Psychiatrische und psychosomatische Symptome gehören zu den häufigsten langanhaltenden Folgebeschwerden einer akuten COVID-19-Erkrankung. Je nach untersuchtem Kollektiv treten bei 40-80% der Genesenen nach der Erkrankung insbesondere langanhaltende Körperbeschwerden ohne hinreichendes Korrelat sowie Schmerzen, Depressivität, Ängstlichkeit, posttraumatische Belastungssymptome, kognitive Störungen, Schlafstörungen und starke Erschöpfung auf. Halten diese Beschwerden länger als 4 Wochen nach der Infektion an, spricht man von Long-COVID, länger als 12 Wochen nach der Infektion, von Post-COVID. Viele Betroffene sind hierbei erstmals mit psychischen und psychosomatischen Symptomen konfrontiert, fühlen sich stigmatisiert und suchen erst mit einer gewissen Verzögerung eine adäquate Behandlung auf. Die epidemiologische und neurowissenschaftliche Datenlage zeigt mittlerweile deutlich, dass es sich um eine komplexe, chronische Erkrankung mit aktuell noch unklarer Prognose handelt. Als Pathomechanismen werden unter anderem anhaltende Virusaktivität, fortgesetzte systemische, möglichweise autoimmune Inflammation und regenerative Prozesse geschädigter Gewebe diskutiert. Dynamische Inzidenzen und die offenbar nicht schnell genug anwachsende Datenbasis machen es anspruchsvoll, zeitnah die dringend benötigten evidenzbasierten Therapieformen zu entwickeln und anzubieten.
In diesem Symposium wird die vielgestaltige Symptomatologie von Long- und Post-COVID als Ausdruck der Wechselwirkung von Körper und Seele dargestellt. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf den sehr häufigen Schlafstörungen, die in bidirektionaler Beziehung zu den psychopathologischen Symptomen stehen. Zudem wird die zugrundeliegende Pathophysiologie anhand aktueller Befunde aus der Neurobildgebung in Verbindung mit inflammatorischen Biomarkern diskutiert. Darüber hinaus werden innovative Versorgungsstrukturen zur Behandlung von Betroffenen mit psychischen und psychosomatischen Long-/Post-COVID-Folgen vorgestellt.
Das Tourette-Syndrom ist eine kombinierte chronisch verlaufende motorische und vokale Tic-Störung. Tics werden definiert als plötzliche, rasche, wiederkehrende, nicht-rhythmische, motorische Bewegungen oder Vokalisationen. Tics können „einfach“, aber auch sehr „komplex“ sein. Am häufigsten bestehen aber einfache motorische Tics wie Blinzeln, Grimassieren und Kopf rucken und einfache vokale Tics wie Räuspern, Schniefen und Hüsteln.
Während funktionelle Bewegungsstörungen mit Tourette-ähnlichen Symptomen bislang als selten galten, werden seit wenigen Jahren weltweit gehäuft Patient:innen vorstellig, bei denen akut dem Tourette-Syndrom ähnliche funktionelle Symptome auftraten mit komplexen Bewegungen, Ausrufen von Schimpfwörtern und Beleidigungen sowie sozial unpassenden Verhaltensweisen.
Ziel dieses Symposiums ist es, auf diese neue Präsentation einer funktionellen Störung aufmerksam zu machen. Dazu werden zunächst die klinischen Merkmale des Tourette-Syndroms vorgestellt. Nachfolgend wird ein Überblick über bisher vorliegende Daten zu funktionellen Tourette-ähnlichen Bewegungsstörungen gegeben inklusive Ergebnissen einer eigenen Studie mit 32 Patient:innen. In den Vorträgen sollen insbesondere die Unterschiede aufgezeigt und praktische Hinweise zur Differentialdiagnose gegeben werden. Hierzu werden auch typische Videos von Patient:innen mit Tics/Tourette-Syndrom einerseits und funktionellen Tourette-ähnlichen Bewegungsstörungen andererseits demonstriert. Im dritten Vortrag werden Daten einer repräsentativen Umfrage an 2.509 Personen in Deutschland vorgestellt, die erstmals Hinweise auf die Prävalenz dieser neuen Form einer funktionellen Bewegungsstörung liefern. Im letzten Vortrag werden Ergebnisse einer eigenen Studie präsentiert, aus der prädisponierende und unterhaltende Faktoren ersichtlich werden. Schließlich wird auf den Einfluss von sozialen Medien eingegangen und die Hypothese eines Ausbruchs einer sich via Internet ausbreitenden Massenkrankheit vorgestellt.
Die Versorgung von Haftinsassen, die an psychischen Störungen leiden, ist weitgehend unerforscht und in den wesentlichen Rahmenbedingungen nur unzureichend bekannt. 2022 wurde hierzu zu diesem Thema die Task-Force der DGGPN Gefängnispsychiatrie gegründet. Unter der Leitung von Prof. Dr. J. L. Müller und Prof. Dr. T. Pollmächer sollen die aktuelle Situation der Menschen mit psychischen Störungen in den Haftanstalten sowie die Rahmenbedingungen der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung beleuchtet und Vorschläge zur Verbesserung diskutiert werden. Hierzu sollen in einem Diskussionsforum die Bedingungen der Behandlung und der aktuelle Handlungsbedarf von in den Haftanstalten tätigen Praktikern beleuchtet werden. In kurzen Impulsreferaten sollen psychiatrischer Behandlungsbedarf, Versorgungssituation und Verbesserungsbedarf abgebildet und Handlungsbedarf aufgezeigt werden.
Europe is confronted with a dramatic emergency, a war of aggression which has already caused civil victims, mass displacement and even fear about a nuclear war and energy crisis. There is initial evidence that a proportion of refugees or forcibly displaced persons from Ukraine suffer from the consequences of traumatic events and exhibit psychological problems putting them at risk for mental disorders, including post-traumatic stress disorder, depressive and anxiety disorders and relapses in psychotic episodes. The direct and indirect consequences of this humanitarian catastrophe cannot be estimated at present, but mental healthcare services need to develop or expand strategies to address them including language- and culture sensitive are, access to treatment, and the unusually high proportion of children and adolescent refugees in this group. In this joint symposium, strategies from different countries will be presented and discussed.
Das Symposium umfasst vier Beiträge zu psychischen Belastungen und Resilienz von Einsatzkräften von Polizei und Bundeswehr, wobei sich zwei Beiträge explizit auf Belastungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie beziehen.
Der erste Beitrag von Gerd Willmund und Katharina Born beschäftigt sich mit psychischen Belastungen und Resilienz von Polizeibeamten. Neben besonderen pandemiebedingten Stressoren berichten kriminalistisch tätige Polizeibeschäftige auch im Zuge zunehmender Digitalisierung ihrer Tätigkeit eine deutliche Verdichtung ihrer Arbeitsprozesse. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, Resilienz, Commitment und Lebensqualität der Beschäftigten einer Polizeibehörde wurden im Rahmen einer Vollerhebung mittels psychometrischer Verfahren erhoben.
Ulrich Wesemann berichtet über psychosoziale Auswirkungen von belastenden Ereignissen auf Einsatzkräfte. Die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV/E) orientiert sich in Deutschland meist nach den Kriterien Critical Incident Stress Management. Anhand von Studienprojekten werden Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit von Einsatzkräften dargestellt und Ableitungen für die PSNV/E und Krisenintervention getroffen und diskutiert.
André Bokelmann beschäftigt sich mit der klinischen Manifestation von Post-/Long-Covid bei Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. In einer Pilotstudie wurden die psychischen Begleiterscheinungen einer zurückliegenden Corona-Infektion untersucht. Es zeigten sich u.a. bedeutsame Einbußen in der Stimmung, Beeinträchtigungen kognitiver Fähigkeiten sowie eine reduzierte Lebenszufriedenheit.
Im letzten Beitrag berichtet Helge Höllmer über Belastungserleben von Mitarbeitenden des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg im Rahmen der Covid-19-Pandemie. Das Belastungserleben wurde mit einer angepassten Version des ADNM-20 zur Erfassung von Anpassungsstörungen gemäß IDC-11 erhoben. Die Ergebnisse werden vorgestellt und mit den Ergebnissen vorangegangener Erhebungen verglichen.
18 % aller Schwangeren zeigen eine depressive Symptomatik, davon zwei Drittel im Sinne einer zwingend behandlungsbedürftigen majoren Depression; 15-20 % entwickeln eine postpartale Depression. Jedoch suchen nur 20-40 % der depressiven Frauen Hilfe auf; davon erhalten knapp die Hälfte eine adäquate Behandlung im Sinne einer Psychotherapie und Psychopharmakotherapie, gegebenenfalls im stationären Rahmen. Das heißt: Nur circa 15 % der schwer depressiv erkrankten Mütter werden leitliniengerecht behandelt. Dabei nehmen peripartale Depressionen unter dem Aspekt der Primärprävention eine Sonderstellung ein, da die mütterliche Psychopathologie den Säugling in einer hochsensiblen Phase der kindlichen Entwicklung trifft. Langfristige emotionale und kognitive Entwicklungsstörungen beim Kind sind die Folge.
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körperbild während der Schwangerschaft ist ein möglicher Risikofaktor für die Entwicklung depressiver Symptome, Linde und Kollegen stellen eine prospektive Untersuchung des Körperbildes während der Schwangerschaft dar. Luc Turmes stellt ein Modellprojekt aus dem Kreis Recklingshausen vor, das mit TAFs (Teams around the Family) in Kooperation von der Mutter-Kind-Einheit und Frühen Hilfen eine effektive und bedarfsorientierte SGB-übergreifende Versorgung peri- und postpartal psychisch erkrankter Frauen mit ihren Säuglingen etabliert und wissenschaftlich evaluiert. Heinisch und Kollegen beleuchten schließlich, was tagesklinische Mutter-Kind-Behandlung bei postpartalen Störungen bewirken kann und stellt Daten der Mutter-Kind-Dyade aus einer 1-Jahres-Katamnese vor.
Gemeinsam werden Risikofaktoren, mögliche Präventionsmodelle und deren Gelingensbediongungen sowie der Impact einer gelingender „dyadischen“ oder familienbezogenen Therapie für peripartale Störungen diskutiert.
Stressbedingte psychische Erkrankungen sind die am weitesten verbreiteten und kostenintensivsten Erkrankungen unserer Zeit. Andererseits erweist sich die große Mehrheit der Menschen trotz Konfrontation mit multiplen Stressoren, als resilient.
Die Untersuchung psychologischer und neurobiologischer Grundlagen von Resilienz kann wichtige Aufschlüsse über neuartige Therapie- und Präventionsansätze psychischer Erkrankungen ermöglichen. Dieses Symposium wird aktuelle Ergebnisse und konzeptionelle Entwicklungen der neurobiologischen Resilienzforschung vorstellen.
Prof. Dr. Henrik Walter wird biopsychologische Faktoren der Resilienz anhand der DYNAMORE Studie präsentieren. Hierbei wird auf gesunde Personen mit einem Risiko für psychische Störungen sowie Patienten mit psychischen Störungen fokussiert und die Relevanz der Befunde aus klinischer Sicht diskutiert.
Kira Ahrens zeigt anhand datengetriebener Modellierungsmethoden unterschiedliche Trajektorien der mentalen Gesundheit nach belastenden Lebensereignissen (LORA-Studie). Die identifizierten Gruppen sowie mögliche Prädiktoren der Gruppenzugehörigkeit in Form von biologischen Parametern, verschiedenen Coping Stilen sowie traumatischen Erlebnissen in der Kindheit werden diskutiert.
Verhaltensstudien haben gezeigt, dass eine gewisse Menge an Stressinokulation vorteilhaft für den Umgang mit zukünftigen stressbehafteten Ereignissen sein kann. Dr. Bianca Kollmann wird fMRT Daten von gesunden Probanden mit unterschiedlicher lebensgeschichtlicher Stressinokulation während einer akuten Stressinduktion präsentieren und den Zusammenhang mit Resilienz beleuchten.
Dr. Robert Bittner wird über bildgebende Befunde zu Schizophrenie-Resilienzgenen berichten. Diese Befunde belegen neuroplastische Einflüsse auf den ventralen visuellen Pfad und eine wichtige Rolle der visuellen Objektverarbeitung als protektiver Faktor bei Schizophrenie. Die therapeutischen Implikationen werden diskutiert.
Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Verfahren für die Behandlung psychischer Störungen ist vielfach belegt. Dennoch sprechen ein Drittel bis die Hälfte der Patienten nicht oder nur unzureichend auf die initiale Therapieform an. Die Faktoren, die an der Vermittlung des Therapieansprechens beteiligt sind, sind bisher jedoch nur unzureichend bekannt. Aufgrund der multifaktoriellen Ätiologie psychischer Erkrankungen ist davon auszugehen, dass auch die Wirkweise psychotherapeutischer Intervention durch eine Vielzahl miteinander interagierender Faktoren bedingt wird. Ein besseres Verständnis der Mechanismen, die das Therapieansprechen vermitteln könnte zukünftig zu einer differenzierteren Indikationsstellung, zur Optimierung bestehender bzw zur Entwicklung neuer und effizienterer Behandlungsansätze im Sinne einer personalisierten Therapie beitragen.
Im ersten Vortrag (Schiele) werden epigenetischen Mechanismen hinsichtlich ihres Potentials als Prädiktoren des Therapieansprechens als auch als mögliche dynamische Korrelate klinischer Veränderungen diskutiert. Dazu werden jüngste Forschungsergebnisse bei Angst- und Zwangsstörungen auf Kandidatengen- (MAOA, 5-HTT, OXTR) als auch auf epigenomweiter Ebene vorgestellt.
Der zweite Vortrag (Roesmann) berichtet elektromagnetische Signaturen konditionierter Furcht als Marker des Therapieerfolgs bei Angststörungen.
Der dritte Vortrag (Richter) stellt die Ergebnisse einer großen, multizentrischen Studie zu den individuellen Kapazitäten der Furchtextinktion vor. Im Fokus steht dabei die differenzielle Prädiktion der Wirksamkeit einer expositionsbasierten Psychotherapie durch Indikatoren unterschiedlicher Reaktionseben (kognitive US-Risikoeinschätzung, subjektive Valenz und Erregung, elektrodermale Aktivität, Scheckreflexpotenzierung, Herzrate).
Im vierten Vortrag (Hilbert) werden zwei Untersuchungen zur Prädiktion individueller KVT-Ergebnisse mittels Markern der funktionellen Konnektivität des Gehirns bei Angststörungen vorgestellt.
Auch in diesem Jahr präsentiert ein deutsches Netzwerk aus Psycholog:innen und Psychiater:innen auf dem DGPPN-Kongress die Herausforderungen und aber auch Chancen für eine erfolgreiche Behandlung schwerhöriger und gehörloser Patient:innen. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Daten werden Erfahrungen aus der Praxis vorgestellt und eingeordnet.
Aktuelle Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (2021) gehen von weltweit 1,5 Milliarden Menschen aus, die unter einer Form des Hörverlustes leiden. Schulze & Zahnert (2001) gehen von einer Erhöhung dieser Anzahl der Betroffenen auf Grund von Lärmexposition und demographischem Wandel aus. So wird Akzeptanz und Umgang mit der Hörminderung einerseits selbst ein Thema psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung, während die Hörminderung andererseits auch eine Kommunikationseinschränkung bei der Behandlung anderer psychischer Erkrankungen darstellt. Auf diese spezifischen inhaltlichen Anforderungen sowie kontextabhängigen Bedürfnisse der Betroffenen muss daher gezielt eingegangen werden, um Behandlungserfolge zu erzielen.
Ziel des Symposiums ist, verschiedene Blickwinkel in der Arbeit mit hörgeschädigten Menschen zu betrachten: so wird vorgestellt, wie Selbsthilfe-Interventionen auch in der Versorgung von schwerhörigen Menschen integriert werden können und wie die psychotherapeutische Versorgungslage konkret verbessert werden kann. Ergänzend wurde ein 1-Tages-Workshop zum Thema „Kommunikationsbehinderungen: Möglichkeiten und Grenzen der therapeutischen Arbeit“ beim DGPPN eingereicht.
In Forschung und Praxis zu Sicherheit und Zwangsmaßnahmen in der Akutpsychiatrie standen lange Zeit Patient*innen-Variablen im Vordergrund. Neuere Studien zeigen aber, dass vor allem die Strukturen der Klinik sowie das dort beschäftigte Personal relevanter Einflussfaktor sind. Im Symposium werden Aspekte der Haltung der Mitarbeitenden, eigener Gewalterfahrungen sowie fachlicher Qualifikation anhand wissenschaftlicher Befunde und theoretischer Erwägungen in den Kontext einer zwangsvermeidenden, patient*innen-orientierten Versorgung gesetzt.
Mahler: Eine Besonderheit der psychiatrischen Tätigkeit ist sicherlich, dass neben der rein fachlichen Qualifikation auch der Mensch als solcher wichtig ist für eine unterstützende und sichere Begleitung durch psychische Krisen. Wie aber sieht menschliche Professionalität aus? Was brauchen psychiatrisch Tätige, um authentische therapeutische Beziehungen zu gestalten und was hindert sie in den klinischen Strukturen daran? Im Vortrag werden theoretische Überlegungen mit praxisorientierten Lösungsvorschlägen verknüpft.
Oster: Dem Sicherheitsbedürfnis von Mitarbeitenden wie auch Patient:innen insbesondere auf akutpsychiatrischen Stationen wird in Kliniken unterschiedlich begegnet. Während viele Kliniken sich in Richtung Recovery entwickeln, werden andernorts Sicherheitsdienste implementiert. Die qualitativen und quantitativen Ergebnisse einer Studie auf zwei akutpsychiatrischen Stationen zu den Auswirkungen von Sicherheitsdiensten auf Zwangsmaßnahmen und das subjektive Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden werden im Vortrag vorgestellt.
Wullschleger: Ergebnisse einer Online-Befragung von Mitarbeitenden der Klinik für Psychiatrie der Universitätsklink Genf werden vorgestellt. Diese Studie beschäftigte sich mit der Analyse der Faktoren, die die Haltung zu Zwang beeinflussen, unter anderem die Erfahrung von Gewalt und die Sicherheitsgefühl von Mitarbeitenden im stationären und ambulanten Setting.
Weinmann: Berufsgruppengemischte Teams sind im klinischen Setting allgemeiner Standard. Gute Behandlungsergebnisse hängen dabei stärker von der Kooperation dieser Berufsgruppen als von Einzelinterventionen ab – ebenso wie vom Einbezug des sozialen Umfeldes. Dennoch ist diese Zusammenarbeit wenig erforscht. In diesem Vortrag sollen Multiprofessionalität theoretisch und anhand von Beispielen reflektiert und Vorschläge zur Verbesserung gegeben werden.
Psychoedukation verbindet die systematische Aufklärung zu Krankheitsbildern, deren Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten mit der Hilfe zur emotionalen Verarbeitung und Akzeptanz der Erkrankung für Betroffene und deren Angehörigen sowie der Vermittlung von Bewältigungsstrategien und Frühsymptommanagement, eröffnet die trialogische Dimension und legt die Grundlage zur Behandlungspartnerschaft.
Psychoedukative Gruppen zählen mittlerweile zum Behandlungsstandard und bekamen in verschiedenen Leitlinien (für schwer psychisch Kranke (Riedel-Heller, et al, 2013/2019) als auch für schizophren erkrankte Patienten (Falkai et al, 2005/2019)) das Level A zuerkannt.
Insofern müssen sich psychoedukative Gruppen nicht nur bei den unterschiedlichen Diagnosen und Schweregraden, sondern auch in den verschiedenen Settings der psychiatrischen Behandlung bewähren und anwendbar sein – als basale Module in der störungsspezifischen und transdiagnostischen Psychotherapie oder als kompakte Programme für bestimmte Indikationen.
Hierzu werden in diesem Symposium die Ergebnisse eines zweijährigen Vergleichs zwischen psychoedukativer und kognitiv-therapeutischer Gruppen für affektiv und schizophren erkrankte Teilnehmer mit stationär-ambulantem Übergang vorgestellt sowie innovative Modelle, Erfahrungen und Daten zur Umsetzung der Psychoedukation in der Hausarztpraxis, in dem häuslichen Umfeld bei der stationsäquivalenten Behandlung (StäB) und als Empowerment für Geflüchtete.
Nach belastenden Erlebnissen entwickelt eine bedeutende Minderheit der Betroffenen anhaltende psychische Syndrome. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist die bedeutsamste und am besten untersuchte Traumafolgestörung. Deren Diagnose ist im Alltag mitunter nicht leicht und wird kompliziert durch komorbide Störungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klassifikationssysteme ICD und DSM unterschiedliche Wege gehen. Die Diagnostik der (komplexen) PTSD anhand der Klinik, wie auch von Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren wird vorgestellt. Risikofaktoren, Eigenschaften des Traumas selbst, die initiale psychopathologische Symptomatik sowie Kognitionen tragen zur Entwicklung einer (komplexen) PTSD bei. Diese Grundlagen werden im Workshop dargestellt. Traumatisierungen erschüttern die Integrität des Menschen, sein Weltbild, seine Überzeugungen und Einstellungen. Die Bearbeitung der Kognitionen ist ein wichtiges Element der Therapie und wird in Grundzügen vermittelt. Die Symptomatik wird von den Patient:innen häufig nicht als Traumafolge verstanden bzw. kann nicht eingeordnet werden. Eine intensive Psychoedukation ist notwendig. Zur ersten Wiedergewinnung von Kontrolle haben sich Entspannungsverfahren und Atemtechniken bewährt. Zentral in der Verhaltenstherapie der PTSD ist die Konfrontationstherapie. Das von der Arbeitsgruppe von Edna Foa entwickelte Modell der Konfrontationstherapie wird im Workshop vorgestellt. Dies ist ein für Patient:innen wie Therapeut:innen belastendes Verfahren mit der Notwendigkeit, die bisher vermiedenen Emotionen und Kognitionen zu mobilisieren und mittels Habituation zu bewältigen. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden weitere spezifische Therapiemethoden entwickelt und evaluiert, z. B. die EMDR, die kurz gezeigt wird. Psychopharmaka reduzieren in kontrollierten Studien erfolgreich die PTSD-Symptomatik. Detailliert wird die medikamentöse Vorgehensweise im akuten wie auch chronischen Fall behandelt. Die Form und Wirksamkeit von Frühinterventionen sind umstritten. Aufgezeigt wird der aktuelle Forschungsstand wie auch Interventionen z. B. nach Unfällen oder Gewalterlebnissen. Die Wirksamkeit der genannten Verfahren in Metaanalysen und Cochrane-Analysen bei manifester PTSD wird vergleichend vorgestellt, ebenso die Empfehlungen der neuen AWMF-Leitlinie zur PTSD. Der Workshop hat einen verhaltenstherapeutischen Schwerpunkt mit den am besten evaluierten und wirksamen Verfahren bei Typ I Trauma. Die einzelnen Stufen und Elemente der Behandlung werden an Beispielen vorgestellt und geübt. Jedoch ist auch die Diagnostik und Behandlung von Typ-II-Traumata Gegenstand des Workshops. Die Begutachtung von Traumafolgestörungen wird ebenfalls vorgestellt. Auch werden Literaturempfehlungen und Links gegeben.
Didaktische Methoden: Vortrag, Video, eingehende Diskussion
Zielgruppe: Assistent:innen in fortgeschrittener Weiterbildung sowie Fachärzt:innen
Literaturangaben: Frommberger, U., Nyberg, E., Angenendt, J., Lieb, K., Berger, M. (2019) Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Psychische Erkrankungen (M. Berger, Hrsg.), S. 501-524, 6. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München.
Gerade bei Ärzt:innen und Therapeut:innen scheinen im Sinne des Modus-Modells der Schematherapie nach Young häufig Schemata wie z.B. „Unerbittliche Standards“ oder „Aufopferung“ (Kaeding et al. 2017) zu bestehen. Daraus resultierende Schwierigkeiten im ärztlichen Berufsalltag wie z. B. mangelnde Grenzziehung, geringe Selbstfürsorge, mangelnde Selbstwahrnehmung und Emotionsregulation (u. a. Zwack et al. 2013) sollen im Workshop inhaltliche Schwerpunkte darstellen. Eigenes therapeutisches Wissen zu Resilienz fördernden Verhaltensweisen und Möglichkeiten der Grenzziehung im klinischen Alltag bei gleichzeitigem Weiter-Brennen für den Beruf soll aktiviert und mit dem eigenen Verhalten in Bezug gesetzt und reflektiert werden, um individuelle Wege zur Resilienz zu finden. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auch auf spezifische Belastungen in der Psychotherapie gerichtet werden (z. B. Lohmann, 2017).
Inhalte:
- Einschätzung der eigenen Belastung
- Anforderungen und Ressourcen
- Nur ein Mythos der verwundete Heiler?
- Wie gelingt es mir, mich langfristig resilienter zu verhalten in: Arzt-Patienten-Beziehungen; kollegialen Beziehungen; privaten Beziehungen
- M(ein) Minimum an Selbstfürsorge
- Selbstmitgefühl für Therapeut:innen
- Möglichkeiten der akuten Stressreduktion, Bereitschaft zum Austausch, Neugier auf eigene Anteile und zur Selbsterfahrung werden für diesen Workshop vorausgesetzt.
Dozentenprofil: Frau Dr. med. Maxi Braun ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin (VT). Seit über 15 Jahren ist ihr Forschungsschwerpunkt das Thema „Ärztegesundheit“. Aktuell leitet sie als Oberärztin an der Psychosomatischen Klinik Kloster Diessen u. a. eine spezifische Behandlungseinheit für psychisch erkrankte Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen.
Polypharmazie beginnt lt. WHO ab 5 Medikamenten aufwärts.
Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die durch Wechselwirkungen bedingt sind, gelten als „vermeidbare Medikationsfehler“ (Hiemke C, Eckermann G, Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279)
In diesem Workshop sollen medikamentöse Kombinationstherapien in Bezug auf Risiken und Fallstricke, aber auch die mögliche erhöhte therapeutische Effizienz dargestellt werden. Es werden Signale diskutiert, die auf die zu erwartenden Interaktionseffekte hinweisen.
Besprochen werden die Auswirkungen, die bei Entzündungsreaktionen generell auf bestimmte Psychopharmaka wie Clozapin und Risperidon entstehen (der sog. „Zytokineffekt“). Dabei wird auch auf die Situation eingegangen, die durch die COVID-19-Pandemie bei mit Psychopharmaka behandelten Patient:innen entstanden ist, sowie auf die Wechselwirkungen mit Medikamenten, die bei COVID-19 eingesetzt werden (Seifert J, Heck J, Eckermann G et al. Nervenarzt 2020; 91: 604-610) und auf die Frage, wie es mit der COVID-19-Impfung bei Patient:innen mit Psychopharmaka steht.
Neu aufgegriffen werden in diesem Workshop die Wechselwirkungen von Psychopharmaka mit Schmerzmitteln. Und ebenfalls neu ist das Thema „Interaktionen von Medikamenten, die bei ADHS-Behandlung zum Einsatz kommen“.
Intensiv und genau werden wir uns einem sehr brisanten Problem widmen, das durch die inzwischen weitgehend bekannte finnische Arbeit von Taipale H. et al., Antipsychotic use and risk of breast cancer in women with schizophrenia: a nationwide nested case-control study in Finland, Lancet Psychiatry 2021 aufgegriffen wurde.
Arzneimittelinteraktionen werden in pharmakokinetische und pharmakodynamische eingeteilt.
Pharmakokinetische Interaktionen entstehen, wenn eine Substanz die Absorption, die Verteilung, den Metabolismus oder die Exkretion eines Medikaments verändert und damit dessen Konzentration am Wirkort erhöht oder senkt. Die meisten pharmakokinetischen Wechselwirkungen finden auf der Ebene der Metabolisierung statt und hier an Enzymen des Cytochrom-P450-Systems (CYP).
Pharmakodynamische Wechselwirkungen entstehen, wenn die kombinierten Substanzen an der gleichen Wirkstruktur oder an funktionell verbundenen Systemen gemeinsam angreifen. So können sich z.B. die Effekte auf die QT-Strecke im EKG durch Quetiapin plus Escitaloram (eine formale Kontraindikation!) zu einem TdP-Ereignis aufsummieren.
Natürlich können auch allgemeinmedizinische oder internistische Medikamente wie die Antibiotika Ciprofloxacin, Clarithromycin oder das Antimykotikum Terbinafin starke pharmakokinetische Effekte triggern.
„Genussmittel“ wie das Rauchen senken die Blutspiegel nicht nur von Duloxetin, Agomelatin oder von Antipsychotika wie Clozapin oder Olanzapin, sondern z. B. auch von Antiparkinsonmedikamenten wie Rasagilin und Ropinirol klinisch bedeutsam.
Es wird auch die Wechselwirkungsthematik zwischen onkologischen und ZNS-Medikamenten besprochen.
Außerdem wird das Kapitel der sog. Prodrugs wie Tramadol, Tamoxifen, Clopidogrel näher angesehen.
Diskutiert werden pharmakogenetische Polymorphismen, ein veränderter pharmakogenetischer Status, wenn man ihn nicht klärt, kann erhebliche Behandlungsrisiken in sich bergen.
Wir kümmern uns um die Probleme und Risiken durch Phytopharmaka und Selbstmedikation (die Hausärzte werden mit Werbung für Phytopharmaka -z.T. auch von Ärzt:innen angepriesen- völlig bagatellisierend „beschossen“), doch diese „Anpreisungen“ sind u.U. ein Hochrisiko-Hazard-Spiel.
Für die Psychopharmakotherapie speziell bedeutsame elektronische Interaktionsdatenbanken werden vorgestellt: www.psiac.de und ein vergleichbar interessantes Programm wie www.mediQ.ch
Wechselwirkungseffekte können auch hilfreich sein, das werden wir diskutieren. Durch Messung der Plasmakonzentrationen durch das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) ist es möglich, die Dosis sehr individuell anzupassen.
Unbedingt geht es in diesem Workshop auch um die Fälle der Teilnehmer:innen, die diese besprechen möchten. Alle Kolleginnen und Kollegen sind aufgefordert, eigene Fälle mitzubringen, die sie als schwierig oder sehr komplex verstehen. Und wir bearbeiten diese Fälle gemeinsam.
Weiterführende Literatur
Hiemke C., Eckermann G., Kombinationstherapie/Polypharmazie: Interaktionen von Psychopharmaka. Psychopharmakotherapie 2014; 21:269-279
Geisslinger/Menzel „Wenn Arzneimittel wechselwirken – wichtige Interaktionen erkennen und vermeiden“. Verlag Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2017.
Interessenkonflikte: Vortragshonorar für Firma Aristo
Seit 20 Jahren nimmt die Verordnung von Antidepressiva in Deutschland kontinuierlich zu, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. 80 % dieser Verordnungen werden von Hausärzt:innen vorgenommen. G. Gründer diskutiert kritisch diese Praxis anhand der AWMF-Leitlinienempfehlungen und macht Vorschläge zu einer besseren Nutzen-/Risiko-Abwägung.
H.-O. Wagner betrachtet das Problem der Polypharmazie aus seiner langjährigen Erfahrung als Allgemeinmedizinischer Facharzt und hausärztlicher Sicht. M. Paulzen erklärt in seinem Beitrag, warum Hausärzt:innen und Psychiater:innen am besten Hand in Hand arbeiten, um pharmakokinetische Risiken, egal ob sie durch Arzneimittelwechselwirkungen oder im Rahmen eines normalen Alterungsprozesses auftreten, zu kontrollieren.
Im Workshop sollen wichtige Erfahrungen anhand von eigenen Kasuistiken und Beispielen zur Arzneimitteltherapiesicherheit (z. B. pharmakokinetische Risiken, Absetzen der Medikation) und Therapieeffektivität näher beleuchtet werden.
Für die individuelle Therapiegestaltung eröffnen moderne verhaltenstherapeutische Verfahren vielfältige Möglichkeiten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als Fertigkeitentraining angelegt sind. Welche Fertigkeit dabei trainiert wird, ist sehr verschieden. Dabei fokussieren die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) und die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) vor allem auf intra- und extrapsychische Prozesse der Patient:innen.
Dieser Workshop vermittelt Ihnen einen lebendigen Eindruck, wie Tools aus der ACT und der DBT geschickt eingesetzt werden können, um schwierige Therapiesitzungen zu meistern (z. B. Non-Compliance, schwierige Patienten-Therapeuten-Beziehung, Suizidalität, Selbstverletzung). Dabei werden diese Verfahren sowohl im Einzelnen vorgestellt als auch praxisnah demonstriert. Anhand von Rollenspielen werden Fallvignetten zu verschiedenen Problemsituationen aufgearbeitet. Neben der Möglichkeit, Ihre konkreten Patientenfälle zu diskutieren, werden Sie vielfältige Anregungen erhalten, wie Sie Ihre psychotherapeutische Arbeit zukünftig noch effektiver gestalten können.
Methoden: Kurzvorträge, interaktives Rollenspiel, Übungen, Praxisbeispiele, Austausch und Reflexion
Ziel: Erweiterung der eigenen Methodenvielfalt in psychotherapeutischen Situationen wie auch psychiatrischen Gesprächssituationen.
Zielgruppe: Ärztliche und psychologische Psychotherapeut:innen, Student:innen der entsprechenden Fachrichtungen, Psycholog:innen (Diplom/Master)
Literatur: Bohus, M. & Wolf-Arehult, M. (2018) Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual. Stuttgart: Schattauer. Romanczuk-Seiferth N, Burian R, Diefenbacher. A (2021) ACT in Klinik und Tagesklinik, Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie in multiprofessionellen Teams, 1. Auflage Kohlhammer Verlag
Interessenkonflikte: in Bezug auf die Psychotherapeutische Ausbildung/Sub-Spezialisierung nicht auszuschließen.
Psychotherapie ist ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung von psychischen Störungen, wird im Medizinstudium jedoch kaum vermittelt. Das Ziel dieses Workshops ist es, den Teilnehmenden ein solides Handwerkszeug für die psychotherapeutische Arbeit mit auf den Weg zu geben.
Aufbau:
- Erstellung eines Fallkonzept
- Erarbeitung von Werten und Zielen
- Umgang mit belastenden Emotionen und Gedanken
- Bedeutung der therapeutischen Beziehung
Zielgruppe: Psychiater:innen in den ersten Berufsjahren; Student:innen im Praktischen Jahr.
Methode: Kurzer Vortrag; Einübung von wichtigen Techniken im Rollenspiel anhand von Patientenbeispielen und Selbsterfahrungsübungen. Als Grundlage für Rollenspiele können gerne Fallbeispiele der Teilnehmer:innen dienen.
Literatur: Klein JP, Klein EM (2021) Mein Leitfaden Psychiatrie. Basiskompetenzen Für Den Klinikalltag. Springer, Heidelberg
Interessenkonflikte:
JPK erhielt Finanzierung für klinische Studien (Bundesministerium für Gesundheit, Servier), Bezahlung für Vorträge zu Internetinterventionen (Oberberg, Servier, Stillachhaus), Bezahlung für Beratertätigkeit ("All about me" GmbH, Etypharm), und Bezahlung für Workshops und Bücher (Beltz, Elsevier, Hogrefe, Springer) über Psychotherapie Chronischer Depression und Psychiatrische Notfälle.
In diesem Workshop geht es um die Koinzidenz von Diabetes und Depression in der Psychiatrie. Wir werden nach Betrachtung der akuten epidemiologischen Entwicklungen dieser beiden Erkrankungen besprechen, wie man sich heute die Entstehung einer Depression vorstellt, wie durch die permanente Stimulation der HPA-Achse eine Neuronale Dysbalance verschiedener Hirnareale generiert wird, die uns die große klinische Breite der Erscheinungsformen einer Depression verstehen lässt. Depression ist mehr als nur eine schlechte Stimmung. Wir werden die pathophysiologischen Zusammenhänge zwischen Diabetes mellitus und Depression betrachten und erkennen, dass sowohl aus einer Depression ein Diabetes mellitus entstehen kann als auch ein Diabetes mellitus zu einer Depression führen kann. Dabei werden neurobiologische, metabolische und psychologische Aspekte ausführlich gewürdigt; es wird deutlich werden, dass sowohl eine Insulinresistenz als auch eine Hyperglykämie und auch eine Hypoglykämie depressiogen wirken können.
Wie können wir bei Menschen mit Diabetes mellitus eine Depression diagnostizieren? Welche Folgen ergeben sich daraus für die Betroffenen? Welche Gefahren drohen den Menschen bei Koinzidenz dieser beiden chronischen Erkrankungen? Worauf sollten wir in der Psychiatrie besonders achten? Schließlich werden therapeutische Optionen aufgezeigt – Therapie der Depression bei Diabetes mellitus und Therapie des Diabetes mellitus bei Depression unter Berücksichtigung der pathophysiologischen Zusammenhänge. Wir werden nicht alleine über eine defizitorientierte Therapie sprechen, die nur den Blutzucker senkt, sondern eine Leitlinien-gerechte, nachhaltige und ressourcenorientierte Behandlung fokussieren, die die oftmals bei unseren übergewichtigen Patienten noch vorhandene eigene Insulinproduktion berücksichtigt. Dabei ist eine partizipative Entscheidung über die Art der Diabetestherapie mit dem Patienten und gegebenenfalls seinen Angehörigen wichtig, die seine Möglichkeiten in der Umsetzung der Therapie unter dem besonderen Aspekt der bestehenden Depression fokussiert. Der interaktive Teil ist vorgesehen für den gegenseitigen Austausch eigener Erfahrungen mit depressiven Diabetikern und der Vorstellung eines fiktiven Patienten. Schließlich ist Zeit für eine Fragestunde unter dem Motto: „Was Sie immer schon über den Diabetes mellitus wissen wollten“ – Diabetes in der Psychiatrie.
In wachsendem Maße liegen bei Patient:innen mit medikamentös behandlungsbedürftigen psychischen Störungen somatische Komorbiditäten vor. Diese beeinträchtigen nicht nur die Prognose und den Verlauf der psychischen Erkrankung, sondern stellen auch eine Herausforderung an die Psychopharmakotherapie dar. Zwar haben Psychopharmaka der „zweiten Generation“ wie moderne Antidepressiva und atypische Antipsychotika bei mindestens vergleichbarer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit die Behandlung in der Psychiatrie der vergangenen ca. 20 Jahre revolutioniert, dennoch sind auch moderne Psychopharmaka mit Risiken behaftet, die in diesem Workshop eingehend behandelt werden sollen. Im Fokus des ersten Tages stehen häufige allgemeinmedizinische bzw. internistische Probleme wie Risiken beim Einsatz von Psychopharmaka im Alter, bei vorbestehenden Herz-Kreislauferkrankungen, bei Diabetes sowie Leber- und Nierenerkrankungen. Der zweite Tag steht im Zeichen neurologischer Risiken, wie der Psychopharmakotherapie bei Parkinsonerkrankung, Epilepsie und der „Post-Stroke“-Depression. Schließlich erfolgt ein Überblick über Aspekte von Polypharmazie und Arzneimittelinteraktionen.
Neue Erkenntnisse über biologische Veränderungen in umschriebenen neuronalen Netzwerken bei Patienten mit psychiatrischen Störungen sowie die rasanten elektrophysikalischen technischen Entwicklungen sind wohl zwei wesentliche Säulen, weshalb im klinischen Alltag verschiedene Stimulationsverfahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (Mutz et al. 2019). Dies führte auch dazu, dass die Neuromodulationsverfahren in das Facharzt-Prüfungsprogramm aufgenommen wurden. Während des 2-tägigen Workshops sollen Zuweiser:innen, Anwender:innen sowie Auszubildende eine detaillierte Übersicht zu Elektrokonvulsionstherapie (EKT), repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS), tiefer Hirnstimulation (THS), Vagusnervusstimulation (VNS) und transkranieller direkter Gleich- und Wechselstromstimulation (tDCS) erlangen.
Einleitend wird der historische Hintergrund der Stimulationstechniken beleuchtet. Es werden dann die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Verfahren auch in Hinblick auf ihre klinische Bedeutung, insbesondere Differentialindikation und Handhabung, dargestellt. Dabei werden die elektrischen respektive magnetischen Stimulationsarten erörtert. Die Wirkungen werden unmittelbar am Stimulationsort, indirekt über Netzwerke oder durch ein generalisiertes Anfallsgeschehen vermittelt. In weiterer Folge wird auf die einzelnen Stimulationsverfahren eingegangen. So wird die Indikationsstellung zur EKT in der Akut- sowie in der Erhaltungstherapie, die Effektstärke, die Aufklärung von Patienten und Angehörigen sowie die Durchführung praxisrelevant diskutiert und u. a. anhand eines Films illustriert. Genauso wird die Indikation zur rTMS bearbeitet. Hier wird auch auf das enorme Stimulations-technische Entwicklungspotential eingegangen und die evidenzbasierte Anwendungsprotokolle der rTMS von den experimentellen unterschieden. Die Einführung zu THS, VNS und tDCS erfolgt informativ und auf der Basis der bestehenden Evidenz aus Fallserien oder durch Expertenmeinung unterlegt mit einer aktuellen Nutzbarkeit in der Klinik. Die Stimulationstechniken sind somatische Verfahren, die integrativer Bestandteil eines gesamten bio-psycho-sozialen Behandlungskonzeptes sein müssen. Besondere Bedeutung erfährt deshalb die Indikationsstellung zur Psychotherapie v. a. als Begleittherapie der EKT. Abschließend werden die Teilnehmer:innen eingeladen, einen Algorithmus für die Indikation und Anwendung von Neuromodulationsverfahren auf der Basis der jeweiligen klinischen Expertise zu erstellen.
Die ICD-11 beinhaltet einige wichtige Veränderungen in der Konzeption unterschiedlicher psychischer Störungen. Bei den für die Forensische Psychiatrie relevanten Störungsbildern (Schizophrenie und andere primär psychotische Störungen, Störungen durch Substanzgebrauch oder abhängiges Verhalten, Persönlichkeitsstörungen und Persönlichkeitszüge sowie Paraphile Störungen) werden die Veränderungen wohl einen relevanten Einfluss auf unterschiedliche forensische Aspekte haben. Es ergeben sich Fragen und Klärungsbedarf in Hinblick auf die Zuschreibung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und der forensischen Therapieplanung.
Der Workshop wird die Teilnehmenden zunächst mit der Entwicklung der revidierten Version der ICD vertraut machen und die Frage klären, welche Absichten von Seiten der WHO mit der Überarbeitung verbunden waren und welche Einflussgrößen eine Rolle gespielt haben. Danach werden die Teilnehmenden durch Wissensinput und Fallarbeit mit den Veränderungen vertraut gemacht und es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, praktische Erfahrung in der Anwendung der neuen Konzepte für die Nutzung innerhalb der forensischen Psychiatrie zu sammeln.
Der Workshop soll die Möglichkeit bieten, die moderne diagnostische Entwicklung zu reflektieren, positive Veränderungen aber auch Fallstricke der neuen diagnostischen Vorgaben zu erkennen und schließlich Implikationen für die Begutachtungspraxis und die therapeutische Arbeit mit psychisch kranken Straftätern abzuleiten.
Im Dezember 2021 trat die o. g. Richtlinie in Kraft. Bis zum Sommer 2022 sollen EBM-Vergütungsregelungen geschaffen werden, die eine Umsetzung der Richtlinie ermöglichen. Gleichwohl bedarf es der Initiative der einzelnen Psychiater, Nervenärzte und Psychotherapeuten vor Ort, gemeinsam mit den in den Praxen beschäftigten MFAs die Voraussetzungen zur Erbringung der Leistungen nach der verabschiedeten Richtlinie zu schaffen. In dem auf dem DGPPN Kongress stattfindenden Workshop bieten wir den Fachärzten und Psychotherapeuten gemeinsam mit den MFAs im Tandem (aber auch alleine) einen vertieften Blick in die Bedingungen und Möglichkeiten der Versorgung nach der Richtlinie. Wir stellen die Richtlinie im Detail vor und bieten Ihnen damit die Möglichkeit, die in Ihrer Region bestehenden Versorgungsverhältnisse in Verbindung mit der neuen Versorgungsform zu bringen. Inhalte und Checklisten der Netzwerk- und Kooperationsverträge werden vorgestellt, Fallstricke und Hindernisse diskutiert. Die Zukunft der Psychiatrie ist ambulant – gestalten Sie gemeinsam mit uns diese Versorgung!
Hinweis zur Buchung im Tandem: Wenn Sie eine Tandembuchung vornehmen möchten, kontaktieren Sie bitte das Programmteam per E-Mail programm@dgppn.de. Bei Tandembuchungen gilt: Ärzt:innen regulär, MFA im Team mit „ihrem/r“ Ärzt:in kostenfrei.
Mit der Bedeutung kriminaltherapeutischer Verfahren im Justizvollzug und der Bedeutung der Erstellung von Risiko-Profil-Gutachten, gerade auch im Bereich der Sicherungsverwahrung, hat die forensisch- psychiatrische bzw. rechtspsychologische Begutachtung von Sexualstraftätern besondere Bedeutung erhalten. Da in diesem Deliktbereich mehrheitlich nicht die klassischen „krankhaften seelischen Störungen“ eine Rolle spielen, sondern es auf die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen Persönlichkeit und Sexualität ankommt und sexuell paraphile Störungen im Hinblick auf ihren Schweregrad und ihr legalprognostisches Risiko beurteilt werden müssen, handelt es sich hier um eine besondere fachliche Spezialisierung. Der Aufbaukurs wendet sich an Kolleg:innen mit beginnender bzw. moderater Vorerfahrung im Sachverständigenbereich und an Kolleg:innen, die sich auf diese spezielle Gutachten-Thematik vorbereiten wollen.
Neurofeedback ist eine psychophysiologische Behandlungsmethode, die in den letzten Jahren für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit verschiedenen Störungen entwickelt und evaluiert wurde. Erfolge in der Behandlung von Epilepsien und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) konnten nachgewiesen werden. Auch andere Anwendungsbereiche wie z. B. Tinnitus, Tourette, Migräne, primäre Insomnie, Autismus oder Leistungssteigerung bei Gesunden werden zunehmend untersucht und/oder von Patient:innen nachgefragt. Damit ist in der Schnittmenge von Medizin und Psychologie eine Nachfrage entstanden, die weder Ärzt:innen noch Psycholog:innen in Ermangelung einschlägiger Ausbildung auch nur annähernd befriedigen.
Im Workshop werden die hirnphysiologischen und lerntheoretischen Grundlagen des Neurofeedbacks vorgestellt. Am Beispiel der ADHS werden Behandlungsprotokolle und ihre Einordnung in ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen besprochen. Es werden Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit vorgestellt und ein Ausblick auf andere Anwendungen gegeben. Ein Schwerpunkt wird in der Einführung in die Technik liegen. Neurofeedback-Geräte stehen zu Demonstrationszwecken und für eigenständige Übungen zur Verfügung.
Die Emotionale Dysregulation (ED) stellt einen bedeutsamen transdiagnostischen Risikofaktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Traumafolgestörungen (hier komplexe PTBS) dar. Überschießende emotionale Reaktionen, emotionale Instabilität und dysfunktionale Bewältigungsstrategien führen zu erheblichen Beeinträchtigungen der psychosozialen Funktionsfähigkeit und des Wohlbefindens. In unserem Symposium stellen wir den Einfluss der Emotionsregulation auf Symptomatik und Verlauf, aber auch die zugrundeliegenden neurobiologischen Mechanismen dar und zeigen mechanismen-basierte Behandlungsoptionen auf:
In dem ersten Vortrag von Herrn Schmahl werden die neurobiologischen Mechanismen der bei der BPS mit der ED in Zusammenhang stehenden Verhaltensauffälligkeiten wie impulsiv-aggressives oder selbstverletzendes Verhalten und die therapeutischen Optionen auf den Gebieten Psychotherapie, Pharmakotherapie und Neuromodulation dargestellt. Im Vortrag von Frau Philipsen zeigen wir, dass eine wirksame Emotionsregulation in der Transitionphase vom Jugend- in das junge Erwachsenenalter mit einem günstigeren Verlauf der ADHS verbunden ist und mit verhaltensbezogenen und neuronalen Korrelate (fMRT) im Zusammenhang steht. Frau Schmidt wird klinische und neurobiologische Erkenntnisse zu kPTBS-assoziierten affektiven Regulationsstörung unter besonderer Beachtung neuroendokriner Grundlagen präsentieren. Frau Krause-Utz stellt die Ergebnisse zum Einfluss von akuter Dissoziation auf eine Emotionsregulations-Aufgabe bei Probandinnen mit und ohne BPS sowie einer klinischen Kontrollgruppe dar.
Die Achtung des Willens und der Präferenzen des Patienten gewinnt zurecht immer mehr an Bedeutung im klinischen Alltag. Dabei nimmt die Vermeidung von Zwang eine herausragende Rolle ein, wobei dessen Anwendung nur noch als ultima ratio zur Abwehr von Eigen- und/oder Fremdgefährdung zulässig ist. Neben ethischen und fachlichen Vorgaben sind es vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen, die entscheidend für die Vermeidung oder die Anwendung von Zwang sind. Dazu gehören insbesondere die Regularien zu Vorausverfügungen, zur Unterbringung in psychiatrischen Kliniken oder im Maßregelvollzug, zur Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen und zur Zwangsbehandlung. Diese unterscheiden sich zwischen den einzelnen Ländern deutlich, was erhebliche Unterschiede in der klinischen Praxis nach sich zieht.
In diesem Symposium soll die Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz vergleichend dargestellt werden, was für die ÖGPP Christa Rados aus Villach, für die SGPP Fulvia Rota aus Zürich und für die DGPPN Thomas Pollmächer aus Ingolstadt übernehmen werden. Ziel dieser vergleichenden Darstellung soll es sein, anhand der Unterschiede zwischen den Systemen Verbesserungsmöglichkeiten herauszuarbeiten und zu diskutieren.
Interpersonelle Probleme sind ein Kernsymptom von Patient*innen mit persistierender depressiver Störung (PDS) und tragen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der depressiven Symptomatik bei. Neben einem ablehnend-verschlossenen Interaktionsstil lässt sich beispielsweise auch soziales Vermeidungsverhalten, Einsamkeit und soziale Isolation bei Patient*innen mit PDS beobachten. Dies wiederum kann zu psychopathologischen Symptomen wie u.a. Suizidalität führen und diese verstärken. Doch wie stehen interpersonelle Probleme und Psychopathologie bei PDS im Zusammenhang? Wo haben sie ihren Ursprung und was kann aus diesem Wissen für das therapeutische Vorgehen abgeleitet werden?
Im ersten Vortrag wird Stephan Köhler einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Psychopathologie und interpersonellen Problemen bei PDS geben und deren Auswirkung auf das therapeutische Vorgehen mit dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) vorstellen.
Der zweite Vortrag von Matthias Reinhard wird eine interpersonelle Perspektive auf Suizidalität bei Patient*innen mit PDS einnehmen und diese u.a. mit Einsamkeit, interpersonellen Problemen und früheren Beziehungserfahrungen verbinden. Zudem sollen erste Ergebnisse der Wirksamkeit von CBASP auf Suizidalität vorgestellt werden.
Im dritten Vortrag wird Anne Guhn die Rolle interpersoneller Probleme als Mediator zwischen früheren Beziehungserfahrungen und späterer Symptombelastung darstellen. Sie wird dabei auch auf die transdiagnostische Relevanz interpersoneller Probleme eingehen.
Im vierten Vortrag wird Eva-Lotta Brakemeier schließlich eine große multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie vorstellen, in der die Wirksamkeit von einem stationären CBASP-Programm mit einem stationären Verhaltensaktivierungs-Programm bei Patient*innen mit PDS verglichen wird. Mediatoranalysen werden u.a. Ergebnisse zur Frage liefern, ob CBASP tatsächlich über die Verbesserung der interpersonellen Probleme wirkt.
The vulnerability-stress-model has gained much attention in mental disorders as it nicely captures the multifactorial nature of the disorders. During the last years, research activities aimed to identify biological and genetic components that operate in interaction with psychosocial factors like stressful life-events and urbanicity within this model increasing or lowering ones vulnerability for mental disorders.
In our symposium we will highlight new brain imaging findings of environmental and genetic risk factors in depressive and bipolar disorders and schizophrenia extending this focus to epigenetic mechanisms.
T. Kircher reports about transdiagnostic structural and functional brain changes data in patients with MDD, BD and SZ and links this to risk factors.
H. Walter will report about neurobehavioral risk and resilience factors for mental disorders and discuss the prospects of the search for biomarkers in light of recent findings from big data.
H. J. Grabe will present new results on the effects of several Alzheimer related SNPs on hippocampal subfields and how risk for mental illness such as childhood traumatization and major depression act as a moderator in this association. Data will be analysed from the Study of Health in Pomerania SHIP-LEGEND and SHIP-TREND with available MRI data (N=3200). These findings will be complemented by epigenetic data in SHIP-TREND.
A. Meyer-Lindenberg will present new results on incorporating data on interindividual differences in reacting to resilience factors into climate cost prediction models, forming the basis of accounting for the mental health effects of global warming.
Das Leitlinienportfolio der DGPPN umfasst aktuell 14 S3-Leitlinien unter Federführung der eigenen und zahlreichen Beteiligungen an Leitlinien anderer Fachgesellschaften. Das vollumfängliche reguläre Überprüfungsintervall von Leitlinien liegt aktuell noch bei bis zu 5 Jahren. Unter Berücksichtigung des Zeitbedarfs für die Überarbeitung beruhen die Empfehlungen gegen Ende der Gültigkeitsdauer der Leitlinie auf Studien und klinischen Erkenntnissen, die mindestens 5-7 Jahre alt sind. Dies kann letztlich eine inadäquate Versorgung mitbedingen. Mit einem dynamischen Aktualisierungsprozess kann dieser Konsequenz begegnet werden. Sobald neue Evidenz, klinische Erkenntnisse oder veränderte Versorgungsbedingungen aufgrund a priori definierter Kriterien eine wesentliche Änderung der medizinischen Praxis erfordern, sollten einzelne Empfehlungen entsprechend aktualisiert werden („living guidelines“).
Die Entwicklung von „living guidelines“ erfordert unter anderem neue Instrumente zur Aktualisierung und Kommunikation von Leitlinien, wie z.B. digitale Tools. Ein solches Tool (MagicApp) wird derzeit bei der Aktualisierung der S3-Leitlinie Demenzen erprobt. Neben den Erfahrungen bei der Digitalisierung werden im Symposium aus diesem Aktualisierungsprozess Neuerungen in der Diagnostik und Therapie von an Demenzen erkrankten Patienten vorgestellt. Aus dem Projekt "Guide2Guide" wird eine Übersicht zu methodischen Entwicklungen und Erwartungen der Leitlinienentwickler an "living guidelines" vorgestellt. Wie die Implementierung einer digitalisierten Leitlinie in der Versorgungspraxis aussehen kann, zeigt das Projekt „Sisyphos“ am Beispiel der S3-Leitlinie Schizophrenie.
Das Symposium präsentiert verschiedene biobehaviorale Studien zur Mutter-Kind-Interaktion. Ausgehend von den präsentierten Daten werden Implikationen für die transgenerationale Transmission von Belastungen und Ansatzpunkte für Interventionen diskutiert.
Irene Plank hat mit fMRT soziale Kognition bei Müttern ohne psychische Erkrankung untersucht. Sie zeigt, dass Mütter in einem Empathie-für-Schmerz-Paradigma im Vergleich zu Nicht-Müttern verstärkte Aktivierungen in der Insula aufweisen. In einem anderen Paradigma mussten die Teilnehmenden Handlungsintentionen aus emotionalen Gesichtern ableiten. Hierbei zeigen Mütter stärkere Aktivierungen in Insula und Mentalisierungsarealen um den posterioren Zingulärkortex als Nicht-Mütter.
Isabella Schneider berichtet, dass Mütter mit Borderline-Personlichkeitsstörung häufiger intrusives Verhalten und weniger reziproke Mutter-Kind-Interaktionen aufweisen. Mögliche zugrundeliegende Mechanismen könnten eine veränderte Oxytocin- und Cortisolreaktivität, wie auch erhöhte basale Testosteronspiegel sein, wodurch die Interaktion mit dem Kind bei Müttern mit BPS möglicherweise zu weniger Belohnungserleben und weniger Stressabbau führt.
Leonie Fleck hat in einer Bevölkerungsstichprobe von 76 Mutter-Jugendlichen-Dyaden den Einfluss dyadischer Interaktionsmuster sowie jugendlicher Borderline-Persönlichkeitsmerkmale auf die Mutter-Jugendlichen-Cortisol-Synchronie untersucht. Sie zeigt, dass sich Cortisol-Synchronie in Abhängigkeit des Zusammenspiels von jugendlicher Psychopathologie und dyadischem Verhalten unterschied.
Katharina Williams hat 38 jugendliche Borderline-PatientInnen und deren Mütter mit 35 gesunden Mutter-Kind-Dyaden im Hinblick auf Verläufe der individuellen Herzratenvariabilität (HRV) und HRV-Synchronie verglichen. Sie zeigt, dass Gruppe, Kontext (Ruhe, Stress, positive Interaktion) und Qualität der Mutter-Jugendlichen-Interaktion im Zusammenhang mit der individuellen HRV sowie HRV-Synchronie stehen.
Cognitive impairment is a well-established behavioral phenotype of affective and non-affective psychosis including individuals at clinical high risk (CHR) for psychosis. However, it remains unclear whether cognitive performance declines or remains stable over time and which commonalities in performance deficits, mechanisms of development and neural underpinnings are shared by affective and non-affective psychosis, affective disorders in general and in individuals at CHR for psychosis.
Four different speakers will address the common phenomenology, neural patterns and development of cognitive impairment, emotional processing and poor social functioning at different stages of psychosis and affective disorders. The complementary approaches discussed by the speakers include structural and functional imaging, supervised machine learning and stratification. Anne Kathrin Fett will present recent research on cognitive functioning in a large sample of patients at first hospitalization for a psychotic disorder who have been followed 20-years into the illness. Her findings indicate that cognitive decline is not specific to schizophrenia but present across psychotic disorders.
Franziska Knolle will present her findings on the neural correlation of non-motivational salience using an fMRI-based visual oddball task. Using computational modeling she will demonstrate evidence that early-psychosis patients jump to conclusions, in a novel form of the beads task.
Gemma Modinos will present her recent data using cross-species, translational neuroimaging methods to explore the role that abnormalities in emotion-related brain systems may play in the psychosis risk and onset.
Lana Kambeitz-Ilankovic will introduce the machine learning findings on neurocognitive subgroups with distinct psychopathological and brain patterns identified transdiagnostically.
1945 prägte Jean Dubuffet den Begriff Art brut für originelle Werke von Laien, die außerhalb von Traditionen und aktuellen Kunstströmungen entstanden waren, die er jedoch für die eigentliche Kunst hielt, darunter Werke von Psychiatrieinsassen. Damit bezog er Stellung in der Debatte über die Zuordnung dieser Werke zwischen Pathologisierung und Aufwertung zur Kunst. Die Debatte hatte vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen, bis sie – im deutschen Sprachraum – mit dem Nationalsozialismus fast vollständig verdrängt worden war. In den folgenden Jahrzehnten standen diese Werke im Zentrum von Aushandlungsprozessen, in die sich neben Psychiater*innen, Ausstellungs-macher*innen, Galerist*innen, Sammler*innen, Journalist*innen, Kunsttherapeut*innen nicht zuletzt die Künstler*innen selbst einmischten. Diese Aushandlungsprozesse werden derzeit in einem DFG-Projekt der Forschungsgruppe „Normal#verrückt. Zeitgeschichte einer erodierenden Differenz“ erforscht.
Das Symposium gibt Einblick in erste Ergebnisse. Nach einer Einführung stehen drei „Beziehungsgeschichten“ zwischen Psychiatern und (Werken der) von ihnen besonders geschätzter Künstlerpatienten im Vordergrund. Der Göttinger Psychiater Hemmo Müller-Suur würdigte die Werke des Architekten, Anstaltspatienten und „Euthanasie“-Opfers Paul Goesch und zeigte sie in der Wanderausstellung "Documenta Psychopathologica" 1965/1967. Manfred in der Beeck traf im westfälischen Anstaltsdienst auf den technischen Zeichner und zwangseingewiesenen „Querulanten“ Erich Spießbach und regte ihn zu Zeichnungen an, die in der therapeutischen Beziehung eine wichtige Rolle spielten. Leo Navratil förderte eine Reihe von Künstler-Patienten im Gugginger Haus der Künstler bis zu ihrer Präsenz auf dem Kunstmarkt, darunter Rudolf Limberger (Max), dessen Werke Stilmittel aus einem Zeichentest aufnehmen. Diese drei „Beziehungsgeschichten“ verdeutlichen schlaglichtartig unterschiedliche Herangehensweisen an das Spannungsfeld Kunst und Psychiatrie.
Die im Exil in Holland lebende Filmemacherin und Journalistin Lidija Zelović tritt an, einen “wahrhaftigen und ehrlichen Film” über den Jugoslawienkrieg der 1990er-Jahre zu machen: „Ich muss den Krieg in meinem Kopf beenden.“ Dafür kehrt sie nach Bosnien zurück und taucht in die Untiefen des Konflikts – in endlosen Diskussionen mit Familienmitgliedern, im Gespräch mit Kindheitsfreund*innen und Arbeitskolleg*innen, mit denen, die dageblieben waren, die nach „50 Jahren Bruderschaft und Einigkeit“ in den Dynamiken des Krieges zu Täter*innen wurden. Ihre dunkle Stimme wird grell beim Besichtigen der ehemaligen Wohnung, in der noch ihre Kinderbücher verstauben, und ein ehemaliger Sniper erzählt mit zuckenden Gesichtsmuskeln, wie er die Waffe nahm. Immer deutlicher wird die Sprachlosigkeit, der Riss zwischen den beiden Seiten. „Du bist nicht mein Feind“ – „Ich fange an, mich als solcher zu fühlen.“ Splitscreens verdeutlichen Gleichzeitigkeiten und abgrundtiefe Brüche.
Serbisch/Englisch (mit englischen Untertiteln)
Niederlande/Bosnien und Herzegowina 2015 von Lidija Zelović
Ikon and Zelović Production
Die Digitalisierung des Lebensumfeldes der Menschen und der Medien stellt die Forensiken vor neue Herausforderungen. Immer mehr Menschen kommen aus einem medial vernetzten Umfeld, in dem kein Endgerät unvernetzt ist, die Kataloge nur noch Online verfügbar sind und der Anwalt ein E-Mail-Postfach hat. Wie soll mit diesem Wandel in der Forensik umgegangen werden, wenn diese Menschen nach einiger Zeit wieder in die Gesellschaft zurückkehren? In diesem Diskussionsforum sollen Chancen und Risiken der Neuen Medien erkundet und Lösungsansätze diskutiert werden.
Eine zunehmende Anzahl von Psychotherapieverfahren adressiert metakognitive Mechanismen wie übermäßige Urteilssicherheit (v.a. metakognitives Training für Psychose, MKT) oder dysfunktionale Überzeugungen über das Denken (z.B. Grübeln als Strategie, Probleme zu bewältigen; v.a. Metakognitive Therapie, MCT). Die Abgrenzung zwischen metakognitiven, kognitiven, neurokognitiven und sozial-kognitiven Prozessen fällt auch Expert:innen nicht immer leicht. Ziel des Symposiums ist es, neuere metakognitive Ansätze dazustellen, die aus dem MKT und MCT hervorgegangen sind. Jakob Scheunemann gibt zunächst einen kurzen Überblick zu unterschiedlichen Definitionen von Metakognition und stellt dann das Metakognitive Training für Zwangsstörungen (Z-MKT nach Miegel und Jelinek) vor. Lotta Winter wird die Metakognitive Therapie (MCT), welche mittlerweile auch bei primär somatischen Erkrankungen eingesetzt wird, samt den Ergebnissen einer neueren Meta-Analyse vorstellen. Rabea Fischer passte das MKT für Psychose für den Akutbereich an, da die Originalversion sich für diese Patientengruppe als zu umfangreich und herausfordernd herausstellte. Frau Fischer wird das Training vor sowie wird erste Pilotdaten präsentieren. Am Ende berichtet Frau Friedel über Erfahrungen mit dem von der Charité entwickelten MKT für bipolare Störungen, welches auch Elemente der Achtsamkeitstherapie aufgreift.
Zusammenfassend beabsichtigt unser Symposium, metakognitive Ansätze mit dem Fokus auf aktuellen Entwicklungen vorzustellen und Fragen nach Überschneidungen und Unterschieden von kognitiven und metakognitiven Ansätzen zu klären.
Prävention von Straftaten durch Behandlung ist die wesentliche Aufgabe forensisch psychiatrischer Behandlung.
Während die stationären Maßregeln nach § 63 StGB, also die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, und § 64 StGB, also die Unterbringung in der Entziehungsanstalt auf die Rückfallverhütung bereits verurteilter und untergebrachter Straftäter zielen, zielen ambulante präventive Maßnahmen darauf, dass Straftaten im Idealfall gar nicht erst begangen werden. Stationäre und ambulante Behandlungskonzepte sollen vorgestellt und deren Wirksamkeit wiedergegeben werden.
Schlaf und psychische Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Das vorliegende Symposium gibt eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen. Zunächst wird eine wichtige Neuerung vorgestellt, die Aufwertung von Schlafstörungen in einem eigenen Hauptkapitel in der 11. Auflage der International Classification of Diseases (ICD-11). Dies betont, dass Schlafstörungen, die häufig als Komorbidität zu psychischen Erkrankungen auftreten, einer eigenständigen Diagnostik bedürfen und dass die systematische Behandlung zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen kann. Auswirkungen dieser neuen Konzeptualisierung für die klinische Versorgung und Weiterbildung werden besprochen. Am Beispiel des Tinnitus werden neue Erkenntnisse zum Zusammenhang von Schlaf und komorbider Erkrankung weiter diskutiert. In einem zweiten Teil des Symposiums werden aktuelle Entwicklung der nicht-invasiven Modulation von Schlaf, insbesondere durch auditorische Stimulation, vorgestellt. Die automatische Detektion und Modulation von spezifischer Gehrinaktivität im Schlaf, wie z.B. Tiefschlafwellen, könnte zur Entwicklung neuer Behandlungsmethothoden beitragen, wie an den Beispielen Schizophrenie und Depression gezeigt wird. Das Symposium ist mit einem ersten klinischen und einem zweiten grundlagenwissenschaftliche Teil geeignet, aktuelle Entwicklungen in der Psychiatrie und Psychotherapie aufzuzeigen und weiter zu diskutieren.
Diagnosis, treatment, and management of psychiatric disorders is a highly complex task for clinical institutions. Scientific knowledge has advanced significantly since the beginning of psychiatry, leading to standardised approaches to diagnosis and treatment. While these standardised approaches are effective in many cases, the highly individual nature of how psychiatric disorders manifest in different people at different points in time requires the ongoing adaptation of clinical processes to the specific case. Achieving such adaptation is difficult because of the lack of detailed, objective measures of the patient state. MePheSTO is an interdisciplinary research project that envisions a scientifically sound methodology based on artificial intelligence methods for the identification and classification of objective, and thus measurable, digital phenotypes of psychiatric disorders. Important to MePheSTO is the creation of a multimodal corpus including speech, video, and biosensors of social patientclinician interactions, which serves as the basis for deriving methods, models and knowledge. Social interaction, e.g. conversation between a patient and a clinician is traditionally the most important source of information; however, there is a huge challenge in objectively analyzing this in a scalable fashion. Mephesto will support clinicians in this challenging task by objectively measuring and tracking individual patient state by digital as well as interactionbased phenotyping, thereby providing important building blocks towards realising the vision of precision psychiatry. In this symposium, we will present four cardinal use cases in Mephesto that are contributing to this vision and detail the requirements for data recording in each use case.
Im ersten Vortrag wird Frau PD Dr. phil. K. Lukaschek eine Querschnittstudie mit 223 eingeschlossenen Patienten mit Depression und/oder Suizidgedanken (Durchschnittsalter 47,61 ± 15 Jahre; 61,9% Frauen) aus 20 Hausarztpraxen (104 Patienten) und 10 psychiatrischen / psychotherapeutischen Kliniken (119 Patienten) (September 2019 - Februar 2020) vorstellen, die nahelegt, dass kurze Fragebögen, wie z.B. der P4, beim Ansprechen von Suizidgedanken unterstützen können. Im zweiten Vortrag referiert Prof. M. Wolfersdorf über die Präventionsmöglichkeiten für Kliniksuizide und stellt Empfehlungen vor, was nach einem Suizid im Krankenhaussetting für Patienten aber auch für das therapeutische Team wichtig ist. Im letzten Vortrag widmet sich Frau PD. U. Lewitzka dem Thema Suizidalität bei Medizinern und stellt hier Daten einer eigenen Umfrage unter verschieden Fachgruppen sowie den aktuellen Forschungsstand internationaler Studien vor, die z.B. zeigen konnten, dass Hausärzte ein erhöhtes Suizidrisiko aufweisen.
2008 konkretisierte die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) die verschiedenen internationalen Vereinbarungen der Menschenrechte speziell für Menschen mit Behinderungen. Unterzeichnende Länder verpflichten sich seither zur Achtung der Selbstbestimmungsrechte, zur Gewährung von Partizipationsrechten und zum Schutz vor Diskriminierung auch für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Der Kampf um gleiche Menschen- und Bürgerrechte wurde bereits seit den 1970er Jahren von Netzwerken Psychiatrieerfahrener geführt und war eine wichtige Motivation für die Psychiatriereform, erst die übergreifende Zusammenarbeit von Menschen mit verschiedenen Behinderungen ermöglichte aber den umfassenden Ansatz der UN-BRK.
In diesem Symposium präsentieren wir drei Perspektiven auf die Umsetzung von Selbstbestimmungs- und Partizipationsrechten in der psychiatrischen Versorgung. Im ersten Beitrag berichtet Ulrich Reininghaus über eine partizipative Bedarfserfassung bei Angehörigen von Menschen mit psychischen Krankheiten. Im zweiten Beitrag berichten Ute Krämer und Julia Lippert von Handlungsempfehlungen, die von Anfang 2020 bis Ende 2021 im BMAS geförderten Projekt „Partizipativer Landschaftstrialog Psychiatrie und psychosoziale Versorgung“ mit 60 Teilnehmenden bundesweit erarbeitet wurden. Im dritten Beitrag schließlich stellt Georg Schomerus die Wahrung der Selbstbestimmungs- und Partizipationsrechte in der Psychiatrischen Versorgung in den Kontext der Haltungen der Allgemeinbevölkerung zu diesen Rechten.
Deutschland hat die UN-BRK 2009 ratifiziert. Es besteht erheblicher Handlungsbedarf, um die in der Konvention festgeschriebene Partizipation tatsächlich zu erreichen. Wir möchten das Symposium nutzen, um über sinnvolle Ansatzpunkte zur Verbesserung der Menschenrechtssituation von Menschen mit psychischen Krisen und Beeinträchtigungen zu diskutieren.
Genesung-/Peerbegleitung wird mittlerweile in nationalen (S3), sowie internationalen (NICE) Leitlinien zur psychiatrischen Versorgung empfohlen. Deutschlandweite werden innovative Konzepte mit Peerbegleitung für unterschiedliche psychiatrische Settings entwickelt und implementiert. Dieses Symposium beschäftigt sich mit Studien zur Genesungsbegleitung in der psychiatrischen Akutversorgung. Der erste und zweite Vortrag stellt Ergebnisse vor. der PACT-Studie, eine prä-post Evaluation zur Implementierung von Genesungsbegleitung auf Akutstationen vor. Zunächst werden Qualitative Ergebnisse der Implementierungsevaluation berichtet und daraufhin Ergebnisse bezüglich der Reduktion von Dauer und Häufigkeit von Zwangsmaßnahmen vorgestellt. Als Drittes wird die Theory of Change einer Studie zu einem Kriseninterventionsdienst mit Genesungsbegleitung in Zusammenarbeit mit der Polizei, mit dem Ziel Zwangseinweisungen zur vermeiden. Der vierte Vortrag stellt Ergebnisse einer Pilotstudie zu einer partizipativ entwickelten Peer-gestützten Mitarbeiter:innenschulung zur Reduktion von Zwangsmaßnahmen vor, es wird Videomaterial gezeigt.
Im Verlauf von pharmakologischen Interventionen zur Behandlung einer psychischen Erkrankung kann eine Umstellung, Reduktion, oder das Absetzen der Medikamente indiziert sein, beispielsweise falls die betroffene Person dies wünscht, beim Auftreten von Nebenwirkungen, Abklingen der Symptomatik oder anderen Gründe.
Eine genaue Kenntnis darüber kann sich für die Behandlung als vorteilhaft erweisen, beispielsweise bei medikamentösen Umstellungen bei der sich Absetzsymptome und Nebenwirkungen von Präparaten, aber auch Symptome eines beginnenden Rezidivs symptomatisch überschneiden können.
In unserem Symposium möchten wir über physiologische Grundlage von Absetz- und Reduktionssymptomen, sowie über individuelle und spezifische Symptome nach Absetzen und Reduktion von Antipsychotika und Antidepressiva referieren.
Spätestens seit der historischen Monoamin-Hypothese der Depression ist die Psychopharmakologie auf der Suche nach Behandlungsmechanismen, die dysfunktionale neurobiologische Prozesse "reparieren" oder durch Dauergabe von Wirkstoffen ausgleichen möchten. Diese Forschungsrichtung hat einen Fokus auf biologische Behandlungsstrategien hervorgebracht und zahlreichen Patienten geholfen. Sie hat jedoch mit der pharmakologischen Substitution pathologischer Mechanismen den Beitrag von Gesellschaft und Subjekt am Genesungsprozess sowie psychotherapeutische Strategien in der Psychiatrie vernachlässigt. Mit Medikamenten, die nicht auf dauerhafte Substitution, sondern auf Disruption neurobiologisch-psychologischer Mechanismen (z.B. DMN, Konnektivität) ausgelegt sind, kommt dem Zusammenspiel von Pharmakologie, Psychotherapie und ganz allgemein biopsychosozialen Lernprozessen eine neue Bedeutung in der psychiatrischen Behandlung zu. Psychedelika zeigen neben ihrer Rolle als schnellwirksame Antidepressiva das Potential für eine Wiederkehr des Subjekts in der Medizin, für die Aktivierung systemischer Selbstregulationsprozesse und Ressourcenaktivierung. Gleichzeitig eröffnen sie innerhalb der Behandlung den Zugang zu einer therapeutischen Problemaktualisierung, ohne die psychotherapeutische Veränderungsprozesse schwer möglich sind.
Das Symposium zeigt salutogenetische Perspektiven für eine Zusammenschau von Pharmakologie und Psychotherapie in der psychiatrischen Behandlung auf - und denkt über die strukturellen Veränderungen nach, die sich mit einem solchen Paradigmenwandel in der psychiatrischen Versorgungsstruktur, Praxis und Forschung abzeichnen.
In der Behandlung psychischer Erkrankungen spielen moderne Psychotherapieverfahren eine zunehmend wichtige Rolle. Insbesondere Verfahren die unterschiedliche Elemente verschiedener „Therapieschulen“ vereinen, können in wissenschaftlichen Studien ihre Wirksamkeit belegen. Ziel des Symposiums ist es einen Überblick über moderner Psychotherapieverfahren zu geben. Im Rahmen der "GenerationPSY" möchten wir insbesondere junge Kollegen ermutigen dieses Symposium zu besuchen und die Möglichkeit zu nutzen, mit herausragenden Therapeuten und ausgewiesenen Psychotherapieforschern in Diskussion zu treten.
Die Einbindung digitaler Tools in Diagnostik und Therapie nimmt eine zunehmend bedeutende Rolle in der Versorgung psychischer Beschwerden ein. Digital-gestützte Interventionen bieten enormes Potential durch erleichterte Verfügbarkeit und digitale Phänotypisierung erlaubt die lebensweltnahe Charakterisierung psychischer Beschwerden mit Anwendungsmöglichkeiten in Diagnostik und Verlaufsbeurteilung. Unklar ist bis heute für welche Behandlungskontexte sich digitale Ansätze besonders eignen und welche Faktoren den Erfolge der Implementierung oder die Akzeptanz bestimmen. Im aktuellen Symposium soll das umfangreiche Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten von digital mental health im Detail dargestellt und diskutiert werden.
Christine Rummel-Kluge wird aktuelle Daten aus der Versorgungsforschung zu digitalen Ansätzen präsentieren und hierbei insbesondere auf die Möglichkeiten der Prävention psychischer Krankheiten bei Schüler:innen und Studierenden eingehen.
Nils Opel wird die Frage der Implementierung innovativer digitaler Lösungen zur klinischen Phänotypisierung und zur Integration multimodaler Daten diskutieren. Hierbei soll der Fokus neben technischer Machbarkeit auch auf der Akzeptanz auf Patienten- und Behandlerseite liegen und Erfahrung in der Implementierung in der klinischen Routine geschildert werden.
Ulrich Reininghaus wird aktuelle Daten präsentieren zur Evidenz moderner digitaler Interventionen, die sowohl eine detaillierte Phänotypisierung erlauben als auch eine lebensweltnahe Intervention.
Lana Kambeitz-Ilankovic wird Ergebnisse einer aktuellen Meta-Analyse präsentieren zum Vergleich digital-gestützter Psychotherapie bei depressiven Störungen im Vergleich zu traditionellen Verfahren.
Insgesamt bietet das Symposium einen umfassenden Einblick in die Anwendungsmöglichkeiten und die aktuelle Evidenz innovativer Ansätze im Bereich digital mental health. Offenen Frage und vielversprechende Weiterentwicklungen sollen diskutiert werden.
Die EKT ist ein modernes, hochwirksames und sicheres medizinisches Behandlungsverfahren für schwere psychische Erkrankungen. Die EKT kann bei vielen psychischen Erkrankungen sowohl in der Akuttherapie als auch zur Rezidivprophylaxe mittels Erhaltungs-EKT zum Einsatz kommen. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass sich in der internationalen klinischen Praxis zunehmend eine syndromale Indikationsstellung bewährt. Dieses Vorgehen ist empirisch gut belegt, die nicht immer ermittelbare Evidenz führt jedoch gelegentlich zu einer Unterrepräsentation in standardisierten Leitlinien. Die deutschsprachigen psychiatrischen Fachgesellschaften unter Federführung der DGPPN haben daher den neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstand in einer Stellungnahme zur EKT zusammengefasst (A. Sartorius). Hinsichtlich der Anwendung der EKT bei Patienten mit fehlender Einwilligungsfähigkeit gibt es wiederkehrende Diskussionen zu medizinischen aber auch ethischen und juristischen Aspekten. Aufgrund der fehlenden Möglichkeit von RCTs in dieser Population erfolgte zur Verbesserung der Evidenzgrundlage ein systematisches Review und eine Metaanalyse von kontrollierten Beobachtungsstudien. Deren Ergebnisse sprechen für eine mindestens gleich gute, zum Teil sogar überlegene Wirksamkeit der EKT bei nicht einwilligungsfähigen im Vergleich zu einwilligungsfähigen Patienten (D. Zilles-Wegner). Ein gutes Beispiel für eher atypische Indikationen für Hirnstimulationsverfahren sind psychogene Gangstörungen. Hier wird J. DiPauli einen Überblick über die vorhandene Evidenzlage für rTMS und EKT geben. Am Beispiel der EKT zeigt sich besonders deutlich, dass Narrativa die Akzeptanz und Anwendung und eben auch die Ablehnung und Unterversorgung in der Psychiatrie - aber auch in andere gesellschaftlichen Bereichen- wesentlich beeinflussen können. Diese Brücke unter der Frage „Wieviel Evidenz verträgt die Psychiatrie?“ wird abschließend A. Conca schlagen.
Verhaltenstherapeutische ärztliche Behandlungsansätze besitzen einen zentralen Stellenwert für das gesamte Spektrum psychischer Erkrankungen und sind fester Bestandteil der Versorgung sowohl im ambulanten als auch stationärem Setting. Die vielseitigen Facetten ärztlicher Verhaltenstherapie werden von der DÄVT anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens aufgezeigt, von Daten über digitale verhaltenstherapeutische Weiterbildung über ärztliche Verhaltenstherapie in Tagesklinken bis zu neueren Verfahren der Mentalisierungsfördernden Verhaltenstherapie und der Frage, in wieweit speziell ärztliche Verhaltenstherapie nach wie vor einen essentiellen Bestandteil der Versorgung darstellt.
In Ergänzung zu ambulanten, teil- und stationären Versorgungssettings etablieren sich aufsuchende psychiatrische Angebote wie das Home Treatment (HT). Es wurde gezeigt, dass HT eine wirksame und kostensparende Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmöglichkeiten darstellt. Die Luzerner Psychiatrie hat mit der Gemeindeintegrierten Akutbehandlung (GiA) 15 Jahre Erfahrung (Gabriel Felleiter et al.).
Das Hamburger-Modell existiert ebenfalls seit 15 Jahren (Rohenkohl et al.). Patient*innen mit einer psychotischen Erkrankung werden von Assertive Community Treatment (TACT) Teams behandelt. Qualitätsmassnahmen, wie eine fortlaufende Begleitstudie, in dessen Rahmen neben Symptombelastung, Krankheitsschwere, Funktionsniveau, Lebensqualität und Behandlungszufriedenheit von Patient*innen erfasst werden sowie die fortlaufende Analyse von Leistungen und Kosten, ermöglichen eine ständige Weiterentwicklung des Modells.
Wer profitiert überhaupt von HT? (Jäger). Da es in der Schweiz keine einheitlichen gesetzlichen Grundlagen und Leitlinien für die Implementierung, Umsetzung und Finanzierung von HT oder anderen mobilen Behandlungsformen gibt, ist die Einführung von HT erschwert. Im Unterschied zum angelsächsischen Sprachraum sind in der Schweiz erst seit wenigen Jahren Studienergebnisse zu Modellprojekten vorhanden. Neben konzeptuellen HT-Varianten sollen im Beitrag Evaluationsergebnisse aus der Schweiz vorgestellt werden.
Patient*innencharakteristika wie Diagnose, Alter, und Substanzkonsum werden in der Forschung als Prädiktoren für den Behandlungserfolgt diskutiert. Ein weiterer Prädiktor ist die Allianz zwischen Patient*innen und Therapeut*innen, welcher jedoch im HT noch nicht untersucht wurde. Baumann et al. analysieren unterschiedliche potentielle Wirkfaktoren einschliesslich der therapeutischen Beziehung in einem HT-Setting. Dadurch will die Studie Erkenntnisse über Variablen, die mit dem Behandlungsergebnis von HT assoziiert sind, liefern.
Die Forschung zur NS-„Euthanasie“ ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Psychiatriegeschichte. Heute verfügt die Wissenschaft über breitgefächertes Wissen zu Heil- und Pflegeanstalten, Tötungsanstalten, Täter:innen, mangelhafter Strafverfolgung nach 1945, sowie zu Opfergruppen und Patient:innenschicksalen. Dank fundierter Vorarbeiten können aktuell Themen erforscht werden, die zuvor wenig Aufmerksamkeit erfahren haben. Dazu gehören „dezentrale Euthanasie“, „Zwischenanstalten“, persönliche Verbindungen im „T4“-Netzwerk und alltägliche Gewalt gegenüber Patient:innen. Das Symposium soll den Teilnehmer:innen des DGPPN-Kongresses ermöglichen, sich mit diesen aktuellen Forschungen auseinanderzusetzen. Diskutiert werden soll, wie sie unser Bild von der NS-„Euthanasie“ neu perspektivieren können.
Franziska Schmidt zeigt, wie sich in den letzten Kriegsjahren der Kampf um medizinische Ressourcen zwischen zivilem und militärischem Sektor verschärfte. Ergebnis war ein Verdrängungswettbewerb, welcher für psychisch Erkrankte nicht nur den Ausschluss aus der medizinischen Versorgung, sondern den Tod bedeuteten konnte. Der Vortrag gibt Einblick in die reichsweite Verlegungspraxis im Zuge katastrophenmedizinischer Maßnahmen am Beispiel der Tötungsanstalt Hadamar. Steffen Dörre knüpft an diese Ausführungen an und zeigt mit Blick auf Landesheil- und Pflegeanstalten im westdeutschen Raum, wie sich die Einrichtung von Lazaretten auf deren Geländen auf die Versorgung psychisch Kranker auswirkte. Schließlich wird Kathrin Janzen anhand der ca. 500 Tatbeteiligten der „Aktion T4 folgende Fragen aufwerfen: Warum wird die „Aktion T4“ als Medizinverbrechen verstanden? Welche Aspekte und Forschungsfragen zur „T4“ geraten durch die Einordnung als Medizinverbrechen in den Hintergrund? Die Relevanz dieser Fragen ergibt sich aus der Beobachtung, dass etwa 75% der Tatbeteiligten weder aus dem medizinischen Bereich stammten, noch im Kontext der „T4“ einer medizinischen Tätigkeit nachgingen.
Arbeit und psychische Gesundheit sind eng miteinander verbunden. Im Symposium werden aktuelle Studienergebnisse zu diesem Thema vorgestellt.
Johannes Hamann (München) berichtet aus der Innovationsfondstudie Return-to-Work. Dabei werden die Ergebnisse der Cluster randomisierten Studie (N=268) zu Return to Work Experten bei erwerbstätigen Patient*innen, die stationäre psychiatrisch behandelt wurden, präsentiert.
Das BMBF-Verbundprojekt "Seelische Gesundheit am Arbeitsplatz Krankenhaus" (SEEGEN) zielte auf die Entwicklung, Implementierung und Evaluation einer komplexen Intervention zum betrieblichen Gesundheitsmanagement, die aus kombinierten verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen für verschiedene Zielgruppen in einem Krankenhausbetrieb besteht, um arbeitsbedingte Belastungen zu reduzieren. Erfahrungen und erste Ergebnisse innerhalb des Umsetzungsprozesses werden vorgestellt und diskutiert. Neben Vor-Ort-Interventionen bedarf es auf Makroebene einer Verhältnisprävention, die gesellschaftspolitische Richtungsentscheidungen anregt und eine optimale Einbettung der Interventionen in betriebliche Abläufe sicherstellt. Harald Gündel (Ulm) berichtet Ergebnisse aus dem Forschungskonsortium.
Der Zugang zu Arbeit muss frühzeitig im Behandlungsprozess regelhaft thematisiert und als Angebot implementiert werden. Katarina Stengler (Leipzig) berichtet Ergebnisse LIPSY Studie, die zeigt, wie schwer psychisch erkrankte Langzeitarbeitslose aus dem Jobcenter über Screening und Assessment letztlich im klinischen Versorgungsalltag IPS erfahren und mit welchen Erfolgen potentiell zu rechnen ist.
Anne Lang (München) befasst sich mit der Frage, ob und wie psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz offengelegt werden und welche Faktoren diesen Entscheidungsprozess beeinflussen. Dazu stellt sie Ergebnisse quantitativer und qualitativer Daten vor.
Insgesamt wird deutlich, wie wichtig es ist, Arbeit im Kontext psychischer Gesundheit zu betrachten.
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen haben im Regelfall einen komplexen Hilfebedarf, neben Behandlungsleistungen benötigen sie oft eine Vielzahl weiterer Hilfen zur allgemeinen Lebensführung und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Diese unterschiedlichen Leistungen müssen möglichst individuell angepasst und miteinander vernetzt sein, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Die S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen “ der DGPPN und das „Funktionale Basismodell gemeindepsychiatrischer Versorgung“ von Steinhart und Wienberg sind die evidenzbasierten Vorgaben für eine regionale, verbundförmig vernetzte Gesamtversorgung in Deutschland.
Der Dachverband Gemeindepsychiatrie e.V. setzt sich gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen seit vielen Jahren für die leitliniengerechte Realisierung solcher „Komplexleistungen“ ein, über die Sektoren- und Rechtskreisgrenzen des Sozialgesetzbuches hinweg.
In diesem Symposium stellt der Dachverband die Praxis gemeindepsychiatrischer Annäherungen an Komplexleistungen, ihre Bedeutung für Betroffene und Angehörige sowie einen Vorschlag zur Zusammenführung aller im Einzelfall indizierten Hilfen zu Komplexleistungen vor.
Nach Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sind psychische Störungen die zweithäufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit (AU). Sie führen zu den durchschnittlich längsten AU-Zeiten, verursachen mit 42% fast jede zweite Frühverrentung und können langfristig in die Arbeitslosigkeit führen. Der Umgang mit psychischen Störungen stellt somit sowohl die Betroffenen als auch die Betriebe und die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Eine zentrale Aufgabe wird es daher zukünftig sein, die Rückkehr in die Arbeit nach erfolgter Behandlung möglichst nachhaltig zu gestalten.
Es wird ein im Rahmen des Innovationsfonds zur Förderung von neuen Versorgungsformen gefördertes Projekt (01NVF19010) zur Erstellung und Evaluation eines Versorgungskonzepts an der Schnittstelle der medizinisch-therapeutischen Behandlung und der betrieblichen Maßnahmen für die Wiedereingliederung für Menschen mit psychischen Störungen vorgestellt. Es beinhaltet eine komplexe Intervention zur Wiederherstellung und zum Erhalt der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit der betroffenen Beschäftigten. Die neue Versorgungsform beinhaltet eine modulare arbeitsbezogene Behandlung und intensivierte Nachsorge, die neben der Behandlung in einer Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) sowohl aus einzel- als auch aus gruppentherapeutischen Interventionen und einer webbasierten Nachsorge im Sinne von Blended Care besteht.
Zu Beginn wird auf die aktuelle Situation der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und psychischer Erkrankung eingegangen. Ferner werden das RTW-PIA-Versorgungsmodell vorgestellt sowie dessen Verzahnung mit einem webbasierten Programm zur Nachsorge im Rückkehrprozess und erste Erfahrungen aus der Implementierung der Intervention sowohl in städtischen als auch in ländlichen Versorgungszentren geschildert. Im letzten Beitrag wird das Design der multizentrischen, zweiarmigen, 1:1 randomisierten kontrollierten Studie mit ersten Angaben zu der erhobenen Stichprobe vorgestellt.