Halluzinationen sind ein zentrales psychopathologisches Phänomen, das traditionell den psychotischen Symptomen zugeordnet wird. Trotz der alltäglichen Verwendung bei der psychopathologischen Befunderhebung, ergeben sich bei genauerem Hinsehen diverse konzeptuelle und klinisch-praktische Schwierigkeiten. Dieses Symposium vermittelt psychopathologisches Grundlagenwissen über Halluzinationen und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Konzept an. So bietet es Nachwuchs-Psychiater:innen Hilfestellungen für eine differenziertere Befunderhebung und für einfühlsame klinische Kommunikation über Halluzinationen.
Zu Beginn zeigt Anke Maatz anhand beispielhafter sprachlicher Schilderungen von Halluzinationen kommunikative Herausforderungen im Gespräch über diese besondere Art von Sinneswahrnehmung. Anschließend schildert Thomas Fuchs eine phänomenologische Perspektive auf Halluzinationen und argumentiert gegen das gängige Verständnis von Halluzinationen als Wahrnehmungen ohne Objekt. Wolfgang Trabert wird anhand des Phänomens der Körperhalluzinationen diskutieren, ob der Begriff Halluzination sinnvoll auf die Beschreibung innerer Empfindungen angewendet werden kann. Abschließend wird Martin Heinze versuchen einen anderen Blick auf Halluzinationen zu werfen und daraus fruchtbare therapeutische Perspektiven abzuleiten.
Mit jährlich über 9400 Suiziden und circa 200.000 Suizidversuchen stellt suizidales Verhalten in Deutschland eine Herausforderung für die Gesundheits- und Versorgungssysteme und insbesondere die fachspezifische Versorgung dar. Zunächst werden einige epidemiologische Fakten und Überlegungen zu den Ursachen suizidalen Verhaltens sowie evidenzbasierte suizidpräventive Ansätze dargestellt. Im Weiteren wird ebenfalls knapp auf die Prinzipien bei der Exploration des Suizidrisikos, auf den Umgang mit Suizidalität im Rahmen der ambulanten und stationären Behandlung und auf evidenzbasierte Behandlungsansätze eingegangen. Zentrales Element dieses Symposiums ist ein Rollenspiel der Referenten, in denen exemplarisch Suizidgefährdung exploriert wird und im Folgenden des Spektrums angemessener suizidpräventiver Maßnahmen im Rahmen einer 30-minütigen Diskussion verdeutlicht wird. Hier besteht die Möglichkeit, das eigene Vorgehen im Sinne eines Benchmarkings mit dem anderer Kollegen zu vergleichen.
Der gleichzeitige Einsatz von mehr als einem Antipsychotikum (auch sog. antipsychotische Polypharmazie) ist ein globales Phänomen. Unklar ist, inwiefern diese therapeutische Strategie notwendig ist, um einem therapieresistenten Behandlungsverlauf schizophrener Störungen zu begegnen. Mehrfachverordnungen unklarer Evidenz könnten ein vermeidbares Risiko hinsichtlich pharmakologischer Interaktionen, verstärkter unerwünschter Wirkungen und erhöhter Behandlungskosten darstellen. Andererseits werden in der gegenwärtigen Entwicklung auch positive Aspekte antipsychotischer Kombinationstherapie deutlich.
In diesem wissenschaftlichen Kolloquium gehen wir der Frage nach, unter welchen Umständen und nach welchen rationalen Kriterien eine solche therapeutische Strategie sinnvoll sein kann. Es werden dazu aktuelle meta-analytische und nationale Kohortenstudienergebnisse sowie Daten einer aktuellen BMBF-geförderten klinischen Studie vorgestellt. Ferner wird das Thema unter biologischen und praxisorientierten Aspekten beleuchtet.
Als multifaktorielles Phänomen konzeptualisiert, wird aggressives Verhalten durch komplexe Interaktionen einer Vielzahl biologischer, psychologischer, kognitiver und umweltbedingter Faktoren erklärt. Dabei wird von komplexen neurokognitiven und neurobiologischen Pfaden ausgegangen, die die multiplen Manifestationen von Aggression mediieren und auf diesem Weg aggressive Biotypen definieren. Klinisch spielt Aggression als Symptom diverser Störungen (z.B. Persönlichkeitsstörungen, affektive Störungen, Schizophrenie u. a.) eine prominente Rolle. Trotz der enormen klinischen Relevanz sind bisherige pharmakologische und psychotherapeutische Interventionen zur Reduktion von Aggression immer noch unzureichend und wenig effizient. Im vorliegenden Symposium werden verschiedene Aspekte von Aggression bei psychischen Störungen dargestellt, wobei sowohl neuronale Korrelate als auch weitere biologische, psychologische sowie kognitive und umweltbedingte Faktoren adressiert werden. Die beteiligten Sprecher*innen spannen den Bogen von der experimentellen Aggressionsforschung bei Gesunden bis hin zu psychotherapeutischen Ansätzen zur Reduktion aggressiven Verhaltens bei Patient*innen mit Borderline Persönlichkeitsstörung unter Betrachtung situativer und individueller Bedingungsfaktoren und einer diagnoseübergreifenden Perspektive.
K. Bertsch (LMU München) wird die Rolle von Frustration bei der Entstehung von Ärger und Aggression bei Gesunden und Patient*innen mit Borderline Persönlichkeitsstörung darstellen. L. Wagels (RWTH Aachen) präsentiert emotionale, behaviorale und physiologische Reaktionen auf Provokation/Frustration in einer transdiagnostischen Stichprobe. C. Neukel (Universität Heidelberg) stellt Daten aus einer Ecological Momentary Assessment Erhebung vor. O. Tüscher betrachtet Selbstregulationsdefizite als möglicher Vermittler zwischen der Entwicklung von Psychopathologie und damit verbundenem aggressiven Verhalten bei jungen Straftätern.
Extremistische Gewalttaten werfen in der Diskussion um Hintergründe und Ursachen die Frage auf, inwieweit die verübten Taten mit psychischen Erkrankungen der Täter:innen im Zusammenhang stehen und ob sich im Vorfeld der Taten psychische Auffälligkeiten gezeigt haben, deren Erkennen und Behandlung die Tat möglicherweise verhindert hätten. Auch wenn bei extremistischen Personen nicht generell eine erhöhte Prävalenz von psychischen Störungen besteht, können z.B. frühkindliche traumatische Erfahrungen oder Lebenskrisen die Entwicklung einer extremistischen Einstellung er-höhen. Hinzu kommt, dass es in der Folge eines (De-)Radikalisierungsprozesses zur Entwicklung von psychischen Störungen kommen kann und diese überdies ein erhöhtes Risiko für Gewaltanwendung in Zusammenhang mit der extremistischen Einstellung zur Folge haben können.
Im Symposium werden Ergebnisse einer deutschlandweiten Online-Befragung bei Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen vorgestellt, bei der Erfahrungen in der Krankenbehandlung von Patient:innen mit extremistischer Einstellung und ihren Angehörigen erfasst wurden. In einem weiteren Beitrag wird eine Untersuchung zu Prädiktoren von Gewaltereignissen in der Psychiatrie und zu religiös-motivierten Radikalisierungstendenzen innerhalb einer Stichprobe von Patient:innen mit psychotischen Erkrankungen vorgestellt und die Herausforderungen im Sinne einer Abgrenzung zu nicht-pathologischen extremen Überzeugungen oder extremistisch motivierten Taten diskutiert. Ein dritter Beitrag zieht Bilanz zu Gelingensfaktoren und Herausforderungen psychotherapeutischer Behandlung insbesondere in Kooperation mit Fachberatungsstellen zur Deradikalisierungs- und Ausstiegshilfe und gibt einen Ausblick auf zukünftige Bedarfe einer intersektoriellen Gesundheitspolitik im Bereich der Extremismusprävention.
Im Januar 2021 hat die DGPPN in gemeinsamer Federführung mit der DG-Sucht e.V. neue S3-Behandlungsleitlinien zu Alkohol, Tabak und medikamentenbezogenen Störungen publiziert. Die Substitutionsbehandlung ist aus Sicht der DGPPN eine sinnvolle und für viele Drogenkonsumenten stabilisierende Entwicklung und Facette des Versorgungssystems, die unverzichtbar ist. Im Kontext der politischen Forderungen und Bestrebungen zur Legalisierung von Cannabis warnt die DGPPN seit Jahren vor einer leichtfertigen Freigabe ohne Berücksichtigung der potentiellen Risiken für KonsumentInnen aus psychiatrischer Sicht.
Aus diesem Themenfeldern wurden die diesjährigen Vortragsthemen ausgewählt.
Prof. Dr. Thomasius berichtet zum aktuellen Stand der neuen AWMF S3-Leitlinie „Cannabisbezogene Störungen: Psychotherapeutische, pharmakotherapeutische und internetbasierte Verfahren“
Aus der (Weiter-)Entwicklung der S3-Leitlinien werden Aspekte der Verordnung von Schmerzmitteln, sowie die Evidenz für niederschwelligen Angebote bei Tabak- und Alkoholkonsumenten vorgestellt: Frau Prof. Dr. Havemann-Reinecke als eine der beiden federführenden Autoren der S3-Leitlinie „Medikamentenbezogene Störungen“ referiert über den Schwerpunkt der Opioid-Analgetika Verordnung und prüft hierbei den Stellenwert von „therapeutischem drug monitoring“ (TDM) entsprechend den aktuellen Richtlinien für TDM. Prof. Dr. Batra nimmt Bezug auf Inhalte der S3-Leitlinie Tabak und Alkohol und stellt Ergebnisse eines eigenen BMBF-geförderten Programms zur online-basierten Beratung und Behandlung bei riskantem Alkoholkonsum und Tabakabhängigkeit vor.
Zur Risikoreduktion bei opioidabhängigen Menschen begann Ende 2018 in Bayern ein Modellprojekt, das vorsah, Konsument*innen illegaler Opioide nach einer Notfallschulung mit Take-Home Naloxon auszustatten. Prof. Dr. Wodarz berichtet hierzu aktuelle Entwicklungen und den Stand des Modellprojekten.
Die Maßregel der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus steht in der kritischen Diskussion der Öffentlichkeit. Überbelegung, aggressive intramurale Übergriffe, schwierige Personalgewinnung stoßen zu Reformüberlegungen an. Darüber hinaus rütteln die Notwendigkeit der Gewährleistung der Patientenautonomie und die Forderungen der UN-BRK grundsätzlich an dem Konzept der Maßregeln. Inzwischen wurden von unterschiedlichen Seiten Reformen angemahnt. Einige sollen vorgestellt und diskutiert werden.
Hintergrund
Die Zahl der vom Krieg und Terror flüchtenden Personen steigt weltweit immer weiter an (84
Mio. in 2021) Geflüchtete weisen laut Forschungsbefunden eine erhöhte Vulnerabilität und
Prävalenz von psychischen Erkrankungen auf. Gleichzeitig finden Studien eine
Unterrepräsentation von Geflüchteten in den psychotherapeutisch-psychiatrischen
Versorgungseinrichtungen in Aufnahmeländern und führen es auf strukturelle und kulturelle Zugangsbarrieren zurück. Deutschland als Aufnahmeland steht vor der Herausforderung, den aufgenommenen Geflüchteten eine adäquate Versorgung zu ermöglichen.
Ziele
Das Symposium dient dem Ziel, vier best practice Projekte bzw. Einrichtungen der
psychotherapeutisch-psychiatrischen Versorgung für Geflüchtete in Deutschland vorzustellen.
Diskussion
In diesem Symposium werden die Voraussetzungen für eine bedürfnisorientierte und
qualitative psychotherapeutisch-psychiatrische Versorgung von Geflüchteten, sowie die
Herausforderungen bei der Umsetzung dieser in der Regelversorgung beleuchtet. Die Vorteile
der gestuften Behandlung, die Wichtigkeit von interkulturell geschulten BehandlerInnen sowie
die Notwendigkeit von dolmetschergestützter Behandlung und der Zusammenarbeit zwischen
verschiedenen Versorgungsstrukturen werden thematisiert.
Die kulturvergleichende Definition des Wahns ist mit zahlreichen konzeptionellen und pragmatischen Problemen konfrontiert. Vor allem Wahndefinitionen, die sich auf das dritte Wahnkriterium (Unmöglichkeit des Inhalts) der Jaspers'schen Wahnkriterien stützen, erweisen sich oft als wenig geeignet um zwischen gesund und krank zu unterscheiden. Von Thomas Stompe werden unter dem Titel „Kulturelle Einflüsse auf Wahnphänomene“ verschiedene das Inhaltskriterium umgehende Wahndefinitionen sowie Ergebnisse international vergleichender Forschung vorgestellt. In der Early-Psychosis-Forschung wird von einem Kontinuum zwischen gesund und krank ausgegangen. So finden sich Psychose-artige Erfahrungen und psychotische Symptome einerseits im Rahmen manifest psychotischer Erkrankungen wie Schizophrenie, aber auch in der gesunden Allgemeinbevölkerung ohne psychiatrische Erkrankungen und bei Personen mit affektiven Störungen und Angsterkrankungen. In der Literatur wird ein positiver Zusammenhang und phänomenologische Ähnlichkeit zwischen Psychose-artigen Erfahrungen, psychotischen Symptomen und paranormalen Überzeugungen wird beschrieben. Barbara Hinterbuchinger (Vortragstitel: Psychose und Esoterik – ein phänomenologischer Graubereich?) wird Studienergebnisse vorstellen, die signifikante Unterschiede in der Häufigkeit von Psychose-artigen Erfahrungen und Symptomen zwischen Personen mit Glaube an paranormale Phänomene, religiösen Individuen und Personen mit einem naturwissenschaftlichen Zugang und skeptischer Haltung gegenüber parawissenschaftlicher Thesen fanden. Andere Aspekte der Wahnkriterien von Jaspers betreffen die Unbeeinflussbarkeit und die Unmöglichkeit des Inhalts, die aber eine andere Person brauchen: die, die kommuniziert, und die, die beurteilt. In der heutigen Zeit hat die Intersubjektivität an Bedeutung gewonnen und das Verständnis des Wahns bereichert. Martin Aigner wird vor diesem Hintergrund über „Wahnhafte Phänomene im IT-Zeitalter“ referieren.
Vor dem Hintergrund eines komplexer werdenden Gesundheitssystems ist inter- und multiprofessionelle Zusammenarbeit Gegenstand vieler Forschungs- und Projektaktivitäten. Organisationale wie gesetzliche Rahmenbedingungen, zunehmend komplexe Problemlagen, Ressourcenknappheit, unterschiedliche Rollenverständnisse und Verantwortlichkeiten beeinflussen sowohl die Intensität als auch die Qualität der inter- und multiprofessionellen Zusammenarbeit. In der Praxis zeigen sich Hemmnisse wie Chancen gelingender Kooperationsaktivitäten.
Diese wollen wir aus Sicht der verschiedenen am Genesungsprozess beteiligten Akteure kontrovers diskutieren und dabei die Spannungsfelder der Indikationsstellung, Wunsch- und Wahlrecht für Therapien, Ressourcenpriorisierung, Austauschbarkeit von Therapieangeboten in den Blick nehmen. Dabei sollen auch mögliche Lösungswege zur bestmöglichen Patientenversorgung aufgezeigt werden.
Trans*geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Psychotherapie -
Entpsychopathologisierung ist nicht nur eine Haltung, sondern erfordert ein reflektiertes Handeln in der therapeutischen Praxis. Die aktuellen und bevorstehenden Änderungen der Behandlungsempfehlungen und der diagnostischen Einordnung trans*geschlechtlicher Identitäten in der ICD-11 erfordern das Überdenken bisheriger therapeutischer Ansätze und Haltungen. In den Vorträgen zum Symposium werden zentrale Bausteine einer modernen Trans*gesundheitsversorgung im Sinne eines kontextkompetenten psychotherapeutischen Arbeitens sowie einer diversitysensiblen Haltung vorgestellt.
„Einsam werden bedeutet Verbitterung oder Vertiefung“ – Albert Schweitzer hat die zwei Seiten des emotionalen Erlebens von Einsamkeit auf den Punkt gebracht. Einsamkeit kann sowohl zu einem tiefen Leiden angesichts der Vereinzelung, sozialen Isolation und des Gefühls des Unverstandenseins führen, ist darüberhinausgehend aber auch eine Quelle vertiefter Selbsterkenntnis, von Resilienz, welche für unsere seelische Gesundheit wichtig erscheint.
Dieses vom Referat für Religiosität und Spiritualität organisierte Symposium möchte sowohl Risikofaktoren als auch Schutzfaktoren dieser emotionalen Erfahrung aufzeigen. Anthropologische (G. Stotz-Ingenlath) und religiös-spirituelle Traditionen (M. Utsch) heben das Erleben von Einsamkeit vorwiegend als Schutzfaktoren hervor. Die alltäglichen Erfahrungen in der – den traumatherapeutischen, ethnologischen, Glaubens- und ideologischen Hintergrund berücksichtigenden (P. Kaiser) wie auch den trialogischen und psychiatrisch-psychotherapeutischen (I. Ohls) – Behandlungspraxis betrachten Krisenzeiten als Risikofaktoren für Einsamkeitserleben.
Die Coronakrise sowie das Wissen um Krieg in der Nachbarschaft führen bei vielen Menschen zu einer intensiven Erfahrung von Einsamkeit, die deutlich über das Maß einer sozialen Isolation hinausgeht. Diese existentielle Erfahrung prägt dabei nicht nur die aktuelle Arbeit im Gesundheitswesen, sie ist zugleich Teil einer langen Menschheitsgeschichte.
Die extern von Regierungen in der Notlage erzwungene Einsamkeit als urplötzliche Vollbremsung einer gesamten Weltgemeinschaft und einzelner Wirtschaftssysteme hat den einzelnen Menschen vor starke Herausforderungen gestellt – verbunden mit der von außen gesetzten Notwendigkeit, die bisherige Art zu leben und den Alltag zu gestalten, neu zu erschaffen. Daher wurden kreative Bewältigungsstrategien zum Umgang mit dieser schwierigen Emotion intensiv gesucht und nur zum Teil individuell gefunden. Ob diese auf lange Sicht den einzelnen Menschen tragen werden, wird Gegenstand weiterer Forschung sein. Das Bedürfnis nach Bearbeitung dieser erlittenen Verletzungen und der Ruf nach individuellen Ressourcen und Resilienzfaktoren, welche für die eigene kulturelle Tradition stimmig sind, erscheinen in diesen Tagen gesellschaftlich immer wieder in den Medien und psychotherapeutischen Praxen als vordringliche Bewältigungsaufgabe. Auf welche Traditionen hier zurückgegriffen werden kann, möchte dieses Symposium aufzeigen.
Die Adoleszenz ist eine Zeit des psychosozialen Umbruchs und ist geprägt durch die Bewältigung zahlreicher Entwicklungsaufgaben wie Ablösung vom Elternhaus, Abschluss von Ausbildung und Schule und erste erwachsene Partnerschaften. Epidemiologische Studien zeigen, dass gerade der Übergang vom Jugend- zum jungen Erwachsenenalter einen besonders sensiblen Lebensabschnitt für die Entwicklung psychiatrischer Störungen darstellt. Als besonders herausfordernd erweisen sich die Grenzen und die geringe Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Versorgungssystemen für Kinder- und Jugendliche und für Erwachsene, ein Thema, dem sich die Fachgesellschaften DGPPN und DGKJP in der interdisziplinären Task-Force Transition gewidmet haben. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung und Evaluation spezifischer Diagnostiktools und Therapieprogramme. Neben störungsspezifischen Behandlungszielen werden gezielt entwicklungsspezifische Fragen in psycho- und soziotherapeutische Angebote, Angehörigenarbeit und Peergroups einbezogen. Unterstützung beim Erreichen von Ausbildungszielen und Entwicklung einer beruflichen Perspektive stellen wichtige Behandlungsbausteine in dieser Altersgruppe dar. Ein Ziel vieler Programme ist die Förderung der sozialen Interaktion und die Entwicklung einer eigenen Identität innerhalb einer Gemeinschaft. In unserem klinisch ausgerichteten Symposium spannen wir einen Bogen über verschiedene Aspekte der Behandlung adoleszenter Patienten, von einem Überblick über die besonderen Herausforderungen der Transition, über die Vorstellung von Erfahrungen zur altersspezifischen Diagnostik und Beratung in einer ambulanten Sprechstunde bis hin zu Berichten über spezifische Therapieangebote für junge Menschen mit emotionaler Instabilität, Psychoserisikosyndrom (Soteria) oder Autismus (FASTER). Anhand eines Überblickes über verschiedene Behandlungsmodelle diskutieren wir Kriterien zu differenzierten Indikationsstellungen unterschiedlicher stationärer Therapien.
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen weisen oft begleitende somatische Beschwerden und einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand auf. Beeinträchtigungsbedingt können Vorsorge-, Diagnostik- und Behandlungsangebote mitunter nur schwer wahrgenommen werden; körperliche Erkrankungen können verschleppt werden oder chronifizieren. Die Lebenserwartung von Menschen mit psychischen Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist um zehn Jahre reduziert. Eine bessere Koordination der medizinischen Versorgung ist deshalb dringend geboten, zumal sich körperliche und psychische Gesundheit gegenseitig bedingen und beeinflussen: Ein verbesserter körperlicher Gesundheitszustand trägt zu einer Zunahme des psychischen Wohlbefindens, zu verbesserten Coping-Strategien und zu mehr Lebensqualität bei – und vice versa. Neben der Mitbehandlung somatischer Komorbiditäten ist aber auch die körperliche Abklärung psychischer Beschwerden von Bedeutung (Stichwort: systemische Pathomechanismen). Die fachliche Einschätzung, ob bei komplexen Beschwerdebildern von unterschiedlichen Krankheitsentitäten (Komorbiditäten) auszugehen ist oder ob ätiologische Zusammenhänge bestehen könnten, ist von entscheidender Bedeutung für das Einleiten (differential-)diagnostischer Maßnahmen sowie für die Behandlungsplanung. So können neurologische, immunologische oder endokrinologische Krankheitsprozesse als Ursachen bzw. aufrechterhaltende Faktoren psychiatrischer Symptomatik oft nur gezielt durch somato-psychiatrische Differentialdiagnostik identifiziert und behandelt werden. Das Symposium widmet sich diesem Themenkomplex unter Fokussierung auf die notwendigen sektoren- und disziplinübergreifenden Abstimmungsprozesse und die Koordination der Versorgung.
Im klinischen Alltag wird bisweilen ein mehr oder weniger subtiler Druck auf Patient*innen ausgeübt, um sie zu motivieren, an Therapieformen teilzunehmen oder die verordneten Medikamente einzunehmen. Auch in ihrem familiären und sozialen Umfeld erfahren Menschen mit Krisen- und Psychiatrieerfahrung psychischen Druck, die verordneten Medikamente einzunehmen oder sich in eine Behandlung zu begeben. In der Literatur werden diese Formen psychischen Drucks unter dem Begriff „informeller Zwang“ diskutiert. Eine Zustimmung aufgrund von psychischem Druck kann den Anschein erwecken, dass psychiatrische Professionelle und Angehörige nicht paternalistisch gegen den Willen der Betroffenen handeln. Die Freiwilligkeit einer Zustimmung unter Druck ist jedoch diskussionswürdig, da psychischer Druck teilweise gezielt durch Überredung, Einsatz der interpersonellen Beziehung, Anreize oder Drohungen auf die Beeinflussung des Willens von Betroffenen gerichtet wird und so eine unangemessene Einflussnahme darstellen kann.
Dieses Symposium soll analysieren, wie und wo es zum Einsatz psychischen Drucks in der Interaktion zwischen Betroffenen, ihren Angehörigen und Behandler*innen kommt und bestimmen, ob und wenn ja, wann die Ausübung psychischen Drucks ethisch gerechtfertigt sein kann. Ziel ist es, das Bewusstsein psychiatrischer Professioneller für die unterschiedlichen Formen psychischen Drucks und deren Ausübung zu erhöhen und eine kritische Reflexion zu ermöglichen. Insgesamt sind vier Vorträge geplant, die praxisbezogen ethische Aspekte des Themas diskutieren, aktuelle empirische Erkenntnisse hinsichtlich der Erfahrungen Betroffener, psychiatrischer Professionelle und Angehöriger zu psychischem Druck vorstellen und die Bedingungen für die Anwendung psychischen Drucks analysieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kommunikation und Interaktion der beteiligten Personen.
Die Elektrokonvulsionstherapie wird weltweit zur Behandlung schwerer psychiatrischer Erkrankungen eingesetzt. Trotz mehr als 80 Jahren Forschung gibt es immer noch viele ungelöste Fragen zu den Behandlungsalgorithmen sowie zu den beitragenden Mechanismen und (epi-)genetischen Faktoren. Auch wird die konkrete Durchführung zwischen den einzelnen Zentren unterschiedlich gehandhabt, so dass eine Auswertung der Variationen zusätzliche Informationen zur Optimierung geben könnte. Um diese Wissenslücken zu schließen, wurden mehrere Forschungsverbünde initiiert mit teilweise überlappenden Teilnehmern, Protokollen und Forschungsthemen.
Die "Global ECT-MRI Research Collaboration" (GEMRIC) wurde gegründet, um eine bessere Zusammenarbeit zur MRT-Bildgebung zu fördern, insbesondere um ausreichend hohe Fallzahlen zu erreichen. Das weltweite “Genomics of ECT International Consortium" (Gen-ECT-ic) ist die aktuell umfangreichste Kooperation zur Erforschung der molekularen Grundlagen schwerer affektiver Erkrankungen sowie der klinisch-genomischen Therapieantwort auf EKT. Es werden standardisierte klinische Daten des Phänotypes schwerer affektiver Erkrankungen, der Therapieeffektivität und von Nebenwirkungen der EKT sowie genomische Daten bei der Patientengruppe mit schwer behandelbaren affektiven Erkrankungen erhoben.
Das neue Globale EKT-Netzwerk (GENET) konzentriert sich in erster Linie auf die standardisierte Erfassung und Weitergabe der EKT-Behandlungsdaten selbst, indem es ein neuartiges digitales EKT-Datenerfassungstool namens GPD einsetzt, mit dem die Behandlungsdaten jedes Patienten einschließlich Biosignalen wie EEG oder EKG gespeichert werden können. Synergieeffekte zwischen multi- und monozentrischer Datenanalyse werden exemplarisch an dem Beispiel der Rolle von Koffein als Prämedikation der EKT aufgezeigt.
Ziel dieses Symposiums ist es, Organisationsstrukturen und den Datenfluss zu vergleichen sowie Erfolgsgeschichten auszutauschen.
Psychische Erkrankungen sind eine der Hauptursachen für Berufsunfähigkeit (BU) in der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung, am häufigsten depressive Störungen; komorbide Depressionen sind ebenfalls häufig. Aber auch andere psychische Erkrankungen (z. B. Angststörungen, somatoforme Störungen) werden von Versicherten als Ursache für Berufsunfähigkeit angeführt.
Entscheidend für die Beurteilung einer möglichen Berufsunfähigkeit ist jedoch nicht die Diagnose selbst, sondern sind die konkreten Funktions- und Leistungseinschränkungen, die für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit bestehen.
Bei unzureichender oder widersprüchlicher Informationslage in der Leistungsprüfung wird ein Sachverständigengutachten zur Leistungsentscheidung nötig. Ziel einer solchen Begutachtung ist es, die von Versicherten selbstberichteten Funktions- und Leistungseinschränkungen zu objektivieren und zu beurteilen, inwiefern die geltend gemachten Defizite die Berufsfähigkeit tatsächlich beeinflussen. Dabei muss stets auf die zuletzt tatsächlich ausgeübte berufliche Tätigkeit Bezug genommen werden.
In diesem Symposium wird dargestellt, wie tätigkeitsbezogene Funktionsstörungen und Leistungseinschränkungen bei psychischen Erkrankungen, unabhängig von der diagnostischen Einordnung, objektiviert und quantifiziert werden können.
Im ersten Teil des Symposiums werden Studienergebnisse, die den Einsatz der Mini-ICF-APP zur Fähigkeitsbeurteilung bei psychosomatischen Patient:innen prüfen, vorgestellt. Im zweiten Teil des Symposiums werden Herausforderungen im Zusammenwirken zwischen Leistungsprüfung auf Seiten der privaten Versicherer und ärztlichen Sachverständigen diskutiert. Im dritten Teil wird die Bedeutung der Bedeutung der Beurteilung des Leistungsvermögens in der Berufsunfähigkeit beleuchtet.
Konkrete Beispielfälle aus der Begutachtungspraxis werden zur Veranschaulichung vorgestellt und es wird Raum für konkrete Fragen und Diskussion mit den Referenten geben.
Die stationsäquivalente Behandlung nach § 115d SGB V (StäB) ist eine besondere Form des international anerkannten und evidenzbasierten Home Treatment (HT). Für diese komplexe Intervention existieren bis dato v.a. Erfahrungsberichte und Umsetzungsempfehlungen; kontrollierte, multizentrische Studien, welche StäB als Sonderform des HT hinsichtlich unterschiedlicher Zielparameter, Perspektiven und methodischer Ansätze evaluieren, stehen aus. Die quasi-experimentelle „AKtiV-Studie“ mit Propensity-Score-gematchter Kontrollgruppe füllt diese Forschungslücke. Sie hat eine Laufzeit von 36 Monaten und wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. In diesem Zeitraum werden neben der Untersuchung klassisch klinischer Endpunkte wie der stationären Wiederaufnahmerate, der Psychopathologie und Recovery-Orientierung auch Fragen zu Zielpopulationen, Implementierungsbedingungen, Behandlungsprozessen und Wirkfaktoren beantwortet. Dabei werden sowohl die Perspektiven von Patient*innen, Angehörigen und Mitarbeitenden als auch die Standpunkte und Erfahrungen von Akteur*innen aus Politik und Selbstverwaltung eruiert. Damit kann erwartet werden, dass die Studienergebnisse für ein breites Publikum interessant sein und zur praxiswirksamen Weiterentwicklung der StäB beitragen können. Im vorliegenden Symposium werden erste Ergebnisse aus allen Teilprojekten des Forschungsverbundes vorgestellt und kritisch diskutiert. Dies umfasst eine Analyse der Studienpopulation, von Behandlungsabbrüchen in der StäB im Vergleich zur stationären Versorgung, von Routinedaten der StäB in den zehn beteiligten Studienzentren, der Behandlungszufriedenheit der Patient*innen, der verschiedenen Zugangswege in die StäB, der Inanspruchnahme und Kosten von Gesundheitsleistungen in den 6 Monaten vor Beginn der Indexbehandlung sowie eine qualitative Darstellung der Erfahrungen von Nutzer*innen der StäB und deren Angehörigen.
Die Übergänge zwischen der stationären psychiatrischen Behandlung und gemeindepsychiatrischen Wohnformen, die den Bedürfnissen der Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gerecht werden, sind verbesserungsbedürftig. Es ist an der Tagesordnung, dass Patienten, deren psychiatrische Behandlung abgeschlossen ist, nicht aus der Klinik entlassen werden können, weil passende Wohn- und Betreuungsformen in der Region nicht zur Verfügung stehen. Eine gemeindenahe Betreuung von Menschen mit komplexen Hilfebedarfen ist in vielen Regionen Deutschlands nicht ausreichend etabliert. Neben strukturellen und auch konzeptionellen Versorgungsdefiziten fehlen auch häufig die dafür notwendigen Ressourcen. Folge ist, dass Patienten in andere Bundesländer fernab ihrer sozialen Bezüge und teilweise gegen ihren Willen vermittelt werden. Zudem gelingt eine bedarfsgerechte Vermittlung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen aus geschlossenen Wohnheimen in weniger restriktive Wohneinrichtungen häufig nicht oder sehr verzögert. Die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention und der im Bundesteilhabegesetz niedergelegte Anspruch, psychisch kranken Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und die Selbstbestimmung des Aufenthaltsortes zu gewährleisten, finden nicht ausreichend Berücksichtigung. Alle Akteure der psychosozialen Versorgung sind gehalten bedarfsgerechte Strukturen vorzuhalten und die Übergänge in passende Betreuungsformen zeitnah zu gewährleisten. Die Gremien der regionalen Planung, Koordination und Steuerung von Hilfen haben dies zu berücksichtigen. Grundlage dafür ist ein gemeinsames Verständnis regionaler Verantwortung. In diesem Symposium werden aus unterschiedlichen Perspektiven die aktuelle Datenlage u.a. zur Anzahl entlassungsfähiger Patienten in psychiatrischen Kliniken und Bedarfsschätzungen an entsprechenden Wohnformen dargestellt, notwendige strukturelle Veränderungen werden diskutiert.
Nach belastenden Erlebnissen entwickelt eine bedeutende Minderheit der Betroffenen anhaltende psychische Syndrome. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist die bedeutsamste und am besten untersuchte Traumafolgestörung. Deren Diagnose ist im Alltag mitunter nicht leicht und wird kompliziert durch komorbide Störungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klassifikationssysteme ICD und DSM unterschiedliche Wege gehen. Die Diagnostik der (komplexen) PTSD anhand der Klinik, wie auch von Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren wird vorgestellt. Risikofaktoren, Eigenschaften des Traumas selbst, die initiale psychopathologische Symptomatik sowie Kognitionen tragen zur Entwicklung einer (komplexen) PTSD bei. Diese Grundlagen werden im Workshop dargestellt. Traumatisierungen erschüttern die Integrität des Menschen, sein Weltbild, seine Überzeugungen und Einstellungen. Die Bearbeitung der Kognitionen ist ein wichtiges Element der Therapie und wird in Grundzügen vermittelt. Die Symptomatik wird von den Patient:innen häufig nicht als Traumafolge verstanden bzw. kann nicht eingeordnet werden. Eine intensive Psychoedukation ist notwendig. Zur ersten Wiedergewinnung von Kontrolle haben sich Entspannungsverfahren und Atemtechniken bewährt. Zentral in der Verhaltenstherapie der PTSD ist die Konfrontationstherapie. Das von der Arbeitsgruppe von Edna Foa entwickelte Modell der Konfrontationstherapie wird im Workshop vorgestellt. Dies ist ein für Patient:innen wie Therapeut:innen belastendes Verfahren mit der Notwendigkeit, die bisher vermiedenen Emotionen und Kognitionen zu mobilisieren und mittels Habituation zu bewältigen. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weitere spezifische Therapiemethoden entwickelt und evaluiert, z. B. die EMDR, die kurz gezeigt wird. Psychopharmaka reduzieren in kontrollierten Studien erfolgreich die PTSD-Symptomatik. Detailliert wird die medikamentöse Vorgehensweise im akuten wie auch chronischen Fall behandelt. Die Form und Wirksamkeit von Frühinterventionen sind umstritten. Aufgezeigt wird der aktuelle Forschungsstand wie auch Interventionen z. B. nach Unfällen oder Gewalterlebnissen. Die Wirksamkeit der genannten Verfahren in Metaanalysen und Cochrane-Analysen bei manifester PTSD wird vergleichend vorgestellt, ebenso die Empfehlungen der neuen AWMF-Leitlinie zur PTSD. Der Workshop hat einen verhaltenstherapeutischen Schwerpunkt mit den am besten evaluierten und wirksamen Verfahren bei Typ I Trauma. Die einzelnen Stufen und Elemente der Behandlung werden an Beispielen vorgestellt und geübt. Jedoch ist auch die Diagnostik und Behandlung von Typ-II-Traumata Gegenstand des Workshops. Die Begutachtung von Traumafolgestörungen wird ebenfalls vorgestellt. Auch werden Literaturempfehlungen und Links gegeben.
Didaktische Methoden: Vortrag, Video, eingehende Diskussion
Zielgruppe: Assistent:innen in fortgeschrittener Weiterbildung sowie Fachärzt:innen
Literaturangaben: Frommberger, U., Nyberg, E., Angenendt, J., Lieb, K., Berger, M. (2019) Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Psychische Erkrankungen (M. Berger, Hrsg.), S. 501-524, 6. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München.
Gerade bei Ärzt:innen und Therapeut:innen scheinen im Sinne des Modus-Modells der Schematherapie nach Young häufig Schemata wie z.B. „Unerbittliche Standards“ oder „Aufopferung“ (Kaeding et al. 2017) zu bestehen. Daraus resultierende Schwierigkeiten im ärztlichen Berufsalltag wie z. B. mangelnde Grenzziehung, geringe Selbstfürsorge, mangelnde Selbstwahrnehmung und Emotionsregulation (u. a. Zwack et al. 2013) sollen im Workshop inhaltliche Schwerpunkte darstellen. Eigenes therapeutisches Wissen zu Resilienz fördernden Verhaltensweisen und Möglichkeiten der Grenzziehung im klinischen Alltag bei gleichzeitigem Weiter-Brennen für den Beruf soll aktiviert und mit dem eigenen Verhalten in Bezug gesetzt und reflektiert werden, um individuelle Wege zur Resilienz zu finden. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auch auf spezifische Belastungen in der Psychotherapie gerichtet werden (z. B. Lohmann, 2017).
Inhalte:
- Einschätzung der eigenen Belastung
- Anforderungen und Ressourcen
- Nur ein Mythos der verwundete Heiler?
- Wie gelingt es mir, mich langfristig resilienter zu verhalten in: Arzt-Patienten-Beziehungen; kollegialen Beziehungen; privaten Beziehungen
- M(ein) Minimum an Selbstfürsorge
- Selbstmitgefühl für Therapeut:innen
- Möglichkeiten der akuten Stressreduktion, Bereitschaft zum Austausch, Neugier auf eigene Anteile und zur Selbsterfahrung werden für diesen Workshop vorausgesetzt.
Dozentenprofil: Frau Dr. med. Maxi Braun ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin (VT). Seit über 15 Jahren ist ihr Forschungsschwerpunkt das Thema „Ärztegesundheit“. Aktuell leitet sie als Oberärztin an der Psychosomatischen Klinik Kloster Diessen u. a. eine spezifische Behandlungseinheit für psychisch erkrankte Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen.
Der Stellenwert der Alterspsychiatrie wird in Zukunft aufgrund der höheren Lebenserwartung sowohl in der ambulanten als auch der stationären medizinischen Versorgung zunehmen. Dies betrifft nicht nur die neurodegenerativen Erkrankungen, sondern auch z. B. die affektiven Krankheitsbilder, psychotischen Störungen und insbesondere die Assoziation psychiatrischer Syndrome mit Multimorbidität und Polymedikation. Spezifische Kompetenzen im Umgang mit alterspsychiatrischen Patient:innen werden auch aufgrund des zunehmenden Fachwissens wie beispielsweise bei der Diagnostik dementieller Erkrankungen (z. B. Bildgebung, Liquordiagnostik) notwendig.
Ein besonderer Stellenwert des Workshops soll den Überschneidungsbereichen mit internistischen (z. B. QTc-Zeit, Nieren- und Leberfunktion und Einflussgrößen der Psychopharmakologie) und neurologischen Themenfeldern (Parkinsonsyndrom und Epilepsie), beigemessen werden. Der Workshop richtet sich an ärztliche Kolleg:innen, die sich auf die Arbeit mit alterspsychiatrischen Patient:innen vorbereiten wollen bzw. bereits eigene Erfahrungen auf Facharztniveau gesammelt haben und sich im Rahmen des Workshops intensiv austauschen möchten.
Polypharmazie beginnt lt. WHO ab 5 Medikamenten aufwärts.
Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die durch Wechselwirkungen bedingt sind, gelten als „vermeidbare Medikationsfehler“ (Hiemke C, Eckermann G, Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279)
In diesem Workshop sollen medikamentöse Kombinationstherapien in Bezug auf Risiken und Fallstricke, aber auch die mögliche erhöhte therapeutische Effizienz dargestellt werden. Es werden Signale diskutiert, die auf die zu erwartenden Interaktionseffekte hinweisen.
Besprochen werden die Auswirkungen, die bei Entzündungsreaktionen generell auf bestimmte Psychopharmaka wie Clozapin und Risperidon entstehen (der sog. „Zytokineffekt“). Dabei wird auch auf die Situation eingegangen, die durch die COVID-19-Pandemie bei mit Psychopharmaka behandelten Patient:innen entstanden ist, sowie auf die Wechselwirkungen mit Medikamenten, die bei COVID-19 eingesetzt werden (Seifert J, Heck J, Eckermann G et al. Nervenarzt 2020; 91: 604-610) und auf die Frage, wie es mit der COVID-19-Impfung bei Patient:innen mit Psychopharmaka steht.
Neu aufgegriffen werden in diesem Workshop die Wechselwirkungen von Psychopharmaka mit Schmerzmitteln. Und ebenfalls neu ist das Thema „Interaktionen von Medikamenten, die bei ADHS-Behandlung zum Einsatz kommen“.
Intensiv und genau werden wir uns einem sehr brisanten Problem widmen, das durch die inzwischen weitgehend bekannte finnische Arbeit von Taipale H. et al., Antipsychotic use and risk of breast cancer in women with schizophrenia: a nationwide nested case-control study in Finland, Lancet Psychiatry 2021 aufgegriffen wurde.
Arzneimittelinteraktionen werden in pharmakokinetische und pharmakodynamische eingeteilt.
Pharmakokinetische Interaktionen entstehen, wenn eine Substanz die Absorption, die Verteilung, den Metabolismus oder die Exkretion eines Medikaments verändert und damit dessen Konzentration am Wirkort erhöht oder senkt. Die meisten pharmakokinetischen Wechselwirkungen finden auf der Ebene der Metabolisierung statt und hier an Enzymen des Cytochrom-P450-Systems (CYP).
Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen, wenn die kombinierten Substanzen an der gleichen Wirkstruktur oder an funktionell verbundenen Systemen gemeinsam angreifen. So können sich z.B. die Effekte auf die QT-Strecke im EKG durch Quetiapin plus Escitaloram (eine formale Kontraindikation!) zu einem TdP-Ereignis aufsummieren.
Natürlich können auch allgemeinmedizinische oder internistische Medikamente wie die Antibiotika Ciprofloxacin, Clarithromycin oder das Antimykotikum Terbinafin starke pharmakokinetische Effekte triggern.
„Genussmittel“ wie das Rauchen senken die Blutspiegel nicht nur von Duloxetin, Agomelatin oder von Antipsychotika wie Clozapin oder Olanzapin, sondern z. B. auch von Antiparkinsonmedikamenten wie Rasagilin und Ropinirol klinisch bedeutsam.
Es wird auch die Wechselwirkungsthematik zwischen onkologischen und ZNS-Medikamenten besprochen.
Außerdem wird das Kapitel der sog. Prodrugs wie Tramadol, Tamoxifen, Clopidogrel näher angesehen.
Diskutiert werden pharmakogenetische Polymorphismen, ein veränderter pharmakogenetischer Status, wenn man ihn nicht klärt, kann erhebliche Behandlungsrisiken in sich bergen.
Wir kümmern uns um die Probleme und Risiken durch Phytopharmaka und Selbstmedikation (die Hausärzte werden mit Werbung für Phytopharmaka -z.T. auch von Ärzt:innen angepriesen- völlig bagatellisierend „beschossen“), doch diese „Anpreisungen“ sind u.U. ein Hochrisiko-Hazard-Spiel.
Für die Psychopharmakotherapie speziell bedeutsame elektronische Interaktionsdatenbanken werden vorgestellt: www.psiac.de und ein vergleichbar interessantes Programm wie www.mediQ.ch
Wechselwirkungseffekte können auch hilfreich sein, das werden wir diskutieren. Durch Messung der Plasmakonzentrationen durch das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) ist es möglich, die Dosis sehr individuell anzupassen.
Unbedingt geht es in diesem Workshop auch um die Fälle der Teilnehmer:innen, die diese besprechen möchten. Alle Kolleginnen und Kollegen sind aufgefordert, eigene Fälle mitzubringen, die sie als schwierig oder sehr komplex verstehen. Und wir bearbeiten diese Fälle gemeinsam.
Weiterführende Literatur
Hiemke C., Eckermann G., Kombinationstherapie/Polypharmazie: Interaktionen von Psychopharmaka. Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279
Geisslinger/Menzel „Wenn Arzneimittel wechselwirken – wichtige Interaktionen erkennen und vermeiden“. Verlag Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2017.
Interessenkonflikte: Vortragshonorar für Firma Aristo
Scham und Schuld stellen funktionale soziale und moralische Emotionen dar, die sich bereits ab dem frühen Kindesalter entwickeln und ein soziales Miteinander ermöglichen (Barrett, 1993; Broucek, 1991; Lewis, 1992). Scham und Schuld begegnen uns jedoch nicht nur im Alltag, sondern selbstverständlich auch in der Psychotherapie – ein Prozess, der ohne Scham und Schuld kaum möglich ist (Lammers, 2018). Während beide Emotionen zunächst adaptiv sind, kann ein Zuviel oder Zuwenig an Scham und/oder Schuld maladaptiv sein (Lammers & Berking, 2018). Unabhängig von vielen einzelnen Störungsbildern, bei denen Scham und Schuld zentrale Symptome darstellen (z. B. Schuldgefühle bei depressiven Episoden im ICD-10), tragen die beiden Emotionen so maßgeblich zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen sowie zum Leidensdruck bei (Lammers, 2016, 2020). Aufgrund der Stigmatisierung psychotherapeutischer Hilfe sowie psychischer Störungen und einer befürchteten gesellschaftlichen Ausgrenzung gehen intensives Scham- und Schulderleben häufig auch mit sozialem Rückzug einher. Im Sinne einer Negativspirale trägt dies zu einer weiteren Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens bei (Lammers, 2016, 2020). Im Kontrast zu der zentralen Rolle von Scham und Schuld werden diese jedoch im Rahmen von Psychotherapien häufig nicht bearbeitet oder vermieden, z. B. aus Angst vor einer Schamüberflutung bei Therapeut:in oder Patient:in. Eine Nicht-Bearbeitung kann Behandlungsfortschritte verhindern, zu einer erlebten Invalidierung der Patient:innen führen oder soziale Rückzugstendenzen verstärken (Lammers, 2016, 2020). Insbesondere für Psychotherapeut:innen stellt sich daher die Frage, wie man den beiden Emotionen im Rahmen einer Psychotherapie bestmöglich begegnen kann. Hierbei dient der sensible Moment, in denen Scham oder Schuld aktiviert sind, als Ansatzpunkt für emotionsfokussiertes Arbeiten und das Einüben von Emotionsregulationsstrategien. Die emotionsfokussierte Psychotherapie von Scham und Schuld verbindet verschiedene Psychotherapieschulen und -strömungen, um sich den beiden Emotionen anzunehmen. Den Teilnehmenden dieses Workshops werden neben einem umfassenden Einblick in die aktuelle Forschung auch Fallbeispiele, Arbeitsmodelle und konkrete praktische Interventionen vorgestellt, um den Umgang mit den beiden komplexen Emotionen im Praxisalltag zu erleichtern.
Für die individuelle Therapiegestaltung eröffnen moderne verhaltenstherapeutische Verfahren vielfältige Möglichkeiten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als Fertigkeitentraining angelegt sind. Welche Fertigkeit dabei trainiert wird, ist sehr verschieden. Dabei fokussieren die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) und die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) vor allem auf intra- und extrapsychische Prozesse der Patient:innen.
Dieser Workshop vermittelt Ihnen einen lebendigen Eindruck, wie Tools aus der ACT und der DBT geschickt eingesetzt werden können, um schwierige Therapiesitzungen zu meistern (z. B. Non-Compliance, schwierige Patienten-Therapeuten-Beziehung, Suizidalität, Selbstverletzung). Dabei werden diese Verfahren sowohl im Einzelnen vorgestellt als auch praxisnah demonstriert. Anhand von Rollenspielen werden Fallvignetten zu verschiedenen Problemsituationen aufgearbeitet. Neben der Möglichkeit, Ihre konkreten Patientenfälle zu diskutieren, werden Sie vielfältige Anregungen erhalten, wie Sie Ihre psychotherapeutische Arbeit zukünftig noch effektiver gestalten können.
Methoden: Kurzvorträge, interaktives Rollenspiel, Übungen, Praxisbeispiele, Austausch und Reflexion
Ziel: Erweiterung der eigenen Methodenvielfalt in psychotherapeutischen Situationen wie auch psychiatrischen Gesprächssituationen.
Zielgruppe: Ärztliche und psychologische Psychotherapeut:innen, Student:innen der entsprechenden Fachrichtungen, Psycholog:innen (Diplom/Master)
Literatur: Bohus, M. & Wolf-Arehult, M. (2018) Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual. Stuttgart: Schattauer. Romanczuk-Seiferth N, Burian R, Diefenbacher. A (2021) ACT in Klinik und Tagesklinik, Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie in multiprofessionellen Teams, 1. Auflage Kohlhammer Verlag
Interessenkonflikte: in Bezug auf die Psychotherapeutische Ausbildung/Sub-Spezialisierung nicht auszuschließen.
Dieser Workshop hat zum Ziel, Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung auf die Neurologie-Rotation vorzubereiten. Zumeist an typischen Fallbeispielen sollen diagnostische Pfade, differentialdiagnostische Überlegungen und therapeutische Optionen aufgezeigt werden. Hierfür erfolgt eine Unterteilung in die Themengebiete: vaskuläre Neurologie, Kopfschmerz/Schwindel, entzündliche Erkrankungen, Anfallserkrankungen, Bewegungsstörungen/degenerative Erkrankungen und periphere Neurologie. Zusätzlich werden in Kleingruppen Befunde interpretiert und diskutiert, sowie Hands-on wertvolle Hinweise durch speziellen Untersuchungstechniken vermittelt.
Tics sind motorische Zuckungen oder Lautäußerungen, die unwillkürlich und plötzlich einsetzen und die keinen Zweck erfüllen. Den Tics geht in der Regel eine unangenehme sensomotorische Empfindung voraus, die als Vorgefühl bezeichnet wird. Tics werden in der Regel vor allem von jüngeren Betroffenen als unkontrollierbar erlebt, wohingegen vor allem ältere Betroffene angeben, die Tics teilweise für gewisse Zeiträume unterdrücken zu können. Zur Behandlung von Tic-Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen empfehlen alle aktuellen Leitlinien Verhaltenstherapie, wobei vor allem das Habit Reversal Training (HRT; auch Reaktionsumkehr oder Training der Gegenbewegung genannt) empfohlen wird. In diesem Workshop wird zunächst ein kurzer Überblick über die relevanten Aspekte der Diagnostik von Tic-Störungen gegeben. Der Schwerpunkt des Workshops liegt in der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Tic-Störungen mittels Habit Reversal Training. Die Hauptkomponenten stellen hierbei das Selbstwahrnehmungstraining und die Erarbeitung einer Gegenbewegung dar. Mithilfe der Gegenbewegung sollen die Betroffenen lernen, die Tics zu kontrollieren und die Auftretenshäufigkeit der Tics soll verringert werden. Teil der multimodalen Therapie ist zudem der Umgang mit den Belastungen durch die Tics. Exemplarisch wird das Therapieprogramm THICS (Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche mit Tic-Störungen, Woitecki & Döpfner, 2015) vorgestellt. Die verhaltenstherapeutische Behandlung kann für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Anwendung finden. Es werden Videos gezeigt und praktische Anwendungstipps auch unter Berücksichtigung der Besonderheit von Online-/Ferntherapien gegeben. Die Teilnehmenden sollen ermutigt und befähigt werden, die Methoden in der Therapie einzusetzen. Es besteht die Möglichkeit, eigene Fälle zu besprechen und exemplarisch die Therapieplanung zu diskutieren.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung, so könnte man meinen. Während früher vor allem die Kontrolle von Zielsymptomen im Fokus einer Psychopharmakotherapie stand, so spielt heutzutage zusätzlich die Vermeidung von Nebenwirkungen, sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, UAW, eine zunehmend wichtigere Rolle.
Der Workshop adressiert klinische Probleme einer „Real-Life-Psychiatrie“, die jedem klinisch tätigen Arzt/jeder klinisch tätigen Ärztin begegnen und deren Adressierung sowohl den Therapie-Outcome als auch die Patientencompliance erhöhen. Etablierte und experimentelle Strategien zum Nebenwirkungsmanagement werden fallbasiert adressiert und sollen hierdurch dem Kliniker Denkanstöße bieten, um die Behandlung psychiatrischer Patient:innen zu optimieren.
In wachsendem Maße liegen bei Patient:innen mit medikamentös behandlungsbedürftigen psychischen Störungen somatische Komorbiditäten vor. Diese beeinträchtigen nicht nur die Prognose und den Verlauf der psychischen Erkrankung, sondern stellen auch eine Herausforderung an die Psychopharmakotherapie dar. Zwar haben Psychopharmaka der „zweiten Generation“ wie moderne Antidepressiva und atypische Antipsychotika bei mindestens vergleichbarer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit die Behandlung in der Psychiatrie der vergangenen ca. 20 Jahre revolutioniert, dennoch sind auch moderne Psychopharmaka mit Risiken behaftet, die in diesem Workshop eingehend behandelt werden sollen. Im Fokus des ersten Tages stehen häufige allgemeinmedizinische bzw. internistische Probleme wie Risiken beim Einsatz von Psychopharmaka im Alter, bei vorbestehenden Herz-Kreislauferkrankungen, bei Diabetes sowie Leber- und Nierenerkrankungen. Der zweite Tag steht im Zeichen neurologischer Risiken, wie der Psychopharmakotherapie bei Parkinsonerkrankung, Epilepsie und der „Post-Stroke“-Depression. Schließlich erfolgt ein Überblick über Aspekte von Polypharmazie und Arzneimittelinteraktionen.
Neue Erkenntnisse über biologische Veränderungen in umschriebenen neuronalen Netzwerken bei Patienten mit psychiatrischen Störungen sowie die rasanten elektrophysikalischen technischen Entwicklungen sind wohl zwei wesentliche Säulen, weshalb im klinischen Alltag verschiedene Stimulationsverfahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (Mutz et al. 2019). Dies führte auch dazu, dass die Neuromodulationsverfahren in das Facharzt-Prüfungsprogramm aufgenommen wurden. Während des 2-tägigen Workshops sollen Zuweiser:innen, Anwender:innen sowie Auszubildende eine detaillierte Übersicht zu Elektrokonvulsionstherapie (EKT), repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS), tiefer Hirnstimulation (THS), Vagusnervusstimulation (VNS) und transkranieller direkter Gleich- und Wechselstromstimulation (tDCS) erlangen.
Einleitend wird der historische Hintergrund der Stimulationstechniken beleuchtet. Es werden dann die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Verfahren auch in Hinblick auf ihre klinische Bedeutung, insbesondere Differentialindikation und Handhabung, dargestellt. Dabei werden die elektrischen respektive magnetischen Stimulationsarten erörtert. Die Wirkungen werden unmittelbar am Stimulationsort, indirekt über Netzwerke oder durch ein generalisiertes Anfallsgeschehen vermittelt. In weiterer Folge wird auf die einzelnen Stimulationsverfahren eingegangen. So wird die Indikationsstellung zur EKT in der Akut- sowie in der Erhaltungstherapie, die Effektstärke, die Aufklärung von Patienten und Angehörigen sowie die Durchführung praxisrelevant diskutiert und u. a. anhand eines Films illustriert. Genauso wird die Indikation zur rTMS bearbeitet. Hier wird auch auf das enorme Stimulations-technische Entwicklungspotential eingegangen und die evidenzbasierte Anwendungsprotokolle der rTMS von den experimentellen unterschieden. Die Einführung zu THS, VNS und tDCS erfolgt informativ und auf der Basis der bestehenden Evidenz aus Fallserien oder durch Expertenmeinung unterlegt mit einer aktuellen Nutzbarkeit in der Klinik. Die Stimulationstechniken sind somatische Verfahren, die integrativer Bestandteil eines gesamten bio-psycho-sozialen Behandlungskonzeptes sein müssen. Besondere Bedeutung erfährt deshalb die Indikationsstellung zur Psychotherapie v. a. als Begleittherapie der EKT. Abschließend werden die Teilnehmer:innen eingeladen, einen Algorithmus für die Indikation und Anwendung von Neuromodulationsverfahren auf der Basis der jeweiligen klinischen Expertise zu erstellen.
Die ICD-11 beinhaltet einige wichtige Veränderungen in der Konzeption unterschiedlicher psychischer Störungen. Bei den für die Forensische Psychiatrie relevanten Störungsbildern (Schizophrenie und andere primär psychotische Störungen, Störungen durch Substanzgebrauch oder abhängiges Verhalten, Persönlichkeitsstörungen und Persönlichkeitszüge sowie Paraphile Störungen) werden die Veränderungen wohl einen relevanten Einfluss auf unterschiedliche forensische Aspekte haben. Es ergeben sich Fragen und Klärungsbedarf in Hinblick auf die Zuschreibung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und der forensischen Therapieplanung.
Der Workshop wird die Teilnehmenden zunächst mit der Entwicklung der revidierten Version der ICD vertraut machen und die Frage klären, welche Absichten von Seiten der WHO mit der Überarbeitung verbunden waren und welche Einflussgrößen eine Rolle gespielt haben. Danach werden die Teilnehmenden durch Wissensinput und Fallarbeit mit den Veränderungen vertraut gemacht und es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, praktische Erfahrung in der Anwendung der neuen Konzepte für die Nutzung innerhalb der forensischen Psychiatrie zu sammeln.
Der Workshop soll die Möglichkeit bieten, die moderne diagnostische Entwicklung zu reflektieren, positive Veränderungen aber auch Fallstricke der neuen diagnostischen Vorgaben zu erkennen und schließlich Implikationen für die Begutachtungspraxis und die therapeutische Arbeit mit psychisch kranken Straftätern abzuleiten.
Mit einer Prävalenz von ca. 20 % hat schätzungsweise jede fünfte Frau emotionale, physische oder sexuelle Traumata im Kindes- und Jugendalter erlebt und 10–30 % der Schwangeren leiden an den Folgen früherer emotionaler, körperlicher oder sexueller Gewalt. Diese wirken sich u.a. auf das Erleben des eigenen Körpers sowie auf die Beziehungsfähigkeit der Frauen aus und können die Feinfühligkeit im Umgang mit ihren Kindern beeinträchtigen. Diese traumatisierten Frauen benötigen eine besondere psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung während der Schwangerschaft, zur Vorbereitung der Geburt, in der Behandlung der postpartalen psychischen Erkrankungen und insbesondere in der Förderung der Mutter-Kind-Interaktion. Im Workshop stellen wir unser multimodales Behandlungskonzept für diese Patientengruppe vor, die wir im ambulanten und tagesklinischen Setting durchführen. Der erste Teil (Susanne Simen) informiert über die Zusammenhänge von interpersoneller Traumatisierung in Kindheit und Jugend zum Erleben in der Schwangerschaft und während der Geburt, sowie zur Entwicklung einer schweren postpartalen Depression. Auswirkungen der genannten Faktoren zur Mutter-Kind-Interaktion werden dargestellt. Im zweiten Teil (Brigitte Kastner) werden die „Geburtsinfogruppe“ sowie Geburtseinzelpläne vorgestellt, die wir um die 30. SSW herum als Vorbereitung auf die Geburt und Postpartalzeit für psychisch erkrankten Mütter durchführen. Die „Geburtsinfogruppe“ informiert die Frauen u.a. zu den medizinischen und hormonellen Vorgängen rund um Geburt und Wochenbett. Die Geburtseinzelpläne wiederum sollen die Geburtshelfer für die speziellen Bedürfnisse traumatisierter Frauen sensibilisieren. Gleichzeitig erleben die Frauen durch diese Pläne mehr Selbstbestimmtheit und ein stärkeres Gefühl von Kontrolle unter der Geburt. In vielen Fällen kann dadurch ein positiveres Geburtserleben erreicht werden. Im dritten Teil (Natalie Heinermann-Müller, Georg Endres, Susanne Simen) werden sowohl psychotherapeutische Strategien vorgestellt, welche den Patientinnen und ihren Partnern helfen sollen, eine Retraumatisierung durch die Geburt zu verhindern, als auch unser Gruppenkonzept für traumatisierte Frauen zum Umgang mit traumatischen Erfahrungen sowie zur Prävention der Traumaweitergabe durch die Interaktion mit ihren Kindern.
Psychisch Erkrankte sind in besonderem Maße von beruflicher Überlastung, Arbeitsunfähigkeit und einem erhöhten Risiko zu Frühberentungen betroffen. Der Workshop gibt einen Überblick über aktuelle Daten beruflicher Belastung und Burnout sowie zentrale Konzepte, Indikationsstellung und die praktische Durchführung berufsbezogener Einzel- und Gruppentherapie (vgl. Koch et al. 2021; 2015; Hillert 2017). Bewährte verhaltenstherapeutisch fundierte Interventionen zur Behandlung von chronischem beruflichem Stress und Burnout werden vorgestellt: Motivation und Fokussierung, Stressbewältigung, kognitive Interventionen, soziale Kompetenz am Arbeitsplatz, Erholung, sowie Zusatzmodule z. B. zum Thema berufliche Gratifikationskrisen. Berufsbezogene Interventionen sind zur Ergänzung störungsspezifischer Therapien konzipiert und dienen durch die gezielte Bearbeitung auslösender und die Symptomatik aufrechterhaltender beruflicher Belastungen der Transfersicherung und Rückfallprophylaxe.
Literatur: Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (2021). Chronischer beruflicher Stress: Behandlungsansätze mit Psychotherapie. PSYCH up2date, 15, 143-158. Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (2015). Burnout und chronischer beruflicher Stress. Reihe Fortschritte der Psychotherapie (Band 60). Bern: Hogrefe. Hillert, A., Koch, S. & Lehr, D. (2017). Burnout und chronischer beruflicher Stress: Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie (Band 39). Göttingen: Hogrefe.
Psychotherapie gewinnt bei der Behandlung von Menschen mit Psychosen zunehmend an Bedeutung und wird mittlerweile auch durch die Behandlungsrichtlinien der DGPPN empfohlen. Das von unserer Arbeitsgruppe entwickelte Metakognitive Training für Patient:innen mit Psychose (MKT) findet sich ebenfalls in den Behandlungsempfehlungen von Fachgesellschaften wie der DGPs für die Behandlung der Schizophrenie. Ziel des MKT ist es, Denkverzerrungen zu reflektieren (Meta-Ebene), die bei Patient:innen mit Schizophrenie mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn in Verbindung gebracht wurden (z.B. voreiliges Schlussfolgern, Überkonfidenz, Unkorrigierbarkeit und Schwierigkeiten beim Einfühlen).
Ziel des aus zehn Modulen bestehenden MKT ist es, das Bewusstsein für die kognitiven und metakognitiven Auffälligkeiten bei den Betroffenen zu schärfen. Den Patient:innen werden die vielfältigen negativen Folgen der kognitiven Tendenzen durch spielerische Aufgaben erfahrbar gemacht und deren mögliche Konsequenzen für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptomatik verdeutlicht. Darüber hinaus werden auch die Themen Depression und Selbstwert mit typischen Denkverzerrungen thematisiert, da viele Patient:innen hier einen klaren Behandlungswunsch äußern und affektive Störungen bei Psychose sehr prävalent sind. Das MKT ist niedrigschwellig, leicht zu implementieren und verfolgt über die Behandlung von Denkverzerrungen einen „Hintertüransatz“. Herr Prof. Moritz wurde 2010 für das MKT mit dem Psychotherapiepreis der DGPPN ausgezeichnet. Als Weiterentwicklung aus dem Gruppentraining entstand das individualisierte Metakognitive Therapieprogramm für Menschen mit Psychose (MKT+), welches zusätzlich Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie aufgreift und eine Behandlung individueller Probleme und Wahnüberzeugungen erlaubt. Aktuelle Meta-Analysen zeigen (Eichner & Berna, 2016; Liu et al., 2018), dass das Training signifikante Effekte auf Wahn und Positivsymptomatik allgemein ausübt und sowohl kognitive Verzerrungen reduziert als auch die Krankheitseinsicht verbessert (Lopez-Morinigo et al., 2020; Sauvé et al. 2020). Die Akzeptanz des Trainings bei den Patient:innen erreicht sogar eine hohe Effektstärke.
Der 1-Tages-Workshop gibt eine praxisnahe Einführung in das Metakognitive Gruppentraining und MKT+, die es Ihnen ermöglicht, dass Training selbst durchzuführen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Etwa 50 % der Erwachsenen leiden innerhalb eines Jahres an einer sexuellen Problematik. Diese wird aber nur selten berichtet, wenn nicht aktiv danach gefragt wird. Sexuelle Probleme stehen im Sinne einer bidirektionalen Beziehung in engem Zusammenhang zu psychiatrischen als auch körperlichen Erkrankungen. Störungen der sexuellen Funktion (Lust, Erregung, Orgasmus, Schmerzen), Beziehungsprobleme, Traumatisierung oder Besonderheiten der sexuellen Orientierung und Präferenz können langfristig schweres Leid verursachen. Nach Teilnahme am Seminar werden Sie ermutigt sein, in ihrer klinischen Arbeit sexuelle Störungen anzusprechen und zu erkennen, Betroffene zu beraten und weitere Behandlungsschritte einzuleiten.
Ziel des Symposiums ist es, den derzeitigen Wissensstand zum Störungsbild der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zu vermitteln. Im ersten Teil des Symposiums fasst Prof. Bohus die aktuelle Forschung und wesentliche neue Erkenntnisse zu Psychopathologie und Diagnostik zusammen und diskutiert ihre praktischen Implikationen für die das Störungsverständnis und die Behandlung der BPS.
Im Anschluss stellt Prof. Lieb die aktuelle Evidenz zur psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlung der BPS vor. Hierbei werden u.a. auch die Ergebnisse des neuen Cochrane Reviews zur Pharmakotherapie der BPS besprochen.
Schließlich werden die neuen S3-Leitlinien BPS, die unter Federführung der DGPPN erstellt wurden, zusammenfassend dargestellt und mit Schwerpunkt auf den Empfehlungen zu Diagnostik, Behandlung und Versorgung erläutert.
Seit 1.1.2022 gilt in den 194 Mitgliedsstaaten der WHO der Umstieg von ICD-10 auf ICD-11 zur Todesursachenstatistik mittels Mortality and Morbidity Statistics (MMS). Die Implementierung der Morbiditätsstatistik ist in unterschiedlichem Entwicklungsstand, Deutschland rechnet mit mehrjähriger Übergangszeit: z.B. Übersetzung, Aushandlung gesundheitspolitischer, -ökonomischer oder IT-technischer Anforderungen innerhalb der nationalen AG-ICD-11 (Organisation KKG/BfArM) spielen eine Rolle. Für die psychomedizinischen Disziplinen aus dem Übergang zur ICD-11 resultierende Problemstellungen wie Mappinginkonsistenzen, Casenessdiskontinuität oder Prävalenzverschiebungen mit etwaigen Therapiekonsequenzen müssen durch passagere ICD-10/11- Doppelkodierung geklärt werden.
Die Metastruktur der MMS (icd.who.int/browse11/l-m/en) des neuen Kapitels 06 Mental, behavioural or neurodevelopmental disorders (MBND) mit Entwicklung über die Lebensspanne ist stark differenziert dank alphanumerischer Kodiermöglichkeiten. MBND umfasst 21 Störungskapitel (nur 10 in ICD-10) mit teilweise erheblichen Veränderungen und 15 neu eingefügten Kategorien. Einige in Kapitel F verortete Störungen bilden jetzt eigene Kapitel (7: Sleep-wake disorders, 17: Conditions related to sexual health). Kapitel 8 beinhaltet Diseases of the nervous system, neurokognitive Störungen werden sowohl in Kapiteln 6 wie 8 mittels „Postkoordination" kodiert. „Specifiers“ ermöglichen eine kategorial-dimensionale Mischklassifikation der ICD-11.
Leitkonzepte der „Clinical Descriptions and Diagnostic Requirements“ (CDDR) für MBND wie diagnostische Konsistenz und „Utility“ wurden in Feldstudien belegt.
WHO “Reference Guide“ und „Implementation or Transition Guide“ informieren über Struktur und Taxonomie sowie nationale Voraussetzungen der Einführung wie „Capacity Building“.
Das Symposium gibt einen Überblick aus klassifikatorischer, gesundheits- und fachpolitischer, operativer und administrativer sowie europäischer Perspektive.
Auch die neuen Generationen an Fachärztinnen und Fachärzten im Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie werden weitestgehend in Kliniken ausgebildet. Demgegenüber ist die Lebenswelt der Betroffenen die Gemeinde. Auch wenn ambulante, wie aufsuchende Angebote auch aus den Kliniken heraus in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben, spielen sozialpsychiatrische Therapien, gemeindepsychiatrische Versorgungsstrukturen und die Einbindung in die Versorgungsplanung in der Musterweiterbildungsordnung nur eine untergeordnete Rolle. Durch die weitere Verkürzung der Liegezeiten werden auch Aspekte der Rehabilitation zunehmend weniger von Kliniken abgedeckt.
Für eine umfassende, weitergehende Versorgungsplanung sind daher Grundkenntnisse in den genannten Bereichen notwendig, gerade um Betroffene mit einem hohen Teilhabebedarf nachhaltig zu versorgen.
Dieses Diskussionsforum will sich nun verschiedenen Fragen dazu widmen. Ist das benannte Themenfeld ausreichend in der Weiterbildungsordnung ausdifferenziert? Wie könnte eine praxisnahe Weiterbildung aussehen? Wären Pflichtrotationen in den öffentlichen Gesundheitsdienst und zu Trägern gemeindepsychiatrischer Angebote sinnvoll?
Es diskutieren Vertreter aus der Generation PSY (Augustin), der Universitätspsychiatrie (Reif), der Versorgungspsychiatrie (Stengler) und des öffentlichen Gesundheitsdienstes (Sakellaridou).
Das Diskussionsforum ist eine Kooperation zwischen den Referaten Gemeindepsychiatrie und Rehabilitation und Teilhabe und der Generation PSY.
Die S3-Leitlinie zu Diagnostik und Therapie von Autismus-Spektrum-Störungen ist seit über einem Jahr veröffentlicht. Die Nachfrage von betroffenen Menschen nach Diagnostik und Therapie ist hoch, das Angebot jedoch sehr gering. Während Spezialambulanzen oft lange Wartezeiten haben, wird die Diagnostik und Therapie in den Vertragsarztpraxen kaum angeboten. Es wird die Forderung nach einem Nationalen Aktionsplan erhoben. Die WHO und andere Länder wie Großbritannien haben Forderungen nach einer nationalen Strategie formuliert.
StäB kann seit 2018 von psychiatrisch-psychotherapeutischen Kliniken in Deutschland durchgeführt und abgerechnet werden. Aktuell betreiben ca. 50 psychiatrische Krankenhäuser diese Behandlungsform. Die Erfahrungen von Patient:innen, Angehörigen und Mitarbeitenden sind im Wesentlichen positiv, die Zufriedenheit ist groß. Mancherorts stehen der noch breiteren Einführung personelle, organisatorische oder konzeptionelle Probleme entgegen und budgetäre Sorgen werden artikuliert. Auch die Corona-Pandemie hat die Entwicklung gebremst. Vielfach wird mangelnde Bereitschaft der Kostenträger, diese Behandlungsform zu verhandeln, rückgemeldet. Die Unterstützung durch die krankenhaus-planerisch tätigen Landesregierungen ist bundesweit sehr verschieden.
Ende 2021 haben die Selbstverwaltungspartner DKG, PKV und GKV dem Bundesministerium für Gesundheit einen „gemeinsamen Bericht über die Auswirkungen der stationsäquivalenten psychiatrischen Behandlung im häuslichen Umfeld auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten einschließlich der finanziellen Auswirkungen gemäß § 115 d Abs. 4 SGB V“ vorgelegt. Basis hierfür ist eine Auswertung der Daten gemäß § 21 KH Entgeltgesetz. Die getrennt von DGK und GKV formulierten Schlussfolgerungen kommen hierin zu gegensätzlichen Einschätzungen und Empfehlungen. Der Ermutigung zur Ausweitung von StäB seitens DKG steht die Forderung nach Abschaffung dieser Behandlungsform als überflüssiges Angebot seitens GKV gegenüber.
Aufbauend auf den vorliegenden Zahlen, ergänzt durch eigene Daten von Klinikverbünden und aus der AG StäB soll im Diskussionsforum unter Beteiligung von Vertreter:innen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, des GKV-Spitzenverbandes, des Bundesministeriums für Gesundheit, des Vorstandes der DGPPN, der AG StäB der DGPPN sowie der Verbände der Psychiatrieerfahrenen, die Wertigkeit und die Zukunft dieser Behandlungsform diskutiert werden.
Hintergrund des Symposiums ist die aktuelle Debatte über Transidentität, Non-Binarität und Geschlechtervielfalt. Insbesondere im Kontext von Kindern und Jugendlichen, aber auch im gesellschaftlichen und politischen Diskurs über die neue Transgesetzgebung in Deutschland, gibt es eine intensive, teils sehr zugespitzte Diskussion. Da aus unserer Sicht das Thema häufig auf die medizinischen Massnahmen und ein „altes“ Verständnis von Zweigeschlechtlichkeit eingeengt diskutiert wird, ist es das Anliegen des Symposiums, die Debatte für ein breites Verständnis für die vielfältigen Aspekte von Identität und Geschlecht zu öffnen.
Dagmar Pauli wir über den Themenkomplex „Nicht-Binarität und Transidentität im Kindes- und Jugendalter“ referieren. In dem Vortrag werden Häufigkeit und neue Formen von nichtbinärer Gendervarianz bei Jugendlichen und deren Auswirkungen auf die Behandlungspfade anhand der Erfahrungen mit Behandlungssuchenden einer Spezialsprechstunde diskutiert.
Jonas Hamm, der seine wissenschaftliche Arbeit in dem Buch mit dem Titel „Trans* und Sex – gelingende Sexualität zwischen Selbstannahme, Normüberwindung und Kongruenzerleben“ veröffentlicht hat, wird über seine Interviews mit trans* Personen zu deren sexuellem Erleben und Zufriedenheit ohne (medizinische) Genitalangleichung berichten.
Abschliessend wird Annette Güldenring, ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen mit einer medizinischen Transition, einen Vortrag über die Vision einer modernen, offenen Geschlechtervielfalt jenseits der medizinischen Transition und der klassischen Zweigeschlechtlichkeit halten.
In der Psychiatrie tätige Ärzte/Therapeuten werden im Laufe ihres Berufslebens mit Menschen in suizidalen Krisen und suizidalem Verhalten konfrontiert. Das Wissen um den Umgang damit sowie über effektive Behandlungsmöglichkeiten hilft, diese oft herausfordernden Situationen zu meistern. Das Symposium bietet einen vielschichtigen Einblick in die unterschiedlichen Facetten der therapeutischen Einflussnahme. Wichtigster Bestandteil im Umgang mit suizidalen Patienten ist die psychotherapeutische Begleitung. Tobias Teismann wird hierzu einen Überblick über die Effektivität psychotherapeutischer Suizidprävention geben. Aber auch pharmakologische Behandlungen werden in der Behandlung suizidaler Patienten eingesetzt. Martin Plöderl stellt in seinem Vortrag die aktuellsten Daten zur Wirksamkeit von Ketamin auf Suizidalität vor. Thomas Niederkrotenthaler wird über den Einfluss von Medien auf Suizidalität referieren und Birgit Wagner stellt in ihrer Präsentation die Wirksamkeit von Interventionen für Angehörige nach einem Suizid vor.
Alleine in NRW gibt es ca. 150 Patienten die PsychHG Beschlüsse über 2-3 Jahre aufweisen
und in der Klinik verweilen, weil sie nirgendwo anders untergebracht werden können.
Jeder Einzelfall stellt die Klinik unter den Gesichtspunkten Menschlichkeit, Organisation,
Finanzierung, Behandlungsgesamtkonzeptionierung, etc. vor große Herausforderungen.
Allerdings führt der Anstieg und die punktuelle Häufung manche Kliniken an ihre Grenzen.
In einer trialogischen Betrachtung wird der Problembereich erkundet und kreative
Lösungsansätze diskutiert.
In dieser Session werden mit namhaften ExpertInnen und Betroffenen der Begriff der Neurodiversität in Zusammenhang mit ADHS kritisch diskutiert. Im Rahmen von Impulsvorträgen werden die verschiedenen kontroversen Aspekte beleuchtet und in einer Diskussionsrunde die Frage erörtert, ob ADHS eine Erkrankung oder ein Ausdruck der menschlichen Neurodiversität ist.
Das Forum richtet sich an Betroffene, Angehörige und Ärzte/medizinisches Fachpersonal.
Stress is an experience common to all of us, it comes in various forms and dimensions and is highly relevant to (mental) health: stress is known to promote vulnerability to, or exacerbate symptoms of, almost all mental disorders and thus has been treated as a common risk factor. Several influencing factors on the stress response have been identified, thus one major challenge for contemporary stress research is to explain and model individual differences in and trajectories of stress vulnerability across the lifespan. Within the symposium we want to present data across the lifespan, starting with the peripartum period and fetal programming. C. Buss will provide evidence in support of alterations in maternal-placental-fetal endocrine and immune biology being likely biological mediators that provide cues about maternal stress to the fetus with the potential of altering the developmental trajectory of its brain. Turning towards childhood and adolescence, S. Walitza will present recent data acquired during the COVID-19 pandemic on juvenile vulnerability as well as stress and coping strategies affecting depression and anxiety. N. Ali will then present findings from research on chronic stress and its impact on fatigue and bodily symptoms as well as psychological outcomes in adults. Effects of chronic stress will be presented within the context of laboratory stress paradigms, daily life studies and a brief outlook on the effects of interventions will be given. Finally, S. Heinzel will present prospective data from the CORO-TREND study which gathered longitudinal data on depressivity, health and life-style factors in 800+ elderly individuals for over 12 years showing how stress levels and psychosocial factors changed throughout the pandemic situation. Further, the role of resilience and coping as well as stress as a mediator for depression and other diseases in the elderly will be highlighted.
Odysseus-Verfügungen stellen eine besondere Form einer Patientenverfügung bzw. Behandlungsvereinbarung dar, in der Betroffene im Voraus festlegen können, dass sie in einem späteren Zustand der Einwilligungsunfähigkeit während einer psychischen Krise gegen ihren Willen in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht und ggf. auch behandelt werden wollen. In der rechtlichen und medizinethischen Diskussion wird eine Vielzahl von Chancen und Risiken von Odysseus-Verfügungen diskutiert. Dieses Symposium hat zum Ziel, diese Chancen und Risiken aus einer internationalen und interdisziplinären Perspektive zu erörtern.
Mit der revidierten Fassung der S3-Leitlinien Angsterkrankungen aus dem Jahr 2021 steht eine umfassende Übersicht über die breite Palette der Leitlinien konformen Therapie bei Angsterkrankungen zur Verfügung. Darüber hinaus zeigen zahlreiche Forschungsaktivitäten, dass auch perspektivisch Weiterentwicklungen sowohl im Bereich der Psychotherapie als auch im Bereich der medikamentösen Intervention zu verzeichnen sind. So wird im Bereich der Psychotherapieforschung derzeit auch ein besonderes Augenmerk auf den Modus der Expositionsbehandlung gelegt. Dr. Richter aus Greifswald wird hierzu ein seinem Vortrag Stellung nehmen. Mit Prof. Singewald aus Innsbruck wird ein umfassender Überblick über die Perspektiven in der Pharmakotherapie bei Angsterkrankungen gelingen – insbesondere, was pharmakologische Neuentwicklungen anbelangt. Hier spielen neuere Neurotransmittersysteme wie das Glutamat oder Cannabinoidsystem ebenso eine Rolle wie medikamentöse Interventionen, die sich auf epigenetische Prozesse fokussieren. Darüber hinaus wird PD Dr. Plag aus Berlin über Neuentwicklungen im Bereich von Sporttherapie und Ausdauertraining referieren. Das Symposion wird abgerundet durch einen Einblick in die Selbsthilfe, die mir DASH deutschlandweit aktiv ist und durch Christian Zottl repräsentiert wird.
Psychische Erkrankungen stellen die Hauptbedrohung der sozialen Inklusion und der Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen dar. Es ist bekannt, dass der Verlauf der gesamten Erkrankung wesentlich von der frühzeitigen Entdeckung und der nachhaltigen Behandlung abhängt. Internationale Konzepte fordern, dass speziell auf diese Personengruppe ausgerichtete, niederschwellige, wenig stigmatisierende, auch aufsuchende Angebote, welche medizinische, berufliche und soziale Hilfen, sowie kinder- und jugend- sowie erwachsenenpsychiatrische Behandlung kombinieren, entwickelt werden sollen. Von diesen Angeboten wird erwartet, daß sie die Inanspruchnahme steigern und den Krankheitsverlauf wesentlich verbessern, sowie Arbeitslosigkeit, Wohnheimunterbringung und Frühberentung vorbeugen. In Deutschland ist die Umsetzung integrierter Konzepte durch die unterschiedlichen Kostenträger z. B. SGB V und SGB XII, sowie die unterschiedlichen fachärztlichen Zuständigkeiten erschwert. Im vorliegenden Symposium sollen unterschiedliche Modelle von Hilfsangeboten für Junge Menschen, deren Inanspruchnahme, klinischen Charakteristika und Verlaufsdaten der Nutzenden beschrieben werden.
J. Martini stellt die Charakteristika und die Verlaufsdaten von Hilfesuchenden von dd früh dran vor, einem spezialisierten Zentrum der Universitätsklinik Dresden für junge Menschen mit erhöhtem Risiko für bipolare Erkrankungen.
A. Bechdolf stellt die klinischen Daten und Diagnose und Pathways von über 800 jungen Menschen dar, die sich hilfesuchend im Soulspace vorgestellt haben. Soulspace konzentriert erwachsenpsychiatrische und kinder-jugendpsychiatrische Angeboten und SGB XII Angeboten für 15-28-Jährige an einem nicht stigmatisierten Ort außerhalb des Krankenhauses.
Thérèse van Amelsvoort stelle Daten von 150 hilfesuchenden Teilnehmenden bei Ease vor einem niederländischen, niederschwelligen Angebot, daß kinder-jugend und erwachsenpsychiatrische Diagnostik und Intervention verknüpft.
Depressive Störungen stellen ein großes Gesundheitsproblem dar und gehören zu den am weitesten
verbreiteten Erkrankungen in Europa. Trotz der Vielzahl verfügbarer Therapieverfahren, kann bislang nur ein Teil der Betroffenen erfolgreich behandelt werden. Obwohl es zahlreiche Hinweise für die Existenz von Subgruppen gibt, die besonders gut auf spezifische Therapieoptionen ansprechen, wurden noch keine etablierten Marker für diese Subgruppen identifiziert. Das vom BMBF im Rahmen der Fördermaßnahme Individualisierte Medizin geförderte Verbundprojekt P4D verfolgt verschiedene Ziele, um die Diagnostik, Therapie und Prävention depressiver Störungen durch personalisierte Behandlungsansätze zu verbessern. Dafür sollen (1) ein bereits identifizierter Blutmarker für das Ansprechen auf Antidepressiva klinisch überprüft werden, (2) eine große Kohorte von Patientinnen rekrutiert werden, um mittels maschinellen Lernens neue Subtypen der Depression zu erkennen, (3) innovative Entscheidungshilfen für Behandler entwickelt werden und (4) eine webbasierte Plattform etabliert werden, über die die gewonnen Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht werden. P4D wird von 5 Universitätskliniken (MHH, UK Würzburg, UKSH Kiel, UM Greifswald und KGU Frankfurt) gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin, dem Institut für Informationsverarbeitung der Leibniz Universität Hannover, dem Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, der Biovariance GmbH und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe durchgeführt. Im Symposium werden der P4D-Verbund mit seinen Vorhaben präsentiert und einzelne Teilprojekte ausführlicher vorgestellt:
Die Identifikation von psychobiologischen Subtypen der Depression ist komplex aber wahrscheinlich ein wesentlicher Schritt für die Entwicklung individualisierter Therapieansätze. P4D plant in einer Kohorte von n=1000 stationären Patient*innen neben psychometrischer Diagnostik eine differenziert Diagnostik mittels EEG, Schlafpolysomnographie und MRT. Befunde, Konzepte und Hypothesen zu möglichen Subtypen der Depression werden von Michael Lucht (Greifswald) vorgestellt und diskutiert.
Neue Methoden der patientennahen, genomweiten Erfassung und Auswertung von DNA Methylierung ermöglichen die Identifikation und diagnostische Nutzung krankheitsassoziierter epigenetischer Muster auf der Ebene des gesamten menschlichen Genoms. Im Vortrag von Franz-Josef Müller (Kiel) werden wir die Chancen und Herausforderungen dieser technologischen Revolution für die Diagnostik und Therapiesteuerung in der Depressionsbehandlung diskutieren.
Alexandra Neyazi (Magdeburg/Hannover) stellt den aktuellen Stand der Forschung zu blut-basierten Markern für die Therapiesteuerung vor, wobei insbesondere epigenetische Marker in den Fokus genommen werden.
Im abschließenden Vortrag von Mareike Aichholzer (Frankfurt) wird genauer auf eine mögliche Aktivierung des Immunsystems bei einer Untergruppe depressiver Patient:innen und auf die Frage, ob anhand von diversen Entzündungswerten eine Patientenstratifizierung in Verbindung mit dem BDNF-Methylierungsstatus stattfinden kann, eingegangen. Außerdem wird der innovative Ansatz, pro Patient:in ein individuelles Immunom-Profil zu erstellen, erläutert und die damit verbundenen Analysemethoden erklärt.
„Mit den Kranken ist schon fertig zu werden, aber die Angehörigen…!“ – dieses „oft von Kollegen gehörte Wort“ zitiert der Berliner Psychiater Karl Bonhoeffer in einer Schrift von 1941. Es beleuchtet schlaglichtartig das nicht selten schwierige Verhältnis zwischen Psychiatern und den Angehörigen ihrer Patient*innen, das offenbar weit in die Geschichte der Psychiatrie zurückreicht. In den letzten Jahrzehnten hat sich eine bessere Kooperation entwickelt, über die intensive Angehörigenarbeit bis hin zum Trialog. Doch wie kam diese Entwicklung in Gang, wer waren die Initiatori*innen, wie ist die Situation heute? Hierzu ist Forschung notwendig, denn die Geschichte der Angehörigenarbeit im 20. Jahrhundert ist noch nicht geschrieben.
Das Diskussionsforum soll hierzu einen Impuls setzen. Kurze Statements von Maike Rotzoll, Christof Beyer und Ekkehardt Kumbier führen in die Geschichte des Umgangs mit Angehörigen in der Geschichte der Psychiatrie ein. Aus diesem „Framing“ führen offene Frage direkt in das Zeitzeugengespräch, das sowohl historische, als auch aktuelle Themen aus der Perspektive von Betroffenen wie Professionellen in den Blick nimmt.
Im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention und der Kritik von Betroffenenbewegungen hat sich das Verständnis von Patient*innen in der Psychiatrie in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Statt passiv erleidende treten sie zunehmend als involvierte, aktive und wissenstragende Subjekte in den Blick, die qua eigener Erfahrung Behandlungspraxis und Forschung mitgestalten. Dies geschieht nicht nur, um einen besseren Schutz von Persönlichkeitsrechten zu gewährleisten, sondern zielt ebenso auf ein Empowerment von Betroffenen wie auch auf eine Veränderung der psychiatrischen Wissensproduktion.
Dem Begriff der Erfahrung wird somit in der partizipativen Psychiatrie ein transformatives Potenzial zugesprochen, das in einem gewissen Spannungsverhältnis zu etabliertem psychiatrischem Wissen und der entsprechenden Praxis steht. Ziel des Symposiums ist es vor diesem Hintergrund, den Erfahrungsbegriff in seiner Beziehung zu Wissensbildung konzeptionell genauer zu bestimmen und hinsichtlich seiner Implikationen für die Praxis zu beleuchten.
Strom ist Leben. Das ist nicht nur der Werbeslogan eines Elektrotechnik-Unternehmens, sondern trifft auch auf die Elektrokonvulsionstherapie als psychiatrische Behandlungsmethode zu. Seit über 80 Jahren ist die Wirksamkeit der Auslösung eines generalisierten Anfalls bei psychiatrischen Störungen bekannt. EKT wirkt dabei antidepressiv, antipsychotisch, antimanisch und vieles mehr. Die potentiellen Wirkmechanismen sind vielfältig und beinhalten etwa Veränderungen der Neuroplastizität und immunologischer Prozesse, was gut mit der syndromübergreifenden Wirksamkeit im Einklang steht. Akut lebensrettend kann die EKT im Kontext von katatonen Syndromen sein, aber auch bei weniger dramatisch verlaufenden Störungen hat die EKT einen Effekt auf Gesamtmortalität und Suizidalität. Mit zunehmenden Erkenntnissen über die Wirksamkeit der Erhaltungs-EKT hat sich das Verfahren von der reinen Akuttherapie gelöst und stellt einen wichtigen Baustein im langfristigen Gesamttherapiekonzept von Patienten mit schweren und anderweitig therapieresistenten Störungen dar. Nebenwirkungen, insbesondere transiente kognitive Störungen, sind meist mild bis moderat ausgeprägt und stellen relativ zur Schwere der behandelten Erkrankung nur selten eine Behandlungslimitation dar. Dass man mit dieser Therapie manchmal tatsächliche Wunder erleben kann und was die EKT laut Patientenaussage mit Liebe zu tun hat, soll ebenfalls Thema dieser Lecture sein.
Wie kaum ein anderes ist die Psychiatrie ein ambulantes Fachgebiet. Nahezu alle psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlungen können im Lebensumfeld der Patient/innen erfolgen.
Der Berufsverband der Deutschen Psychiater vertritt gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen Nervenärzte die Interessen der vertragsärztlich tätigen Kollegen. Auf Initiative der genannten Berufsverbände konnte in den vergangenen Jahren eine Verbesserung der Vergütung der Gesprächsleitungen der Ärzte verhandelt werden. Außerdem wird mit der neuen KSVPsych-Richtlinie der Weg für eine durch Ärzte geleitete multiprofessionelle Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bereitet, der leitliniengerechtes Arbeiten auch ambulant ermöglicht.
Im BVDP-Forum informieren wir über unsere berufspolitische Arbeit und nehmen Ihre Impulse und Anregungen für neue Themen auf. Wir beraten zur Möglichkeit, sich im KV-System niederzulassen und bieten Mentoringprogramme für Studenten, Weiterbildungsassistenten und Fachärzte an.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass das Thema Resilienz nicht an Aktualität verliert, ganz im Gegenteil, wir sind geforderter denn je, Krisen zu bewältigen. Wie Menschen kritische Situationen meistern, hängt maßgeblich von der eigenen Resilienz ab.
Die Psychologie beschreibt mit Resilienz die Fähigkeit, sich durch Krisen, Verluste und lebensverändernde Situationen nicht unterkriegen zu lassen. Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie gesund und teilweise sogar gestärkt aus diesen herausfordernden Zeiten herausgehen. Das liegt vor allem daran, dass sie diesen Situationen aktiv und handlungsorientiert begegnen.
Auf folgende Themen mit hohem Praxisbezug können Sie sich freuen:
- Bedeutung von Resilienz
- Möglichkeiten und Tools zur Stärkung der eigenen Resilienz
- Tools zur Resilienzförderung in therapeutischen und anderen Kontexten
- Bedeutung von Wortmedizin
Auf Sie wartet ein bunt bestücktes Erste-Hilfe-Köfferchen für Krisenzeiten. Ziel des Workshops ist es zu erfahren, wie mit besonderen Herausforderungen in verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen umgegangen werden kann. Gleichzeitig werden wir einen präventiven Leitfaden im gemeinsamen, kollegialen Austausch (weiter)entwickeln.
Ausgehend vom „Human-Balance-Kompass” möchten wir eine Methodensammlung vorstellen, die ganzheitlich, alltagsnah und sofort einsetzbar ist. Auf dieser Reise werden uns innere und äußere Dialoge begleiten. Sieben Resilienzschlüssel werden uns interessante Räume eröffnen, beispielsweise in die Welt der Ego-States und der gesunden Kommunikation. Nach diesem Workshop werden Sie mit Ihrer ganz eigenen Version eines nachhaltigen Toolkits für jede herausfordernde Situation bereit sein. Seien Sie neugierig! Wir freuen uns auf Sie!
Patient:innen mit Depressionen leiden häufig unter Ernährungsproblemen, die aufgrund des psychischen Zustandsbildes entstehen. Inappetenz im Rahmen der Erkrankung führt zu ungenügender Aufnahme von Energie, Protein, Vitamine und Mineralstoffe. Aufgrund der Verminderung des Antriebes fehlt die Energie und Motivation sich um das Essen und Trinken zu kümmern oder um einzukaufen. Es drohen Fehl- oder Mangelernährung. Die Ernährung wird aktuell auch als neue Behandlungsoption der Depression erforscht und diskutiert. Das Gehirn und der Darm kommunizieren über verschiedene Wege. Ziel ist es mit der Veränderung der Ernährung die Darm-Hirn-Achse zu beeinflussen und so depressive Symptome zu verhindern und die Stimmung zu verbessern.
Dieser Workshop bietet eine Einführung in das spannende Feld der Ernährung von depressiven Patient:innen. Aktuelle Ernährungsempfehlungen werden präsentiert. Zusammen wird besprochen, wie die Ernährungsinterventionen im Alltag umgesetzt werden können. Ernährungsprobleme von depressiven Patient:innen werden thematisiert und Lösungsvorschläge dazu erarbeitet. Ein gruppenbezogenes Angebot wird vorgestellt und zeigt einen Einblick in die Arbeit einer Ernährungstherapeutin.
Lernziele: Einblicke in die besondere Situation von An- und Zugehörigen in der forensischen Psychiatrie erhalten; Kennenlernen von Möglichkeiten An- und Zugehörigen den Zugang und die Beteiligung an der Behandlung zu erleichtern; Eigene Erfahrungen im Umgang mit An- und Zugehörigen reflektieren.
Hintergrund: Das Erleben einer Erkrankung betrifft nicht nur die erkrankte Person, sondern die gesamte Familie (Schnepp 2006) und auch in die Krankheitsbewältigung ist die gesamte Familie involviert (Metzing 2007). Dies gilt auch für psychische Erkrankungen.
Die An- und Zugehörigen leiden unter vielfältigen Belastungen, zu denen neben den emotionalen Belastungen, dem Erleben von Ausgrenzung, den eigenen gesundheitlichen Risiken, dem zeitlichen Betreuungsaufwand auch berufliche Nachteile und finanzielle Einbußen gehören können (expl. Bischkopf, & Angermeyer, 2001; Schmid, Spießl, Vulkovich, & Cording, 2003; Wittmund, Nause, & Angermeyer, 2005, Friederich et al 2015, Peukert 2018). Dies gilt auch für An- und Zugehörige von Patientinnen und Patienten im Maßnahme- bzw. Maßregel Vollzug. Darüber hinaus sind Familienmitglieder möglicherweise auch selbst zum Opfer von Gewalt durch ihr erkranktes Familienmitglied geworden, da Gewaltdelikte ganz überwiegend im nahen Umfeld der Täter begangen (Habermeyer et al 2010, Nitschke et al 2011) werden. Hinzu kommt, dass von der ersten stationären psychiatrischen Behandlung bis zur Anlasstat ein Zeitraum von knapp sieben Jahren vergeht (Piontek et al 2013). Das Delikt bringt die Familien in Kontakt mit der Polizei, mit dem Rechtssystem, auch mit (teuren) Anwälten und den Medien, was den psychischen und sozialen Stress noch verstärkt. Insbesondere wenn über ein Anlassdelikt in den Medien berichtet wird, ist dies für die An- und Zugehörigen, die sich ohnehin schuldig und beschämt fühlen, mit noch mehr psychischem Stress verbunden. Viele ziehen sich aus ihren sozialen Kontakten zurück z.B. auch aus Selbsthilfegruppen für Angehörige psychisch erkrankter Menschen aus Furcht vor der doppelten Stigmatisierung. Ablauf und Gestaltung Im Rahmen des Workshops wird die Situation von An- und Zugehörigen forensisch untergebrachter Patientinnen und Patienten näher beleuchtet. Es wird gemeinsam diskutiert wie die Situation dieser An- und Zugehörigen verbessert werden kann und es wird aufgezeigt welche Hilfsmittel dafür bereits existieren.
Literatur Friedrich, F., Gross, R., Wrobel, M., Klug, G., Unger, A.,Fellingeri M., Süssenbacher, S., Freidl, M., Saumer, G. & Wancata, J. (2015) Die Belastung von Müttern und Vätern von Schizophreniekranken. Psychiat Praxis 42:208–215. Habermeyer, E., Wolff, R., Gillner, M., Strohm, R. & Kutscher, S. (2010) Patienten mit schizophrenen Störungen im psychiatrischen Maßregelvollzug. Ergeben sich Konsequenzen für die Allgemeinpsychiatrie? Nervenarzt 81:1117–1124. Jungbauer, J., Bischkopf, J., & Angermeyer, M. C. (2001) Stress of family caregivers of psychiatric patients. Developmental trends, concepts and results of research. Psychiatr Prax, 28: 105-114. Meesmann, G. (2016) Und wo bleiben die Angehörigen? Zur Situation, den Erfahrungen und Reformanliegen von Angehörigen der im Massregelvollzug untergebrachten Patienten. Soziale Psychiatrie 1: 12-15. Metzing, S. (2007) Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige. Erleben und Gestalten familialer Pflege. Bern: Verlag Hans Huber. Nitschke, J., Osterheider, M. & Mokros, A. (2011) Schizophreniforme Erkrankungen, Psychose und Tötungsdelikte: Die Bedeutung sozialtherapeutischer Maßnahmen zur Prävention von Delikten. Psychiat Prax 38: 82–86. Peukert, R. (2018) Die unsichtbaren Angehörigen. Bruder oder Schwester eines psychisch kranken Menschen. Psychiat Praxis 45: 106–110. Piontek, K., Kutscher. S.-U., König, A. & Leygraf, N. (2013) Prädeliktische Behandlungswege schizophrener Patienten der forensischen Psychiatrie Ein Vergleich mit schizophrenen Patienten der Allgemeinpsychiatrie. Nervenarzt 84:55–64. DOI 10.1007/s00115-011-3409-1 Schmid, R., Spießl, H., Vulkovich, A., & Cording, C. (2003) Belastungen von Angehörigen und ihre Erwartungen an psychiatrische Institutionen. Literaturübersicht und eigene Ergebnisse. Fortschritte der Neurologie und Psychiatrie 71:118-128. Schnepp, W. (2006) Im Angesicht des Anderen: »Schützen müssen«. Pflege & Gesellschaft, 11: 61-76.
Das wiederholte oder dauerhafte Hören von Stimmen ohne objektivierbare äußere Reizquelle kann zu erheblichem Leid, zu Verunsicherungen und Alltagseinschränkungen führen. Dieses Symposium möchte unter Berücksichtigung aktueller Evidenz einen Überblick über klinische, phänomenologische, neurobiologische und therapeutische Aspekte verbaler akustischer Halluzinationen geben, und damit einen interdisziplinären Beitrag zum transnosologischen Verständnis und zur Behandlung dieser Symptome leisten. Im ersten Vortrag wird die These aufgestellt, dass Stimmen nicht aus der Wahrnehmungssphäre stammen, sondern aus der partiellen Entfremdung von Bewusstseinsphänomenen zu erklären sind, in Verbindung mit einer Störung der intersubjektiven Realitätskonstitution. Im zweiten Vortrag werden anhand der historischen Entwicklung der psychiatrischen Diagnostik, der aktuellen wissenschaftlichen Literatur sowie rezenter Untersuchungen die Probleme der Differenzialdiagnose zwischen dissoziativen und schizophrenen Halluzinationen dargestellt und Konsequenzen für die Therapie abgeleitet. Im dritten Vortrag stehen neurowissenschaftliche Aspekte im Vordergrund: Anhand struktureller und funktionell bildgebender Befunde werden aktuelle transdiagnostische neurobiologische Modelle verbaler akustischer Halluzinationen vorgestellt und daraus therapeutische Implikationen abgeleitet. Das Symposium schließt mit einem Beitrag zur aktuellen Evidenz psychotherapeutischer Verfahren bei persistierenden verbalen akustischen Halluzinationen, die als Ergänzung zu biologischen Therapien zunehmend Eingang in die klinische Versorgung finden.
Der Klimawandel, der Verlust der Biodiversität auf der Erde und die Umweltverschmutzung stellen nicht nur mittelfristig eine Bedrohung für das Überleben der Menschheit dar. Die Folgen der Ausbeutung der Natur haben auch jetzt schon konkrete Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. „Solastalgie“, das belastende Gefühl bei der Beobachtung der Zerstörung des eigenen Lebensraumes, betrifft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Die immer häufiger werdenden Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen lassen infolge die Prävalenzen psychischer Erkrankungen, insbesondere von Posttraumatischen Belastungsstörungen, massiv ansteigen. Bereits psychisch Erkrankte gehören zu den besonders vulnerablen Personen, die unter katastrophenbedingten Versorgungsengpässen im Gesundheitswesen leiden und deren Symptomatik sich, zum Beispiel auch hitzebedingt, verschlechtern kann. Durch Knappheit an Nahrung und Trinkwasser aufgrund von Dürre und Überschwemmungen, sowie Umsiedlung sind auch politische, ökonomische und soziale Brüche zu erwarten, die wiederum zu psychischer Belastung führen. Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Der Expertise der sprechenden Medizin obliegt eine tragende Rolle in der Prävention und Aufklärung sowie Bewältigung der aktuellen und kommenden Herausforderungen. Die Task-Force „Klima und Psyche“ der DGPPN hat deshalb ein Positionspapier erarbeitet, das vorgestellt und diskutiert werden soll. Müssen wir, die in der Psychiatrie-Tätigen, den Fokus unseres bisherigen Handelns verschieben? – Wenn ja, wie?
Einleitung: Therapieresistenz ist ein häufiges Phänomen der Schizophreniebehandlung. Obwohl Häufigkeitsangaben aufgrund der unterschiedlichen verwendeten Definitionen schwierig sind, gehen Guidelines davon aus, dass etwa 30% der Patienten nicht genügend auf eine initiale Behandlung ansprechen.
Im Wechselspiel der beiden Referenten wird der Vortragende anhand eines konkreten Falls auf folgende Punkte eingehen:
1. Welche Faktoren müssen ausgeschlossen werden, bevor man von Therapieresistenz ausgehen kann? Welche Rolle spielen hierbei Serumspiegelbestimmungen und schnelle Metabolisierer?
2. Wie lange sollte man ein Antipsychotikum geben, bevor man von Unwirksamkeit ausgeht und die Medikation umstellt?
3. Was ist die beste Strategie bei initialer Non-Response – Dosiserhöhung oder Substanzwechsel?
4. Gibt es Wirksamkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Antipsychotika?
5. Was ist der Stellenwert von Clozapin?
6. Welche Evidenz gibt es für verschiedene Augmentierungsstrategien (Benzodiazepine, Mood-stabiliser, Antidepressiva, EKT)?
7. Was ist die Datenlage über die Effektivität von Antipsychotikakombinationen und welche Kombinationen sind am Ehesten geeignet?
Am Ende des Symposiums werden die Teilnehmer mit dem aktuellen Stand der Evidenz vertraut sein.
Der Begriff der regionalen Pflichtversorgung bezeichnet seit der Psychiatrieenquete einen Grundsatz, der psychiatrische Kliniken dazu verpflichtet, die Patienten aus ihrem Versorgungsgebiet aufzunehmen, die einer stationären Behandlung bedürfen. Tatsächlich fehlt aber eine allgemein anerkannte Definition, obwohl der Begriff vielfach rechtliche Bedeutung für Aufnahmen nach den PsychKHGs, für die Personalbemessung nach PPP-RL und auch für alle gemeindepsychiatrischen Konzepte hat. In diesem Forum soll die regionale Pflichtversorgung aus allen relevanten Perspektiven diskutiert werden, wobei einleitend kurze Impulsvorträge aus Sicht der Klinikverbände, einer Unterbringungsbörde, der Gemeindepsychiatrie und der Kostenträger vorgesehen sind.
Die ADHS ist die häufigste entwicklungspsychiatrische Erkrankung und persistiert bei ca. 60% der Betroffenen ins Erwachsenenalter. Diese Erkrankung hat eine sehr hohe Heritabilität und Risikogenvarianten spielen eine entscheidende Rolle in der Ätiopathogenese. Es gibt Hinweise dafür, dass eine Behandlung der ADHS die Prognose deutlich verbessert. Allerdings respondieren zwar bis zu 70% der Kinder, aber nur ca. 50% der Erwachsenen auf eine Therapie mit den aktuell erhältlichen Medikamenten. Um weitere Behandlungsoptionen und ggf. auch präventive Maßnahmen zur Reduktion der Komorbiditäten zu finden, müssen aber zunächst die neurobiologischen Mechanismen der Erkrankung besser verstanden werden. Anhand von Tier- und Zellmodellen kann die Funktion der bisher identifizierten Risikogenvarianten aufgeklärt werden. Zudem können hier Umwelt- und Entwicklungsfaktoren nachmodelliert werden um wichtige Krankheitsmechanismen auf zellulärer Ebene besser zu verstehen und damit dann auch neuartige Therapieoptionen entwickeln und dafür screenen zu können. In unserem Symposium werden die bisher generierten humanen Zellmodelle der ADHS vorgestellt und zukünftige Potentiale dieser erläutert. Desweiteren wird anhand der aktuellen Befunde zu Cadherin-13 Genvarianten als Risikogen für ADHS im Zell- und Tiermodell dargestellt, wie genetische Varianten zur Entwicklung einer ADHS, aber auch zu den assoziierten somatischen und psychischen Komorbiditäten beitragen könnten. Bezüglich neuerer nicht-medikamentöser Therapieoptionen, welche zum Teil aus Befunden der grundlagenwissenschaftlichen Studien entwickelt wurden, stellen wir zum einen das Potential von Diagnostik- und Behandlungsverfahren vor, die mit virtueller Realität arbeiten. Zum anderen diskutieren wir den Nutzen von Hirnstimulationsverfahren wie rTMS, tDCS und tACS in der Therapie der ADHS.
Während im 19. Jahrhundert die Katatonie als eigenständiges neuropsychiatrisches Krankheitsbild von Karl Kahlbaum definiert wurde, gliederte Kraepelin sie in sein Konzept der Dementia praecox ein und setze sich damit konzeptuell für die folgenden fast 100 Jahre durch. Im ICD-11 wird die Katatonie nun wieder als eigenständiges Krankheitsbild aus den Schizophrenie-Spektrum Störungen ausgegliedert und als eine primär psychomotorische Störung mit verminderter, gesteigerter oder abnormer psychomotorischer Aktivität definiert. Es ergeben sich Assoziationen nicht nur zur den schizophrenen Psychosen, sondern auch zu affektiven Störungen und Autismus-Spektrum-Störungen oder anderen Entwicklungsstörungen. Ferner wird ein klarer Bezug zu Intoxikationen und Entzugskonstellationen (Cannabis, Halluzinogene, Kokain und MDMA, Psychopharmaka, Steroide) und medizinischen Erkrankungen wie diabetischer Ketoazidose, Hyperkalzämie, hepatischer Enzephalopathie, Homocystinurie, Neoplasmen, Schädel-Hirn-Trauma, zerebrovaskulären Erkrankungen und Enzephalitis hergestellt. In diesem Symposium des Referates Neuropsychiatrie wollen wir die Katatonie neu beleuchten.
Transidente Personen identifizieren sich nicht (gänzlich) mit ihrem Geburtsgeschlecht, d.h. sie erleben eine Diskrepanz zwischen ihrem geschlechtsbezogenen Identitätsgefühl und ihrer körperlich-biologischen Geschlechtszugehörigkeit. Viele transidente Personen streben daher eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung an. Eine wichtige Frage in den Neurowissenschaften ist es, ob Gehirnstruktur und -funktion transidenter Personen eher der Struktur und Funktion von Menschen mit dem eigenen biologischen Geschlecht, oder der mit dem gewünschten Geschlecht ähneln. Befunde aus Querschnittstudien sprechen eher gegen eine binäre Manifestierung von Geschlecht im Gehirn. Langzeitstudien, die den Einfluss körpermodifizierender Hormonbehandlungen berücksichtigen sind nach wie vor selten. Dieses Symposium stellt longitudinale Ansätze vor, mit dem Ziel den Einfluss geschlechtsangleichender Hormonbehandlungen bei transidenten Personen besser verstehen zu können. In einer Multicenterstudie wird untersucht, inwiefern eine hormonangleichende Behandlung Verhalten und dessen neuronale Korrelate beeinflusst. Es werden Daten zur geschlechtsspezifischen Stimmerkennung und -verarbeitung (P. Hüpen; RWTH Aachen) sowie zur geschlechtsspezifischen Wahrnehmung von Gesichtern (C. Lewis; Universitätsklinikum Tübingen) bei transidenten Personen und den Einfluss geschlechtsangleichender Hormone diskutiert. S. Mueller (Universität Gent) wird hirnfunktionelle Korrelate der Emotionsverarbeitung im Verlauf hormonangleichender Maßnahmen präsentieren. Anschließend stellt A. von Klitzing Methoden und vorläufige Ergebnisse zum Einfluss von geschlechtsangleichenden Hormonen auf das Verhalten vor. Abschließend wird D. Turner (Unimedizin Mainz) den Effekt eines veränderten Hormonhaushalts auf das psychische Befinden transidenter Personen diskutieren und einen Überblick über die Entwicklung psychopathologischer Auffälligkeiten und psychischer Störungen im Verlauf einer hormonangleichenden Behandlung geben.
In der dritten aktualisierten Nationalen VersorgungsLeitlinie wurden die neueste Evidenz und klinische Expertise zum klinischen Vorgehen in Diagnostik und Behandlung sowie Versorgung der depressiven Störungen zusammengefasst. Bei der NVL handelt es sich um eine systematisch entwickelte Entscheidungshilfe über die angemessene ärztliche Vorgehensweise und damit um eine Orientierungshilfe im Sinne von evidenzbasierten Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen.
Was hat sich in der neuen Auflage verändert? Welche Auswirkungen hat dies für die Praxis? In dem Symposium werden die relevanten Veränderungen vorgestellt und neueste Entwicklungen diskutiert.
Prof. Härter stellt den Hintergrund zur Leitlinie und die Kapitel Diagnostik, Monitoring sowie Therapieplanung vor und wird außerdem auf die Empfehlungen zu niederschwelligen Therapieverfahren eingehen. Prof. Frodl referiert über die Empfehlungen im Kapitel Behandlung bei akuter depressiver Störung. Prof. Reif beleuchtet die Evidenz zu den Maßnahmen bei Nichtansprechen und Therapieresistenz. Prof. Fallgatter stellt Studien zu Hirnstimulationsverfahren wie transkranieller Magnetstimulation vor und beschreibt wie diese zukünftig in der Praxis wirksam werden können.
Psychisch kranke Menschen spielten in der Öffentlichkeit, in Literatur, Kunst und Film der DDR keine Rolle. An sozialistischen Feiertagen oder bei prominenten Politikerbesuchen gab es für Psychiatriepatienten bis 1989 eine Ausgangssperre. Die Geschichte der DDR-Psychiatrie ist durch enorme Widersprüche gekennzeichnet.
Der Film dokumentiert die Besonderheiten der DDR-Psychiatrie und beleuchtet überraschende Ähnlichkeiten und Verbindungen, die es mit der „Seelenarbeit“ in der Bundesrepublik gab. Sie fragt auch danach, wie sich dreißig Jahre nach dem Bericht der Kommission des Bundesgesundheitsministeriums von 1991 die Psychiatrie im Osten Deutschlands heute darstellt?
Schulz/Wendelmann Film und Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)
gefördert durch: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Dokumentarfilm Deutschland 2022
Wie geht man als junge Ärztin/junger Arzt mit der Herausforderung der Ökonomisierung im Gesundheitswesen um? Im Medizinstudium nehmen wirtschaftliche Fragestellungen eine untergeordnete Rolle ein. Im Klinikalltag, auf dem Weg zum Facharzt und in leitenden Positionen wird ökonomisches Denken immer relevanter.
Die Generation PSY lädt im Rahmen des Nachwuchsprogramms zur offenen Diskussion dieser Thematik mit Vertretern aus Ärzteschaft, Medizincontrolling, Politik und Wirtschaft ein. Wir tauschen Erfahrungen aus und betrachten die Herausforderungen für junge Psychiaterinnen und Psychiater aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Weiterbildungs- und Berufsabschnitte, gerne unterstützt durch eigene Fragen und Anregungen des Publikums.
Der exzessive Gebrauch von Smartphones – ob erst als schädlicher Gebrauch oder schon als Abhängigkeit ausgeprägt – über alle Altersgruppen und sozialen Schichten hinweg ist ein massenhaftes Alltagsphänomen; es findet zunehmend wissenschaftliches Interesse und ist oft Gegenstand kritischer Darstellungen in der Publizistik und in den Medien.
Dass dieses Phänomen längst in erschreckendem Ausmaß auch unter Menschen mit Intelligenzminderung oder mit Lernbehinderung um sich gegriffen hat, ist indessen weithin unbeachtet geblieben. Es beeinträchtigt jedoch ihre sozialen Interaktionen und die Gesundheit dieser besonders vulnerablen Gruppen erheblich. Der erwähnte Neglect betrifft sowohl die psychiatrische Versorgung als auch die Dienste und Einrichtungen der Jugend- und der Eingliederungshilfe (Behindertenhilfe). Das steht allerdings im Widerspruch zu den Forderungen der Artikel 25 und 26 der UN-Behindertenrechtskonvention.
Es ist dringend notwendig, den Stand des Wissens im Hinblick auf die Gegebenheiten bei Menschen mit Intelligenzminderung und Lernbehinderung aufzubereiten und nach Lösungen im Bereich präventiver und therapeutischer Angebote für diese Personengruppen zu suchen. Dazu soll das Symposium einen Beitrag leisten.
Angesichts der COVID-19-Pandemie gelten Menschen mit psychischen Erkrankungen als besonders vulnerabel für negative Effekte auf die psychische Gesundheit. Zugleich erhöhen psychische Erkrankungen das Risiko für COVID-19-assoziierte Morbidität und Mortalität.
Was können wir aus den pandemiebedingten Herausforderungen für die psychiatrisch-psychotherapeutische Regelversorgung lernen? Hauke Wiegand präsentiert Ergebnisse der COVID Ψ-Studien, in denen ambulante Psychiater:innen und Leitungspersonal von Kliniken befragt sowie Routinedaten ausgewertet wurden. Schwerpunkte sind Veränderungen der Inanspruchnahme, Risikogruppen für eine schlechtere Versorgung sowie Telemedizin.
Die Pandemie hat auch den Bedarf an (tages-)aktuellen Informationen zu Veränderungen der Krankheitslast und Versorgungssituation für eine gezielte Handlungssteuerung aufgezeigt. Routinedaten aus Notaufnahmen haben ein hohes Potenzial zur Nutzung für eine Mental Health Surveillance in Krisenzeiten, da Häufigkeiten/Verteilungen spezifischer Anwendungsfälle in Echtzeit abgebildet werden können. Julia Thom und Carmen Schlump präsentieren den methodischen Ansatz sowie Ergebnisse der Notaufnahmesurveillance von Suizidversuchen, psychiatrischen Notfällen und Alkoholintoxikationen während der Pandemie.
Angela Kunzler stellt ein systematisches Review zu Auswirkungen auf Menschen mit psychischen Erkrankungen auf Basis von Longitudinalstudien vor. Neben Veränderungen im Vergleich zu vor der Pandemie werden peripandemische Verläufe betrachtet und Schlussfolgerungen für verschiedene Diagnosegruppen gezogen.
Schwere psychische Erkrankungen gehen generell mit einer 'mortality gap' im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung einher, weshalb hohe Impfraten von hoher Public Health-Priorität sind. Kristina Adorjan präsentiert Ergebnisse der COVID Ψ Vac Studie zu Impfquoten bei psychiatrischen Patient:innen und diskutiert Praxisbeispiele sowie Empfehlungen zum Impfen von Risikopopulationen in der psychiatrischen Versorgung.
Non-pharmacological approaches such as novel brain stimulation techniques are gaining more and more importance as add-on treatment for major mental disorders. In our symposium,
Jonas Rauh, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, will report an ongoing multi-center electroencephalography (EEG) study using frontal high-density theta-tACS (5Hz) of the dorsolateral prefrontal cortex during working memory (WM) performance. Sham-controlled theta-tACS effects on WM deficits and WM-related EEG alterations in different stages of schizophrenia (ultra-high risk for psychosis, first-episode and chronic states) will be evaluated.
Christoph Mulert, Center for Psychiatry and Psychotherapy, JLU Gießen, will illustrate the role of interhemispheric connectivity for auditory perception and auditory verbal hallucinations (AVH). His data demonstrate tACS in the gamma-band range (40Hz) to interfer with interhemispheric connectivity mechanisms, modulate auditory perception and develop a framework for new therapeutic treatment options for AVH.
We will then discuss innovative approaches to facilitate and understand stimulation effects by personalized stimulation protocols derived from novel forward and inverse modeling in electroencephalography (EEG) and magnetoencephalography (MEG) source imaging (ESI, MSI):
Jan-Ole Radecke, Universities of Hamburg and Lübeck, will introduce a tACS-study with individual targeting of neural alpha activity in the parietal cortex during visuo-spatial attention. Behavioral data, finite-element simulations of transcranial electric fields, and EEG source imaging (ESI) data will illustrate tACS-modulation of the dorsofrontal attention network.
Carsten Wolters, University of Münster, will report effects of combined E/MSI targeting and optimized multi-channel tDCS, which significantly reduced focal epileptic activity in a double-blind sham-controlled N-of-1 trial. We will close with an outlook on broader use of tES applications in the field of mental disorders
Bei zahlreichen psychiatrischen Störungsbildern werden Störungen des Zeiterlebens und Einschränkungen des Gestaltens zeitlicher Vorgänge beschrieben. Diese zeigen sich bei den Patient*innen in der individuellen Organisation des Alltags und in besonderem Maße in interaktionellen und interpersonellen Abstimmungsprozessen. So werden beispielsweise der Verlust von Rhythmen, Einschränkungen in der zeitlichen Synchronisation mit Mitmenschen und Umwelt, der Verlust zeitlicher Gliederungsfähigkeit sowie eine eingeschränkte zeitliche Ausrichtung im Alltag beschrieben. Diese Aspekte sind in Gestaltungs- und Interaktionsgeschehen, wie sie durch künstlerische Therapien, sport- und bewegungstherapeutische oder ergotherapeutische Angebote angeregt werden, nachdrücklich erlebbar und werden darin inhaltlich aufgegriffen. Was können die unterschiedlichen Zugänge der Fachtherapien über Musik, Tanz, Bewegung /Sport, über alltagsorientierte Aktivitäten ermöglichen? Das Symposium thematisiert Erkenntnisse und Verfahrensweisen der jeweiligen Fachtherapien (Musiktherapie, Tanztherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Ergotherapie) zu den genannten Phänomenen und veranschaulicht praxisrelevante Gesichtspunkte der einzelnen Therapien, die für die Patent*innen im Alltag hilfreich sein können. Es diskutiert die Bedeutung gestörten Zeiterlebens bei psychischen Erkrankungen aus der Therapiepraxis und fragt nach dem möglichen Beitrag der Fachtherapien.
In der Schweiz sterben jährlich fast dreimal mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle. Im Vergleich zum Ausland war die Prävention von Suiziden bisher kein zentrales gesundheitspolitisches Anliegen. Das föderale Schweizer System, welches dem Bund verfassungsrechtlich nicht erlaubt, in umfassende Suizidpräventionsprogramme zu investieren, wirkt dem eher entgegen. 2017 lancierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein Aktionsprogramm mit nationalen Zielen und Schüsselmassnahmen. Daraus resultierte eine Projektförderrunde der «Gesundheitsförderung Schweiz», die seit 2021 fünf grössere, überregionale Suizidpräventionsprojekte finanziert. Eines davon ist SERO, die Regional vernetzte Verantwortung zur Reduktion von Suiziden in drei zentralschweizer Kantonen. (Haas)
Mit SERO werden vier zentrale Massnahmen nach Empfehlung des BAG umgesetzt: (1) eine visuelle Suizidrisikoeinschätzung - PRISM™-S (Pictorial Representation of Illness and Self Measurement – Suicidality), (2) ein überregional gültiger Sicherheitsplan, (3) Erste-Hilfe-Gesprächskurse über Suizidgedanken für Angehörige und (4) eine Selbstmanagement-App. Angestrebt wird die Förderung des Selbstmanagements suizidgefährdeter Menschen sowie ihrer Angehörigen und die vernetzte Versorgung durch Fachpersonen innerhalb von vier Jahren. (Durrer et al.) PRISM™ ist eine visuelle Methode zur Erfassung von Problemstellungen aus der Sicht- und Erlebnisweise der Betroffenen. Für das Assessment des Suizidrisikos wurde PRISM™-S entwickelt und wissenschaftlich validiert. In wenigen Minuten kann erfasst werden, wie weit eine betroffene Person von einer Suizidhandlung entfernt ist. (Stefan Buechi) Im Rahmen einer medizinischen Masterthese fand eine Evaluation der Anwendbarkeit und Praktikabilität von PRISM™-S in der Akutpsychiatrie aus Sicht von Ärzten, Psychologen und Pflegefachpersonen statt. (Vianna Cardins et al.)
Auf dem Kongress 2021 haben wir mehrfach zur Konzeption dieser laufenden randomisiert-kontrollierten Studie auf 55 psychiatrischen Stationen in Deutschland berichtet. Die Intervention war die operationalisierte Implementierung von 12 Handlungsempfehlungen für multiprofessionelle Teams. Geprüft wird, ob Anzahl und Dauer der Zwangsmaßnahmen und der Aggressionsereignisse reduziert werden (www.prevco.de). Bis zum Kongress liegen die wichtigsten Ergebnisse der Interventionsphase (Interventionsstationen vs. Kontrollstationen) und der qualitativen Begleitforschung vor. Außerdem können die auf den Stationen tätigen forschenden Implementierungsberater:innen umfangreiche Erfahrungen mit Implementierungsprozessen unter den Bedingungen der Pandemie berichten, die auch über die PreVCo-Studie hinausweisen. Wir haben insgesamt nur drei Vorträge vorgesehen, zwei davon aber mit mehreren Referent:innen.
Unterstützte Beschäftigung/ Supported Employment-(SE) Programme für Menschen mit psychischen Störungen haben sich im deutschsprachigen Raum in den vergangenen Jahren zunehmend etabliert. Im Gegensatz zu konventionellen Arbeitsrehabilitationsprogrammen setzt dieser Ansatz auf den direkten Einstieg im ersten Arbeitsmarkt. Dieses Symposium gibt einen Überblick über aktuelle Forschungsprojekte, die SE-Programme untersuchen, insbesondere auch in Settings, die bisher kaum in Betracht gekommen sind, beispielsweise im Ausbildungsbereich für Jugendliche und junge Erwachsene oder beim Arbeitsplatzerhalt in Betrieben.
Das Symposium besteht aus folgenden Beiträgen:
Simeon Zürcher, Dirk Richter (Bern): Supported Education bei jungen Menschen – Forschungsstand und Projektumsetzung
Dorothea Jäckel, Andreas Bechdolf, Karolina Leopold (Berlin): Individual Placement and Support (IPS) für junge Erwachsene mit Psychosen: Ergebnisse des ersten RCTs in Deutschland
Uta Gühne (Leipzig): IMPPETUS Teil I: Unterstützung zur Teilhabe an Arbeit für Menschen mit schweren psychischen Störungen: Ergebnisse aus dem IMPPETUS Projekt
Dirk Richter, Simeon Zürcher (Bern): Arbeitsplatzerhalt versus Wiedereinstieg – Resultate einer komparativen Beobachtungsstudie
Mit Veröffentlichung des neuen DSM-5 und ICD-11 hat sich der Kreis der der Zwangsstörungen zugeordneten Störungsbilder um die verwandten Störungen erweitert. Aus diesem Grunde will sich die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen auch diesen Störungen zuwenden. Den Teilnehmern des DGPPN-Kongresses machen wir das Angebot, sich mit unserem Symposium über Diagnostik und Therapie der Trichotillomanie, der Körperdysmorphen Störung, der Dermatillomanie (Skin Picking) und des Pathologischen Hortens zu informieren.
Die Forschung zu Risiken und Nebenwirkungen der Psychotherapie hat „interpersonelle Konflikte mit Bezugspersonen“ als eine mögliche und vergleichsweise häufige Nebenwirkung der Psychotherapie identifiziert. Konflikte mit Partner*innen können als Nebenwirkung der Psychotherapie beispielsweise auftreten, wenn Patient*innen in der Psychotherapie lernen, ihre Bedürfnisse besser zu spüren und zu verbalisieren – wenn also rigides submissives Verhalten durch autonome und dominante Verhaltensweisen ergänzt wird oder Bedürfnisse deutlicher geäußert werden. Diese Verhaltensänderung kann im unmittelbaren sozialen Umfeld Irritationen, Konflikte bis hin zu Trennungen auslösen. Wenn dies geschieht, sollten die Veränderungen in der Partnerschaft in der Psychotherapie bearbeitet werden, was die Behandelten möglicherweise in Loyalitätskonflikte bringen oder die therapeutische Beziehung belasten könnte. Da diese Nebenwirkung oftmals nicht vermeidbar ist, ist der Umgang mit ihr während der Psychotherapie relevant zumal die Richtlinienpsychotherapie den Einbezug von Bezugspersonen ausdrücklich ermöglicht.
Daher erscheint es relevant, Umgangsweisen mit Nebenwirkungen auf Partnerschaften in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung zu adressieren. Das Praxis-Symposium widmet sich entsprechend dem Umgang mit einem Patienten, bei dem die Psychotherapie – abgesehen von einer Symptomverbesserung – auch zu vermehrten Konflikten mit seinem Partner geführt hat. Die folgenden vier verschiedenen Psychotherapieperspektivenwerden dabei praxisnah beleuchtet: Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (E.-L. Brakemeier), Psychodynamische Therapie (B. Strauß), Mentalisierungsbasierte Therapie (S. Taubner) und Schematherapie (E. Roediger). Die vier Referent*innen werden nach einer kurzen Einführung in ihre spezifische Therapieform jeweils an demselben Patientenbeispiel (Schauspielpatient: C. Banzhaf) durch Live-Rollenspiele verschiedene Umgangsweisen demonstrieren. Das Ziel besteht darin, dass das Publikum Handlungswissen darüber erhält, wie Therapeut*innen konstruktiv mit dieser Situation umgehen können. Abschließend erfolgt eine Diskussion bezüglich Gemeinsamkeiten und Unterschieden der verschiedenen Umgangsweisen mit dieser schwierigen Interaktionssituation, wobei das Publikum sowie der Schauspielpatient und die vier Referent*innen eingebunden werden.
Die S3-Leitlinien Borderline-Persönlichkeitsstörung wurden unter Federführung der DGPPN erstellt und befinden sich derzeit in der externen Konsultationsphase. Mit der finalen Veröffentlichung wird im Frühsommer dieses Jahres gerechnet. Dieses Symposium hat zum Ziel, die Leitlinie dem Fachpublikum bekannt zu machen und die wesentlichen Schwerpunkte näher zu beleuchten.
Prof. Herpertz wird zunächst den Themenbereich „Diagnostik“ darstellen. Behandelt werden u.a. die Indikation zur diagnostischen Abklärung, diagnostische Verfahren zur Unterstützung der klinischen Diagnostik sowie das Vorgehen bei Feststellung einer manifesten Diagnose.
Prof. Bohus stellt die Empfehlungen zur psycho- und pharmakotherapeutischen Behandlung vor. Vorrangig wird der Einsatz strukturierter, störungsspezifischer Methoden empfohlen, beim Behandlungsfokus auf schwerem selbstverletzendem Verhalten die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) oder Mentalisiserungsbasierte Therapie (MBT). Medikamentöse Interventionen, die lediglich eine adjuvante Rolle spielen sollen, werden im Anschluss behandelt, und die Leitlinienempfehlungen zur Vermeidung von Polypharmazie, zum Vorgehen im Krisenfall und zur Medikation komorbider Störungen werden erläutert.
Prof. Kaess berichtet über Grundsatzerwägungen zu Besonderheiten im Kinder- und Jugendbereich, wie die Angemessenheit und Notwendigkeit des Einbezugs von Bezugspersonen. Weiterhin werden die Empfehlungen zur Diagnostik im Kindes- und Jugendalter sowie zur Psychotherapie und medikamentösen Behandlung vorgestellt.
Prof. Renneberg stellt die Empfehlungen, die Angehörige und andere wichtige Bezugspersonen betreffen. Zum einen handelt es sich um Empfehlungen, wie diese nahestehenden Personen, die häufig selbst erheblich belastet sind, unterstützt werden können, zum anderen um die Situation von BPS betroffener Personen, die Eltern sind.
In den letzten Jahren erlebte die klinische Forschung zur therapeutischen Wirksamkeit von Psychedelika eine Renaissance. Der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit bei verschiedenen psychiatrischen Indikationen, wie auch die bereits unter bestimmten Voraussetzungen genehmigungsfähige Anwendung einiger psychedelischer Substanzen in manchen Ländern der Welt, legen die Möglichkeit einer zukünftigen Anwendung im klinischen Setting auch in Deutschland nahe. Dabei steht das Feld noch vor einigen Herausforderungen inklusive der Notwendigkeit einer kritischen Gestaltung von Rahmenbedingungen für einen möglichen klinischen Einsatz.
Dieses Symposium wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychedelische Forschung und Therapie (DGPFT e.V.) gestaltet, welche auf dem DGPPN Kongress 2021 gegründet wurde. Zunächst widmet sich Lea Mertens dem derzeitigen Forschungsstand in Hinblick auf die therapeutische Anwendung und der Frage, was es für eine eventuelle Einführung in die Praxis noch an klinischen Studien benötigt. In manchen Kontexten, wie z.B. Studienbehandlungen, Compassionate Use und dem Einsatz von Ketamin, ist bereits jetzt eine therapeutische Anwendung möglich und entsprechende Fallberichte sind wertvolle Grundlagen für die Weiterentwicklung von Paradigmen für den klinischen Einsatz. Andrea Jungaberle berichtet hierfür aus dem praktischen Einsatz. Eine ganz ursprüngliche Idee der Psychedelika-Forschung bestand darin, über die Psychophänomenologie psychotische Störungen besser zu verstehen. Avram Mihai leitet hierfür aus neurobiologischen Befunden neue Erkenntnisse ab. Abschießend wirft Uwe Herwig die Frage nach dem Wirkmechanismus für einen möglichen therapeutischen Effekt der Psychedelika auf. Hierbei lassen sich bisherige Erfahrungen mit der psychedelischen Therapie sowie neurobiologische Befunde zu Psychedelika für die Entwicklung von Wirkmodellen und Therapieansätzen nutzen.
Zu den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels gehören auch psychische Folgen. Hier sind vor allem Angststörungen und depressive Störungen zu beobachten. Dabei spielen direkte Folgen als Sorge um die Zerstörung oder das unmittelbare Erleben der Veränderung der Lebensumwelt eine Rolle wie auch indirekte Folgen, die aus den Folgen umweltbedingter Migration, wirtschaftlichen Krisen und Nahrungsmittelknappheit entstehen. Urbane Grünflächen wiederum gehören zu den wichtigen gesundheitsprotektiven Ressourcen, die eine entscheidende Rolle für unsere psychische Gesundheit spielen. Nicht nur der Klimawandel stellt für die Grünflächen eine Bedrohung dar, sondern auch die Verteuerung von Wohnraum und bauliche Verdichtung. Stadtplanerische Domänen wie Wegeplanung, Infrastruktur, Gestaltung des öffentlichen Raums und architektonische Elemente haben eine relevante Rolle für das Verhalten und damit indirekt für die psychische Gesundheit. Dieses interdisziplinär ausgerichtete Symposium will daher die Risiken des Klimawandels für die psychische Gesundheit und die umweltabhängigen Gesundheitsressourcen nebeneinanderstellen und den wachsenden Stellenwert einer engeren Zusammenarbeit von Psychiatrie, Psychotherapie, Stadtplanung, Architektur, Geographie und Politik hervorheben.
Research in the field of Alzheimer's disease is developing rapidly. In addition to established neuropsychological testing methods, structural and molecular imaging, and CSF diagnostics, the new fields of blood-based biomarkers and digital app-based cognitive testing are opening up. The hope is that this will make early disease detection in particular easier and more accessible. At the same time, however, there are still high hurdles to implementing these new methods in terms of standardization, interpretation, application in the care setting, and more. In the presentation on diagnostics, an overview of current developments will be given and the potential role of these methods in a diagnostic process will be discussed.
In terms of therapy development, there have been recent ups and downs with respect to the development of anti-amyloid therapies. A number of monoclonal antibodies are in the final stages of clinical development. Aducanumab has been approved in the U.S. in a controversial accelerated process based on amyloid reduction without clear clinical proof of efficacy. In Europe, the EMA application has been withdrawn. Other antibodies that may come up for approval in the near future include lecanemab, gantenerumab and donanemab. Numerous other therapeutic strategies are being pursued in a parallel fashion. In the lecture on the therapy, the current developments will be presented and discussed how, in the case of approval, an introduction in the care in Germany could succeed.
Over the past two decades, the long-standing dogma of the brain as an immunoprivileged organ has been gradually deconstructed by converging evidence for extensive cross-talk between the CNS and the immune system and for ongoing inflammatory activity within the CNS. CNS inflammation can be mediated by both resident immune cells and de novo migrating mononuclear cells. Moreover, increasing evidence points to neuroinflammation as a thus far underrated target of established pharmacological agents. In this symposium, we present recent findings on the involvement of neuroinflammatory processes in the pathogenesis of neuropsychiatric disorders and on their role as a potential target for intervention.
Ildiko Dunay will discuss animal models for chronic CNS inflammation and its effects on synaptic pathology and will further outline recent advances in the translation of immune cell phenotyping from animal models to clinical research. Next, we will present recent findings on the role of inflammatory processes in cognitive aging and dementia (Björn Schott) and posttraumatic stress disorder (Ulrike Schmidt). Bridging the gap to therapeutic interventions, Golo Kronenberg will present recent findings on the inhibitory effects of lithium on inflammation-mediated tryptophan catabolism as an unexpected potential pharmacological mechanism.
Psychiatrie und Neurologie haben gemeinsame historische Wurzeln, sind aber bis heute eng verzahnt, etwa in der Person vieler Fachärzte/innen für Nervenheilkunde, der Facharzt-Weiterbildung oder gemeinsamer Fachzeitschriften. Die Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie steht seit ihrer Gründung 1867 durch Wilhelm Griesinger für den engen wissenschaftlichen und klinischen Austausch beider Fächer. Dennoch hat die Entwicklung der letzten Dekaden zu einer zunehmenden Subspezialisierung in beiden Fachgebieten und zu Abgrenzungstendenzen geführt.
Das Symposium stellt die Bandbreite neuropsychiatrischer Krankheitsbilder vor und legt an ausgewählten, wichtigen Krankheitsbildern paradigmatisch dar, dass ein fächerübergreifendes Verständnis für bestmögliche Diagnostik und Therapie unverzichtbar und der enge Austausch zwischen Psychiatrie und Neurologie für beide Seiten fruchtbar und bereichernd sind. Die wissenschaftliche und klinische Verbindung beider Fächern widerspricht nicht der weiteren Entwicklung und Spezialisierung, sondern ist vielmehr hierfür eine zentrale Voraussetzung.
Das Pop-up Institut, ein ortsunabhängiges und projektbasiertes Institut, hat sich zum Ziel gesetzt, das mit psychischen Erkrankungen einhergehende Stigma zu reduzieren, indem es künstlerische Medien und künstlerisch-therapeutische Methoden nutzt, um Erfahrungen Betroffener zu kommunizieren. Der Dokumentarfilm soll vor allem fachfremden Menschen einen Einblick in das Krankheitsbild Schizophrenie ermöglichen und helfen Stigmata abzubauen. Außerdem soll der Film zum Dialog zwischen Künsten und Wissenschaft beitragen, indem er den Entstehungsprozess und die Endresultate des ersten Projekts des Pop-Up Instituts für ein größeres Publikum festhält und erfahrbar macht
Der Film wurde von Nina Wesemann produziert und durch die Volkswagenstiftung gefördert.
Dokumentarfilm Deutschland 2022
Im klinischen Alltag werden psychiatrische Professionelle häufig mit medizinethischen Fragen konfrontiert, beispielsweise wenn es darum geht, ob eine Person gegen ihren Willen behandelt werden soll: Ist dies der selbstbestimmte Wille der Person oder ist durch die Krankheit die Selbstbestimmungsfähigkeit aufgehoben? Sollen die geäußerten Wünsche der Person oder ihr Wohlergehen höher gewichtet werden? Was ist überhaupt zum Wohl einer Person? Und wie kann gegebenenfalls eine Zwangsmaßnahme ethisch gerechtfertigt werden? Obwohl diese Fragen eine zentrale Rolle für Entscheidungen in der psychiatrischen Praxis spielen, werden sie häufig weder in der Fachärzt*innenausbildung noch im Stationsalltag systematisch analysiert und diskutiert.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Symposium das Ziel, solche ethischen Fragestellungen genauer zu untersuchen, um psychiatrischen Professionellen eine Hilfe für Entscheidungen in der klinischen Praxis zu bieten. Nach einem Übersichtsvortrag über grundlegende ethische Konzepte und Prinzipien werden dazu drei Fälle aus der Forensik, der Alterspsychiatrie sowie der Psychosomatik vorgestellt, ethisch analysiert und gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert.
Geschlossene Heimplätze sind in Deutschland unverändert ein fester Bestandteil des psychiatrischen Versorgungssytems. Ein Großteil davon ist nicht in gemeindepsychiatrischen Strukturen eingebunden, sondern führt ein Eigenleben, was eine transparente bundesweite Erfassung von Belegungszahlen, Dauer der Unterbringung und Entlassquoten verhindert.
Die DGPPN Task Force „Geschlossene Heime“ hat in den letzten zwei Jahren versucht den Ist-Stand zu skizzieren. Darauf aufbauend wurden, bei guter internationaler Evidenz, Strategien benannt, die eine geschlossene Heimunterbringung verhindern oder verkürzen sollen, dies auch explizit für den Bereich der gerontopsychiatrischen Versorgung.
In dem Diskussionsforum sollen der Status quo der geschlossenen Heime in Deutschland und die evidenz- und praxis-basierten Verbesserungsvorschläge im erweiterten Kreis mit Vertretern der Betroffenen und Angehörigen, der Leistungserbringer und der Politik diskutiert werden. Thematische Schwerpunkte werden ein bundesweites Register zur Erfassung und Belegung geschlossener Heimplätze, die Chancen im Rahmen der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und internationaler best practice Modelle und der zunehmende Bedarf an spezifischen Angeboten für eine älter werdende Bevölkerung sein.
Nicht zuletzt durch die Pandemie haben telemedizinische Interventionen in Psychiatrie und Psychotherapie zunehmend an Bedeutung gewonnen. Auch bei PatientInnen höheren Alters liegen zunehmend Ergebnisse zur Durchführbarkeit und Wirksamkeit telemedizinischer Interventionen vor. In diesem Symposium stellen wir aktuelle Entwicklungen und Interventionsprogramme dar. So beschreiben Buschert und Benninghoff die erfolgreiche Umsetzung einer onlinebasierten Überbrückungsintervention für Patienten in der Gedächtnisambulanz. Auch in der Diagnostik demenzieller Erkrankungen können onlinebasierte Verfahren unterstützend hilfreich sein, wie Supprian und Kirchner anhand einer aktuellen Studie mit dem Wortfindungstest zeigen. Deeken und Rapp schliesslich stellen die aktuelle metanalytische Evidnez zu Unterstützungsprogrammen für Angehörige von Menemnschen mit Demenz und zur onlinebasierten Psychotherapie im Alter zusammen. Die Ergebnisse werden im Lichte der demografischne Entwicklung und der psychiatrischne und psychotherapeutischen Versorgung älterer Menschen zusammenfassend diskutiert.
Vor der Pandemie waren offene Türen in der Psychiatrie gerade in den deutschsprachigen Ländern ein vielfältig und auch kontrovers diskutiertes Thema, das eng mit konzeptionellen Fragen in psychiatrischen Kliniken verbunden ist. An dieser Frage wurden auch zahlreiche ethische Konflikte wie die zwischen Freiheit und Sicherheit und von Einzel- und Gruppeninteressen exemplarisch deutlich. Zunehmend war es in den letzten Jahren gelungen, die Möglichkeit, auch untergebrachte Patientinnen und Patienten mit offenen Türen zu behandlen, auch gesetzlich explizit zu implementieren. Die Covid 19-Pandemie bedeutete für alle derartigen Bestrebungen einen schweren Rückschlag, weil strikte Stationsschließungen wie auch in somatischen Krankenhäusern aus Gründen der Infektionsvermeidung zur Regel wurden. Das Konzept offener Türen ist auch durch diverse andere Entwicklungen unter Druck, zum Beispiel den Fachkräftemangel und die zunehmend ambulante oder auch stationsäquivalente Behandlung nicht unterbringungsbedürftiger Patienten. In dem Symposium wird das Thema von sehr unterschiedlichen Seiten beleuchtet. T. Steinert erläutert die konzeptuellen Herausforderungen und Möglichkeiten und die Entwicklungen, die eine Aufrechterhaltung des Erreichten bedrohen. L. Schreiber referiert eine sehr detailreiche quasi-experimentelle Studie zur Türöffnung mit Interventions-und Kontrollstationen in Tübingen und Friedrichshafen. J. Czerny wird über die in der Fachöffentlichkeit viel zu wenig beachtete generell offen geführte Psychiatrie in Wien und weiten Teilen Österreichs berichten. C. Huber hat sehr viel zu Zwangsmaßnahmen und offenen Türen in der Schweiz publiziert und wird ein Update geben.
Die Früherkennung affektiver Störungen ist insbesondere im Hinblick auf die mit ihren potentiell einhergehenden schweren Beeinträchtigungen wichtig. Sie kann eine große Herausforderung darstellen, insbesondere in der Jugend, in der die Symptome einer affektiven Störung meist unspezifisch sind, wenn Patienten/innen selbst eine somatische Beschwerdeproblematik im Vordergrund sehen oder aus Scham die psychischen Beschwerden nicht benennen. Ein frühes Erkennen der Erkrankung ist allerdings für eine gewünschte Frühintervention essentiell. Da die meisten psychischen Störungen in der hausärztlichen Praxis erstmals auffallen und diagnostiziert werden, kommt der hausärztlichen Rolle eine zentrale Bedeutung zu.
In diesem Referats-Symposium wird unter besonderer Berücksichtigung der hausärztlichen Situation die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen in der Jugend und von Screening-Instrumenten dargestellt, die die Früherkennung affektiver Störungen im Jugendalter erleichtern.
Es werden Risikofaktoren für die Entstehung einer affektiven Störung und Frühsymptome der Depression beschrieben und anhand klinischer Beispiele werden Möglichkeiten der Frühdiagnostik insbesondere im hausärztlichen Setting aufgezeigt. Dabei wird auf differentialdiagnostische Abgrenzungen wie z.B. auf die wichtige Abgrenzung des sog. Burn-out-Syndroms zur Depression und der rezidivierenden depressiven Störung zur Bipolar II-Störung eingegangen, da sich hieraus unterschiedliche therapeutische Strategien ableiten.
Das Feld der psychiatrisch-psychosozialen Versorgung wird von einer Vielzahl an gesundheitspolitischen Akteuren und Institutionen reguliert. Beratungsverfahren im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) haben beispielsweise Auswirkungen auf die Psychotherapie-Richtlinien, die Personalvorgaben in der psychiatrischen oder psychosomatischen Krankenhausmedizin oder auf die Ausgestaltung von Versorgungsmodellen. Um die Sicht von Betroffenen in die Ausgestaltung ihrer Beschlüsse und Empfehlungen einzubeziehen, werden in diesen Prozessen Patientenvertreter*innen beteiligt, so wie dieses auch in anderen gesundheitspolitischen Institutionen bspw. zur Qualitätssicherung der Fall (oder angestrebt) ist.
Das Symposium bringt verschiedene Sichtweisen zum Thema Patientenbeteiligung im Feld der psycho-sozialen Versorgung zusammen, um Gelegenheit zum Austausch zu geben. Perspektiven von Patientenvertreter*innen, die über eigene Erfahrungen in Beteiligungsprozessen verfügen, werden mit Richtlinien und Konzeptualisierungen aus der Politik kontrastiert und abgeglichen. Dabei sollen folgende Fragen adressiert werden: Welche Rahmenbedingungen gelten für die derzeitige Patientenbeteiligung, wo bestehen Veränderungsbedarfe und Weiterentwicklungspotenziale politischer und institutioneller Regelungen? Sind die gegenwärtigen Mitbestimmungsmöglichkeiten aus Sicht von Patientenvertreter*innen ausreichend, welche Herausforderungen stellen sich in der Praxis? Was lässt sich an der Umsetzung der Patientenbeteiligung noch verbessern, welche Rationale für Beteiligung und welche Rollen und Funktio-nen können hier unterschieden werden?
Coping with an illness is always a challenge, regardless of whether it is acute or chronic. However, people with long-term or chronic illnesses in particular have a number of tasks to solve with regard to coping and dealing with these illnesses (Schaeffer & Moers, 2003). One way of supporting people in coping with their illness is the Guided Self-Determination (GSD) method. GSD stands for a concept that is already used internationally in the accompaniment and support of people with different illnesses. The concept has its origins in the care of people with type 1 diabetes and is used here to support them in dealing with their disease and to improve their individual disease management (Nienaber et al., 2021; Bötel et al., 2021; Jørgensen et al., 2015; Zoffmann, 2004; Zoffmann & Lauritzen, 2006). In the meantime, the concept has found its way into psychiatric care. For example, Jørgensen et al. (Jørgensen et al., 2015; Jørgensen et al., 2014) conducted a study in Denmark on the use of GSD in patients diagnosed with schizophrenia in outpatient care. Zoffmann (2004) herself describes GSD as a life skills approach and "a method that can help patients and professionals overcome obstacles and take advantage of opportunities that have been identified as crucial to patients' ability to make empowered decisions" (Zoffmann, 2004). In the symposium, after a short introduction to the topic of coping with illness, the GSD method will be presented. The background, development and evidence will be described. This is followed by a presentation on the training of GSD. Finally, the fourth lecture will report on the implementation of GSD in psychiatric care practice and the associated experiences.
Wenn man von psychosozialen Therapien spricht, so verbergen sich darunter sehr viele und verschiedene Ansätze. Gleichwohl sind psychosoziale Therapien ein zentraler Behandlungsbaustein für schwer psychisch kranke Menschen neben somatischen und psychotherapeutischen Interventionen und für den Recovery-Prozess von großer Bedeutung. Das Symposium gibt eine Übersicht, was gegenwärtig alles zu den psychosozialen Interventionen zählt und verortet die verschiedenen Interventionen in einem Recovery-orientiertem Modell psychosozialer Versorgung. Kaum eine Behandlung schwer psychisch kranker Menschen kommt z.B. ohne Psychoedukation aus. Andere psychosoziale Interventionen wie z.B. Interventionen zur Gesundheitsförderung sind weit weniger etabliert. Deshalb wird in diesem Symposium der Frage nachgegangen, was Behandler und Betroffene über psychosoziale Therapien wissen. Dabei werden die Ergebnisse einer Befragung von Behandlern und Behandlerinnen vorgestellt. In einem weiteren Vortrag wird beleuchtet, was Patientinnen und Patienten über psychosoziale Therapien wissen, welche sie kennen und an welchen sie gegebenenfalls schon teilgenommen haben. Es wird deutlich, dass es hier Informationsbedarf gibt und es wird sowohl auf eine manualisierte Informationsveranstaltung für Menschen mit schweren psychischen, als auch auf einen online-basierten Wissensspeicher (www.Thera-Part.de) verwiesen. Schließlich wird der Frage nachgegangen, ob sich das Wissen über psychosoziale Therapien bei den Betroffenen verbessern lässt. Grundlage hierfür bilden die Ergebnisse der Implementierungsstudie IMPPETUS.
Demnächst wird eine Novellierung des §64 StGB erwartet, die Veröffentlichung eines entsprechenden Referentenentwurfs steht unmittelbar bevor.
in den letzten Jahren hat es einen Anstieg der Patientenzahlen in den forensischen Entziehungskliniken gegeben, bei Patienten und Rechtsanwälten war das Erreichen einer entsprechenden Anordnung beliebt – vermutlich u.a. aufgrund der Entlassungsmöglichkeit zum Halbstrafenzeitpunkt. In der Rechtsprechung kam §64 StGB nach Einführung der „Soll-Vorschrift“ vermehrt zur Anwendung. In den Maßregelvollzugskliniken ergab sich insgesamt die Situation einer Überfüllung und einer Überlastung des für suchtkranke Patienten ausgerichteten Systems durch stark dissoziale und kriminelle Einflüsse.
Auch eine Task-Force der DGPPN hat sich 2021 zum Verfassen eines Positionspapiers veranlasst gesehen.
Wie werden sich die Gesetzesnovellierungen auswirken?
Welche Änderungen und ggf. Interferenzen werden sich durch die ebenfalls anstehenden Aktualisierung der diagnostischen Systematik durch die Einführung von ICD 11 auf Einweisungsgutachten und den Behandlungsalltag ergeben?
Diese Fragen beschäftigen nicht nur Juristen, Gutachter und Maßregelvollzugskliniken, sondern auch Justizvollzugsanstalten.
Im vorliegenden Symposium sollen die gegenwärtige Situation und die künftigen Erwartungen beleuchtet werden aus Sicht der Justiz und der gesetzesnovellierungsvorbereitenden Arbeitsgruppe (Dorothea Gaudernack), des Maßregelvollzugs (Susanne Stübner), der Gefängnismedizin (Gregor Groß) und der kriminologischen Suchttherapie (Michael Schwarz).
Die Auswahl der "richtigen" Psychopharmaka stellt in der klinischen Praxis eine große Herausforderung dar. Auch wenn die Anzahl neuer Psychopharmaka in den vergangenen Jahren recht überschaubar geblieben ist, gibt es immer wieder wichtige neue Erkenntnisse zu bereits bekannten Substanzen. In diesem Workshop informieren die jeweiligen Spezialist:innen in ihrem Fachgebiet über neue Erkenntnisse und Trends in der Psychopharmakologie und geben einen aktuellen Überblick über Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren, Stimulanzien und Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen sowie über die Pharmakotherapie im Alter und bei Demenz. Dabei wird großer Wert auf den praxisnahen Einsatz gelegt, neben der patientenspezifischen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Kombinationsmöglichkeiten, Interaktionen und medikamentösen Strategien bei Therapieresistenz. In abschließenden Falldiskussionen können vorbereitete oder eigene Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die Psychopharmakotherapie älterer Personen mit psychischen Erkrankungen stellt auf verschiedenen Ebenen eine Herausforderung in der klinischen Praxis dar. Pharmakokinetische Besonderheiten, Arzneimittelinteraktionen, Begleiterkrankungen und eine erhöhte Anfälligkeit für unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie anticholinerge Nebenwirkungen oder eine Erhöhung der Sturzneigung können die Psychopharmakotherapie häufig erschweren. Diese Probleme können potentiell im schlimmsten Fall zu (vermeidbaren) stationären Aufnahmen und signifikanten Folgeschäden führen. Bei vielen Behandler:innen herrscht daher große Unsicherheit in diesem Bereich, welche sowohl zur Verordnung ungeeigneter Medikation als auch zu medikamentöser Unterversorgung dieser Patient:innengruppe führen kann. Gleichzeitig ist auch aufgrund der demographischen Entwicklung eine hohe Kompetenz in diesem Bereich der Psychopharmakotherapie im Alltag zwingend erforderlich.
Der geplante Workshop soll daher die wichtigsten klinischen Grundlagen zur Psychopharmakotherapie im Alter unter Berücksichtigung von psychiatrischen und somatischen Begleiterkrankungen vermitteln. Anhand von Fallbeispielen aus der klinischen Praxis sollen Herausforderungen und Möglichkeiten der Psychopharmakotherapie im Alter mit den Teilnehmenden erarbeitet werden. Es besteht auch die Möglichkeit für die Teilnehmenden, eigene Fälle aus der klinischen Praxis vorab einzureichen und diese im Rahmen des Workshops zu diskutieren.
Interessenkonflikte: EJB: Sprecherhonorare von Medice
Die Autismus-Spektrum-Störungen sind gekennzeichnet durch Defizite in der sozialen Wahrnehmung und Kompetenz, die sich in der Regel bereits im frühen Kindesalter manifestieren. Darüber hinaus prägen Symptome aus dem Bereich der Wahrnehmung, zwangsartig, repetitive Verhaltensweisen und Sonderinteressen sowie -begabungen das klinische Bild des Asperger-Syndroms. Die Prävalenz wird mit etwa 1–2 % eingeschätzt und ist damit höher als die der schizophreniformen Störungen. Die autistischen Störungen sind wie die anderen Entwicklungsstörungen als strukturelle Diagnosen zu begreifen. Sie sind wechselseitig miteinander (Autismus, ADHS, Tic-Störungen und Besonderheiten der Intelligenz) vergesellschaftet und bilden die Grundlage (Basisstruktur) zahlreicher anderer psychiatrischer Komorbiditäten (Depression, Ängste, Sucht, Psychosen, Zwang, etc.). Bei dieser Veranstaltung sollen klinische Präsentation, Differentialdiagnose, Neurobiologie, Klassifikation und Therapie dieser Störungsbilder interaktiv und anhand zahlreicher Videobeispiele vorgestellt werden.
Interessenkonflikte: Buchpublikationen, bezahlte Vorträge und Workshops zur Thematik, DFG- und andere Forschungsgelder
Hypnotherapie ist ein überaus vielseitiges und wissenschaftlich anerkanntes Verfahren. Dabei lässt sich die Hypnose sehr gut und zeiteffektiv in den psychiatrisch/psychotherapeutischen Stationsalltag oder in die ambulante Patientenversorgung integrieren. Dabei müssen Sie nicht jede Patient:in „hypnotisieren“, denn Kenntnisse hypnotherapeutischer Prinzipien können auch im normalen Patientengespräch, aber vor allem in Krisensituationen den entscheidenden Unterschied machen und insbesondere die Arbeit mit bisher „schwierigen“ Patient:innen erleichtern. Und falls Sie bereits mit imaginativen Techniken arbeiten, sei es bei der Imagination eines sicheren Ortes oder den imaginativen Techniken von Schematherapie oder Imagery Rescripting, dann kann ein solides Grundwissen über Hypnose Ihnen zu einem vertieften Verständnis verhelfen, wenn die Therapie mal nicht so läuft wie geplant. In diesem Kurs möchte ich mit Ihnen wichtige Grundprinzipien der klassischen wie auch der Erickson’schen Hypnotherapie erarbeiten. Dabei werden Sie Therapieprinzipien kennenlernen, die man auch als „Einsteiger:in“ gut in den Arbeitsalltag integrieren kann.
Die Sachverständigentätigkeit in der Psychiatrie stellt ein eigenes Spezialgebiet dar und erfordert eine profunde Einarbeitung in die „dialogische Schnittmenge“ zwischen Justiz und Psychiatrie. Die Rolle der sachverständigen Person unterscheidet sich grundlegend von der behandlerischen Aufgabe und erfordert die Kenntnis der fachbezogenen Erwartungen, die die Justiz als Auftraggeber an sachverständige Experten stellt. Dieser Workshop ist ein Einführungskurs für all jene Psychiater:innen und Psycholog:innen, die sich mit Fragen zur Beurteilung der Schuldfähigkeit befassen möchten und eine Art Handreichung bekommen wollen, wie man bei Erhalt eines Gutachtenauftrags vorgeht und in welchem juristischen Kontext man sich mit seiner Tätigkeit befindet.
Für die psychiatrische Notfallbehandlung sind bestimmte Grundfertigkeiten notwendig. Dazu zählen sowohl die Vorbereitung auf den ersten Dienst und Grundfertigkeiten der ärztlichen Gesprächsführung als auch das Wissen über die wichtigsten psychiatrischen Notfälle und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Alle diese Dinge werden in diesem Workshop in einem interaktiven Format vermittelt.
Zielgruppe: Psychiater:innen in den ersten Berufsjahren und Student:innen im Praktischen Jahr
Methode: Kurzer Vortrag, interaktive Erarbeitung von Algorithmen der Notfallbehandlung; Einübung von wichtigen Techniken im Rollenspiel
Als Grundlage können gerne Fallbeispiele der Teilnehmer:innen dienen.
Aufbau:
1. Allgemeine Fertigkeiten
1.1. Was muss ich vor meinem ersten Dienst wissen?
1.2. Gesprächsführung in Notfallsituationen
1.3. Konfliktdeeskalation
2. Akute Syndrome
2.1. Akute Erregung
2.2. Delir
2.3. Stupor
2.4. Suizidalität
2.5. Depressivität
2.6. Angst
2.7. Traumatisierung
2.8. Selbstverletzung
3. Psychopharmakologie für den Notfall
3.1. Wichtige Notfallmedikamente
3.2. Malignes Neuroleptisches Syndrom und Periniziöse Katatonie
4. Rechtliche Rahmenbedingungen (PsychKG, BGB, etc.)
Weitere Infos und Handout: http://bit.ly/ErsterDienst Literatur: Klein, J.P. Willenborg, B. Klein, E.M. Mein Erster Dienst – psychiatrische Notfälle. Heidelberg: Springer, 2016.
Interessenkonflikt:
JPK erhielt Finanzierung für klinische Studien (Bundesministerium für Gesundheit, Servier), Bezahlung für Vorträge zu Internetinterventionen (Oberberg, Servier, Stillachhaus), Bezahlung für Beratertätigkeit ("All about me" GmbH, Etypharm), und Bezahlung für Workshops und Bücher (Beltz, Elsevier, Hogrefe, Springer) über Psychotherapie Chronischer Depression und Psychiatrische Notfälle.
Abhängigkeitserkrankungen sind keine Phänomene, die nur Einzelne am Rande der Gesellschaft betreffen. Vielmehr nimmt die Zahl der Betroffenen in allen Altersklassen in den letzten Jahren zu oder stagniert auf einem hohen Niveau. Mit einer steigenden Anzahl an Betroffenen rücken spezielle Aspekte der Behandlung dieser Störungen wie die Behandlung von suchterkrankten Eltern, die Therapie der Medikamentenabhängigkeit und neue Behandlungsansätze zur Therapie der Alkoholabhängigkeit, wie z. B. Konzepte zu reduziertem Trinken, in den Fokus des klinischen Handelns.
In diesem Workshop sollen anhand von Fallbeispielen praxisorientiert interaktiv mit den Teilnehmer:innen Behandlungskonzepte für suchterkrankte Eltern, zur Therapie der Medikamentenabhängigkeit sowie spezifische Aspekte zur Diagnostik und Therapie der Alkoholabhängigkeit besprochen werden. Dieser Workshop richtet sich an im ambulanten oder stationären Bereich tätige Psychiater:innen, Neurolog:innen und Hausärzt:innen und deckt die Besonderheiten in der Behandlung dieser Patientengruppen in den verschiedenen klinischen Settings ab. Es werden neben medikamentösen Behandlungsstrategien auch spezifische psychotherapeutische Therapieansätze für die betroffenen Patient:innen dargestellt.
Eine offene, an den Lebenswelten von LGBT Personen orientierte affirmative Psychotherapie ist so vielfältig wie deren Lebenswelten. Neben spezifischem Fachwissen (Dimensionen der sexuellen Orientierung, Coming-out-Prozesse, Stigmatisierung, Minoritystress, Beziehungsformen, APA-Leitlinien) fokussiert der Workshop auf Einstellungen von Therapeuten:innen gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen (Heteronormativität, Homophobie und Transnegativität).
Die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) gilt als Traumafolgestörung aufgrund schwerer Kindesmisshandlung. Mit Prävalenzschätzungen von 0,5–1% in der Bevölkerung und 5 % in psychiatrischen Populationen ist sie zudem eine häufige Erkrankung. Es liegen gute Behandlungsmöglichkeiten vor, wodurch der frühzeitigen Diagnostik der DIS eine besondere Bedeutung zukommt. Da diese Diagnose jedoch auch weiterhin nur zögerlich gestellt wird, hat dies Nicht- oder Fehlbehandlung zur Folge.
Der Workshop will für das Störungsbild der DIS sensibilisieren und aktuelle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten vorstellen. Im Workshop werden Kriterien vorgestellt, anhand derer eine größere Sicherheit in der Diagnosestellung der DIS und der anderen Dissoziativen Störungen erreicht werden kann. Besondere Berücksichtigung finden psychopathologische Befunde und die Kriterien nach DSM-5 und ICD-11. Darüber hinaus werden Faktoren dargestellt, welche das Erkennen der Erkrankung erschweren. Neben störungsimmanenten Aspekten wird beschrieben, dass auch Fehlvorstellungen und professionelle Skepsis die Diagnose erschweren. Zudem wird ein Überblick über das phasenorientiere Vorgehen gegeben, dass sich an den sonstigen Standards zur Behandlung komplexer PTBS orientiert. Darüber hinaus werden störungsspezifische Interventionstechniken vorgestellt, die darauf abzielen, die dissoziativen Symptome zu überwinden. Insbesondere wird gezeigt, wie die aktive Einbeziehung dissoziierter Persönlichkeitsanteile genutzt werden kann, um spezifische und oft gravierende Einschränkungen zu überwinden.
Arbeitsgrundlage des Workshops sind die Expertenempfehlung für die Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bei Erwachsenen der International Society for the Study of Trauma and Dissociation (Chu et al. 2011; Gast und Wirtz (Hrsg.) 2016).
Ziel des Workshops ist es, anhand klinischer Beispiele und anhand der Expertenempfehlung in das Konzept der dissoziativen Identitätsstörung einzuführen, ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen zu erarbeiten und Behandlungsmöglichkeiten und –standards vorzustellen.
Der Workshop soll eine vertiefte Einführung in die Compassion Focused Therapy (CFT) von Prof. Paul Gilbert geben. Dabei soll insbesondere auf die transdiagnostische Anwendung der CFT für verschiedene psychische Probleme fokussiert werden. Bisherige Studien belegen Wirksamkeit insbesondere für Patient:innen mit ausgeprägter Selbstkritik, niedrigem Selbstwert und hohem Schamerleben. Der Workshop gibt eine Einführung in die zentralen theoretischen Konzepte der CFT sowie des Compassionate Mind Trainings. Neben des zentralen evolutionspsychologischen Rahmenmodells und des Affekt-Regulations-Modells (3-circle-modell) werden zentrale therapeutische Interventionen wie soothing rhythm breathing, Imagery Übungen (Mitfühlender Begleiter, Mitfühlendes Selbst etc.) sowie die gezielte Arbeit mit hoher Selbstkritik vorgestellt und mit den Teilnehmer:innen praktisch angewendet. Die Teilnehmer:innen sollen so einen vertieften Einblick in die CFT und deren Möglichkeiten für die tägliche therapeutische Arbeit erhalten. Neben individuellen Reflexionen werden die Teilnehmer:innen auch in Kleingruppen und im Plenum arbeiten.
Aus demographischen Gründen nimmt die Zahl hochaltriger und multimorbider Menschen, die im (teil)stationären und ambulanten Setting psychiatrisch behandelt werden, deutlich zu und wird in Zukunft noch weiter steigen. Neben verschiedensten Begleiterkrankungen, die u. U. mehrere Organsysteme betreffen, sind viele Patient:innen durch sog. geriatrische Syndrome beeinträchtigt. Komorbide somatische Störungen interagieren regelhaft in einer häufig komplexen Art und Weise mit den psychischen Störungen und deren Behandlung. Somatische Prozesse können zum einen ätiologisch relevant für psychische Störungen sein (z. B. Delir ausgelöst durch Exsikkose) und vice versa ebenso (z. B. Exsikkose/Malnutrition in Folge einer schweren Depression). Zum anderen schränken Komorbiditäten psychopharmakologische und psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten ein. Geriatrische Syndrome wie Sturzkrankheit, Malnutrition, kognitive Defizite und sensorische sowie motorische Defizite erhöhen die Vulnerabilität der betroffenen Patient:innen beträchtlich und müssen wegen der assoziierten Risiken bei der Therapieplanung, Therapiezieldefinition und Behandlungsdauer berücksichtigt werden. Dabei kommt der Wiedererlangung bzw. der Stabilisierung eines möglichst hohen Funktionsniveaus als wichtiger Voraussetzung für den Erhalt der Autonomie besondere Bedeutung zu. Weiterhin erfordern Entscheidungen zu medizinischen Maßnahmen die Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Prüfung der Einwilligungsfähigkeit) und eine Einbeziehung der Betroffenen in die Entscheidungsfindung.
Inhaltliche Schwerpunkte: Assessment und multiprofessionelle Behandlung bei ausgewählten in der Gerontopsychiatrie besonders bedeutsamen geriatrischen Syndromen und Problembereichen, wie Delir, Stürze, Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty), Schmerzen, Polypharmazie, Malnutrition, Inkontinenz. Das Management internistischer und neurologischer Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Parkinson-Syndrom) bei Alterspatient:innen wird in exemplarischer Form und unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit psychischen Störungen besprochen.
Methode: Im Fokus stehen die für die Gerontopsychiatrie besonders wichtigen Inhalte. Die Themen werden anhand exemplarischer Fälle und mit Bezugnahme auf ausgewählte theoretische Grundlagen in interaktiver Form besprochen. Handouts und spezielle Literatur werden zur Verfügung gestellt.
Lernziel: Vertiefung praxisrelevanter altersmedizinischer Kenntnisse, insbesondere hinsichtlich der Behandlung von hochaltrigen Menschen mit psychischen Störungen.
Zielgruppe: Ärzt:innen in Weiterbildung, Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärzt:innen anderer Fachrichtungen
Interessenkonflikte: keine
Effiziente Behandlung von chronischem Wahn und vom Stimmenhören bei psychotischen Störungen: Ein Viertel aller Betroffenen mit schizophrenen Störungen zeigten trotz aller Fortschritte in der pharmakologischen Behandlung auch heute noch persistierende Wahnsymptomatik und/oder hörten chronisch Stimmen. Für Patient:innen, Angehörige und Therapeut:innen oft ein Grund zu resignieren. Dabei wurden in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe interessanter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze entwickelt, die erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden können. Eine Vielzahl guter Studien und systematischer Reviews zeigen, dass sie neben einer Optimierung der antipsychotischen Medikation in diesem Indikationsbereich als evidenzbasierter Ansatz moderner Psychiatrie zur Verfügung stehen. Aber welche Techniken wendet man wie an und wie baut man auch systematisch erfolgreiche Therapie auf?
Ein besonderer Schwerpunkt wird hier auf neuere Ansätze in der Wahnbehandlung (safety learning) und problemspezifische Ansätze beim Stimmenhören gelegt. Anhand eigener und vorgestellter Fallbeispiele lernen Sie Praxisrelevantes für die ambulante und stationäre Therapie. Aber auch, wie man Patient:innen mit modernen motivationspsychologischen Verfahren überhaupt in eine verhaltens- und pharmakotherapeutische Behandlung bekommt und hält (engagement and disengagement, comliance) gehören zum Interventionspaket.
Mit einer Lebenszeitprävalenz von etwa 11 % ist Stalking in den Industrienationen ein weit verbreitetes Phänomen. Psychiater:innen sowie Psychotherapeut:innen aber auch Psycholog:innen und Pflegekräfte müssen sich zunehmend mit dem Thema Stalking befassen. Es geht um Beratung und Therapie von Stalkingopfern, um Risikoeinschätzung, Begutachtung und Therapie von Stalkern. Darüber hinaus werden die Therapeuten selbst nicht ganz selten von behandelten oder begutachteten Patient:innen gestalkt. Da in dem Workshop die gesamte Bandbreite von Stalking behandelt wird, sollten die Inhalte grundsätzlich für alle, die in der psychiatrischen Therapie und Begutachtung tätig sind, von Interesse sein. Es werden grundlegende Kompetenzen im Umgang mit den unterschiedlichen Facetten von Stalking vermittelt. Dabei werden systematisch die folgenden Aspekte besprochen:
1. Definition; Tatbestand Stalking (§238 StGB, Gewaltschutzgesetz)
2. Stalkingmethoden, Epidemiologie, Verlauf
3. Stalkertypologien
4. Auswirkungen von Stalking auf die Opfer
5. Praktisches Vorgehen bei einer Erstberatung eines Stalkingopfers
6. Spezielle therapeutische Interventionen für Stalkingopfer
7. Risikoeinschätzung bezüglich einer gewalttätigen Eskalation von Stalking
8. Behandlungsmöglichkeiten für Stalker
9. Praktisches Vorgehen bei der Begutachtung von Stalkern
10. Wohin mit den Stalkern: Gefängnis – Psychiatrie – Maßregel
11. Wie verhalte ich mich in der eigenen Praxis oder in der Klinik, wenn ich von Patienten gestalkt werde?
Der Workshop fokussiert zum einen Planung, Umsetzung und Erfahrungen des Implementierungsprozesses des Safewards-Modells in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin. Er umfasst den Vorbereitungsprozess und das begleitende Projektmanagement bis hin zu den Erfahrungen der Steuerungsgruppe während des zehnmonatigen Umsetzungsprozess. Des Weiteren werden Methoden und Interventionen zur Aufrechterhaltung des Modells und die Evaluationsergebnisse vorgestellt. Zum anderen werden die 10 Safewards-Interventionen vom multiprofessionellen Team (Pflegende, Ärzt:innen und Psycholog:innen) vorgestellt sowie deren praktische Umsetzung beschrieben und in Übungen exemplarisch erprobt. Außerdem werden die Erfahrungen mit den Interventionen seitens der Mitarbeiter:innen und Patient:innen beschrieben.
Zielgruppen: Alle in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen (Psycholog:innen, Ärzt:innen, Pflegende, Ergotherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen)
Didaktische Methoden: Power-Point-Präsentation, Praxisbeispiele, Übungen und Diskussion
Literatur: Baumgardt, J., Jäckel, D., Helber-Böhlen, H., Stiehm, N., Morgenstern, K., Voigt, A., Schöppe, E., Mc Cutcheon, A.K., Velasquez Lecca, E.E., Löhr, M., Schulz, M., Bechdolf, A., Weinmann, S. (2020) Preventing and Reducing Coercive Measures-An Evaluation of the Implementation of the Safewards Model in Two Locked Wards in Germany. Frontiers in Psychiatry. doi: 10.3389/fpsyt.2020.00162.
Der Umgang mit potentiell traumatisierenden Erlebnissen und Erfahrungen wie Folter, Verfolgung, Krieg, Flucht hängt nicht nur von den Lebensumständen (zum Beispiel sogenannten postmigratorischen Stressoren) nach der Traumatisierung, sondern auch von verschiedenen individuellen Ressourcen und Risikofaktoren ab. Maßgeblichen Einfluss haben positive wie negative Bindungserfahrungen in der Kindheit und Jugend, aber auch die Erfahrung und das Erleben von positiver Selbstwirksamkeit. In der therapeutischen Arbeit mit Flüchtlingen, welche einen anderen sozialen und kulturellen Hintergrund aufweisen, ist es aus Sicht des Autors sinnvoll, der Art und Weise, wie Traumata von den Betroffenen interpretiert werden (Frage des „warum“), mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Umstand, dass religiöse und kulturelle Grundeinstellungen von Betroffenen häufig zu wenig beachtet werden, führt nicht selten zu langen und gegebenenfalls frustranen Therapieverläufen. Im Workshop soll das Thema Ressourcen, Risikofaktoren und Kausalattribution bei Menschen mit (uns) fremden soziokulturellem Entwicklungshintergrund differenziert vorgestellt und erörtert werden. Ein Beispiel ist, dass bei Betroffenen häufig anzutreffende subjektive, aber nicht ganz selten auch von der Sozialgemeinschaft geteilte Gefühl der „Schuld“ – andere nicht geschützt zu haben, biographische „Fehler“ gemacht zu haben, überlebt zu haben etc. Angesprochen sein sollten interessierte Kolleg:innen mit einem entsprechenden therapeutischen Hintergrund und Erfahrung im Umgang mit traumatisierten Migrant:innen bzw. dem Wunsch mit diesen psychotherapeutisch arbeiten zu wollen.
An zwei Tagen werden Grundzüge der Psychiatriegeschichte, auch im Hinblick auf die Facharztprüfung, systematisch vermittelt und mit Hilfe von historischen Quellen anschaulich dargestellt.
Kernthema 1): Kompaktwissen Höhepunkte und Irrwege in der Geschichte der Psychiatrie. Schwerpunkte: von der Aufklärung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts; Tendenzen der Psychiatrie im 20. Jahrhundert; Psychiatrie im Nationalsozialismus
Kernthema 2): Psychiatrie in der DDR
Ausgewählte Quellen: Texte und Kontexte. Kleingruppenarbeit, strukturierte Diskussionen, Raum für Fragen und Kommentare.
Kernthema 3): Was weiß ich?
Eponym-Quiz
Didaktische Methoden: PowerPoint-unterstützte Vorträge und Diskussionen (Tag 1); Kleingruppenarbeit, Textlektüre und Videos (Tag 2).
Zielgruppe: Kolleg:innen in der Vorbereitung zur Facharztprüfung; alle in der Psychiatrie Tätigen, die historisch interessiert sind, ebenso aus psychiatrienahen Berufen.
Neurofeedback ist eine psychophysiologische Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit verschiedenen Störungen entwickelt und evaluiert wurde. Erfolge in der Behandlung von Epilepsien und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) konnten nachgewiesen werden. Auch andere Anwendungsbereiche wie z. B. Tinnitus, Tourette, Migräne, primäre Insomnie, Autismus oder Leistungssteigerung bei Gesunden werden zunehmend untersucht und/oder von Patient:innen nachgefragt. Damit ist in der Schnittmenge von Medizin und Psychologie eine Nachfrage entstanden, die weder Ärzt:innen noch Psycholog:innen in Ermangelung einschlägiger Ausbildung auch nur annähernd befriedigen.
Im Workshop werden die hirnphysiologischen und lerntheoretischen Grundlagen des Neurofeedbacks vorgestellt. Am Beispiel der ADHS werden Behandlungsprotokolle und ihre Einordnung in ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen besprochen. Es werden Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit vorgestellt und ein Ausblick auf andere Anwendungen gegeben. Ein Schwerpunkt wird in der Einführung in die Technik liegen. Neurofeedback-Geräte stehen zu Demonstrationszwecken und für eigenständige Übungen zur Verfügung.
Interessenkonflikte: keine
Psychotherapeut*innen sehen sich regelmäßig mit herausfordernden Situationen in ihrer Arbeit mit Patient*innen konfrontiert. So sind Konflikte, die sich zwischen den Patient*innen und Therapierenden ereignen (wie z.B. narzisstische Entwertung, Vorwurf des Empathiemangels, Widerstand gegen Veränderung, Zweifel an der Kompetenz, Misstrauen) in der Psychotherapie nicht ungewöhnlich. In der Psychoanalyse und der tiefenpsychologischen Psychotherapie werden derartige Konflikte (auch Übertragungsneurosen genannt) gezielt vom Therapierenden herbeigeführt, um beispielsweise unbewusste Konflikte aus der Kindheit mit dem Therapierenden durchzuarbeiten. In der Psychotherapieforschung werden Konflikte in der therapeutischen Arbeitsbeziehung als ruptures (Brüche) bezeichnet, denen besondere Beachtung geschenkt werden sollte, indem sie bestenfalls direkt angesprochen und ‚repariert‘ werden .
Daher erscheint es relevant, Umgangsweisen mit Konflikten, die sich innerhalb der therapeutischen Beziehung ereignen, in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung zu adressieren. Das Praxis-Symposium widmet sich entsprechend dem Umgang mit einem Konflikt zwischen einem Patienten und seinem Therapierenden aus den folgenden vier verschiedenen Psychotherapieperspektiven: Mentalisierungsbasierte Therapie (S. Taubner), Psychodynamische Therapie (B. Strauß), Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (E.-L. Brakemeier) und Dialektisch Behaviorale Therapie (C. Stiglmayr). Die vier Referent*innen werden nach einer kurzen Einführung in ihre spezifische Therapieform jeweils an demselben Patientenbeispiel (Schauspielpatient: C. Banzhaf) durch Live-Rollenspiele verschiedene Umgangsweisen demonstrieren. Das Ziel besteht darin, dass das Publikum Handlungswissen darüber erhält, wie Therapeut*innen konstruktiv mit dieser Situation umgehen können. Abschließend erfolgt eine Diskussion bezüglich Gemeinsamkeiten und Unterschieden der verschiedenen Umgangsweisen mit dieser schwierigen Interaktionssituation, wobei das Publikum sowie der Schauspielpatient und die vier Referent*innen eingebunden werden.
Berührung ist eine komplexe und zutiefst im sozialen Miteinander verankerte menschliche Handlung, die Selbsterfahrung ebenso vermittelt wie Kontakt und Zugehörigkeit. Ein Mangel an Berührung in der Kindheit ist mit negativen Folgen für die psychosoziale Gesundheit verbunden. Umgekehrt belegen klinische Studien den Nutzen von professionellen Berührungs- und Massagetech¬niken zur Prävention und Therapie verschiedener Erkrankungen. Das Symposium gilt den aktuellen Ansätzen zu einer „Berührungsmedizin“ und spannt einen Bogen zwischen den Erkenntnissen moderner Berüh-rungsforschung und der klinischen Psychiatrie. Es stellt zunächst die Phänomeno¬logie der Berührungserfahrung in ihrer Bedeutung für Selbsterleben, Kommunikation und Sozialität dar, um dann die empirisch belegte Wirksamkeit spe¬zieller Massagetechniken bei der Depression und anderen Indikationen vorzustellen. Weitere Themen gelten der Bedeutung von Berührung in der Körperorientierten Psychotherapie und in der Psychoonkologie. Die jeweiligen Methoden und Wirkmechanismen werden auf verschiedenen Ebenen diskutiert.
Thomas Fuchs untersucht die Phänomenologie der Berührungserfahrung als Abgrenzung und Kontakt, der besonders in der frühen Kindheit zentrale Bedeutung für das Körperselbst und die primäre Intersubjektivität hat.
Bruno Müller-Oerlinghausen und Michael Eggart illustrieren anhand eigener und anderer empirischer Studien die Wirksamkeit heilsamer Berührung, z.B. des „affective touch“ bei der Depression, die primär als Leibkrankheit mit Störung der interozeptiven Prozesse konzipiert wird. Potentielle Wirkmechanismen werden diskutiert.
Frank Röhricht untersucht unter Einbeziehung empirischer Studien die Bedeutung, den therapeutischer Nutzen und Kontraindikationen von Berührung in der Körperpsychotherapie.
Astrid Grossert gibt einen Einblick in körperpsychotherapeutische Interventionen in der Psycho- Onkologie, die mit Selbst- und Fremdberührung arbeiten.
Die Bedeutung der Natur für die psychische Gesundheit, aber auch der Einsatz von Natur und Tieren bei der Behandlung psychischer Störungen finden zunehmende Beachtung in der Forschung und Praxis. Sogenannte Green Spaces haben eine positive Auswirkung auf das körperliche und psychische Wohlbefinden vermittelt durch verschiedene Mechanismen. Weiterhin hat sich gezeigt, dass ein Leben in urbanen Regionen im Vergleich zu einem ländlichen Lebensraum mit einem höheren Risiko für bestimmte seelische Erkrankungen verbunden ist. Neue Studien liefern Hinweise für den beteiligten Hirnmechanismus und betonen die Bedeutung sozialer Stressoren.
Umgekehrt zeigen naturgestützte Therapien neurobiologische (z.B. Reduktion des Blutdrucks), psychologische (z.B. erhöhte Empathie) und soziale (z.B. Vertrauen) Effekte und wirken nachgewiesenermaßen stress- und angstreduzierend, motivierend, und stimmungsaufhellend. Diese Wirkmechanismen können den Therapieprozess unterstützen und einen positiven Effekt auf die Symptomatik der PatientInnen haben. Depressionen stellen in der naturgestützten Therapie einen besonders wichtigen Indikationsbereich dar. Dies gilt vor allem bei PatientInnen, die im Rahmen früher zwischenmenschlicher Traumatisierungserfahrungen Schwierigkeiten haben, sich auf Psychotherapie einzulassen. Bisherige Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit tier- und naturgestützter Therapie erbrachten vielversprechende Ergebnisse, müssen allerdings aufgrund methodischer Einschränkungen als vorläufig betrachtet werden. Zur Verhinderung von Rückfällen und Wiederauftreten rezidivierender Depressionen erwies sich ein naturgestütztes Achtsamkeitsprogramm als gut durchführbar und wirksamer als eine herkömmliche Behandlung. Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert.
Schon seit langem ist bekannt, dass viele psychische Erkrankungen mit Störungen des Schlafs, insbesondere im Sinne von Ein- und Durchschlafstörungen einhergehen. Zudem klagen nicht wenige Patienten über Müdigkeit oder Schläfrigkeit am Tage. Auch wenn diese Beschwerden oft in direktem Zusammenhang mit der psychischen Erkrankung stehen, kommen zusätzlich genuin schlafmedizinische Ursachen in Betracht, wie zum Beispiel das Schlafapnoe- oder das Restless-Legs Syndrom. Schließlich spielt auch die Insomnie als eigenständige psychische Erkrankung eine erhebliche Rolle, die sicher prädiktiv, möglicherweise aber auch ursächlich für andere psychische Erkrankungen sein kann. Das State-of-the-Art-Symposium gibt einen aktuellen Überblick über die evidenzbasierte Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. Dabei wird nicht nur auf alle wichtigen differentialdiagnostischen Erwägungen eingegangen, die für Psychiatrie und Psychotherapie wichtig sind, sondern auch auf die unterschiedlichen therapeutischen Ansätze und die pathophysiologischen Verbindungen zwischen gestörtem Schlaf und psychischer Gesundheit.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, die Behandlungserfolge bzw. Ansprechraten auf Antidepressiva sind jedoch weiterhin unzureichend. Dieses Symposium stellt interessante neue Forschungsansätze zu Biomarkern für die Prädiktion des Ansprechens auf Antidepressiva zusammen und zeigt neue Wege für eine personalisierte Therapie der Depression auf. Jan Engelmann (Mainz) wird aktuelle Ergebnisse zur Prädiktion von Therapieverläufen depressiver Patienten präsentieren, die im Rahmen der early medication change Studie antidepressiv behandelt wurden. Durch die Kombination von klinischen und biologischen Parameter gelingt es, die prädiktive Vorhersagekraft eines frühen Ansprechens auf eine Pharmakotherapie für eine spätere Remission der depressiven Symptomatik zu verbessern. Helge Frieling (Hannover) wird Daten zu Neurotrophinen und der Wirksamkeit von Antidepressiva vorstellen. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf BDNF und dessen prädiktivem Wert auf eine erfolgreiche antidepressive Behandlung. Nils Opel (Jena) wird hochdimensionale Bildgebungsdaten zur Risikostratifizierung und Vorhersage von affektiven Krankheitsverläufen berichten, die in der translationalen psychiatrischen Forschung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ergebnisse aus Pilotstudien verweisen auf vielversprechende Einsatzmöglichkeiten bildgebender Daten in der Vorhersage des kurzfristigen Therapieansprechens und des langfristigen Krankheitsverlaufs. Nils Gassen (Bonn) präsentiert translationale Daten zur Rolle der Autophagie in affektiven Störungen. Genom- und proteomweite Assoziationsstudien haben auf eine signifikante Überrepräsentation oder Beeinträchtigung von mit der Autophagie zusammenhängenden Signalwegen bei mehreren Erkrankungen hingewiesen. Durch gezielte Beeinflussung der zellulären Homöostase und des Autophagiesystems durch Autophagie-induzierende pharmakologische und nicht-pharmakologische Interventionen soll die psychische Gesundheit und Stressresilienz verbessert werden.
Inflammatorische Ursachen von psychischen Störungen haben eine lange Historie. Neue Entwicklung in der Erforschung von neuronalen Autoantikörpern haben in den letzten zwei Dekaden zu einem enormen Aufschwung der Thematik geführt. In der Psychiatrie wurden deshalb in der Zwischenzeit internationale Konsensus Kriterien für autoimmune Psychosen definiert. Für Betroffene ergeben sich hierdurch neue Behandlungsmöglichkeiten mit Immuntherapien. Diese Neuentwicklungen werfen aber auch völlig neue Fragen auf. Diesem wissenschaftlichen und klinischen Spannungsfeld widmet sich dieses Symposium aus translationaler Perspektive.
Im ersten Beitrag berichtet K. Bechter über die Entwicklung der von ihm definierten, milden Enzephalitis-Hypothese bis zur Etablierung von internationalen Konsensus Kriterien für autoimmune Psychosen (Pollak,...,Bechter, 2020, Lancet Psychiatry). Hier wird auch auf aktuelle Entwicklungen zu COVID-19 assoziierter Autoimmunität eingegangen. Im zweiten Beitrag berichtet H. Ehrenreich aus grundlagenwissenschaftlicher Perspektive über die Bedeutung von NMDAR1 Autoantikörpern als Modulatoren von Verhalten und Psychopathologie im Rahmen entzündlicher Hirnprozesse in der weißen oder grauen Substanz (Arinrad,...,Ehrenreich, 2021; Mol Psychiatry; Wilke,…,Ehrenreich, 2021, Mol Psychiatry). Im dritten Vortrag stellt D. Endres spannende Fälle von Patienten mit autoimmunen Psychosen, Depressionen und Zwangsstörungen vor (Endres et al., 2022; Biol Psychiatry). Er präsentiert zudem die Befunde aus einer ersten Fallserie von 91 psychiatrischen Patienten mit vermuteter autoimmuner Enzephalitis (Endres et al., 2022, Mol Psychiatry). Schließlich berichtet H. Prüss über die neuesten diagnostischen Pipelines unter Einsatz von monoklonalen Antikörpern zur Detektion neuer Autoantigene (Kreye,...,Prüss, 2020; Cell) und insbesondere über neueste Entwicklungen in der Behandlung autoimmuner Psychosen und Enzephalitiden (Prüss, 2021, Nat Rev Immunol).
By combining insights from both basic animal and human research, the aim of this panel will be to foster our understanding of the translational mechanisms underlying the role of social connectedness and several limbic neuropeptides in the regulation of defensive behaviors and in the neural processes that are disrupted in stress-related disorders such as major depression, post-traumatic stress disorder, and anxiety disorders. Specifically, Rene Hurlemann (RH) will present recent functional MRI (fMRI) data showing that loneliness may confer vulnerability to intrusive memories after trauma exposure in healthy men and that this phenotype relates to altered limbic processing of fear signals. Valery Grinevich (VG) will demonstrate a key role of vasopressin and oxytocin brain circuitries in regulating anxiety behaviors. Ulrike Schmidt (US) will present molecular and clinical data on the function and regulation of neuropeptide (oxytocin, neuropeptide S, neuropeptide Y) signaling in traumatized individuals and various animal models of stress. Anne-Kathrin Gellner (AKG) will present central and peripheral effects of stress-alleviating treatments in mice, encompassing both pharmacological immunomodulation and non-pharmacological intervention through physical activity.
Bislang kamen die meisten Studienergebnisse zur Wohnversorgung aus Nordamerika und betrafen Obdachlose. Das in diesem Kontext am meisten beschriebene und untersuchte Modell «Housing First» hat sich in multizentrischen Studien als vorteilhaft für die Wohnstabilität, die soziale Integration und die Lebensqualität der Betroffenen erwiesen. Sowohl in Westeuropa als auch für nicht-obdachlose Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen existierten bis vor Kurzem kaum grössere Untersuchungen zu überzeugenden Konzepten der Wohnrehabilitation.
In Deutschland und der Schweiz wurden in den letzten Jahren an verschiedenen Orten Versorgungsformen nach dem Paradigma «First place, then train» (Unabhängiges Wohnen mit flexibler Unterstützung, Wohn-Coaching, intensiv ambulant betreutes Wohnen) eingeführt. Diese Komplexinterventionen wurden nun seit 2018 in eng aufeinander abgestimmten Forschungsprojekten mit vergleichbaren Instrumenten und unterschiedlichen Studiendesigns in Westfalen, Bielefeld, Mecklenburg, Südwürttemberg, Bern und Zürich evaluiert. In diesem Symposium werden die Versorgungsangebote und Ergebnisse der inzwischen abgeschlossenen Studien präsentiert.
Die Auswirkungen der Intervention auf soziale Inklusion, Lebensqualität, Inanspruchnahme von Behandlungsleistungen, Symptombelastung, Bedarf, Funktionseinschränkungen sind in sämtlichen Studien mindestens gleich wie jene der traditionellen Modelle der Wohnrehabilitation. Die Präferenz der Proband*innen spricht eindeutig für die Intervention, welche durch gezielte Empowerment- und Recovery-orientierte persönliche Assistenzleistungen mit Fokus auf wohnrelevante Themen auch deutlich kostengünstiger ausfällt als herkömmliche betreute Wohnformen.
Sachverständigenräte, Fachgesellschaften, Patienten- und Angehörigenorganisationen haben Empfehlungen für das deutsche Versorgungsystems formuliert, diese sind aber größtenteils nicht Teil der Regelversorgung und wenn, dann gesetzlich wie inhaltlich nicht nach Evidenz implementiert.
RECOVER ist das Synonym für ein gestuftes, integriertes und koordiniertes Versorgungsmodell psychischer Erkrankungen, dessen Erprobung von 2017 bis 2021 durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert wurde. RECOVER erprobt damit erstmals weltweit eine gestufte Versorgung diagnoseübergreifend in einem gesamten Versorgungssektor. Um den Transfer des Modells zu erproben und systematisch zu untersuchen, wurde RECOVER noch in der Projektlaufzeit in den Versorgungsektor des Klinikums Itzehoe transferiert.
Effektivität und Effizienz von RECOVER versus Regelversorgung wurde in Hamburg in einer mono-zentrischen, prospektiven randomisiert-kontrollierten Studie untersucht. Die Studie hatte drei primäre Erfolgsparameter: Kosten, Psychosoziale Gesundheit, Kosteneffektivität. Verglichen wurden diese auf der Basis einer individueller Randomisierung für die RECOVER-Interventionsgruppe und eine Treatment As Usual Kontrollgruppe (Regelversorgung) bei 905 Patienten.
Das Symposium informiert ausführlich in vier Vorträgen über Rationalen, Strukturierung und Implementierung des RECOVER-Modells, über die Ergebnisse bzgl. Kosten, psychosoziale Gesundheit und Kosteneffektivität und abschließend über die Schlussfolgerungen und Empfehlungen für das deutsche Versorgungssystem, die dem Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gegeben wurden.
Einleitung
Komorbiditäten psychischer und somatischer Erkrankungen bringen Herausforderungen mit sich, z.B. hinsichtlich der Therapiekoordination oder einer reduzierten Inanspruchnahme somatischer Gesundheitsleistungen. In diesem Symposium werden Barrieren und Herausforderungen, aber auch unterstützende Ressourcen und mögliche Maßnahmen beleuchtet.
Methoden
Es werden aktuelle Arbeiten aus den Projekten SoKo und PSY-KOMO (beide gefördert durch den Innovationsfonds des G-BA) vorgestellt, welche verschiedene Aspekte der somatischen Versorgung psychisch Erkrankter mit unterschiedlichen methodischen Zugängen untersuchen. Die ersten zwei Beiträge berichten Zwischenergebnisse aus dem Projekt SoKo: L. Schlomann (Köln) stellt die Ergebnisse qualitativer Befragungen niedergelassener Ärzt*innen aus dem Bereich der Inneren, Allgemeinmedizin und Psychiatrie/Psychotherapie vor. I. Klee (Köln) präsentiert die Ergebnisse von qualitativen Befragungen Betroffener zu Barrieren und Ressourcen in der somat. Versorgung. F. Jacobi (Berlin) präsentiert ein internationales Scoping-Review zu Maßnahmen der Förderung der Inanspruchnahme somatischer Gesundheitsleistungen durch psychisch erkrankte Menschen sowie eine Online-Befragung von schwer psychisch Erkrankten zu verschiedenen Dimensionen erlebter Stigmatisierung. Schließlich gibt N. Wege (Düsseldorf) Einblicke in eine neue sektorenübergreifende Versorgungsform für die Zielgruppe der schwer psychisch Erkrankten in einer multi-zentrischen Interventionsstudie (PSY-KOMO).
Ergebnisse und Ausblick
Es wird deutlich, dass sowohl ubiquitäre Barrieren, wie begrenzte Ressourcen, als auch spezifische Barrieren, wie Stigmatisierungserfahrungen, aufgrund einer psychischen Störung bedeutsam sein können. Vielversprechende Ansätze zur Verbesserung der somatischen Versorgung psychisch kranker Menschen wie Selbstmanagementtrainings, Einsatz von Case-Managern und Gesundheitslots*innen müssen erprobt und nachfolgend in die Regelversorgung überführt werden.
Psychomotor abnormalities represent a core clinical feature with transdiagnostic importance in psychiatric disorders, but their relevance for individualizing therapeutic options remains unexplored. Psychomotor functioning is defined through the interaction of primary sensorimotor function (e.g., the dopaminergic-based subcortical-cortical motor circuit) and non-motor function, including cognition and emotion, and changes in the underlying neural processes are known to cross diagnostic boundaries of mental illness. The number of neurobiological studies on psychomotor functioning in psychiatric disorders has steadily increased over the last two decades. In recognition of this development, this symposium will present and discuss recent experimental work on neural mechanisms and clinical implications of psychomotor dysfunction in (1) vulnerable populations (e.g. ultra-high risk individuals, heavy cannabis users and schizotypal disorders), (2) schizophrenia and depression, and (3) catatonia. This symposium will bring clinicians and scientists together to appreciate advantages and challenges of psychomotor-based transnosologic research. By combining model-based approaches and empirical evidence, this symposium aims to contribute to the further development of a dimensional and psychomotor domain-based research agenda, which will lead to a better understanding of positive, negative, disorganized and cognitive symptoms in psychiatric disorders. Through such neural and behavioral characterization of psychomotor mechanisms, this symposium will contribute to the dimensional dissection of severe mental illness and provide preliminary markers for individualization of therapy in the psychomotor domain.
Der Austausch sozial-emotionaler Informationen ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche soziale Interaktion. In der natürlichen Kommunikation werden soziale Signale nicht nur auf verbaler Ebene (durch Sprachinhalte), sondern auch nonverbal (durch Mimik, Sprachmelodie, Gestik, Körperhaltung und nonverbale Vokalisation wie z.B. Lachen) ausgedrückt. Die Integration dieser unterschiedlichen Kommunikationssignale ist die Voraussetzung für eine sichere Einschätzung des emotionalen Zustands, sowie der Absichten und Einstellungen des Gesprächspartners. Bei sozialen Interaktionssituationen können natürlich auch Konflikte entstehen (z.B. durch provokatives Kommunikationsverhalten oder bei Erwartungsverletzungen). Bei unterschiedlichen psychischen Erkrankungen (z.B. Psychose, Depression, bipolare Störungen, Soziale Phobie, Autismus, Borderline-Persönlichkeitsstörung) können darüber hinaus Fehldeutungen oder Wahrnehmungsverzerrungen auftreten, die das Risiko für Missverständnisse und Konflikte erhöhen. Dies kann zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen. Das individuelle Ausmaß der Beeinträchtigung hängt von vielen Faktoren ab, dabei können u.a. auch das Alter und das Geschlecht eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus haben auch externe Faktoren wie die Maßnahmen zu sozialer Distanzierung aufgrund der Corona-Pandemie der vergangenen zwei Jahre eine große Bedeutung.
In dem Symposium sollen aktuelle Befunde zu sozial-interaktionellen Fertigkeiten und ihren neurobiologischen Korrelaten dargestellt werden. Insbesondere sollen dabei auch Einschränkungen dieser Fertigkeiten im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und störungsspezifischen Behandlungsansätze angesprochen werden.
Krisen- und Notfallversorgung sind essentiell für die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Das Symposium thematisiert dies, stellt aktuelle politische Überlegungen und länderspezifische Realisierungen dar. Kirsten Kappert-Gonther präsentiert aus ihrer parlamentarischen Arbeit und als 1. Vorsitzende der APK aktuelle Überlegungen zur Neuregelung der Notfallversorgung und deren Auswirkung auf psychiatrische Hilfen – insbesondere bei psychischen Krisen. Peter Brieger präsentiert aus dem Psychiatriedialog der letzten Jahre die Empfehlungen zur Krisenhilfe. Matthias Rosemann und Petra Brandmaier stellen länderspezifische Umsetzungen der Krisenversorgung bzw. Krisendienste in Berlin und Bayern dar. Ziel des Symposiums ist, Akzente für die Weiterentwicklung zu setzen.