a., verstirbt jede dritte Frau (ca. 33,3% Sterberate). Ebenfalls unterziehen sich pro Jahr ca. 56.000 Frauen eines chirurgischen Eingriffs, um zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) zu entfernen. Hierbei sind nicht nur Diagnose und operativer Eingriff für die Betroffenen belastend, der Eingriff geht auch mit einem anhaltend erhöhten Risiko einer Frühgeburt einher. Im internationalen Vergleich erzielen besonders Länder mit nationalen Aufklärungs- und Informationsprogrammen, sowie strukturierten HPV-Impfangeboten eine hohe Impfquote. England konnte mit seinem nationalen HPV-Immunisierungsprogramm das Zervixkarzinom bei nach dem 1. September 1995 geborenen Frauen, fast eliminieren.
Im Rahmen der Vision Zero Onkologie Initiative werden erstmals umfangreiche Maßnahmen empfohlen: Empfehlung der HPV-Impfung als dringend, nationale, zielgruppengerechte Aufklärungs-und Informationskampagnen, nationales Einladungs- und Erinnerungssystem; niedrigschwelliger Zugang zur HPV-Impfung, bspw. Impfprogramme; Incentivierung der impfenden Facharztgruppen für Impfstatus-Überprüfungen, Beratungsangebote und Durchführung der Impfung; nationales HPV-Impfregister mit wissenschaftlicher Evaluierung.
17:33 Uhr
PS02-01:
HPV vaccination update in boys after introduction of gender-neutral HPV vaccination in Germany including impact of COVID-19 pandemic - a retrospective database analysis
C. Wähner (München, DE)
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Autor:innen:
C. Wähner (München, DE)
J. Hübner (München, DE)
D. Meisel (Wettin-Löbejün, DE)
J. Schelling (München, DE)
R. Zingel (Frankfurt/Main, DE)
R. Wölle (München, DE)
S. Mihm (München, DE)
M. Reuschenbach (München, DE)
Background: Since 2007 HPV vaccination in Germany has been recommended and funded for girls. In June 2018 a gender-neutral recommendation for adolescents 9-14 years (2 doses) with catch up to 17 years (3 doses) was published by the German Standing Committee on Vaccination (STIKO) and is part of mandatory funding since January 2019. Vaccination is provided by office-based physicians. The objective of this study was to monitor the uptake of HPV vaccination in boys in Germany. Data could also be used to monitor the impact of the COVID-19 pandemic on the vaccination.
Methods: Data were used from the IMS® Vaccine Analyzer database between January 2018 and December 2021. This database contains anonymized electronic medical vaccination records from a panel of office-based physicians (pediatricians, general practitioners, gynecologists) and was used for nation-wide projections of administered doses per month to vaccine-eligible adolescents of age 9-17 in Germany. Vaccine coverage rates for the eligible birth cohorts of the male population were estimated using German census data (DESTATIS).
Results: The number of boys (9-17 years) that received their first dose per month increased to the level in girls within four months after mandatory funding and reached a 2019 maximum of 53,139 in July. With the onset of the COVID-19 pandemic, a first drop in numbers for first doses in March 2020 was seen for boys and girls that however recovered quickly until May 2020 and numbers settled between around 33,000 and 55,000 until March 2021. Between April and August 2021 there was a continuous steep drop in administered doses per month with a minimum of 13,178 first doses for boys and 18,261 for girls, corresponding to a reduction of 70.1% (for boys) and 50.0% (for girls) compared to the same month in 2019, respectively. Since September 2021 a slow recovery of initial doses has been observed for boys and girls. Estimated vaccine coverage rates for first doses by the end of 2020 for 15- and 18 years old boys were 33.9% and 19.5%, respectively.
Conclusions: The monthly uptake and annual coverage in boys strongly increased after mandatory funding in 2019 but vaccine coverage rates for boys were still low at the end of 2020. The numbers of administered doses of HPV vaccine decreased substantially among German adolescents during the COVID-19 pandemic, with largest impact in 2021 with a sharp drop by up to 70%. Updated data for vaccine coverage rate for 2021 will be presented at Nationale Impfkonferenz in June 2022. To reverse the deficits on long-term health and economic consequences a sustained increase in HPV vaccination rates is required.
17:40 Uhr
PS02-06:
Daten zum Impfgeschehen in Deutschland – Was wir wissen und was wir wissen sollten; Ergebnisse des Präventionsindex
J. Witte (Bielefeld, DE)
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Autor:innen:
J. Witte (Bielefeld, DE)
L. Naumann (Bielefeld, DE)
W. Greiner (Bielefeld, DE)
Zielsetzung: Impfquoten für Schutzimpfungen werden bislang einmal jährlich durch das Robert Koch-Institut im epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Die Daten hierfür stammen aus den beiden gesetzlich verankerten Systemen zur Erhebung bundesweiter Impfquoten: den Schuleingangsuntersuchungen und der auf Abrechnungsdaten der KVen basierenden KV-Impfsurveillance. Fragen zur Priorisierung und zum Status der Impfkampagne während der COVID-19-Pandemie haben den Bedarf nach einem möglichst detaillierten und adaptiven Datenbild zum Impfgeschehen bekräftigt. Ziel der vorliegenden Studie war es, den verfügbaren Informationsumfang aus der KV-Impfsurveillance sowie weiteren Datenquellen mit dem Informationsbedarf zur Monitorierung der STIKO-Impfempfehlungen abzugleichen.
Methodik: Für alle bis Ende 2021 von der STIKO empfohlenen Erwachsenenimpfungen wurden Daten aus der KV-Impfsurveillance extrahiert. Darüber hinaus wurden Zielwerte von Impfquoten aus verschiedenen Quellen recherchiert, auf deren Basis der aktuelle Zielerreichungsgrad der Impfquoten errechnet wurde. Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche in Pubmed wurden darüber hinausgehende detailliertere Analysen zum Impfgeschehen basierend auf sekundären Datenquellen, insbesondere GKV-Abrechnungsdaten, zusammengetragen.
Ergebnisse: Mit der KV-Impfsurveillance als Ausgangspunkt lassen sich 13 Kennzahlen zum Status quo der Erwachsenenimpfung in Deutschland generieren (exkl. regional differenzierter Kennzahlen). Um geschlechts-, altersgruppen- und Risikostatus-spezifische Angaben über Impfquoten machen zu können, wären jedoch bedeutend detailliertere Angaben erforderlich. Dass diese Daten grundsätzlich verfügbar sind, zeigt die durchgeführte Auswertung der veröffentlichten Impfquoten gemäß sekundärer Datenquellen. So sind beispielsweise für Influenzaimpfquoten in der relevanten Gruppe der Personen ab 60 Jahren nach Altersgruppen differenzierte Impfquoten auf Basis von GKV-Abrechnungsdaten verfügbar. Insbesondere im Hinblick auf eine Differenzierung nach Risikogruppen für einen schweren Influenzaverlauf („Indikationsimpfung“) zeigen alters- und indikationsdifferenzierte Impfquoten deutliche Spannen und Abweichungen vom in der KV-Impfsurveillance berichteten Mittelwert. Für den Abgleich der Zielerreichung aktueller Impfquoten können zudem nur veröffentlichte Zielwerte zur Influenzaimpfung herangezogen werden.
Zusammenfassung und Diskussion: Über den Detailgrad der publizierten Ergebnisse der KV-Impfsurveillance hinausgehende Daten zu Impfquoten sind insbesondere auf Basis von GKV-Abrechnungsdaten verfügbar und sollten für ein adaptiveres und spezifischeres Monitoring von Impfquoten verstärkt genutzt werden. Gleichzeitig sollten weitere Zielwerte für Impfquoten, zum Beispiel auf Basis historischer Quotenentwicklungen oder internationaler Benchmarks entwickelt werden, um zielgerichtetere Strategien zur Verbesserung der Impfsituation in Deutschland entwickeln zu können.
17:47 Uhr
PS02-07:
Runder Tisch zur Eliminierung HPV-bedingter Krebserkrankungen in Deutschland – Instrument zur Erreichung des WHO-Ziels zur Eliminierung des Gebärmutterhalskrebses
N. Ouédraogo (Heidelberg, DE)
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Autor:innen:
N. Ouédraogo (Heidelberg, DE)
C. Köster (Mannheim, DE)
Hintergrund
Immer mehr Studien belegen, dass die HPV-Impfung nicht nur HPV-bedingte Krebsvorstufen verhindert, sondern auch vor Gebärmutterhalskrebs und weiteren HPV-assoziierten Krebsformen schützt. Eine wichtige Säule des Weltgesundheitsorganisation (WHO)-Ziels zur Eliminierung des Gebärmutterhalskrebses ist daher eine Impfrate von 90% bei 15-jährigen Mädchen bis 2030 weltweit zu erreichen.
In Deutschland lag die HPV-Impfrate im Jahr 2019 nur bei 47,2% für die 15-jährigen Mädchen und bei 5,1% für die 15-jährigen Jungen bundesweit. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird Deutschland daher das Eliminationsziel der WHO wahrscheinlich nicht erreichen. Wir berichten über den Runden Tisch zur Eliminierung HPV-assoziierter Krebserkrankungen, der einen Beitrag zur Erreichung des WHO-Ziels leisten soll.
Methoden
Der Runde Tisch bringt seit 2019 jährlich Akteure der HPV-Prävention zusammen. Er hat das Ziel, einen Beitrag zur effektiven Prävention und letztlich zur Eliminierung des Gebärmutterhalskrebses und weiterer HPV-assoziierten Krebs in Deutschland zu leisten. Es soll durch die Förderung des Informationsaustausches zwischen den Akteuren, die Besprechung von Fortschritten hinsichtlich der Umsetzung wirksamer Maßnahmen, die Ermittlung von Herausforderungen, die Besprechung, Initiierung und Einleitung von Lösungsmaßnahmen sowie die Stellung von Forderungen an die Politik/Entscheidungsträger erfolgen.
Ergebnisse
Er hat bisher folgende Aktionen auf dem Weg gebracht:
• Festlegung von fünf internen Arbeitsschwerpunktthemen durch die Teilnehmenden des ersten Runden Tisches.
o Niederschwelliges Angebot/Vereinfachung des Zugangs,
o Setting Schule,
o Ethik/Recht,
o Zielgruppenspezifische Kommunikation
o Elektronischer Impfpass/Remindersysteme
• Eine Zielvereinbarung von einer HPV-Impfquote von mindestens 70% in Deutschland bis zum Jahr 2024
• Ein Memorandum mit folgenden Kernforderungen an die Politik/Entscheidungsträger in Deutschland:
o Zielgruppenspezifische Aufklärung.
o Förderung einer allgemeinen „Impfkultur“.
o Einbindung des Themas in den Kontext Schule.
o Förderung der HPV-Impfaufklärung und des Impfens im Gesundheitswesen.
o Konkrete Umsetzung vorgeschlagener Maßnahmen.
• Versand des Memorandums an Mitglieder (ca. 500) von Gesundheitsausschüssen des Bundestages sowie der Landtage, der zu einem Unterstützungsangebot des Themas durch einige Adressaten führte.
Zusammenfassung
Der Runde Tisch hat wichtige Akteure zusammengebracht und konkrete Forderungen zur Verbesserung der HPV-Impfquote formuliert. Er bildet einen stetigen Verbesserungsprozess zur Erreichung des Elimierungsziels der WHO.
Um die angestrebte Impfquote in Deutschland zu erreichen, müssen die Akteure koordiniert agieren und die Politik sollte die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so anpassen, dass vorgeschlagene Maßnahmen rechtssicher und effektiv umgesetzt werden können.
Der Runde Tisch zur Vernetzung der relevanten Akteure ist ein wertvolles Mittel, um dies voranzutreiben.
17:54 Uhr
PS02-08:
Eine Welt ohne Meningitis: keine Utopie, sondern machbar
D. Meyer (München, DE)
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Autor:innen:
D. Meyer (München, DE)
B. Gartner (München, DE)
Meningitis und neonatale Sepsis sind weltweit die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter 5 Jahren. Deshalb strebt die WHO die Eliminierung von bakteriell verursachten Meningitiden an. Die bisher gesammelten Erfahrungen in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, zuletzt der Corona-Pandemie, zeigen, dass dies nur dann gelingen kann, wenn sich alle Regierungen, alle Behörden und Institutionen an den Maßnahmen konsequent beteiligen. Zu den Meilensteinen der WHO gehört die Entwicklung einer Impfstrategie gegen Meningokokken bis 2024. Damit Deutschland seine Verpflichtungen gegenüber der internationalen Gemeinschaft erfüllen kann, ist es notwendig, die Lücke im Impfkalender zu schließen und auch die Impfung aller Säuglinge und Kleinkinder gegen Meningokokken B zu empfehlen. Die Voraussetzungen dafür sind günstig: Ein wirksamer, sicherer und verträglicher Impfstoff gegen Meningokokken B steht seit mehreren Jahren für diese Altersgruppe zur Verfügung. Erfahrungen in Ländern, welche die generelle Impfung gegen Meningokokken B bereits eingeführt haben, zeigen einen Rückgang der Fallzahlen zwischen 71 und 96 Prozent. In Deutschland waren zwischen 2010 und 2021 zwischen 62 und 85 Prozent der Meningokokken-Infektionen bei Säuglingen auf die Serogruppe B zurückzuführen. Die Infektion kann innerhalb von 24 bis 48 Stunden zu einem schweren, potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungsverlauf führen mit einem hohen Maß an ernsten, lebenslangen Folgeschäden. Dies haben auch viele Krankenkassen erkannt und erstatten die Impfung als Satzungsleistung auf freiwilliger Basis. Doch gibt es große regionale Unterschiede im Zugang zur Impfung. Insbesondere sozial benachteiligte Familien können sich oft eine Vorauszahlung der Impfung mit nachfolgender Rückerstattung nicht leisten. Impfschutz nach finanzieller Leistungsfähigkeit widerspricht aber fundamental den Prinzipien der WHO. Deshalb: Deutschland braucht eine generelle Impfempfehlung gegen Meningokokken B – JETZT.