Bis zu einem Drittel aller Depressionen nehmen einen chronischen Verlauf. Etwa knapp die Hälfte scheint therapieresistent, wobei es keinen Konsens zur Definition des Begriffs Therapieresistenz gibt. Persistierende Depressionen werden in den Klassifikationssystemen der ICD-11 und des DSM-5 unterschiedlich aufgeführt. Die meisten Patienten berichten einen frühen Beginn und frühe zwischenmenschliche Traumatisierungen. Außerdem weisen persistierende depressive Störungen im Vergleich zu akut-episodischen Depressionen eine höhere Komorbiditätsrate, stärkere soziale Beeinträchtigung, häufigere Suizidversuche und Hospitalisierungen sowie stark ausgeprägtes Vermeidungsverhalten und einen feindselig-submissiven Beziehungsstil auf. In diesem Rahmen gelten sie auch als schwierig zu behandeln.
Chronisch depressive Patienten sprechen allgemein weniger gut auf psychotherapeutische und pharmakologische Behandlung an als akut episodisch Depressive oder sie benötigen höhere „Dosen“ und eine längere Behandlungsdauer, um eine Verbesserung zu erreichen. Die neuen S3-Leitlinien (DGPPN et al. 2022) trennen die Behandlungsempfehlungen nach bislang nicht behandelten chronischen Depressionen, bei denen nach den Schweregrad-spezifischen Empfehlungen für die akute depressive Episode vorgegangen werden soll. Und nach „trotz Behandlung chronifizierten Depressionen“, welche gemäß den Empfehlungen zu Maßnahmen bei Nichtansprechen bzw. Therapieresistenz behandelt werden sollen.
Die Interaktion zwischen Müttern und ihren Kindern beginnt schon im Mutterleib während der Schwangerschaft und hat relevante Einflüsse auf die Reifungsvorgänge des Neugeborenen. Mütterliche psychische Vorbelastung und manifeste Erkrankungen sind hierbei wahrscheinlich maßgeblich beteiligt. Auch das interaktionelle Verhalten der Mütter wird durch eigene kindliche Beziehungsprägung und eigene mögliche Traumata wesentlich beeinflusst. Das Symposium zeigt neuste Befunde auf und fokussiert zudem therapeutische Interventionen auf der Seite der Eltern.
Frau S. Entringer wird Befunde vorstellen zu präkonzeptionellen Faktoren, die das Befinden und Erleben sowie die mütterlich-plazental-fetale Stressbiologie während der Schwangerschaft beeinflussen und somit die Entwicklung des Kindes im Mutterleib prägen können.
H.J. Grabe stellt die randomisierte, 3-armige, kontrollierte Interventionsstudie Privileg-M vor, die psychisch belastete, werdende Mütter schon in letzten Trimenon der Schwangerschaft einschließt und über 6 bis 12 Monate post-partum individualisiert psychotherapeutisch und psychoedukativ behandelt.
Frau J. König stellt ebenfalls aus der Privileg-M Studie Daten zu Speichelcortisolmessungen bei den Müttern und ihren Kindern vor. Die Proben (n>2000) wurden bei den Müttern und Kindern zu mehreren Zeitpunkten in der Häuslichkeit sowie zu den Visits im Untersuchungszentrum in potenziell stress-induzierenden Situationen entnommen. Die Cortisolresponse-Profile von psychisch gesunden und belasteten Mutter-Kind-Paaren werden vorgestellt.
Frau S. Herpertz berichtet Ergebnisse einer Studie bei stationär psychiatrisch behandelten Patientinnen und Patienten mit Kindern zwischen 1,5 und 15 Jahren. Daten dieser Patientengruppen zum psychopathologischen Status und möglicher eigener Traumatisierung im Kindesalter sowie zur elterlicher Mentalisierungsfähigkeit werden der seelische Verfassung und dem Entwicklungsstand der Kinder gegenübergestellt.
In jüngster Zeit gab es vielfältige Bemühungen der Gesundheitspolitik die Gruppentherapie zu fördern. In den diversen Weiterbildungsordnungen für therapeutisch Tätige ist die Fachkunde Gruppenpsychotherapie mittlerweile fest verankert. Das Referate-Symposium befasst sich mit der Zukunft der Gruppenpsychotherapie und beginnt mit einer Darstellung der Evidenz für die Wirkung gruppentherapeutischer Behandlung bei unterschiedlichen Störungsbildern und der Kompetenzanforderungen im Kontext der Aus- und Weiterbildung. Es folgen Beiträge zur Gruppenbehandlung im stationären Setting, die in psychiatrischen Kliniken immer schon eine zentrale Rolle spielte und die für die zukünftige Weiterbildung noch bedeutsamer werden wird. Mit einem Beitrag zu den Risiken und Nebenwirkungen von Gruppentherapien wird eine Diskussion unter den Teilnehmerinnen angestoßen.
Menschen mit Schizophrenie haben ein hohes Risiko für die Entwicklung einer schweren psychischen Erkrankung. Eine hochqualitative und kontinuierliche Pharmakotherapie ist deswegen für die meisten Patienten eine obligate Voraussetzung zur Erreichung von Remission, Rückfallverhinderung und dauerhafter Gesundung. Die Pharmakotherapie der Schizophrenie muss evidenzbasiert nach Leitlinien durchgeführt werden. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit die Effektivitätsziele der Pharmakotherapie zu erreichen.
In dem Vortrag „Erwünschte Wirkungen“ wird entsprechend eine leitliniengerechte Pharmakothe-rapie der Schizophrenie nach dem neuesten Stand 2022 erläutert. Dabei geht es zunächst um strukturelle und inhaltliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Pharmakotherapie. Anschließend wird die differenzierte Pharmakotherapie von ersterkrankten, unbehandelten Patienten und mehrfacherkrankten Patienten erläutert. Bei der Schizophrenie gibt es viele besondere Behandlungssituationen. Entsprechend schließt sich die Vorgehensweise bei negativen, kognitiven, depressiven Symptomen sowie bei Therapieresistenz an. In dem Vortrag „Erkennen und Behandeln von unerwünschten Wirkungen“ wird der Fokus auf die Nebenwirkungen der antipsychotischen Therapie gelegt. Hier werden zum einen bekannte und häufige Nebenwirkungen anhand neuer Studien besprochen, aber zum anderen wird ein Fokus auf häufig unerkannte, aber für die betroffenen Personen sehr belastenden Nebenwirkungen gelegt. Anhand neuer epidemiologischer Studie werden schließlich unerwünschte Wirkungen im Langzeitverlauf im Sinne der Risiko-Nutzen-Abwägung im Kontext der Rezidivprophylaxe in Beziehung gesetzt.
Das Symposium setzt einen gemeinsamen Fokus auf die komplexe Langzeittherapie der Schizophrenie. Hier werden Rückfallwahrscheinlichkeit, biologische Mechanismen der Rückfallentstehung, sowie die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Antipsychotika bezüglich der Rückfallverhinderung erläutert.
In the last decade, psychiatric genetics has made tremendous progress in unraveling the genetic architectures of several highly heritable neurodevelopmental disorders, such as autism, attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) and schizophrenia. However, it still remains to be understood, how polygenic risk emerges from multiple genetic lesion and how genetic risk impacts the brain during development to finally cause disease phenotypes. Translational research provides powerful tools to better understand the causal chain leading from genotypes to neural and behavioral phenotypes. Our panel will present different translational approaches, with special emphases being placed upon rare variants with high effect sizesand potential translational perspectives for clinical use. Andreas Reif will present behavioral findings in a mouse model with a conditional knock-out of the RBFOX1 gene, which has been linked to autism spectrum disorders. He will also introduce results from an imaging genetics study in human RBFOX1 carriers, which demonstrated altered neural reactivity to emotional stimuli in carriers. Thomas Nickl-Jockschat’s talk will focus on a mouse model of 16p11.2 deletion, a genetic strongly associated with autism and ADHD. This mouse model exhibits male-specific changes in reward-dependent behaviors and striatal circuits, the latter endophenotype seemingly shared by human carriers of that CNV. Andreas Meyer-Lindenberg will give an overview over neuroimaging phenotypes and potentially underlying molecular mechanisms in mouse models of three different CNVs. These mouse models suggest that microdeletions might increase risk for overlapping neuropsychiatric phenotypes through separable neural mechanisms. Finally, Franziska Degenhardt will present present exome sequencing findings in multiplex families with schizophrenia. She will also introduce first results from an outpatient clinic offering genetic testing for patients with neurodevelopmental disorders.
In unsere psychiatrische Tätigkeit fließen erlernte und geübte psychotherapeutische Instrumente ein. Bereits während des ersten Kontaktgespräches und der Anamnese nutzen wir unser Wissen über psychodynamische Aspekte. Der Versorgungsalltag der Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie reicht von punktuell in die psychiatrische Behandlung eingebetteten psychotherapeutischen Behandlungselementen bis hin zur Kurz- und Langzeittherapie der Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sowohl der niedrigschwellige und schnelle Zugang zu psychotherapeutischer Versorgung als auch die Nachsorge nach erfolgter Therapie und die Krisenintervention gehören zu unseren Aufgaben.
Wir wissen aber, dass der Zugang zu diesem Behandlungselement trotz der in den vergangenen Jahren gewachsenen Angebote für Patienten oft schwierig ist und mit langen Wartezeiten und dadurch entstehender weiterer Verunsicherung verbunden ist.
In unserem Symposium möchten wir uns den Elementen psychotherapeutischer Versorgung widmen, die insbesondere durch die in den vergangenen 3 Jahren sowohl durch Entwicklung technischer Möglichkeiten aber v. a. durch die besondere Pandemiesituation an Bedeutung gewonnen haben. Chancen und Begrenzungen mediengestützter Therapie sowie Digitaler Gesundheitsanwendungen sollen dabei betrachtet werden. Daneben werden Möglichkeiten niedrigschwelliger Versorgung während der Wartezeit auf Psychotherapie aufgezeigt.
Unsere Versorgungswelt ändert sich gefühlt immer schneller. Wir möchten Aspekte dieser Veränderung aufgreifen und diese sowohl kritisch als auch nutzungsorientiert betrachten.
Akute Krisen und Kriege bringen die reguläre psychiatrische Versorgung regelmäßig an ihre Grenzen: es fehlt an ausgebildetem Personal und an Verständigungsmöglichkeiten, ein sicheres Setting ist für Behandler und Patienten nicht selbstverständlich. Die Bereitschaft zur Hilfe ist gerade auch unter jungen Kollegen und angehenden Kollegen groß, allerdings stellt sich die Frage, wie konstruktive Unterstützung erfolgen kann. Jenseits komplexer Interventionen für hochspezialisierte Therapeuten, gibt es auch Interventionen, die unter Anleitung von Anfängern durchgeführt werden können. Dabei kann es eine Herausforderung darstellen über einen Dolmetscher mit dem Klienten zu reden oder z. B. in einer gemeinsamen Fremdsprache wie Englisch miteinander zu kommunizieren. Wir beleuchten die verschiedenen Beispiele am Beispiel der Behandlung in der Ukraine und der Ukrainer, die zu uns geflüchtet sind.
Es gibt zahlreiche internetbasierte Selbstmangementinterventionen zur Behandlung psychischer Störungen. Wenn sie gut gemacht sind, basieren sie nicht nur auf evidenzbasierten Theorien und Techniken der Psychotherapie sondern haben auch ihre Wirksamkeit und Sicherheit in randomisierten Studien gezeigt. Und wenn sie im Verzeichnis der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA-Verzeichnis) gelistet sind, dann können sie auf Rezept verordnet werden. Allerdings erfüllen nicht alle im DiGA-Verzeichnis gelisteten Interventionen diese hohen Anforderungen. In diesem Symposium bekommen die Zuhörenden daher Orientierung im Dschungel der DiGAs. Für jede DiGA wird beschrieben, ob sie in randomisierten Studien ihre Wirksamkeit und Sicherheit gezeigt hat, auf welchen therapeutischen Prinzipien sie beruht und wie sie sich in die Behandlung im persönlichen Kontakt integrieren lässt (oder ob sie möglicherweise auch für die Anwendung unabhängig von einem weiteren persönlichen Kontakt geeignet ist). Das Symposium gliedert sich in die wichtigsten Indikationen: depressive Störungen, Angststörungen, andere psychische Störungen und psychische Belastung durch körperliche Erkrankungen.
Die Aufnahme der „Computerspielstörung“, dem abhängigen Videospiel- bzw. Internetkonsum, als Diagnose in die ICD-11 steht unmittelbar bevor. Auch weitere Verhaltenssüchte wie die Abhängigkeit von Social Media-Angeboten oder Pornografie lassen sich dann codieren. Nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie hat die Thematik zwischenzeitlich weiter zugenommen und betrifft ca. 2 Millionen Menschen in Deutschland. Zeitgleich gibt es nach wie vor viel zu wenige spezifische Behandlungsangebote.
Die Haupt-Referenten dieses Symposiums durften bereits zwei Mal auf dem DGPPN-Kongress Vorträge zu der Thematik halten und fanden diesbezüglich viel Zuspruch. Ihre Arbeit leistet schon seit vielen Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Behandlung und Erforschung der Verhaltenssüchte. Dieses Jahr soll der Fokus auf den nicht weniger wichtigen Themen Social-Media und Pornografie liegen.
Dr. Daniel Illy, Facharzt für Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie, Autor u.a. zweier Therapiemanuale zum Thema referiert über die Behandlung der Social Media-Abhängigkeit, wobei besonders die Risikogruppe der weiblichen Betroffenen im Fokus stehen soll.
Dr. Klaus Wölfling, Leiter der Ambulanz für Spielsucht an der Uni Mainz ist einer der führenden Forscher zum Thema und beschäftigt sich bereits seit über einem Jahrzehnt mit Online-Süchten. Er referiert über den Transfer der Behandlung auf die Abhängigkeit von Online-Pornografie.
Lisa Kehler ist Sozialpädagogin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis. Sie bestritt in der Vergangenheit ebenfalls die bereits genannten zwei Symposien und spricht dieses Mal über Soziale Medien und den Einfluss auf die Sexualität Heranwachsender.
Nanne Dominick, klinische Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Ambulanz für Spielsucht Mainz beleuchtet die wichtige Frage nach den anhaltenden Therapieeffekten der Behandlung von Online-Süchten und stellt die sehr interessante und in JAMA Psychiatry publizierte STICA-Studie vor.
Die COVID Pandemie hat zu tiefgreifenden Veränderungen in der stationären psychiatrischen Versorgung geführt. Es kam es zu erheblichen Veränderungen des Inanspruchnahmeverhaltens mit anhaltender Reduktion der Fallzahlen und zu Umstrukturierungen der Therapieangebote, um Hygieneschutzmaßnahmen einhalten zu können. Vor diesem Hintergrund erhalten wir Hinweise auf Verschiebungen im diagnostischen Spektrum zugunsten akuter schwerer Krankheitsfälle, sowie auf eine spürbare Zunahme freiheitseinschränkender Maßnahmen. Andererseits wirkt die Pandemie als Katalysator und Beschleuniger für Entwicklungen wie die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Therapieangeboten und die Flexibilisierung der Behandlung im Rahmen von Modellprojekten.
Im Symposium wird der Bogen zwischen der aktuellen Pandemiesituation und der antizipierten Zeit danach gespannt: Was wird/soll so bleiben und was (und wie) sollte möglichst wieder anders werden? Werden langfristig viel mehr PatientInnen ambulant und virtuell behandelt werden? Und ist das eine gute oder eine schlechte Entwicklung bzw. wo könnte eine Grenze liegen? Im Symposium werden aktuelle Erfahrungen und Daten aus Versorgung und Versorgungsforschung präsentiert und die Implikationen diskutiert.
J. Zielasek (Köln) präsentiert Analysen der Routinedaten eines großen psychiatrischen Klinikverbunds im Rheinland zu der Entwicklung der Inanspruchnahme stationärer Behandlungsleistungen seit Beginn der Pandemie. Dabei werden Gesamtfallzahlen sowie Fallzahlen für verschiedene Diagnosegruppen präsentiert. T. Steinert (Ravensburg) präsentiert Routinedaten aus Krankenhäusern in Baden-Württemberg sowie qualitative Studienergebnisse zu der Anwendung freiheitseinschränkender Maßnahmen in der Pandemie. K. Schnell (Göttingen) skizziert die Verbreitung von Videosprechstunden und anderen Online-Therapieformaten und S. Claus (Klingenmünster) schildert die Erfahrungen mit einem großen sektorübergreifenden Versorgungsmodell nach §64b in der Pandemie.
Early life adversity, such as abuse or neglect, has consistently been shown to be a significant risk factor for mental disorders. Some exposed individuals, however, show better than expected outcomes which may be described as resilience. Potential mechanisms underlying the association between early life adversity and psychopathology comprise altered social and emotional information processing, as well as altered reward processing. Even though it is evident that early life adversity can disrupt typical neurodevelopment, little is known about the neurobiological underpinnings of risk and resilience to early life adversity. This symposium will therefore focus on the neural mechanisms underlying risk and resilience after early life adversity and present data for healthy and clinical samples across different psychiatric diagnoses and across the lifespan.
Diana Armbruster-Genc will focus on reward and effort processing in maltreated children, its neural indices, and future internalising symptoms using computational models. The results of this study demonstrate longitudinally how altered effort processing may be associated with vulnerability and/or resilience to later mental illness in children and adolescents with exposure to early life adversity. Kerstin Konrad will show results from studies on the influence of early life adversity on social information processing in a sample of youth-in care with early life adversity. Noel Valencia will present transdiagnostic findings of alterations in resting-state functional connectivity (MRI) in a sample of adult individuals exposed to early life adversity with and without psychopathology. Finally, Katja Seitz will present results of an fMRI study in which the associations between intensity, timing and duration of different types of early life adversity and amygdala reactivity in response to threat-related faces were investigated in an adult transdiagnostic sample.
Seit Jahren häufen sich Berichte über Besorgnis erregende Zustände im psychiatrischen Maßregelvollzug nach §§ 63 und 64 StGB. Überbelegung, gewaltsame Übergriffe, unzureichende Personalausstattung sollen die gegenwärtige Unterbringungssituation kennzeichnen. Sie sind die gegenwärtigen zentralen Herausforderungen, mit denen die Forderung nach einer grundlegenden Reform begründet wird. Allerdings gibt es eine bundesweite Datenerhebung zu diesen Kernfragen nicht. Dies veranlasste die DGPPN, in einer bundesweiten Umfrage, aktuelle Kennzahlen zu erheben und ein Stimmungsbild aus den Einrichtungen des Maßregelvollzugs zu erfassen. Wichtige Ergebnisse der Umfrage werden aufgezeigt, die aktuelle Situation dargestellt und Konsequenzen und Lösungsansätze diskutiert.
Patients generate daily a broad range of data, e.g., biosensor data from smartphones and wearables, smartphone usage data, or self-ratings. This symposium will focus on using these data in individuals with affective disorders and address the questions: how can such data be used by patients and at-risk groups to improve their self-management and by health professionals as a basis for treatment decisions?
The BipoLife A3 project aims to recognize early warning symptoms for affective episodes to facilitate initiation of targeted therapeutic steps. For this purpose, activity data is continuously recorded using mobile sensing via smartphone and compared with an individual threshold value (currently N=132 patients with Bipolar Disorder included). Using data (365 days, N=30) from the BipoSense study, we will report analyses on digital phenotypes prospectively predicting upcoming episodes of Bipolar Disorders. The ultimate goal is to prevent new illness episodes by real-time analyses and classification of prodromal symptoms. The WARN-D project (360 measurement points, N~1000) uses both smartwatch data and ecological momentary assessment data collected via smartphones to build a personalized early warning system for depression. We report on the utility and promises as well as challenges and pitfalls of smartwatch data in depression research. The STEADY project used a smartphone and wearable sensor-based system for the intensive, long-term monitoring (approx. 1 year, N=23) of patients with Major Depressive Disorder. Objective data for sleep and voice parameters were associated with self-reported core depressive symptoms that were assessed daily via Ambulatory Assessment.
Affective disorders are serious, chronically relapsing conditions with an increased risk of suicide. As up to now no clinically relevant tools for stratifying subgroups or predicting outcomes in affective disorders have been established, digital phenotyping may fill a gap for patients and individuals at-risk.
Im klinischen Alltag fließen die Beobachtungen zu Bewegungsmustern psychisch erkrankter Menschen in die Erhebung des psychopathologischen Befundes häufig implizit mit ein. Aus der beiläufigen Wahrnehmung von Bewegungsmustern eröffnen sich bereits einige Erkenntnisse über den aktuellen Zustand oder den Verlauf von Erkrankungen, aber auch über Gemütszustände bei gesunden Personen. Auch im persönlichen Umfeld erkennen wir Bekannte an ihren charakteristischen, individuellen Bewegungsabläufen. Allerdings fehlt uns für diese Beobachtungen ein treffendes Vokabular. In den letzten Jahren erlaubten neue technische Hilfsmittel die Quantifizierung von spontanem Verhalten mit verhältnismäßig geringem Aufwand. Sogar die kontinuierliche, ambulante Verhaltensmessung ist möglich geworden und könnte die Psychopathologie bzw. Phänotypisierung bereichern. Dieses Symposium wird sich den aktuellen Erkenntnissen aus der Ganganalyse widmen. Ein Vortrag wird einen Überblick über die generellen Möglichkeiten der instrumentellen Bewegungsmessung in der Psychiatrie geben. Die drei anderen Beiträge widmen sich konkreten Untersuchungen zur Ganganalyse bei depressiv Erkrankten und Menschen mit Störungen des Schizophrenie-Spektrums. Dabei wird aufgezeigt werden, welche Gangparameter besonders geeignet sind, um psychopathologische Veränderungen zu erfassen. Ebenfalls wird diskutiert werden, welche Techniken sich leicht im klinischen Alltag oder sogar ambulant im Umfeld der Betroffenen implementieren lassen. Die Bewegungsanalyse wird neue, bislang wenig genutzte Informationen in die Diagnostik und Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen einbringen.
In Deutschland sind psychische Erkrankungen der zweithäufigste Grund für Krankschreibungen und stellen mit über 40 % den wichtigsten Grund für Frühverrentungen dar. Das etablierte System der beruflichen Rehabilitation erzielt mit seinen Möglichkeiten keine hinreichende Inklusion psychisch erkrankter Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die im Rahmen des BTHG definierten Modellprojekte erlangen in der rehapro-Förderinitiative des BMAS eine besondere Bedeutung. Für die Gruppe der schwer psychisch erkrankten Menschen bieten die anvisierten Förderziele Möglichkeiten, das innovative, international erprobte und evidenzbasierte IPS-Konzept (Individual Placement and Support) umzusetzen. Das Symposium wurde gemeinsam mit verantwortlichen Vertretern des BMAS und Projektleitungen aus zwei geförderten rehapro-Initiativen initiiert und fokussiert auf IPS-Ansätze für schwer psychisch erkrankte Menschen mit Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Während im ZiB-IPS in größeren Regionen zweier Bundesländer psychisch kranke Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf direkt aus der Krankenhausbehandlung über ein spezifisches Assessment ein individuell angepasstes Rehabilitationsarrangement und Regelbehandlung-synchronisierte Interventionen zum Wiedereintritt in den Beruf inklusive Jobcoaching am Arbeitsplatz erhalten, setzt LIPSY bei einem niedrigschwelligen Screening von Langzeitarbeitslosen mit bislang unerkannten psychischen Erkrankungen und Unterstützungsbedarfen im Jobcenter Leipzig an. Die dann ebenfalls durch psychologisches Assessment hinsichtlich Relevanz einer psychiatrischen Diagnose in das SGB V-Regelbehandlungssystem navigierten Patient/innen mit schweren psychischen Erkrankungen erfahren im PIA-Kontext einer großen Leipziger Versorgungsklinik im randomisiert-kontrollierten Design des IPS-Trials IPS-Coaching integrativ zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung. Von beiden Projekten werden das methodische Design und erste Evaluationsergebnisse vorgestellt.
Die therapeutischen Effekte von Bewegung und Sport werden seit langem in der Behandlung psychischer Erkrankungen genutzt. Die empirische Evidenz hierfür konnte in den letzten zwei Jahrzehnten generiert werden. In den meisten Studien wurde Ausdauertraining, entweder als Lauf- oder als Fahrradergometertraining angewendet. Im klinischen Alltag werden jedoch häufig andere Bewegungsformen bzw. Sportarten eingesetzt. Ein Wirksamkeitsnachweis für z.B. Bouldern oder Skaten steht bisher jedoch noch aus. Ebenso stellt sich die Frage, ob die psychologischen Effekte eines hochintensiven Intervalltrainings ebenso schnell einsetzen wie die physiologischen Effekte. Im Freizeitbereich erlebte Ganzkörper-Elektromyostimulation unterstütztes Training einen Boom. Ob sich diese Trainingsform auch zur Behandlung psychischer Erkrankungen nutzen lässt, ist derzeit noch offen. Die an unterschiedlichen Orten in Deutschland begonnenen bzw. durchgeführten Studien tragen mit dazu bei, die Evidenzbasierung verschiedener Bewegungsformen und Sportarten in der Behandlung von psychischen Erkrankungen näher zu charakterisieren.
Selbstbestimmungsfähigkeit – rechtlich: Einwilligungsfähigkeit – stellt ein zentrales Element der informierten Einwilligung in der medizinischen Praxis dar. Es ist die Aufgabe des Arztes – und nicht selten des konsiliarisch hinzugezogenen Psychiaters – zu beurteilen, ob ein Patient im Hinblick auf eine konkret anstehende medizinische Maßnahme selbstbestimmungsfähig ist oder nicht.
Aus einer theoretischen Perspektive ist dieses kategoriale Konzept von Selbstbestimmungsfähigkeit in letzter Zeit zunehmend in Frage gestellt worden, vor allem im Rekurs auf die UN-Behindertenrechtskonvention. Kliniker hingegen berichten aus der Praxis vor allem von Schwierigkeiten bei der konkreten Beurteilung im Einzelfall, insbesondere in Situationen, in denen der psychische Zustand eines Patienten stark fluktuiert oder eine Person nach klinischer Einschätzung im „Grenzbereich“ zwischen Selbstbestimmungsfähigkeit und Selbstbestimmungsunfähigkeit liegt.
Das geplante Symposium verfolgt das Ziel, aus einer interdisziplinären Perspektive (Psychiatrie, Medizinethik, Rechtswissenschaften, Psychologie, Philosophie) sowohl konzeptionelle Grundlagen als auch klinische Anwendungsfragen von Selbstbestimmungsfähigkeit zu diskutieren und einen Beitrag zur Verbesserung der Beurteilung von Selbstbestimmungsfähigkeit in der klinischen Praxis zu leisten.
Metabolische und immunologische Faktoren spielen nicht nur eine Rolle im Energiehaushalt und bei der Abwehr von Infektionserkrankungen, sie sind wichtige Kommunikationsstoffe zwischen dem Körper und dem Gehirn. So greifen metabolische Substanzen regulierend in den epigenetischen Stoffwechsel z. B. im neuronalen neurotrophen System ein und können damit die Neuroplastizität im ZNS günstig beeinflussen. Die Bedeutung von immunologischen Faktoren bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen wurde lange vermutet und konnte zuletzt am Beispiel der antikörpervermittelten ZNS Erkrankungen untermauert werden.
In dem Symposium werden neue Studien zur Bedeutung von Immunfaktoren (N. Opels) und metabolischen Faktoren (T. Frodl) bei affektiven Störungen vorgestellt. J. Steiner und D. Endres berichten über den derzeitigen Stand zu antikörpervermittelten psychischen Erkrankungen
Zwar tritt das haftungsrechtliche Risiko der Ärzteschaft in der Begutachtung deutlich hinter den kurativen Bereich zurück, gleichwohl sollte es nicht völlig aus dem Blick geraten. Der Vortrag skizziert die rechtlichen Regelungen zur Haftung innerhalb wie außerhalb gerichtlicher Verfahren und gibt Empfehlungen für den insoweit erforderlichen Versicherungsschutz.
Psychische Funktionsstörungen aufgrund symptomatischer zerebraler, sogenannter organischer, Erkrankungen, können offensichtlich sein oder auch nur in subtiler Ausprägung auftreten. Selbst dann beeinflussen sie das Krankheitsgeschehen und den Verlauf oft in erheblicher Weise ungünstig.
Entscheidend ist beim Gutachter / der Gutachterin, auf die individuelle Wahrnehmung des Probanden/ der Probandin zu achten, um die Bewertung im Gutachten nicht zu verzerren. Hier unterscheiden wir die unvoreingenommene Wahrnehmung von der hypothesengeleiteten, deduktiven Wahrnehmung.
Nach aktueller Datenlage leiden etwa 10-20 % der Patienten mit einer COVID-19 Infektion an mindestens einem COVID assoziierten Langzeitsymptom. Bislang ist eine verlässliche Prognose zum Krankheitsverlauf kaum möglich: sowohl schwer Erkrankte mit lang anhaltenden leichten Symptomen als auch leichte Betroffene mit einer im Verlauf stärker ausgeprägte Symptomatik sind zu finden. Das Spektrum neuropsychiatrischer Post COVID Symptome ist sehr groß, COVID-19 ist eine Multiorgan Krankheit.
Ethikberatung hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. An vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind entsprechende Strukturen, wie z.B. Ethikkomitees, Ethikkonsile oder Ethikforen eingerichtet worden. Dies trifft auch für den psychiatrischen Bereich zu. Die DGPPN bietet seit diesem Jahr zusammen mit der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) eine Schulung für Ethikberatung in der Psychiatrie an. Diese besteht aus einem viertägigen Grund- und einem zweitägigen Moderationskurs. Im Grundkurs werden für die Ethikberatung wesentliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt. Im Moderationskurs wird die Moderation von ethischen Fallbeispielen praktisch eingeübt. Der Workshop bietet einen Einblick in Themen, Aufgaben und Strukturen der Ethikberatung in der Psychiatrie. Neben inhaltlichen Impulsen wird auch exemplarisch eine ethische Fallbesprechung mit den Teilnehmenden durchgeführt. Außerdem werden Informationen zur Schulung für Ethikberatung in der Psychiatrie gegeben.
Struktur:
10 Minuten Begrüßung und Vorstellungsrunde
40 Minuten Ethische Fragestellungen in der Psychiatrie
40 Minuten Ethikberatung in der Psychiatrie: Aufgaben, Modelle, Arbeitsweisen
15 Minuten Pause
60 Minuten Moderierte ethische Fallbesprechung
15 Minuten Pause
60 Minuten Möglichkeiten und Grenzen von Ethikberatung, eigene Erfahrung mit ethisch schwierigen Situationen, Ausblick auf die Schulung Ethikberatung in der Psychiatrie
Der Workshop wendet sich an alle, die in der Psychiatrie tätig sind, und überlegen, eine Ausbildung als Ethikberater/in zu beginnen bzw. Interesse am Thema haben. Eigene Erfahrungen mit ethisch schwierigen Situationen in der Psychiatrie können eingebracht werden.
Interessenkonflikte: Alfred Simon ist Geschäftsführer der Akademie für Ethik in der Medizin, die eine freiwillige Zertifizierung für Ethikberatung im Gesundheitswesen anbietet. Er ist Trainer für Ethikberatung im Gesundheitswesen (K3, AEM). Anna Schomburg gibt an, keine Interessenkonflikte zu haben.
Die Bewertung der Risikofaktoren der Therapie mit Psychopharmaka ist von unverändert großer Bedeutung bei der Behandlung psychiatrischer Patienten. Aus einem Jahrzehnte langen Erfahrungshintergrund (AMSP Projekt, AMSP = Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie) mit jeweils neuester wissenschaftlicher Begleitung werden hier die wichtigsten unerwünschten Wirkungen der einzelnen Psychopharmakagruppen aus der Sicht der täglichen klinisch praktischen Anwendung vorgestellt. Die besonderen Risiken unerwünschter Wirkungen bei Kombinationen sowohl von Psychopharmaka untereinander als auch mit anderen Arzneimitteln werden anhand von Übersichten und an Fallbeispielen dargestellt und gemeinsam bearbeitet. Dies gilt sowohl im Hinblick auf pharmakokinetische als auch pharmakodynamische Effekte. Als ein Beispiel seien die besonderen Probleme bei der Kombination von Antidepressiva mit gerade bei älteren Patient:innen häufig gebräuchlichen internistischen Medikamenten im Hinblick auf das Risiko einer Hyponatriämie genannt. Sowohl Antidepressiva als auch Antipsychotika, mood stabilizer und andere in der Psychiatrie angewandte Pharmaka werden einbezogen. Besonderer Wert wird auf Aspekte der individuellen Risikoanalyse gelegt. Erwünscht sind Fallbeispiele aus dem Auditorium.
Methode: Information im Vortrag, Fallbeispiele, Interaktion und Diskussion
Zielgruppe: Nervenärzt:innen, Psychiater:innen, Psychotherapeut:innen, Internist:innen, Allgemeinärzt:innen, Psycholog:innen
Interessenkonflikte: keine
Wenn Kinder und Jugendliche mit ADHS älter werden, persistieren bei dem überwiegenden Teil der Betroffenen die Symptome der Störung in unterschiedlicher Ausprägung. Darüber hinaus bestehen häufig komorbide psychische Erkrankungen, vor allem Angst, Depression und Abhängigkeitserkrankungen. Das diagnostische und therapeutische Vorgehen im Kindes- und Jugendalter lässt sich allerdings nicht 1:1 auf die Situation in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter übertragen. Vielmehr stehen in jeder Altersstufe andere Probleme und Lebenssituationen im Vordergrund, die ein altersadaptiertes Vorgehen nach sich ziehen.
Ziel des Workshops ist es daher, neben den störungsspezifischen Grundlagen die spezifischen diagnostischen und therapeutischen Besonderheiten der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter zu vermitteln. Der Workshop gliedert sich in einen Grundlagenteil, in dem die Aspekte Epidemiologie, Ätiologie, Diagnostik und Verlauf über alle Altersstufen behandelt werden. Im zweiten Teil werden die spezielle Diagnostik, Therapie und Therapieprobleme in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter dargestellt. Neben der altersadaptierten medikamentösen Therapie liegt ein Schwerpunkt auf der Vermittlung von Psychotherapie und Coachingmethoden.
Zielgruppe: Der Workshop richtet sich an Psychiater:innen, ärztliche und psychologische Psychotherapeut:innen und an andere Berufsgruppen, die in ihrem Alltag mit ADHS-Patient:innen zu tun haben.
Methode: Impulsreferate mit Diskussion (Theorie), Vorstellung von praxisnahen Fallbeispielen, Videodemonstration, interaktive Fallarbeit, praktische Übungen in Kleingruppen, Erlernen psychotherapeutischer Techniken, Plenumsdiskussion.
Literaturempfehlung: Kahl KG, Puls J, Schmid G, Spiegler J: Praxishandbuch ADHS - Diagnostik und Therapie für alle Altersstufen; 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Georg Thieme Verlag KG 2012
Interessenkonflikte: KGK erhielt Vortragshonorare von Alexion, Servier, EliLilly, Janssen/J&J, Takeda, Dr. Schwabe, Otsuka. LW hat keine Interessenkonflikte.
In allen neuen Leitlinien für bipolare Störungen wird Lithium als Mittel der ersten Wahl genannt (in einigen sogar als einziges Mittel der ersten Wahl). Gerade jüngere Kolleg:innen fühlen sich aber unsicher, diese Therapie einzusetzen, da spezielle medizinische Aspekte und Einschränkungen berücksichtigt werden müssen.
Ziele: Die Teilnehmenden werden in der Lage sein, Lithium in der Praxis einzusetzen und werden sich dabei kompetent und sicher fühlen. Insbesondere werden sie erlernen, welche Kontrolluntersuchungen erforderlich sind, welche Ko-Medikationen besondere Aufmerksamkeit verlangen und welche Kombinationstherapien erfolgversprechend sind. Der Einsatz von Lithium in speziellen Patientengruppen (Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangere, Ältere) wird ebenso vermittelt werden, wie Beginn und Dauer einer Lithiumtherapie. Fallbeispiele und praktische Übungen zur Anwendung von Lithium stellen einen wichtigen Teil des Workshops dar (inkl. Kombinationen und Alternativen und inkl. Thema Kinderwunsch, Schwangerschaft und Wochenbett bei bipolaren Störungen).
Allgemeiner Teil:
- Was ist KL-Psychiatrie und -Psychosomatik?
- Zur Epidemiologie psychiatrischer Störungen in der somatischen Versorgung, Modelle der konsiliarpsychiatrischen Versorgung.
- Welche psychotherapeutischen Grundkenntnisse braucht der KL-Psychiater?
Spezieller Teil:
- Differentielle Diagnostik und Therapie häufiger Krankheitsbilder im psychiatrischen Konsiliardienst: Delir – ein biopsychosozialer Notfall.
- Was muss der KL-Psychiater wissen? Was kann der KL-Psychiater vom Internisten oder Chirurgen erwarten?
- Besonderheiten der KL-Versorgung auf Intensivstationen
- Depressionsbehandlung bei körperlich Kranken
- Umgang mit Suizidalität im KL-Dienst
- Probleme bei der konsiliarischen Behandlung von Patient:innen mit alkoholbedingten Störungen
- Umgang mit opiat-bezogenen Problemen im KL-Dienst
- Psychosomatische Störungen im KL-Dienst
Methode: Mischung aus mediengestützten Schwerpunktreferaten, Falldarstellungen mit Videovorführung, Gruppendiskussionen unter Einbeziehung der Teilnehmer:innen, Kleingruppenarbeit, Handouts
Zielgruppe: Assistenzärzt:innen in Weiterbildung und Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie (anrechenbar für das DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaisondienst, vgl. http://www.dgppn.de/karriere/zertifizierungen/zertifikat-konsiliardienst.html)
Kintsugi ist ursprünglich eine alte japanische Technik, um zerbrochenes Porzellan zu reparieren. Hierbei werden die Bruchstellen nicht versteckt, sondern vergoldet und somit besonders hervorgehoben. Wenn unser Leben aus den Fugen gerät, unsere Beziehungen, Lebenspläne und alles, was damit zusammenhängt, buchstäblich zu Bruch geht, sind wir angehalten, diese Scherben aufzusammeln, fehlende aber notwendige Teile zu ersetzen und die noch funktionalen Teile wieder achtsam zusammenzusetzen.
In diesem handlungsbezogenen Workshop werden zunächst die Grundlagen des Selbstmitgefühls (Self-Compassion) vermittelt. Im Anschluss wird die Tradition des Kintsugi vorgestellt und der Zusammenhang mit Achtsamen Selbstmitgefühl (Self-Compassion) besprochen. Es wird unter anderem herausgearbeitet wie Kintsugi z. B. begleitend zur Achtsamkeitsgruppe eingesetzt werden kann.
Im praktischen Teil des Workshops werden die Teilnehmer ein Werkstück erstellen. Die Arbeit findet zwar unter Anleitung, aber größtenteils in der Stille statt. Am Ende des Workshops ist nicht nur ein fertiges Werkstück entstanden, sondern die Teilnehmer haben die Gelegenheit, die gemachten Erfahrungen zu reflektieren.
Zielgruppe: Alle Berufsgruppen
Inhalte:
- Einführung in Self-Compassion
- Einführung in Kintsugi
- Praxisteil
- Reflexion und Austausch
- Unterricht mit Handout
- Einzelarbeit in der Gruppe
- Abschlussrunde im Plenum
Sicherheit in der Basisdiagnostik der Demenz: Eine treffsichere und ökonomische Basisdiagnostik setzt auch heute noch eine sichere Klassifikation der häufigen demenziellen Syndrome voraus, eine hinreichende Kenntnis des diagnostischen Wertes neuropsychologischer Sceeningverfahren und deren Grenzen sowie das Wissen über Notwendigkeit und Nutzen weiterer Zusatzuntersuchungen. Diese Kenntnisse werden im Workshop anhand von Fallbeispielen vermittelt. Aktuelle Konzepte der Demenzfrühdiagnostik: Neben dem Konzept des Mild Cognitive Impairment sind gegenwärtig weitere Konzepte der prodromalen oder präsymptomatischen Diagnostik der Alzheimer-Erkrankung in der Diskussion. Neben der Vermittlung dieser Ansätze und Darstellung ihrer Rationale und Evidenzen wird ihre Bedeutung für die heutige und zukünftige fachärztliche Diagnostik in niedergelassener Praxis und Gedächtnisambulanz dargestellt.
Interessenkonflikte: Vortragshonorare von Biogen und Roche
Ein Therapiekonzept aus einem Guss. Ziel: Sie lernen Ihr bisheriges Wissen und Können neu zu formatieren und sich im Rahmen eines metakognitiven Konzepts noch mehr zu eigen zu machen. Und Sie holen sich neue Sichtweisen und Impulse in Ihr ganz persönliches Therapie-Repertoire, indem Sie alle sieben mentalisierungsfördernden Module (Bindungssicherheit in der Therapie, neue Erlaubnis gebende Lebensregel, Achtsamkeit und Akzeptanz, Emotion Tracking, Entwicklung zu gelingender Affektregulierung und Selbstwirksamkeit sowie Entwicklung zu Empathie und Mitgefühl) anwenden können (nebenbei eine wertvolle Selbsterfahrung). Die praktischen Übungen dienen dazu, dass dem Patienten/der Patientin vom emotionalen Erleben ausgehend eine reflektierende Bewältigung psychischer Probleme möglich wird und er sicherer wird in der Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Literatur: Sulz (2021) Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie. Gießen: Psychosozial-Verlag Sulz (2022) Praxisleitfaden Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie MVT. Gießen: Psychosozialverlag
Die Anhaltende Trauerstörung (ATS) wird in ICD-11 aufgenommen werden und ist gekennzeichnet durch intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person und Trennungsschmerz sowie weitere behaviorale, emotionale und kognitive Symptome. Der Workshop stellt verhaltenstherapeutische Methoden zur Behandlung der ATS vor. Neben Psychoedukation und der Entwicklung eines individuellen Störungsmodells wird in der ersten Phase der Behandlung ein Schwerpunkt auf den Motivations- und Beziehungsaufbau sowie das „Kennenlernen der verstorbenen Person“ gelegt. Daran schließen spezifische Interventionstechniken zur Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen (z.B. Schuldgefühle) oder zum Abbau trauerspezifischen Vermeidungsverhaltens (Exposition) an. Die Verarbeitung der schlimmsten Momente des Verlusts wird therapeutisch unterstützt. Die abschließende Therapiephase fokussiert, wie in Zukunft das Andenken der verstorbenen Person und die Trauer in das Leben der Patient:innen integriert werden können. Der Workshop ermöglicht den Teilnehmenden, ihr Wissen und ihre Erkenntnis über Trauer zu vertiefen, die Grundlagen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Einzeltherapie zu erlernen und einzelne Interventionen davon zu intensivieren. Die einzelnen Behandlungsphasen werden Schritt für Schritt erörtert und die entsprechenden therapeutischen Techniken anhand von Beispielen vorgestellt.
Der Workshop behandelt die wichtigsten Themen akuter psychiatrischer Situationen und Konstellationen. Neben rechtlichen und ethischen Grundlagen der psychiatrischen Akutversorgung werden wichtige Krankheitssyndrome und Diagnosen wie Delir, Schizophrenie, Suchterkrankungen, affektive Erkrankungen, aber auch diagnoseübergreifende Probleme der akuten Versorgung wie Suizidalität und Aggressivität behandelt. Anhand von Fallbeispielen werden die Themen illustriert und die Lösungsansätze mit dem Auditorium gemeinsam diskutiert und erarbeitet. Der aktuelle Stand zu Diagnostik und Therapie wird dargestellt.
Didaktische Methoden: Es werden zu verschiedenen Schwerpunktthemen Impulsreferate gehalten. Dabei geht es darum, anhand von typischen klinischen Fallbeispielen die Problematik zu erläutern und das zu diesem Thema vorhandene theoretische Wissen zu vermitteln. Die Teilnehmer:innen werden auf diese Weise in interaktiver Form in die Lösung und Erarbeitung mit eingebunden und können auch eigene Fälle mitbringen.
Zielgruppe: Die Zielgruppe sind Assistenzärzt:innen in der Facharztweiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie, Kolleg:innen aus anderen medizinischen Fachrichtungen in der Akutversorgung und Berufserfahrene mit dem Wunsch nach einem Update.
Interessenkonflikte: keine
Mentale Modelle repräsentieren eine begrenzte Anzahl an fundamentalen, unveränderbaren Regeln/Gesetzen, die dann unbegrenzt auf veränderbare Szenarien angewendet werden können. Sie filtern relevante Informationen und reduzieren die Informationsflut auf ein verarbeitbares Niveau. Mentale Modelle befähigen zur objektiveren Sicht der Welt, langfristig vernünftigeren Handlungen und damit auch erfolgreicheren Lebensführung. Sie unterstützen einen klugen Umgang mit Zeit und Ressourcen. Deren Nutzung wirkt, im übertragenen Sinn, wie eine gute Landkarte bei der Suche nach dem gewünschten Ziel. Viele Stresszustände und psychische Krisen resultieren aus inkorrekten Mentalen Modellen. Daher bereichert die Vermittlung korrekter Mentaler Modelle die Psychoedukation und Psychotherapie. Zu den angenommenen Wirkmechanismen gehören Selbstbestätigung über Werte-Affirmation, erhöhte Selbstwirksamkeit, verbessertes Kohärenzgefühl, verbesserte Unsicherheitstoleranz und Gelassenheit. Geschehenes wird besser verstanden. Aus Mentalen Modellen leiten sich konkrete Handlungsempfehlungen ab. Die Kenntnis und Anwendung Mentaler Modelle wird als „Innerer Kompass“ oder auch „Lebensweisheit“ erlebt.
Im theoretischen Teil des Workshops wird das Konzept der Mentalen Modelle einschließlich wichtiger Beispiele erläutert. Dazu gehören u. a. das Eisenhower-Prinzip, Fokussierungsillusion, Versunkene Kosten, Pareto-Prinzip, Ockhams Skalpell, Überlebensirrtum und Rückschaufehler. Die Anwendung Mentaler Modelle wird dann praktisch geübt.
Didaktische Methoden: Workshop mit Präsentation, Beispielmaterialien, Austausch in der Gruppe
Geplanter Ablauf: 10 Minuten Begrüßung und Vorstellungsrunde; 80 Minuten Theorie; 15 Minuten Pause; 60 Minuten praktische Übung/Kleingruppenarbeit; 15 Minuten Pause; 60 Minuten Theorie und Praxis im Wechsel (z. B. Quiz, Diskussion, Besprechung eigener Erfahrungen der Teilnehmer, Erläuterung von Fragen im Plenum)
Zielgruppe: Ärzt:innen, Psycholog:innen, Sozialtherapeut:innen, Pflegekräfte und verwandte Berufsgruppen
Literatur: The Great Mental Models: Vol. 1, General Thinking Concepts. Shane Parrish, Rhiannon Beaubien, Farnam Street, 2019
Die Empfehlungen der Leitlinie zur Verhinderung von Zwangsmaßnahmen können zum großen Teil nur durch gemeinsames Handeln in multiprofessionellen Teams umgesetzt werden. Als Implementierungshilfe wurden 12 Empfehlungen für Teams psychiatrischer Akutstationen entwickelt, für die Einschätzung der Leitlinientreue des Stationsteams liegen ein Ratinginstrument sowie eine Arbeitshilfe vor. Im Rahmen der „PreVCo-Studie“ (www.prevco.de) wurde ein Konzept für eine operationalisierte Implementierung entwickelt und angewendet.
Der Workshop wird angeboten von den Implementierungsberatenden der PreVCo-Studie, die in 55 psychiatrischen Akutstationen Erfahrung mit der Implementierung leitliniengerechten Handelns gewonnen haben. Im Workshop werden die 12 Empfehlungen zur Verhinderung von Zwangsmaßnahmen im Detail besprochen, außerdem wird die Arbeitshilfe für die Einschätzung der Leitlinientreue vorgestellt. Wichtige Erkenntnisse der Implementierungsforschung sind die Grundlage für das Implementierungskonzept. Implementierungsprozesse sind komplex, insbesondere wenn multiprofessionelle Teams eine Neuerung umsetzen sollen. Eine erfolgreiche Implementierung braucht eine strukturierte und zielgruppenangepasste Planung. Dazu gehören u. a. das Barrierenmanagement, ein umfängliches Monitoring und die Auswahl passender Strategien. Als praktische Übung wird exemplarisch die Implementierungsplanung einer Empfehlung gemeinsam entwickelt und diskutiert.
Ziel des Workshops ist die Vermittlung von konkreten Handlungsimpulsen, um Zwangsmaßnahmen in akutpsychiatrischen Teams reduzieren zu können. Der Workshop richtet sich an Personen aller Berufsgruppen aus psychiatrischen Stationsteams sowie an Personen, die mit Führungs- und Entwicklungsaufgaben betraut sind.
Die Therapie von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen in Kombination mit einer bestehenden Substanzgebrauchsstörung stellt eine besondere Herausforderung an die Behandler dar. Zum Abbau von aversiv erlebten Spannungszuständen werden von den PatientInnen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und einer komorbiden Substanzabhängigkeit neben den suizidalen Handlungen, dem selbstverletzenden Verhalten, auch Substanzen eingesetzt. Aus dem parallelen Auftreten von Borderline-Persönlichkeitsstörung und Substanzgebrauchsstörung ergeben sich viele Probleme für den klinischen Alltag. Für Patient:innengruppen mit Doppeldiagnose besteht die Gefahr, von Therapieeinrichtungen nicht ausreichend profitieren zu können, da diese oft störungsspezifische Therapieprogramme anbieten, welche Patienten mit einer zusätzlichen Abhängigkeitserkrankung ausschließen. Die Spezialkliniken für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen behandeln ebenfalls häufig vorrangig die Substanzabhängigkeit, wobei die komorbiden Störungen häufig nachrangig oder nicht behandelt werden. Das hier vorgestellte DBT-S Therapieprogramm wurde speziell für Patienten, die neben einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) eine Substanzgebrauchsstörung aufweisen, entwickelt. Das Therapieprogramm beinhaltet Module und Methoden der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT) sowie der Suchttherapie. Im Rahmen dieser Weiterbildung werden praxisnah die Grundsätze aus dem stationären und ambulanten Setting der DBT-S vermittelt und geübt. Folgende Inhalte werden unter anderen behandelt:
- Grundlagen der DBTS
- Integration von den Methoden moderner Suchttherapie mit DBT
- Dynamische Hierarchisierung mit Integration der Suchtsymptomatik
- DBTS spezifische Strategien und Suchspezifische Skills.
Interessenkonflikte: Wir sind Herausgeberinnen des Buches: DBT-Sucht: Dialektisch-Behaviorale Therapie bei Borderline- und Substanzgebrauchsstörung. Ich leite das Referat DBT Sucht vom Dachverband DBT.
Die mittlerweile vielfältigen Erfahrungen mit StäB zeigen, dass die aufsuchende Behandlungsform eine spannende Herausforderung ist, die in vielerlei Hinsicht völlig neue Strukturen und Denkweisen erfordert. Das mobile aufsuchende Arbeiten ist vor allem für Kolleg:innen, die bislang im vollstationären Setting tätig waren, ungewohnt und mit mehr Eigenverantwortung verbunden. Eine spontane Abstimmung im Team ist kaum möglich, überhaupt erfordert die Tätigkeit im StäB-Team eine neue Form der Kommunikation und einen gut gesteuerten Informationsfluss. Hierfür braucht es nicht nur technische Hilfsmittel, sondern oft auch kreative und alltagspraktische Lösungen. Wie dies gelingen kann oder welche Hürden sich in der Praxis ergeben, wie ein Team überhaupt besetzt sein muss, um die Behandlung durchführen zu können, und wie eine Behandlung in StäB letztendlich aussehen kann, ist Thema dieses Workshops. Dabei werden einerseits kurz die gesetzlichen Anforderungen an die StäB umrissen, mögliche Zielgruppen und ein mögliches Vorgehen für die Indikationsstellung beschrieben sowie die wesentlichen Aspekte hinsichtlich Personalausstattung und Finanzierung dargestellt. In praktischen Übungen wird erarbeitet, wie die Teamarbeit organisiert und die Behandlung im häuslichen Umfeld gestaltet werden kann. Dabei kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum zusammengetragen. Anhand abschließender Erfahrungsberichte und Praxisbeispiele werden Fragen diskutiert und Tipps für die Umsetzung vermittelt.
Grund ambulanter und stationär psychiatrischer Behandlungen bei Menschen mit geistiger Behinderung ist häufig das sog. herausfordernde Verhalten. Oft zeigt dies einen impulsartigen Charakter. Im Workshop wird erarbeitet, wie sich impulsartig auftretendes Verhalten beschreiben und klassifizieren lässt und welche therapeutischen Optionen bestehen. Mit Hilfe der Klassifikation werden Auslöser identifiziert, es erfolgt ein Überblick über medikamentöse Intervention mit besonderem Blick auf On-Label- und Off-Label-Verordnungen und es wird geübt, wie sich Elemente aus dem DBT-Ansatz für geistig Behinderte (DBT-GB) im Alltag einsetzen lassen.
In diesem Symposion werden theoretische und praktische Fragen der Schuldfähigkeitsprüfung im deutschen Rechtskreis aus forensisch-psychiatrischer Sicht behandelt und mit ausgewählten Problemen im US-amerikanischen Rechtsgebiet sowie in Großbritannien verglichen. Aus dem Kontrast der verschiedenen Systeme sollen sich Perspektiven für eine vertiefte Diskussion der konzeptionellen Grundlagen in unserem Land ergeben.
„Salus aegroti suprema lex“ – das Wohl des Patienten als zentraler Leitgedanke ärztlichen Handelns hat die Medizin Jahrtausende lang wesentlich bestimmt. Sowohl medizinethische wie medizinrechtliche Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben allerdings Autonomie und Selbstbestimmung immer mehr zu einem zumindest gleichwertigen Handlungsmaßstab werden lassen. In jüngster Zeit nimmt insbesondere die Entwicklung des Rechts eine Wendung, die das Wohl des Patienten als eigenständiges Ziel ärztlichen Handelns sogar gänzlich infrage zu stellen scheint. Dies zeigt sich z. B. an der UN-BRK und dem ab 2023 gültigen neuen Betreuungsrecht, die beide den Begriff des Patientenwohls ganz vermeiden. Aber auch die Diskussion zum assistierten Suizid oder zu geschlechtsangleichenden Interventionen bei Minderjährigen stellen das Wohl des Patienten als eine eigenständige, vom Willen des Patienten unabhängige Perspektive ernstlich infrage. Es scheint deshalb an der Zeit, gerade mit Blick auf Psychiatrie und Psychotherapie zu diskutieren, ob das Patientenwohl weiterhin eine eigenständige, unabhängige und valide Grundlage medizinischer Entscheidungen sein kann, und wenn, unter welchen Umständen und Bedingungen. Dies soll in diesem Symposium geschehen, wobei die ethische Perspektive Georg Marckmann aus München, die juristische Volker Lipp aus Göttingen und die klinisch-psychiatrische Thomas Pollmächer aus Ingolstadt darstellen.
Der Klimawandel ist eine weltweite Krise, die eine noch nie dagewesene Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellt. Die klimabedingten Gefahren wie unter anderem Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren können bestehende psychische Probleme verschlimmern und begünstigen das Auftreten neuer psychischer Erkrankungen. Vulnerable Gruppen wie Menschen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen sind überproportional durch die Effekte vom Klimawandel betroffen. Der Klimawandel bedeutet eine zunehmende Herausforderung für die Psychiatrie und Psychotherapie.
Im Rahmen der DGPPN-Task Force “Klima und Psyche” wurde das aktuelle Symposium initiiert. Den Chair übernimmt Herr Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz (Berlin) und den Co-Chair übernimmt Frau Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller (Leipzig). Herr Dr. Lasse Brandt (Berlin) fasst die aktuelle Evidenz zu den Effekten vom Klimawandel auf schwere psychische Störungen zusammen. Herr Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg (Mannheim) spricht über Klimafeste Städte und Resilienzfaktoren für die psychische Gesundheit. Frau Dipl.-Psych. Franziska Welzel (Leipzig) berichtet über klimabezogene Gesundheitskompetenz und die Implikationen für Menschen mit schweren psychischen Störungen. Frau Prof. Dr. Ulrike Kluge (Berlin) spricht über den Klimawandel und Global Mental Health mit Fokus auf medizinanthropologische Zugänge im Zusammenhang mit Klimawandel und Migration.
Die Psychotherapie ist ein zentraler Bestandteil der stationären Versorgung in psychiatrisch-psychotherapeutischen Kliniken sowie ein wichtiger Baustein der Facharztausbildung. Es gibt allerdings, sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in der angloamerikanischen Literatur, kaum Übersichten zu evidenzbasierten stationären psychotherapeutischen Behandlungen. Wir möchten diese Lücke mit diesem Symposium schließen. In jedem Beitrag soll kursorisch die Datenlage und Evidenz (quantitativ, oder wenn nicht möglich qualitativ) aufgezeigt, Studien zu stationärer Psychotherapie zusammengefasst und konkrete Behandlungsempfehlungen geben werden. Wenn die Evidenzlage zu einzelnen Störungen gering ist, wird dies aufgezeigt und diskutiert bzw. mögliche methodische Herangehensweisen für neue empirische Studien vorgeschlagen werden.
Einsamkeit und das Erleben sozialen Ausschlusses sind universale Phänomene, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Während Einsamkeit das Gefühl fehlender Verbundenheit mit anderen beschreibt, umfasst sozialer Ausschluss die Erfahrung einer intendierten oder unabsichtlichen Zurückweisung durch andere. Einsamkeit und sozialer Ausschluss tragen zur Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen bei. Trotz ihrer hohen Relevanz werden beide Phänomene in der psychiatrischen Forschung, aber auch in Psychotherapie und Versorgung nur unzureichend berücksichtigt. In vier Vorträgen wird die Bedeutung von Einsamkeit und sozialem Ausschluss bei psychischen Erkrankungen durchgearbeitet.
Im ersten Vortrag wird Susanne Bücker die Auswirkungen eines dimensionalen vs. kategorialen Einsamkeitskonzepts auf die psychische Gesundheit sowie auf eine mögliche Selbst- und Fremdstigmatisierung vorstellen. Aus ihren Ergebnissen lassen sich psychoedukative und Public Policy Empfehlungen zur Sensibilisierung für den öffentlichen Umgang mit Einsamkeit ableiten. Im zweiten Vortrag wird Johannes Heekerens aktuelle Ergebnisse aus Labor- und Experience Sampling Studien zu den emotionalen und behavioralen Konsequenzen sozialen Ausschlusses bei Menschen mit psychischen Störungen, insbesondere Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und Depression, und ein daraus entwickeltes Störungsmodell vorstellen. Im dritten Vortrag führt Matthias Reinhard die Phänomene von sozialem Ausschluss und Einsamkeit zusammen und wird aktuelle Ergebnisse bei Menschen mit BPS und persistierender depressiver Störung mit Bezug zu frühen Erfahrungen von Belastung und Trauma zeigen, die Anknüpfungspunkte für therapeutische Ansätze bieten. Im vierten Vortrag wird Tobias Krieger schließlich erste Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie zu einem niederschwelligen internetbasierten Selbsthilfeprogramm gegen Einsamkeit (SOLUS-D) mit zwei Interventions- und einer Wartekontrollgruppe vorstellen.
Stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen sind häufig Teil komplexer psychiatrischer Störungsbilder. Suchterkrankungen wie beispielsweise die Opiat-, Alkohol- und Cannabisabhängigkeit können die Entwicklung komorbider psychischer Erkrankungen begünstigen oder sich in ihrer Folge entwickeln. Zudem können sich Abhängigkeitserkrankungen und ihre psychiatrischen Komorbiditäten gegenseitig aufrechterhalten oder gar verstärken, wodurch die hohe Chronifizierungsrate dieser komplexen Erkrankungsbilder zumindest teilweise erklärt werden kann.
In diesem Symposium werden die Epidemiologie, aktuelle Behandlungsleitlinien und neuartige Therapieansätze wichtiger, komorbid mit Suchterkrankungen auftretender, psychiatrischer Krankheiten, nämlich des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS), der Traumafolgestörungen, insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), und der Angst - und affektiven Störungen vorgestellt. Die hohe Komorbiditätsrate dieser psychiatrischen Syndrome mit Suchterkrankungen legt eine gemeinsame pathogenetische Grundlage nahe, die in diesem Symposium ebenfalls beleuchtet werden soll – das serotonerge System ist in diesem Kontext besonders wichtig und spannend.
Zusammenfassend möchte dieses Symposium Relevanz und Wege der gemeinsamen Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen und komorbiden psychiatrischen Erkrankungen aufzeigen, da so der Verlauf der Gesamtheit dieser Syndrome nachhaltig verbessert werden kann.
Die Behandlung schwerer psychischer Erkrankungen ist eine der größten Herausforderungen im klinischen Alltag. Obschon die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) klinisch und wissenschaftlich als die wirksamste Behandlung bei bspw. schweren depressiven Störungen belegt ist, wird die Anwendung bis heute kritisch gesehen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ein Hauptgrund ist, dass die EKT in ihrer Anfangszeit ohne differenzierte Indikationsstellung und ohne Narkose angewendet wurde. Zudem wurde durch Berichte über die EKT in öffentlichen Medien und den Einfluss der Antipsychiatriebewegung bleibende negative Assoziation mit der EKT verknüpft.
In Deutschland werden pro Jahr etwa 3000 Patienten mit EKT behandelt. Im internationalen Vergleich sind diese Inzidenzzahlen als eher gering einzuschätzen. Eine breitere und konsequente Aufklärung über die Behandlung mit EKT ist daher notwendig, z. B. darüber, dass gemäß der S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression (2015) die EKT bei schweren, therapieresistenten und vital bedrohlichen Depressionen mit der höchsten Evidenzstufe (Empfehlungsgrad A) empfohlen wird.
In Deutschland ist die therapieresistente Depression (TRD) die häufigste Indikation für eine Behandlung mit der EKT. Dies führt zu einer Remission bei 50–70% der behandelten Patienten. Es sollte wie bei jedweder anderen Behandlung eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung zu einer Behandlung mit EKT erstellt werden.
In diesem Symposium werden essentielle Fakten zur EKT im klinischen Alltag dargestellt. Hierzu wird über die Indikation, Wirksamkeit und Nebenwirkungen der EKT sowie über die technischen Grundlagen, die praktische Durchführung und Dokumentation einer Behandlung mit EKT berichtet und diskutiert.
Suizidalität in der klinischen/therapeutischen Arbeit stellt eine große Belastung für die Beteiligten dar. Patienten kommen aufgrund einer suizidalen Krise oder eines stattgehabten Suizidversuchs in die Klinik oder in die ambulante Versorgung, aber auch bei vorher nicht suizidalen Patienten kann es im Verlauf der Behandlung/Therapie zum erstmaligen Auftreten suizidaler Gedanken/suizidaler Verhaltensweisen kommen. Das „Worst-Case-Szenario“ für die meisten psychiatrisch/psychotherapeutisch tätigen Mitarbeiter ist der Suizid eines Patienten während der Behandlung. Das Symposium möchte auf den Fokus auf Kliniksuizide lenken. Jährlich nehmen sich ca. 600-700 Patienten während der stationären Behandlung das Leben. Zeit, sich den speziellen Ursachen aber auch den Behandlungsmöglichkeiten zu widmen. Diese reichen umfassen die Erfassung und das Monitoring von Suizidalität, aber auch nicht-bauliche Aspekte. Auch der Umgang der Klinik mit einem Patientensuizid soll thematisiert werden.
Ute Lewitzka und Robert Zappe stellen Ergebnisse einer Befragung psychiatrischer Kliniken zu nicht-baulichen Aspekten der Suiziderfassung sowie den „Dresdner Weg“ - eine standardisierte Erfassung von Suizidalität - sowie erste Erfahrungen mit diesem Projekt vor. Katharina König berichtet unter Berücksichtigung atmosphärischer Wirkungen über bauliche Aspekte der Suizidprävention und stellt die nationale Kliniksuiziddatenbank des Werner-Felber-Institutes vor. Peter Brieger berichtet in seiner Präsentation von den Auswirkungen eines Kliniksuizides sowie dem Umgang damit. Über das erhöhte Risiko nach der stationären Behandlung berichtet Tim Krause und stellt hierzu Ergebnisse des BMG Projektes zur poststationären Suizidprävention vor.
Psychedelika gehören zu den potentesten und ungewöhnlichsten neuropsychopharmakologischen Substanzen. Vorläufige Studienergebnisse sowie das Interesse der Regulierungsbehörden legen nahe, dass manche Psychedelika wie Psilocybin (die psychedelisch-wirkende Substanz in halluzinogenen Pilzen) und MDMA (häufiger Hauptbestandteil von Ecstasy-Pillen) bald wieder in der Psychiatrie Anwendung finden könnten. In diesem Symposium werden verschiedene psychedelische Substanzen sowie deren Neurobiologie dargestellt. Im Fokus steht dabei der Stand der Forschung im Hinblick auf die Wirksamkeit und Sicherheit sowie der mögliche klinische Nutzen von Psychedelika. PD Dr. Müller, Leiter des Klinischen Forschungsbereichs für substanzgestützte Therapie in den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, wird eigene Studienergebnisse zu LSD bei Gesunden und Patient:innen vorstellen und einen Überblick über die Substanz geben. Dr. Scheidegger PhD, MA, Leiter der Arbeitsgruppe „Psychedelic Research & Therapy Development“ in der Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, wird den aktuellen Forschungsstand sowie eigene Daten zu DMT/Ayahuasca präsentieren. Laura Bechtold MSc. Psych., Studientherapeutin in der Arbeitsgruppe Pharmakopsychotherapie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, wird den Stand von klinischen Studien mit Psilocybin und MDMA zusammenfassen und durch eigene Erfahrungen in der therapeutischen Nutzung von Psilocybin bei therapieresistenter Depression sowie MDMA bei der posttraumatischen Belastungsstörung ergänzen. Die wissenschaftlichen, therapeutischen und ethischen Herausforderungen und Fallstricke bei der Nutzung von Psychedelika in der Therapie werden dabei skizziert. Außerdem wird die stark kontextabhängige Wirkung dieser Substanzklasse diskutiert, da sie Fragen nach dem Wirkmechanismus der Psychedelika-gestützten Therapie aufwirft. Nicht zuletzt wird es in diesem Symposium darum gehen, wie Psychiatrie und Psychotherapie in der Zukunft aussehen könnten.
Im Bereich der Psychotraumatologie wurde in den letzten Jahren kaum ein anderes Thema so kontrovers diskutiert wie die Einschätzung von traumatischen Erinnerungen und ihre klinische Bewertung. Dies hängt auch damit zusammen, dass gerade Therapeutinnen und Therapeuten eine bedeutsame Rolle sowohl beim Wiedererinnern von Erlebtem als auch bei der Entstehung von Scheinerinnerungen spielen können und der Wahrheitsgehalt von Erinnerungen besonders in gutachterlichen Kontexten von hoher Bedeutung ist. Studienevidenz liegt zu beiden Perspektiven vor. Gedächtnisinhalte sind plastisch und unter bestimmten Umständen induzierbar. Andererseits können auch stark belastende reale Erfahrungen zeitweise nicht zu erinnern sein und später wieder zutage treten. Entscheidend erscheint eine nüchterne und ausgewogene Diskussion der entsprechenden Fragen um klinisch und gutachterlich Tätigen möglichst große Handlungssicherheit in der Praxis zu geben. Das geplante Symposium soll mit vier Vorträgen zu unterschiedlichen Standpunkten in der Debatte um Erinnerungen an traumatische Erfahrungen einen Beitrag leisten. Im ersten Vortrag stellt Olaf Schulte-Herbrüggen, Berlin, die Befunde zu induzierten bzw. wieder aufgetretenen Erinnerungen in den Kontext zentraler Gedächtnistheorien. Im zweiten Vortrag stellt Julia Schellong, Dresden, die Evidenzlage zu wieder aufgetretenen Erinnerungen dar. Im dritten Vortrag diskutiert Alexander Jatzko, Kaiserslautern, den möglichen Einfluss unterschiedlicher interner und externer Faktoren auf die Bildung von Erinnerungen. Im letzten Vortrag leitet Ursula Gast, Mittelangeln, Implikationen für die Arbeit von therapeutisch und gutachterlich Tätigen aus den existierenden Befunden ab.
In dem Symposium werden das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Seelenarbeit im Sozialismus“ und Ergebnisse aus den Teilprojekten vorgestellt. Das Forschungsprojekt untersucht von verschiedenen Hochschulstandorten aus die Entwicklungen der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR im akademischen und klinischen Bereich. Professionelle Strukturen, inhaltliche Entwicklungen, Verbindungen der Fächer, aber auch die Frage nach politischer Instrumentalisierung stehen im Vordergrund. Das Teilprojekt „Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie im Gesundheitssystem der DDR“ untersucht die Einbettung der drei Fachdisziplinen in die Gesundheitspolitik der DDR. Es werden die Strukturen, die für die Ausgestaltung der Disziplinen wesentlich waren, sowie die Ziele, die damit verfolgt wurden, dargestellt. Das Teilprojekt „Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung und Missbrauch?“ untersucht die Rolle der Psychiatrie im DDR-Gesundheitswesen. Dabei werden Verknüpfungen zwischen dem Fachgebiet und den autoritären Strukturen der DDR-Gesellschaft aufgespürt, Abläufe, gesetzliche Rahmenbedingungen, Akteure und deren Interaktionen vor dem Hintergrund politisch-ideologischer und fachlicher Diskurse und Vorgaben untersucht. Im Teilprojekt „Die ambivalente Rolle der Psychotherapie“ wird auf unterschiedlichen Ebenen das Spannungsverhältnis zwischen Anpassung und Widerstand analysiert. Die Psychotherapie in der DDR stellte einen spezifischen Teil des staatlichen Fürsorgesystems dar und spiegelte damit die Ambivalenz zwischen Heilangeboten und Bevormundung wider. In dem Teilprojekt „Psychologie unter politischem Diktat und Justiz“ wird die Rolle der Psychologie im SED-Staat erfasst. Dazu gehört die Aufarbeitung der Strukturen und inhaltlichen Ausrichtungen der akademischen Psychologie, der politischen Verflechtungen und insbesondere der sogenannten Operativen Psychologie, die als Instrument der Repression vom Ministerium für Staatssicherheit eingesetzt wurde.
The glutamate hypothesis of schizophrenia presumes a hypofunction of the N-methyl-d-aspartate receptor (NMDAR), which is essential for glutamate neurotransmission. The ketamine model of schizophrenia utilizes the administration of subanesthetic doses of the NMDAR antagonist ketamine in order to reduce NMDAR dependent glutamatergic neurotransmission, which causes the emergence of schizophrenia-like symptoms in healthy volunteers.
Christoph Mulert (Gießen) will present work on ketamine-induced alterations of different EEG biomarkers related to different symptoms of schizophrenia such as cognitive disturbances, negative symptoms and auditory hallucinations and compare the results with findings in patients with schizophrenia. The potential biological underpinnings will be discussed.
Peter Uhlhaas (Berlin/Glasgow) will summarize MEG-data that from early-stage psychosis and schizophrenia patients as well as the effects of Ketamine in healthy volunteers to assess the overlap of alterations in resting-state as well as task-related activity.
Moritz Haaf (Hamburg) will focus on the potential utility of the ketamine model of schizophrenia as means of ensuring target engagement in the development of glutamatergic antipsychotics. Recent studies that suggest the potential feasibility of electrophysiological and functional MRI biomarkers in this context as well as own work focusing on NMDA receptor modulation in the ketamine model will be summarized and discussed.
Ulrich Ettinger (Bonn) will present work on the effects of ketamine on biomarkers of schizophrenia. This work aims at validating the ketamine model by testing the extent to which oculomotor, cognitive and neuroimaging alterations that are observed in schizophrenia can be reproduced by acute administration of ketamine in healthy individuals. The findings of this work suggest that ketamine is a promising yet incomplete model of schizophrenia, as only some of the known impairments in schizophrenia were replicated.
Biobanken werden seit mehreren Jahren in ganz Deutschland in großen Netzwerken aufgebaut und gefördert. Während in Disziplinen wie in der Krebsforschung oder der Inneren Medizin bereits große Materialsammlungen existieren, gibt es im Bereich der Psychiatrie nur wenige spezialisierte große Sammlungen. Seit einiger Zeit wird in Psychiatrischen Universitätskliniken vermehrt standardisiert Biomaterial gesammelt. Es wäre bezüglich Daten- und Probenqualität und hinsichtlich zukünftiger wissenschaftlicher Kooperationen wünschenswert, Prozesse zu harmonisieren. In diesem Symposium werden neben dem Potential von Biobanken auch verschiedene Herausforderungen beleuchtet, beginnend mit dem Antrag bei einer Ethikkommission, aber auch hinsichtlich Datenschutz, Prozessen, Datenbanken, Kosten und einer guten Phänotypisierung. Auch erste Beispiele für die Nutzung einer Biobank werden vorgestellt. Darüber hinaus werden Erfahrungen bei der Entwicklung und Implementierung innovativer Lösungen zur klinischen Phänotypisierung und zur Integration multimodaler Daten aus Klinik- und Forschungskontext vorgestellt. Basierend hierauf werden Perspektiven hinsichtlich der Interoperabilität von IT-Architekturen im Kontext multizentrischer Studien beleuchtet.
Einleitung:
Die Versorgungsforschung für und mit psychisch Erkrankte kommt häufig in Grenzbereiche, in denen bei eingeschränkter Einwilligungsfähigkeit der Betroffenen, der Unfreiwilligkeit der Behandlung oder in einer besonderen Lebenssituation klinische und ethische Fragen auftreten. In klinischen Studien werden diese Betroffenengruppen häufig ausgeschlossen. Dadurch kommt es zu einem Mangel an einschlägigen Forschungsprojekten, der sich beispielsweise bei Leitlinienentwicklungen zeigt, indem für die Betroffenengruppen entweder keine Empfehlungen generiert werden oder diese nur auf einer eingeschränkten Evidenzbasis erfolgen. Das Symposium fokussiert auf der Sicht der Versorgungsforscher:innen, um Handlungsfelder für eine Förderung der Versorgungsforschung in diesen besonderen Versorgungssituationen aus ihrer Sicht zu identifizieren und erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Translationalen Netzwerk für Demenz-Versorgungsforschung (TanDem).
Methode:
Dieses Symposium soll vier Bereiche der Versorgungsforschung mit psychisch Erkrankten aus Sicht der Versorgungsforschung darstellen und mit den Kongressteilnehmer*innen kritisch diskutieren. Hierzu sind vier Impulsvorträge vorgesehen, die die Bereiche Maßregelvollzug/Forensik, Unterbringung nach Betreuungsrecht oder den Psychisch-Kranken-Gesetzen, Menschen mit Intelligenzminderung und Demenz-Erkrankte, darstellen. In der Diskussion sollen ethische und fachliche Fragen der Einwilligungsfähigkeit, der Notwendigkeit der Versorgungsforschung und der besonderen Herausforderungen für Projekte der Versorgungsforschung in diesen Bereichen erörtert werden.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Es werden Handlungsfelder aus Sicht der Versorgungsforscher*innen identifiziert, in denen die Versorgungsforschung für und mit psychisch Erkrankte in besonderen Lebenssituationen gefördert werden kann. Diese sollen künftig mit Betroffenen, ihren Angehörigen sowie Professionellen trialogisch diskutiert werden.
Fetale Alkoholspektrumstörungen sind eine Gruppe von Entwicklungsstörungen die durch intrauterine Alkoholexposition verursacht sind [1]. Die Prävalenz wird global auf zwischen einem und acht Prozent geschätzt [2]. FASD geht über die gesamte Lebensspanne mit erheblichen neurokognitiven Funktionsbeeinträchtigungen, vor allem exekutiver Funktionen, einher [3]. Hinzu kommen Defizite bei sozialer Kognition [4] und adaptivem Sozialverhalten [5, 6]. Der bisherige Forschungsstand legt zudem nah, dass die Prävalenz von Substanzkonsum, substanzbezogenen Störungen und weiteren komorbiden psychischen Störungen bei FASD-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht ist [7, 8]. Sekundäre Probleme wie Schulabbrüche, Arbeits- und Obdachlosigkeit oder Konflikte mit dem Gesetz treten gehäuft auf [9, 10]. Obgleich FASD lebenslänglich besteht, sind störungsspezifische Angebote zur Diagnostik rar. Erwachsene, die mit FASD leben, sind aktuell in Deutschland mit einer Versorgungslücke konfrontiert.
Das Symposium gibt zunächst einen einführenden Überblick über die Symptomatik von FASD über die Lebensspanne. Es werden die ersten Evaluationsergebnisse eines deutschsprachigen Diagnostikinstruments zum Screening im Hinblick auf FASD für klinische Populationen vorgestellt. Ein weiterer Beitrag stellt die Ergebnisse neuropsychologischer Testverfahren hinsichtlich exekutiver Funktionen bei Erwachsenen FASD-Patient*innen vor. Zudem werden erste Ergebnisse zur sozialen Kognition und „Theory of mind“ bei Erwachsenen mit FASD präsentiert. Den Abschluss bildet ein Ausblick in die ambulante Versorgung erwachsener FASD-Patient*innen mit der Vorstellung des Konzeptes einer bundesweit einmaligen Beratungsstelle für Erwachsene mit FASD.
Medizinstudierende und Ärzt:innen sind überproportional häufig psychisch krank. Der Grundstein für psychische Gesundheit/Krankheit wird im Studium gelegt.
Um den Status psychischer Gesundheit im Studium zu quantifizieren, führte die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) 2021 die “MustBeHuman”-Studie als bundesweite Erhebung mit >8.000 Teilnehmenden an 41 Universitäten durch. Diese Daten sollen Grundlagen für bedarfsorientierte und effiziente Maßnahmen schaffen und diese bestmöglich in bestehende Strukturen und Rahmenbedingungen integrieren.
1. Soziodemografische und -ökonomische Daten der “MustBeHuman”-Studie werden im Zusammenhang mit psychischen Parametern betrachtet. Depressivität / Suizidgedanken zeigten eine enorm hohe Prävalenz, allerdings unterschieden sich die Auftretenshäufigkeit und -schwere nach demografischen bzw. wirtschaftlichen Parametern, sowie der Studiendauer.
2. Neben der hohen Prävalenz psychischer Belastung zeigte sich in der o.g. Studie eine starke Zurückhaltung bei der Inanspruchnahme psychologischer Hilfe. Es wurde erfasst, nach welchen Angeboten Bedarf besteht und wie existierende Angebote genutzt werden. Es wird reflektiert, welche (Denk-)Strukturen dieser Zurückhaltung zugrundeliegen.
3. An diversen Fakultäten bestehen bereits curriculare Angebote und studentische Initiativen zur Förderung der psychischen Gesundheit: Wahlfächer, Arbeitsgruppen der Fachschaften oder Workshop-Reihen offerieren Hilfe. Es erfolgt ein kursorischer Überblick und Bericht über die teils bereits von der bvmd vermittelte, standortübergreifende Vernetzung.
4. Spezifische ethische Aspekte des Arztberufs haben für die psychische Gesundheit besondere Bedeutung. ‘Moralischer Stress’ wird zwar vermehrt aufgegriffen, jedoch bisher nicht bei Medizinstudierenden adressiert. Angepasste Interventionen (z.B. ‘Ethik First’ am UKSH Kiel) können den Umgang mit berufs-ethisch herausfordernden Situationen schulen.
Angebote beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen für psychisch erkrankte Menschen sind im Hinblick auf deren Konzeption, Mitarbeiterqualifikation und konkrete Interventionen oft ohne hinreichend spezifischen Bezug auf einzelne Krankheitsbilder und deren jeweilige Krankheitsfolgen. Gründe hierfür sind im durch die Sozialgesetzgebung fragmentierten Versorgungssystem zu suchen, welches psychiatrisches und psychotherapeutisches Know-how leistungsrechtlich aus beruflichen Maßnahmen weitgehend ausschließt und zum Auseinanderdriften rehabilitativer Ansätze zwischen den therapeutischen Professionen geführt hat. Die krankheitsbedingten Einschränkungen der Arbeitsfähigkeiten sind jedoch tiefgehend und bei verschiedenen psychischen Erkrankungen sehr unterschiedlich, andererseits sind sie krankheits-/diagnosenspezifisch gut beschreibbar. Störungsspezifische Behandlungsverfahren können, wenn sie im Arbeitskontext angewendet werden, nachhaltigere Verbesserungen von Belastbarkeit und Arbeitsfähigkeiten bewirken als „unspezifische“ Trainingsmaßnahmen.
In der längerfristigen, von der medizinischen Phase in die berufliche Phase nahtlos übergehenden Rehabilitation in der RPK besteht die Möglichkeit, die sozialen und beruflichen Teilhabestörungen zu erfassen, daraufhin individuelle störungsspezifische Interventionen zu erarbeiten und diese auch in der beruflichen Rehabilitation fortlaufend umzusetzen.
Hierzu steht ein multidisziplinäres Team zur Verfügung, welches auch in der primär arbeitsrehabilitativen beruflichen Phase spezifische psychotherapeutische Interventionen fortsetzt und deren Übertragung in den arbeitsrehabilitativen Kontext gewährleistet.
Dieses Alleinstellungsmerkmal der RPK-Einrichtungen möchten wir konzeptionell darstellen und exemplarisch ausführen. Außerdem wollen wir zeigen, wie auch die nicht-ärztlichen bzw. nicht-psychologischen Berufsgruppen dazu befähigt werden können, störungsspezifische Interventionen teamkonsistent im Arbeitsbereich anzuwenden.
In keinem anderen medizinischen Fach ist Krankheit so eng mit dem sozialen und gesellschaftlichen Kontext verbunden wie in der Psychiatrie. Die Expertise und das Einsatzgebiet der Ergotherapie liegen genau an dieser Schaltstelle zwischen Krankheit und gesellschaftlicher Teilhabe. Es gilt das berufliche Profil der Ergotherapie an aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen auszurichten und die Ziele und Wünsche der Klienten in das clinical reasoning einzubeziehen. Wie kann die ergotherapeutische Behandlung im psychiatrischen Setting unter Beibehaltung Ihrer Kernkompetenzen auf diese neuen Fragestellungen reagieren?
International regelhaft akademisch ausgebildet und damit wissenschaftlich fundiert mit eigener Bezugswissenschaft: der Betätigungswissenschaft (occupational science) hat sich Ergotherapie in der Psychiatrie weiterentwickelt. Heutige Paradigmen sind die Alltags- und Betätigungsorientierung mit Blick auf die individuellen Klientenbedarfe.
Wie das Handeln der Klient*innen, ist auch das therapeutische Handeln kontextbasiert. Es ist erforderlich allen Beteiligten Orientierung zu geben und den gravierenden Wandel der Denk- und Handlungsweise zu planen, zu entwickeln, zu begleiten und zu steuern. Die Umsetzung bedarf Zeit, Ressourcen und Energie und ein Veränderungsmanagement, das uns unterstützt die Komplexität des Veränderungsgeschehens zu begleiten. Die Einführung aktueller evidenzbasierter Therapieprogramme unterstützt diesen Prozess und trägt maßgeblich zum Erfolg bei!
Das berufliche Rollenmodell „Canadian Medical Education Directives for Specialists“ (CanMEDS) (Tannenbaum et al., 2009), bietet eine solide wissenschaftliche Grundlage auf deren Basis in den vergangenen Jahren in Deutschland und der Schweiz einheitliche Kompetenzprofile für die Ergotherapie entwickelt wurden.
Die Diskussion um die Selbstbestimmung des Menschen hat in den letzten Jahrzehnten im gesellschaftlichen Diskurs an Bedeutung gewonnen und wird national und international diskutiert u.a. durch die Ottawa-Charta und die UN-BRK rechtlich gerahmt. Um der Selbstbestimmung auch in akuten Krankheitsphasen gerecht zu werden, wurden Instrumente wie Behandlungsvereinbarungen und Krisenpässe entwickelt. Bisher mangelt es allerdings an empirischer Evidenz zu deren Wirksamkeit. In der vom Land NRW geförderte ADiP-Studie (ADiP = Advance Directives in Psychiatry) wurde u.a. überprüft, ob Behandlungsvereinbarungen die kumulative stationäre Behandlungsdauer und Zwangsmaßnahmen sich daraus in der Praxis ableiten lassenbesser reduzieren können als die weniger aufwändigen Krisenpässe.
In dem geplanten Symposium werden zunächst die internationale Studienlage (Jakov Gather) und die ADiP-Studie (Georg Juckel und Martin Driessen), dann erste Ergebnisse daraus vorgestellt (Eva Neumann und Jac-queline Rixe). Hierbei wird ein Fokus darauf gerichtet, welchen Einfluss psychosoziale Funktionen auf den Verlauf einer Schizophrenie haben, inwiefern Behandlungsvereinbarungen zur Reduktion der stationären Verweildauer und Zwangsmaßnahmen beitragen und welche Implikationen sich daraus in der Praxis ableiten lassen.
Die seit über zwei Jahren andauernde SARS-CoV-2-Pandemie ist mit zahlreichen psychosozialen Belastungen assoziiert. Zudem folgen auf eine stattgehabte Infektion mit COVID-19-Erkrankung häufig psychische und neurologische Symptome, die im Sinne eines „Long-COVID“ und „Post-COVID-Syndroms“ über mehrere Monate anhalten können. Daher sollen in diesem Symposium sowohl die Folgen der Pandemie als auch spezifisch der COVID-19-Erkrankung dargestellt und diskutiert werden.
Im ersten Vortrag wird Christoph Correll Daten für die deutsche Bevölkerung (N = 16.000 Teilnehmer) aus der weltweit größten internationalen Online-Befragung (03/2022: >175,000 Teilnehmer:innen) zur Belastung durch SARS-CoV-2 vorstellen und insbesondere Daten zu Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die körperliche und psychische Gesundheit sowie deren Interaktion und Prädiktoren darstellen und diskutieren.
Anschließend wird Lena Jelinek longitudinale Verläufe von Zwangsstörungssymptomen in der Allgemeinbevölkerung sowie deren Prädiktion während der Pandemie mittels behavioraler (u. a. Veränderung des Hygieneverhaltens zu Beginn der Pandemie) sowie kognitiver (wie unrealistischer Pessimismus) Faktoren darstellen.
Im dritten Vortrag wird Christiana Franke die neurologischen und neuropsychiatrischen Manifestationen bei Long-COVID und Post-COVID darstellen und auf pathophysiologische Mechanismen eingehen.
Schließlich wird Katharina Schultebraucks Prädiktoren für psychische Beschwerden nach Hospitalisierung aufgrund einer COVID-19-Erkrankung aus einer Stichprobe des Nationalen Pandemie Kohorten Netzwerks (NAPKON) vorstellen. Zudem wird sie mittels maschinellen Lernens heterogene klinische Symptomcluster diskriminieren.
Zusammenfassend wird unser Symposium klinisch relevante psychische und neurologische Folgen der SARS-CoV-2-Pandemie und der COVID-19-Erkrankung inklusive therapeutischer Implikationen beleuchten.
Nachdem die „Bipolar hautnah“ YouTube-Serie 2021 mit dem Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis ausgezeichnet wurde, gibt es jetzt auch die Dokumentation „Bipolar hautnah - Der Film“:
Was ist eine Bipolare Störung? Ist sie heilbar? Wie kann man mit ihr leben? Was macht die Erkrankung mit den Betroffenen und ihren Angehörigen? Was kann helfen?
Die Juristin Jutta Berger, der Musiker und Tiktokker Erik Formosa und der Künstler Andreas Schmidt klären eindrucksvoll mit Unterstützung ihrer Angehörigen und Fachleuten über die Bipolare Störung und das Leben mit den Ups’n'Downs auf.
Produktion: Psychiatrie-Filme
Regie: Andrea Rothenburg
Der Film "Bipolar hautnah" wurde im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS e.V.) produziert.
Menschen in psychiatrischen Notfallsituationen benötigen psychiatrische Behandlungsangebote, die niederschwellig zugänglich sind und auf individuelle Bedürfnisse und Anliegen eingehen können. Dementsprechend sollten sie durch Flexibilität, Verlässlichkeit und Belastbarkeit gekennzeichnet sein. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Recovery-Ansatz hat sich in Fachkreisen die Überzeugung durchgesetzt, dass sich ein recovery-orientiertes Angebot nicht alleinig auf die Symptomreduktion von Krankheitserfahrungen fokussieren sollte, sondern Patient:innen dabei unterstützt, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Recovery-orientierte Angebote zeichnen sich dadurch aus, dass sie Patient:innen Zuverischt vermittlen und Wahlmöglichkeiten sowie erweitere Formen der Zusammenarbeit anbieten.
Die psychiatrische Akutversorgung wird im deutschsprachigem Raum mehrheitlich in hierarchisch stark strukturierten Institutionen angeboten. Die rechtlichen Vorgaben erfordern eine entsprechende klare Zuteilung der Verantwortlichkeiten. Dieser Umstand scheint im Widerspruch mit der Forderung der erweiterten Formen der Partizipation zu stehen, wie sie in recovery-orientierten Angeboten erforderlich werden. Im Rahmen des Workshops möchten wir mit den Teilnehmenden der Frage nach einer recovery-orientierten Form der interprofessionellen Arbeitskultur nachgehen. Was zeichnet diese aus? Wie kann eine solche Kultur entstehen, respektive gefördert werden? Worin liegen die Chancen und Herausforderungen? Thema Recovery-orientierte psychiatrische Akutversorgung, Interprofessionalität, Zusammenarbeit, Partizipation.
Ziele: Im Workshop erhalten die Teilnehmenden eine thematische Einführung zur Zusammenarbeit in einer recovery-orientierten psychiatrischen Dienstleistung. Austausch über Chancen und Herausforderungen für den praktischen Alltag.
Ablauf:
- Inputreferat
- Diskussion: Mittels eines Inputreferats werden die Merkmale einer recovery-orientierten psychiatrischen Akutversorgung und die Konsequenzen für die interprofessionelle Zusammenarbeit dargelegt. Die in der Diskussionsrunde gewonnenen Erkenntnisse der Teilnehmenden werden auf Flipchart visualisiert.
Lernziele:
- Merkmale der recovery-orientierten psychiatrischen Akutversorgung kennen lernen
- Bedeutung von Leadership in Transformationsprozessen
- Chancen und Herausforderungen für die eigene Praxis erkennen.
Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine früh beginnende, lebenslang andauernde Entwicklungsstörung der neuronalen und mentalen Entwicklung (DSM-5/ICD-11). Kernmerkmale sind bereits in der Kindheit vorliegende Beeinträchtigungen der sozialen Interkation und Kommunikation in Kombination mit restriktiven, repetitiven Verhaltensweisen. Der Ausprägungsgrad, die sprachlichen und kognitiven Beeinträchtigungen variieren, wobei die Mehrzahl der Betroffenen unterdurchschnittlich begabt ist. 80% der Betroffenen weisen mindestens eine komorbide Störung auf, die den Verlauf der Symptomatik erheblich beeinflussen. Der vielfältigen Pathologie und Heterogenität liegt eine komplexe genetische Ätiologie zugrunde, die eine reduzierte synaptische Plastizität bedingt. Das Störungsbild ist oft mit einer deutlich reduzierten Lebensqualität sowie hohen familiären Belastung verbunden. Zahlreiche andere Entwicklungs- und/oder psychische Störungen weisen Symptomüberlappungen zur Autismus-Spektrum-Störung auf. Daher hat die Differentialdiagnostik hohe Relevanz und die Diagnosestellung sollte durch eine spezialisierte Stelle erfolgen. Es liegt eindeutige Evidenz für die Wirksamkeit von entwicklungsorientierten, verhaltenstherapeutischen Interventionen vor. Die leitliniengerechte Behandlung von komorbiden Störungen ist von großer Bedeutung für den Verlauf. In den State-of-the-Art-Vorträgen sollen die wesentlichen Bestandteile der Diagnostik und Differentialdiagnostik sowie auch die evidenzbasierten Therapie-Empfehlungen entsprechend der S3-Leitlinie für Kinder und Jugendliche (Vortrag Kamp-Becker) sowie Erwachsene (Vortrag Vogeley) vorgestellt werden.
Unsere Gegenwart führt bestürzend vor Augen, welche gesamtgesellschaftliche und weltgeschichtliche Bedeutung in West wie Ost die vielfältigen Verunsicherungen durch Verschwörungsdenken und paranoide Befürchtungen haben. An vielen Orten werden sie von einzelnen Führungsgestalten instrumentalisiert, um ihre egozentrisch- grandiosen Vorstellungen rücksichtslos durchzusetzen. Die mediale Revolution der letzten zwei Jahrzehnte hat diese Entwicklung, deren Grundlagen in den ideologischen Polarisierungen des 20. Jahrhunderts vorgebildet waren, nochmals befeuert. Angesichts der Fülle von Informationen und Desinformationen oder "Fake-News" ist es den meisten Menschen nicht möglich, den Wahrheitsgehalt der widersprüchlichen Darstellungen zu beurteilen. Die Beiträge dieses Symposions befassen sich aus psychiatrisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive mit ausgewählten Aspekten des Abdriftens in verengte Weltsichten und mit Analogien zu psychopathologischen Entwicklungen.
Nach der jüngsten epidemiologischen Studie in Deutschland sind Zwangsstörungen die vierthäufigste psychische Erkrankung und zeichnen sich durch einen chronischen Verlauf aus.
Im Rahmen des Symposiums werden neue Befunde vorgestellt und auf Ergebnisse aus Therapiestudien, aus Studien zur Erfassung der Alltagsbeeinträchtigung und zu organischen Faktoren eingegangen.
Frau Prof. Dr. Rebecca Schennach (Universitätsklinikum München, Schön Klinik Roseneck) stellt Ergebnisse einer Studie mit einem neuen Messinstrument zur Erfassung der Dauer alltäglicher Aktivitäten bei Zwangsstörungen vor. Patienten mit Zwangsstörungen benötigen oft sehr viel mehr Zeit für Alltagstätigkeiten, ein Aspekt, für den es bisher kein Messinstrument gab. Bei über 300 Patienten und einer Kontrollgruppe wurde die Dauer vor und nach Therapie erfasst. Es werden Zusammenhänge zwischen klinischen Parametern und der Dauer von Alltagsaktivitäten vorgestellt. Das neue Messinstrumente ermöglicht erstmals die Erhebung von Normwerten für die Zeitdauer von Alltagsaktivitäten.
Herr Prof. Dr. Norbert Kathmann von der Humboldt-Universität zu Berlin und sein Team führten eine große ambulante Studie mit KVT mit Exposition bei Zwangsstörungen durch und berichten über Ergebnisse zu Effektivität dieser Therapieform, sowie Moderation und Mediatoren des Therapieerfolgs.
Frau Luzie Lohse von der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Lena Jelinek vom UKE Hamburg stellt eine randomisierte Studie zur Machbarkeit und Wirksamkeit von Expositionstherapie in virtueller Realität im Vergleich mit einer Kontrollbedingung bei 80 Patienten mit Kontroll- bzw. Waschzwänge vor.
Herr PD Dr. Dominique Endres von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg befasst sich mit organischen Ursachen psychischer Störungen. Studienergebnisse deuten auf einen autoimmunen Subtyp der Zwangsstörung hin. In dem Vortrag werden neue Ergebnisse und deren Implikationen für die Praxis vorgestellt.
75 % der psychischen Erkrankungen beginnen vor dem 25. Lebensjahr, so dass betroffene Frauen die Familienplanung meistens noch nicht abgeschlossen haben. Zudem kann eine erstmalige psychische Erkrankung auch durch die verschiedenen Risikofaktoren in der Peripartalzeit ausgelöst werden. Durch die Weiterentwicklung therapeutischer Möglichkeiten und nebenwirkungsärmerer Medikamente hat sich die soziale Prognose auch von Frauen mit schweren psychischen Vorerkrankungen verbessert, so dass sie und ihre Partner sich immer häufiger bewusst die Frage stellen, ob und unter welchen Bedingungen sie ein Kind bekommen können. Bei ungeplanten Schwangerschaften tritt dagegen häufig die Frage auf, ob durch die verwendete Medikation Risiken für das ungeborene Kind entstanden sind.
Durch die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung von Schwangerschaftsverläufen unter Medikation gibt es einen ständigen Wissenszuwachs zu möglichen Auswirkungen von Psychopharmaka auf das ungeborene Kind. Im Mittelpunkt des Interesses steht häufig das Risiko für kindliche Fehlbildungen. Allerdings ist der Erfahrungsumfang zu den einzelnen Wirkstoffen recht unterschiedlich und Langzeitauswirkungen auf die Entwicklung der Kinder über das dritte Lebensjahr hinaus sind noch nicht abschließend zu bewerten.
Der zweite Fokus der Beratung und Betreuung insbesondere vorerkrankter Frauen betrifft die psychische Stabilität während der Schwangerschaft und in der Postpartalzeit. Insbesondere bei affektiven Erkrankungen wie der rezidivierend depressiven Störung und der bipolaren Störung besteht in den ersten Tagen und bis zu sechs Wochen nach der Entbindung eine hohe Rückfallgefahr. Die Schwangerschaft sollte, wenn möglich, daher schon von Anfang an engmaschig begleitet werden und die postpartale Rezidivprophylaxe mit besonderer Aufmerksamkeit geplant werden. Geeignete Maßnahmen des peripartalen Managements werden vorgestellt und ein Exkurs in den Bereich der traumasensiblen Geburtsbegleitung unternommen.
Adipositas ist eines der vordringlichsten Gesundheitsprobleme weltweit mit weiterhin steigenden Prävalenzen bei eingeschränkter Prognose und Therapieerfolgen. Für Patienten mit ausgeprägter Adipositas und bei Ausschöpfung konservativer Therapiemaßnahmen besteht die Indikation für eine Adipositaschirurgie. Die Zahl adipositaschirurgischer Eingriffe ist in Deutschland in den letzten Jahren weiter gestiegen. Die aktuelle S3-Leitlinie Adipositaschirurgie betont, dass in das Behandlungsteam für Patienten, die eine chirurgische Maßnahme erhalten, auch ein „Mental Health Professional“ einbezogen werden soll, insbesondere zur Diagnostik und Evaluation psychischer Komorbiditäten und zur Nachsorge. Das Symposium gibt ein Update zur Rolle häufiger psychischer Komorbiditäten, insbesondere der Binge Eating Störung, für Diagnose, Therapie, Nachsorgen und Verlauf der Adipositas sowie über psychotherapeutische Interventionsansätze für Menschen mit Adipositas.
Die russische Invasion in der Ukraine hat viele Millionen Ukrainer:innen in die mit extremen Belastungen verbundene Flucht getrieben. Die Verarbeitung traumatischer Ereignisse und der funktionale Umgang mit psychosozialen Belastungen fällt insbesondere dann schwer, wenn sich Betroffenen allein gelassen fühlen. Das Diskussionsforum widmet sich der Leitfrage: Wie können wir die schutzsuchenden Menschen am besten psychologisch-psychiatrisch kurz- und langfristig unterstützen?
Unsere Disziplinen können aufgrund ihrer Kompetenzen eine Reihe von Angeboten auf individueller, familiärer, Gruppen- bis hin zu Community-Ebene machen. Dabei gibt es Ansätze für die jetzige Zeit und für mittel- und längerfristige Trauma-Verarbeitung. Third mission zur Unterstützung geflüchteter ukrainischer Erwachsener und Kinder haben sich direkt nach Kriegsbeginn an vielen Universitätseinrichtungen etabliert. Ein psychologisches Hilfsprojekt, welches schutzsuchenden Ukrainer:innen niedrigschwellig psychologische Beratung und Kurzzeit-Psychotherapien mit – bei Bedarf – Fokus auf der Integration anbietet, wird exemplarisch vorgestellt.
Zur auf die Community gehörenden Ansätzen gehört das Konzept der Versöhnungsbereitschaft: dies ist seit einiger Zeit zu einem Schlüsselbegriff nachhaltiger Friedensaktivitäten nach Ende gewaltsamer Konflikte geworden. Es steht dabei auch zentral für juristische und gesellschaftliche Aufarbeitungsmaßnahmen, wie Wahrheitskommissionen oder Kriegstribunale, von denen häufig auch positive psychologische Auswirkungen für individuelle Überlebende von Kriegsgewalt impliziert werden. Im Forum wird daher auch die weitsichtige Frage aufgeworfen, welche Programme in Post-Konflikt-Kontexten helfen können, die Versöhnungsbereitschaft und die psychische Gesundheit zu stärken.
In dem Diskussionsforum werden abschließend Bedingungen diskutiert, welche derartige Third Mission Projekte ermöglichen.
Studium und Entscheidung für die Facharztrichtung liegen schon einige Jahre hinter Ihnen. Sie haben psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung in der Breite und in spezifischer Versorgung kennengelernt und die Facharztprüfung liegt vor oder bereits hinter Ihnen. Nun stellen sich die nächste Karrierefragen:
Welche Karriereschritte sind dran?
Wie soll das weitere Berufsleben aussehen?
Ist es Zeit für die Familienplanung?
Im diesem Symposium stellen sich Vertreter:innen mit ihren eigenen Karrierewegen und Überlegungen vor und lassen Sie in ihren Arbeitsalltag blicken.
Zunächst wird Hanna Högenauer, Junge Fachärztin und Mitglied der Gen Psy, ihre Erwartungen und Überlegungen, ob der anstehenden beruflichen Entscheidungen darstellen und mitnehmen in diese spannende Lebensphase. Frau Prof. Katharina Domschke, seit 2016 Lehrstuhlinhaberin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wird Aspekte einer Universitätslaufbahn vorstellen. Frau Dr. Iris Hauth, Ärztliche Direktorin des St. Joseph-Alexianer-Klinikums Berlin-Weißensee und ehemalige Präsidentin der DGPPN, wird uns in den Alltag einer Versorgungsklinik entführen. Den Alltag als Vertragsärztin wird Dr. Sabine Köhler, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte und stellv. Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater darstellen.
Lassen Sie sich den Entwicklungsrahmen und die Karrieremöglichkeiten durch Expert:innen der unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche darstellen und nutzen Sie die Chance mit den Vertreter:innen von Universität, Versorgungsklinik und Vertragsarztpraxis ins Gespräch zu kommen – wir freuen uns auf Sie!
Apparative und Labordiagnostik bei Psychischen Erkrankungen wird in nationalen wie internationalen Leitlinien allenfalls summarisch berücksichtigt. Ihr Einsatz in der klinischen Praxis ist je nach institutionellen Rahmenbedingungen von ambulanter Praxis bis Universitätsklinik sehr unterschiedlich. Im vorliegendem Symposium soll die Evidenz für den Einsatz von Apparativer und Labordiagnostik bei psychischen Erkrankungen vorgestellt werden. Anja Schneider/Bonn wird hierzu zuerst den Stand der Wissenschaft bei Demenzen ausführen. Georg Juckel/Bochum und Christian Otte/Berlin werden zur Evidenz bei Schizophrenen Psychosen und Affektiven Erkrankungen unter besonderer Berücksichtigung von "red flags" und Komorbidität mit somatischen Erkrankungen referieren. Jürgen Deckert/Würzburg schliesslich wird aktuelle Standards bei Pharmakotherapie und Stimulationstherapien vorstellen. Mögliche Weiterentwicklungen in Richtung personalisierte Medizin auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse werden aufgezeigt und kritisch diskutiert.
Die AGATE ist ein länderübergreifender, interdisziplinärer Verbund aus Kliniken, Praxen, Apotheken und Forschungseinrichtungen, der sich der Förderung und Unterstützung einer sowohl rationalen wie rationellen Pharmakotherapie verschrieben hat. Die AGATE ist von Lobbyinteressen im Gesundheitswesen unabhängig. Das Symposion stellt klinisch relevante Forschungs- und Entwicklungsdaten (F&E-Daten) vor, die exemplarisch aufzeigen, wie eine solche Kooperation zwischen Wissenschaft und klinischer Praxis für ganzheitliche Therapiekonzepte aus gezielter Abstimmung verschiedener Arzneimittelverordnungen mit anderen Therapiemaßnahmen zur Anpassung an die individuellen Bedürfnisse einzelner Patienten und Patientinnen genutzt werden kann.
In diesem Jahr demonstriert der Gynäkologe und Geburtshelfer Dr. Wolfgang Paulus von der Universitätsfrauenklinik Ulm die interdisziplinäre Arbeit an Hand der Diskussion der aktuellen Warnhinweise zur Anwendung von Pregabalin in der Schwangerschaft. Herr Prof. Dr. Thomas Messer (Psychiater, Danuviusklinik Pfaffenhofen) stellt die Fakten zur Auslösung bzw. Verhinderung von Suiziden durch Medikamente zusammen. Der Klinische Pharmakologe Prof. Dr. Dr. Ekkehard Haen (Universität Regensburg und Institut AGATE) berichtet eine Gutachten Kasuistik mit fatalen Folgen eines medikamentösen Therapieversuches von Aggressivität ohne Beachtung der Pharmakologie. Frau Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl (Psychiaterin, MHH Hannover) schlägt mit einem Beitrag zu Cannabinoiden bei post-traumatischen Belastungsstörungen eine weitere Brücke zwischen Psychosomatik und biologischer Psychiatrie.
In der forensischen Psychiatrie, in der unter spezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen eine Behandlung von straffällig gewordenen PatientInnen erfolgt, ergeben sich aus medizinethischer Perspektive häufig ethische Dilemmata.
Beispiele dafür sind die Diskussion über die Zulässigkeit von Zwangsmaßnahmen, die Anwendung von Elektrokrampftherapie sowie die Ausgestaltung der Therapie im Rahmen der gerichtlich angeordneten Unterbringung. Diesen Aspekten wird in diesem Symposium nachgegangen werden.
Simone Efkermann wird Ergebnisse einer qualitativ-empirische Studie mit psychiatrisch Professionellen im Maßregelvollzug vorstellen und die Forschungsfrage diskutieren, wie eine klinisch-ethische Entscheidungsfindung von Zwangsbehandlungen zur Erreichung der Entlassungsfähigkeit normativ begründet werden kann.
Christian Prüter-Schwarte wird in seinem Vortrag diskutieren, ob eine Behandlung im Maßregelvollzug eine Chance zur ethischen und moralischen Reifung darstellen kann.
Dirk Hesse wird in seinem Vortrag aus klinischer Perspektive die Anwendung von EKT bei therapieresistenter Schizophrenie anhand eines Fallbeispiels vorstellen und aus medizinethischer Sicht diskutieren.
Anna-Karina Schomburg wird die Ergebnisse einer PatientInnenbefragung über Erfahrungen mit Zwangsbehandlung und -maßnahmen während einer Unterbringung im Maßregelvollzug vorstellen und diese hinsichtlich ihrer medizinethischen Implikationen diskutieren.
Mit dem Urteil vom 26.2.2020 durch das Bundesverfassungsgericht zum assistierten Suizid wurde eine richtungsgebende Entscheidung in Bezug auf den assistierten Suizid gefällt, welches maßgebliche Einflüsse auf die psychosozialen Gesundheitsberufe hat. Insbesondere für die Psychiatrie und die Psychotherapie stellt der assistierte Suizid eine individuelle und gesellschaftliche Herausforderung dar. In dem Symposium sollen demzufolge wichtige Aspekte des assistierten Suizides in Bezug auf die Betroffenen selbst, gesellschaftliche Einstellungen, und die Perspektive der Hinterbliebenen präsentiert werden. Im ersten Vortrag sollen die Ergebnisse einer bevölkerungsbasierten Studie in Deutschland zum Thema assistierten Suizid und Suizidprävention vorgestellt werden. Die zweite Präsentation beschäftigt sich mit Todeswünschen bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener terminaler Erkrankung. Die beiden letzten Vorträge beschäftigen sich mit dem assistierten Suizid aus der Perspektive der Hinterbliebenen. Eine Studie aus den Niederlanden wird die Trauererfahrung nach einem Suizid oder ärztlichen Suizid aufgrund einer psychischen Erkrankung vorstellen. Der abschließende Vortrag wird im Rahmen eines Überblicks die psychischen Folgen eines assistierten Suizides für die Hinterbliebenen präsentieren. Klinische und praktische Handlungsoptionen der vorgestellten Ergebnisse werden in der abschließenden Diskussion dargestellt.
Transkranielle Hirnstimulationsverfahren (u.a. transkranielle Magnetstimulation - TMS und transkranielle Gleichstromstimulation - tDCS) bekommen einen zunehmenden Stellenwert als 4. Säule der Therapie für Menschen mit psychischen Erkrankungen und sind grundsätzlich gut mit anderen Therapieformen (Pharmakotherapie, Psychotherapie und sozialtherapeutischen Interventionen) kombinierbar. Das Anwendungsspektrum differenziert sich zunehmend in klinisch etablierte Therapieansätze, mögliche Interventionen in schwierigen Therapiesituationen und experimentelle Anwendungsmöglichkeiten. Das Symposium der Sektion für Transkranielle und Tiefe Hirnstimulation im DGPPN Referat Hirnstimulationsverfahren soll zunächst den aktuellen Stand in der klinischen Anwendung der transkraniellen Hirnstimulation indikations- und methodenübergreifend vorstellen (Frank Padberg, München). In drei weiteren Vorträgen werden verschiedene spannende Entwicklungsrichtungen dieses Methodenspektrums beschrieben: 1) Therapeutische Ansätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Kerstin Krauel, Magdeburg), 2) die Anwendung von Hirnstimulationsverfahren zur Augmentation von Psychotherapie, d.h. im Sinne einer sog. „Enhanced Psychotherapy“ (Sabine Aust, Berlin) und 3) die Kombination von transkranieller und kognitiver Stimulation mit ihren möglichen Synergien (Christian Plewnia, Tübingen). Die jeweiligen Ansätze werden auf der Basis von Studiendaten vorgestellt und gemeinsam diskutiert.
Die Virtuelle Realität (VR) ermöglicht das Eintauchen in eine interaktive, virtuelle digitale Welt mit realitätsnahen Erfahrungen, die im Rahmen therapeutischer Intervention kontrolliert und personalisiert eingesetzt werden können. In diesem Symposium werden die aktuellen Forschungsergebnisse zur VR in der Behandlung psychischer Störungen zusammengefasst und der Einsatz von VR in einem psychiatrischen Versorgungskrankenhaus vorgestellt.
Physical exercise is associated with multiple beneficial effects including metabolic fitness, mental wellbeing and cognitive performance. Moreover, a number of studies have demonstrated that physical exercise represents an effective intervention for psychiatric patients. However, the neurobiological underpinnings of the beneficial effects of physical exercise remain elusive. In the present symposium, we present the most recent studies investigating the role of genetics, brain structure and cognition in the context of exercise-based interventions.
Astrid Röh will present data about the interaction of the central vascular status with cognitive performance. The findings support the idea of a neuroplastic effect of exercise and indicate a pivotal role of the central vascular status in exercise-induced improvements of cognition.
Theresa Lichtenstein will present findings from a meta-analysis investigating different training approaches for patients with schizophrenia. The clinical efficacy of different types of physical exercise is compared and related to secondary outcome measures including cognition and psychosocial functioning.
Isabel Maurus will focus on findings regarding the associations between aerobic fitness, cognition and brain structure in patients with schizophrenia. Evidence on the clinical effects of a 6-month aerobic exercise training from the recently completed multicentre, randomised-controlled clinical trial “ESPRIT C3” will be presented.
Sergi Papiol will complete the symposium by addressing the role of genomics in the treatment effects of physical exercise. Specifically, the impact of polygenic risk on the effects of aerobic training on hippocampal brain structure will be addressed and how these effects can be related to specific brain cell types.
In summary, the present symposium will provide a comprehensive picture of the current evidence for interventions based on physical exercise and suggest important avenues for future research.
Kinder von alkohol- oder drogenabhängigen Eltern stellen eine Hochrisikogruppe für Entwicklungsstörungen, psychische Erkrankungen und die Entwicklung einer eigenen Suchterkrankung dar. Dazu tragen aktive Konsumphasen der Eltern bei, indem sie die Entwicklung einer stabilen Bindung des Kindes behindern. Für die Eltern selber besteht eine besondere Änderungschance: viele ehemals konsumierende Eltern berichten dass erst Schwangerschaft und Elternrolle sie entscheidend dazu motivierten, den Konsum zu beenden.
Anhand von drei Praxisbeispielen soll beschrieben werden, wie Suchttherapie den Kontext der Kindesfürsorge nutzen kann, um elterliche Stabilität und Abstinenz zu erreichen. Sie beziehen sich auf verschiedene Stadien von der ersten Anbahnung elternspezifischer Unterstützungsformen über ambulante Akuttherapie bis hin zur stationären Rehabilitationsbehandlung.
Dr. Hannah Behrendt (kbo Isar-Amper-Klinikum Region München) wird den theoretischen Hintergrund und die Bedeutung der Entwicklung von Eltern-Kind-Bindung zusammenfassen und bestehende therapeutische Ansätze schildern, wie durch Aufbau von Bindungssicherheit das Risiko der transgenerationalen Weitergabe von Psychopathologien reduziert werden kann.
Anne Koopmann wird das Projekt „Stark im Sturm“ vorstellen, bei dem stationär behandelte psychisch bzw. suchtkranke Eltern niederschwellig beraten und angeleitet werden, wie sie Ihre Elternrolle gut ausfüllen können und welche Unterstützungsmöglichkeiten es für sie gibt.
Ulrich Zimmermann wird Ergebnisse eines am Universitätsklinikum Dresden etablierten Therapieprogrammes berichten, bei dem vorwiegend methamphetaminabhängigen Müttern ambulante Behandlung im Rahmen der psychiatrischen Institutsambulanz angeboten wird.
Prof. Dr. Derik Hermann (Therapieverbund Ludwigsmühle, Landau/ Pfalz) wird kindliche Psychopathologie sowie elterliche Outcomes des Therapieangebotes „Villa Maria“ zur stationären Rehabilitation für Eltern von Säuglingen und Kleinkindern schildern.
Nach mehr als 2 Jahren Pandemiegeschehen haben sich alle Strukturen und Akteure, auch diejenigen, die in der Versorgung schwer psychisch erkrankter Menschen tätig sind, mit sowohl negativen Folgen als auch mit potentiellen Chancen und kreativen Implikationen für das zukünftige Versorgungssystem auseinandergesetzt. Die Teilhabeförderung schwer psychisch erkrankter Menschen steht außerhalb und folgerichtig auch innerhalb von Krisenzeiten nicht zwingend im Mittelpunkt des Versorgungssystems und läuft deshalb in der Corona-Pandemie Gefahr, vernachlässigt zu werden. Umso mehr sollen in diesem Symposium zum einen pandemiebedingte Teilhabebeschränkungen psychisch Erkrankter aufgezeigt werden, aber zum anderen Chancen, zukunftsweisende Perspektiven und interessante Schlussfolgerungen für das zukünftige Teilhabemanagement im Fokus stehen.
Dazu werden einerseits Erfahrungsberichte von Rehabilitandinnen und andererseits Umfrageergebnisse der professionellen Reha-Szene präsentiert. Die Entwicklung hin zur mobilen Rehabilitation für schwer psychisch Kranke ist in diesen Zeiten besonders interessant, da sie an einen deutlichen Trend in der Akutversorgung im SGB V-Bereich anknüpft. Integrative, übergreifende und sicher zukunftsweisende Konzepte werden vorgestellt. Mit einem in Leipzig entwickelten Fragebogen (PandAPsy) wurden Pandemie bedingte Auswirkungen in der Psychiatrie in einem Flächenland und in einem urbanen, großstädtischen Raum erhoben. Diese werden mit den jeweils regional spezifischen Modifikationen zur Diskussion gestellt.
Psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland und verursachen mit 17 Prozent nach den Muskel- und Skelett-Erkrankungen die meisten Arbeitsunfähigkeitstage. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer beträgt 35 Tage.
„Arbeitsunfähigkeit“ kann den Patienten vor Überlastung und weiterer gesundheitlicher Schädigung schützen, andererseits ist Arbeit und Beschäftigung ein hohes Gut, wirkt sinnstiftend und identitätsstärkend, fördert die soziale Einbindung und ist daher im Interesse („nicht nur“ des Patienten). „Krankschreibung“, die Feststellung von Arbeitsunfähigkeit nach ärztlicher Untersuchung, ist bei akuten psychischen Störungen nicht selten unerlässlich. Patienten mit z. B. akuten wahnhaften Symptomen oder schweren Antriebsstörungen wie bei einer Depression sind beruflichen Anforderungen durch die mit ihrer Erkrankung hervorgerufenen Funktionsstörungen nicht gewachsen. Gleichzeitig führt aber die Feststellung einer Arbeitsunfähigkeit, insbesondere bei längerer Dauer, häufig zu einer Gefährdung des Arbeitsplatzes. Auch wenn nicht allen Patienten unmittelbar die möglichen Folgen längerer Arbeitsunfähigkeit bewusst sind, muss der Wiedereingliederung in das Berufsleben hohe Priorität eingeräumt werden.
Das Symposium soll krankheitsbedingte Funktions- und Fähigkeitsstörungen darlegen. Er setzt sich mit einer möglichen vorübergehenden oder andauernden Arbeitsunfähigkeit auseinander. Die damit oft einhergehende Blockierung therapeutischer Interventionen wird näher beleuchtet. Faktoren über eine stabilisierende und auch schützende Funktion der Arbeit werden aufgezeigt. Diese Überlegungen sollen Hausärzt*innen und fachpsychiatrisch tätigen Ärzt*innen dem in ihren Weichenstellungen eine Hilfe für das weitere Vorgehen geben.
In dem Symposium werden aktuelle Forschungsprojekte und Entwicklungen vorgestellt, die sich vornehmlich mit der Diagnose der Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen befassen.
Der erste Beitrag (Retz, Homburg) befasst sich mit der Psychopathologie der ADHS. Es wird die Neukonzeption der Störung in der ICD-11 im Vergleich zur ICD-10 und alternativen Modellen der adulten ADHS dargestellt. Anhand eigener Untersuchungen der Homburger Forschungsgruppe werden die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Symptombereichen aufgezeigt. Im zweiten Vortrag (Ballmann, München) werden die Ergebnisse einer Evaluierungsstudie der deutschen Version der Adult ADHD Self-Report Screening Scale for DSM-5 (ASRS-5) vorgestellt. Die Möglichkeiten und Grenzen eines derartigen Screening Instrumentes und anderer standardisierter Instrumente werden aufgezeigt und ihre Anwendungsmöglichkeiten im Gesamtkontext des diagnostischen Prozesses diskutiert. Im dritten Vortrag (Philipsen, Bonn) werden Psychophysiologische Biomarker der ADHS zur Diskussion gestellt. Eine verminderte Inhibition ist eines der Hauptmerkmale der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Beeinträchtigungen der okulomotorischen Hemmung wurden als potenzieller Biomarker der Störung vorgeschlagen. Im Vortrag werden die Ergebnisse einer Metaanalyse sowie eigene experimentelle Daten vorgestellt und innovative "in situ" Behandlungsimplikationen diskutiert. Der letzte Vortrag (Turner, Mainz) adressiert die Bedeutung von funktionellen Beeinträchtigungen für die Duiagnose der ADHS und insbesondere das nicht nur im Kontext von ADHS oft vernachlässigte Thema Sexualität und Partnerschaft. Es werden Ergebnisse klinischer Untersuchungen an der Universitätsmedizin Mainz vorgestellt und der Frage nachgegangen, inwieweit im Rahmen des diagnostischen Prozesses und der Therapieplanung funktionelle Beeinträchtigungen einschließlich von Störungen der Sexualität Berücksichtigung finden sollten.
Dissoziation ist als strukturierte Separation mentaler Prozesse beschreibbar. Im ICD-10 wie auch im DSM-5 werden hierzu Funktionsausfälle auf kognitiv-psychischer (z.B. dissoziative Amnesie, dissoziative Fugue, dissoziative Identitätsstörung, Derealisations- und Depersonalisationsstörung) wie auch körperlicher Ebene (z.B. dissoziativer Stupor) aufgeführt, im ICD-10 zusätzlich pseudoneurologische Funktionsausfälle (Konversionsstörungen). Änderungen im ICD-11 werden aufgezeigt.
Da dissoziative Störungen häufig übersehen werden, bieten sich psychometrische Instrumente zum Screening und zur Diagnosesicherung an.
Die epidemiologischen Daten weisen erhebliche Schwankungen auf. Für die Allgemeinbevölkerung wird eine Prävalenz von 2 bis 8% angegeben; zur Geschlechtsspezifität gibt uns widersprüchliche Daten. Es bestehen hohe Komorbiditätsraten, wobei Angst- und somatoforme sowie Persönlichkeitsstörungen am häufigsten sind. Dissoziative Symptome treten als Stress-assoziiertes Symptom bei einer Vielzahl anderer Störungen auf.
Bei der Entstehung dissoziativer Störungen spielen traumatische Erfahrungen eine wichtige Rolle. Im Rahmen eines Diathese-Stress-Modells wird Dissoziation als Stress-assoziiertes Verhaltensmuster konzeptualisiert, das in Abhängigkeit einer individuellen Disposition und dem Ausmaß belastender Erfahrungen auftritt. Die individuelle Disposition ist unter anderem durch genetische Faktoren und frühe traumatische Erfahrungen in Verbindung mit dem Fehlen protektiver Faktoren bestimmt.
In diesem Symposium wird zunächst ein Überblick über dissoziative Symptome und Dissoziative Störungen gegeben. Danach wird die Diagnostik dissoziativer Psychopathologie dargestellt. Ein Schwerpunkt des Symposiums liegt auf den psycho- und pharmakotherapeutischen Optionen zur Behandlung dissoziativer Symptome und Störungen.
Neue Erkenntnisse zu den neurobiologischen Grundlagen von Alkoholproblemen wurden vor allem im Bereich der Neuropsychologie und der akuten und chronischen Alkoholwirkungen auf die relevanten Neurotransmittersysteme gewonnen. Sie begründen ein vertieftes Verständnis der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs. Die Behandlung besteht in einer individuell konzipierten Kombination ambulanter, teilstationärer oder stationärer Maßnahmen. Sie reichen vom ärztlichen Ratschlag über die „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ zur pharmakologischen und psychotherapeutischen Rückfallprophylaxe und der stationären Langzeit-Rehabilitationsbehandlung. Hierzu liegen inzwischen umfangreiche S3 Leitlinien vor. Unter den aktuellen Therapiebedingungen lassen sich Abstinenzquoten von 50 - 60% über ein Jahr erzielen. Allerdings stellt sich aufgrund neuer Befunde die Frage, ob Abstinenz immer das einzige Therapieziel sein muss. Eine Reduktion wurde bereits früher mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren beschrieben und kann auch pharmakologisch unterstützt werden.
Das Diagnostische und Statistische Manual (DSM-5) der amerikanischen Psychiatriegesellschaft hat die Diagnosen im Bereich der Sucht wesentlich verändert: Die Begriffe Abhängigkeit und Abusus bzw. schädlicher Gebrauch werden aufgegeben; die neue Diagnose „Alkoholbezogene Störungen“, umfasst beides in einem dimensionalen Ansatz. Über die Anzahl der diagnostischen Kriterien wird eine Schweregradeinteilung möglich. Im ICD-11 werden dagegen die Diagnosen des schädlichen Gebrauchs und der Abhängigkeit beibehalten, allerdings werden die 6 Kriterien abhängigen Konsums jetzt zu 3 Doppelkriterien zusammengefasst. Die genannten Diskussionen und Veränderungen bilden die Grundlage für ein intensiviertes Engagement der in die Suchtbehandlung einbezogenen Therapeuten. Gegenstand des Symposiums sind die neurobiologischen Grundlagen und die neuen praktischen Aspekte für die Umsetzung aktueller Erkenntnisse.
Das Symposium schlägt einen weiten thematischen Bogen von den aktuellen gesundheitspolitischen Vorhaben der Bunderegierung über die neue ICD-11-Kategorie Störungen der Intelligenzentwicklung und den damit verbundenen konzeptionellen und begrifflichen Veränderungen bis hin zu ausgewählten fachlichen und konzeptionellen Besonderheiten der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung oder Intelligenzminderung oder Störungen der Intelligenzentwicklung. Der Stellenwert der typischerweise zurückgebliebenen emotionalen Entwicklung sowohl für die Interpretation psychischer und Verhaltenssymptome als auch für adäquate Interventionen werden ebenso dargestellt wie praxisgeeignete Methoden (z. B. SEO oder SEED), den emotionalen Entwicklungsrückstand einzuschätzen.
Skizziert werden neuere Entwicklungen in Diagnostik und Therapie, insbesondere unter Berücksichtigung neuerer genetischer Erkenntnisse, ebenso die Beziehungen zu seltenen Krankheiten, darunter solche, die therapeutisch beeinflussbar sind („treatable intellectual disabilities“).
Nicht nur „Spezialisten“ für die Zielgruppe, sondern auch psychiatrische und psychotherapeutische „Generalisten“, die in Praxis oder Klinik Menschen mit Entwicklungsverzögerungen versorgen und dabei auf anspruchsvolle Herausforderungen treffen, sollen mit den Entwicklungen der letzten Jahre bekannt gemacht werden. Diese Entwicklungen zeigen ein Arbeitsfeld von faszinierender Komplexität und erstaunlicher Entwicklungsdynamik.
Seit Inkrafttreten des „Cannabis-Gesetzes“ im März 2017 sind die Verschreibungszahlen für Cannabis-basierte Medikamente in Deutschland kontinuierlich angestiegen. Arzneimittelrechtlich zugelassen sind allerdings bis heute nur der Cannabis-Extrakt Nabiximols (Sativex®) zur Behandlung von Spastik bei Multipler Sklerose, das Tetrahydrocannabidiol (THC)-Derivat Nabilon (Canemes®) zur Therapie von Übelkeit/Erbrechen infolge einer Chemotherapie und das Cannabidiol (CBD)-Präparat Epidyolex® für die Behandlung von Krampfanfällen bei Lennox-Gastaut-Syndrom, Dravet-Syndrom und Tuberöser Sklerose. Als erwiesen gilt die Wirksamkeit THC-haltiger Cannabis-basierter Medikamente mittlerweile auch bei chronischen (neuropathischen) Schmerzen.
Seit Jahren ist aus Umfragen bekannt, dass zahlreiche Patient*innen mit ganz unterschiedlichen psychischen Erkrankungen Cannabis als Selbsttherapie für eine Vielzahl von Symptomen und Erkrankungen einsetzen. Die Studienlage ist allerdings nach wie vor mangelhaft, so dass die Wirksamkeit Cannabis-basierter Medikamente für keine einzige psychiatrische Erkrankung als erwiesen gilt. Gut begründete Hinweise für eine Wirksamkeit THC-haltiger Präparate finden sich mittlerweile für das Tourette-Syndrom, die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Schlafstörungen. Als weitere Indikationen werden Depressionen, ADHS, Suchterkrankungen, Autismusspektrum-Störung, Persönlichkeits- und Zwangsstörungen diskutiert. Für manche psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Psychose gibt es Hinweise auf eine Wirksamkeit reiner CBD-Präparate.
In diesem Symposium geben wir einen umfassenden Überblick über alle aktuell verschreibungsfähigen Cannabis-basierten Medikamente inklusive THC, CBD, Cannabisblüten und -extrakten, stellen die Datenlage zur Wirksamkeit Cannabis-basierter Medikamente bei psychischen Erkrankungen vor und gehen auf klinisch relevante Neben- und Wechselwirkungen ein.
Bisher lagt der Fokus der Psychotherapieforschung auf der Etablierung von Psychotherapieverfahren. Dies hat die Weiterentwicklung anderer Fragestellungen verlangsamt. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit sehen die individuellen Ansprechraten auf evidenzbasierte Psychotherapien unterschiedlich aus, wobei ca. 1/3 der Patient*innen nicht ansprechen, einen Rückfall erleiden oder die Behandlung abbrechen. Um Psychotherapie zu optimieren, gilt die Anpassung von psychologischen Interventionen an patientenspezifische Charakteristika als vielversprechende Option (Personalized Psychotherapy).
Zunächst stellt J. Glombiewski einen personalisierten Ansatz zur Behandlung von chronischen Schmerzen vor. Basierend auf Verhaltensanalysen, die mehrfach täglich über mehrere Wochen erfasst werden, entstehen patientenspezifische Symptomnetzwerke, aus denen Behandlungsempfehlungen abgeleitet werden. Im Vortrag werden neue Studien zum Ansatz und der Akzeptanz unter Praktiker*innen vorgestellt.
T. Kaiser stellt eine neuartige Zielvariable für Routine-Verlaufsmessungen vor, welche den instrumentellen Abruf von Therapieinhalten im Sinne der „Intersession-Prozesse“ (ISP) ermöglicht. Erste empirische Ergebnisse zu Prozess-Ergebnis-Zusammenhängen sowie zur klinischen Nutzung im Rahmen digitaler Monitoring- und Feedbacksysteme werden diskutiert.
Der Vortrag von J. Rubel widmet sich dem Einfluss psychometrischer Rückmeldungen auf Entscheidungsprozesse von Therapeut*innen. Die Studie legt einen besonderen Fokus auf Therapeut*innen-Unterschiede und deren Einfluss auf die differentielle Wirksamkeit psychometrischer Fragebogenrückmeldungen.
W. Lutz diskutiert Ergebnisse der Psychotherapieprozessforschung im Kontext eines transtheoretischen Leitfadens. Im Anschluss wird eine datengestützte klinischen Perspektive (Trier Therapie Navigator) ergänzt, welche den Anspruch der personalisierten Psychotherapie als einem evidenzgestützten Vorgehen verdeutlicht
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) berichtete bereits im Jahr 2014 über die fehlende bzw. unzureichende Umsetzung der sektorenübergreifenden Versorgung in Deutschland und speziell von evidenzbasierten ambulanten Versorgungsmodellen für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen. Sachverständigenräte, Fachgesellschaften, Patient:innen- und Angehörigenorganisationen haben diesbezüglich ebenfalls Empfehlungen für das deutsche Versorgungssystems formuliert, welche aber größtenteils nicht Teil der Regelversorgung sind und wenn, dann gesetzlich wie inhaltlich häufig nicht nach Evidenz implementiert.
Das Symposium informiert in vier Vorträgen über innovative Versorgungsmodelle der sektorenübergreifenden Versorgung, der gestuften, integrierten und koordinierten Versorgung, der stationsäquivalenten Behandlung und der diagnosespezifischen integrierten Versorgung. Drei der vier Vorträge (NPPV, RECOVER, IV-B in RECOVER) berichten dabei erstmals in Deutschland über die Ergebnisse von Studien gefördert durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Im Fokus des Symposiums stehen Menschen mit schweren allgemeinen und anhaltenden psychischen Erkrankungen und hierbei insbesondere die Effektivität und Effizienz der Versorgungsmodelle stationsäquivalente Behandlung, Assertive Community Treatment und Crisis Resolution Team.
Das Symposium informiert in vier Vorträgen ausführlich über die Rationalen zu diesen besonderen Formen der aufsuchenden Behandlung, berichtet über die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie die praktischen Erfahrungen aus dieser Arbeit und lädt zur kritischen Diskussion über Hindernisse und Reformbedarfe im deutschen Gesundheitssystem ein.
Stresshafte Umwelterfahrungen können beim Individuum neurobiologisch geprägte Spuren hinterlassen, die Einfluss auf die psychische Gesundheit, das Manifestationsrisiko und den Verlauf von psychischen Krankheiten haben. Dieses Symposium der Schweizer Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (SGBP) fokussiert auf die Zusammenhänge von Stress, stressassoziierten Biomarkern und klinischen Verläufen.
Anne Eckert (Basel) gibt eine Übersicht über den Biomarker "Telomer-Längen" und zeigt Zusammenhänge von Umwelteinflüssen und vorzeitiger Hirnalterung, wie sie durch eine Verkürzung der Telomer-Längen in Erscheinung tritt. – Thorsten Mikoteit (Solothurn) spricht über die Zusammenhänge von pränatalen Stressexpositionen und Einflüssen auf die (früh-)kindliche und spätere Entwicklung. Er stellt Befunde zu Steroidhormonkonzentrationen in Fingernagelklipps von Neugeborenen pränatalen Ursprungs vor, die mit klinischen Merkmalen kindlicher Regulationsfähigkeiten korrelieren. – Birgit Kleim (Zürich) gibt einen Überblick über die Möglichkeiten translationaler Ansätze zur Modulation von Erinnerungen und der Optimierung trauma-fokusierter Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung). Speziell stellt sie die Möglichkeit der Konsolidierung neu erarbeiteter Gedächtnisspuren in der Therapie durch offline Gedächtnis- Konsolidierung im Schlaf vor, sowie die Verbesserung von Umbewertungsprozessen durch transkranielle Gehirnstimulation. – Stressbelastungen und das entsprechende Sicherheitsverhalten können sich auch negativ auf den Verlauf einer Schizophrenie auswirken. Katharina Stegmeyer (Bern) untersucht in einer kontrollierten Studie an SchizophreniepatientInnen die Zusammenhänge zwischen interpersonellem Stress, biologischen Stressmarkern und relevantem Sicherheitsverhalten.
Durch Marcels Leben ziehen sich Straftaten wie Hausfriedensbruch, Körperverletzung, häusliche Gewalt, Sachbeschädigung - alle begangen unter Alkoholeinfluss. Im Alter von 15 Jahren hat Marcel angefangen zu trinken. Heute ist er 33 und hofft auf einen Neuanfang, denn 30 Monate hat er in der forensischen Psychiatrie verbracht, dort einen Entzug gemacht, kochen und viel über sich selbst gelernt. Der Film begleitet ihn bei seinen ersten Schritten in diesem neuen Leben.
Ein Film von Daniela Möllenkamp für den Hessischen Rundfunk.
Dokumentarfilm Deutschland 2022
Hypoxia is the term for reduced oxygenation of cells and tissues. Earlier interpreted as principally pathological, e.g. upon cardiac arrest, hypoxia is increasingly recognized as a strong driver of development including angiogenesis, hematopoiesis, or regeneration. In 2019, P.J. Ratcliffe, together with W.G. Kaelin & G.L. Semenza, received the Nobel Prize in Physiology and Medicine for their ground-breaking discoveries of how cells sense and adapt to oxygen availability. These fundamental discoveries are currently systematically translated to normal brain functions, where hypoxia likely has a central, yet unheralded role. This LEOPOLDINA Symposium on the role of physiological hypoxia for treating brain disorders will step in exactly this direction and extend to highly innovative, potential future treatment concepts.
The symposium will start with a Nobel Lecture of Sir Peter J. Ratcliffe, Oxford, who will give an overview of his pivotal work on oxygen sensing and hypoxia signaling pathways. On these crucial grounds, the other speakers will build their presentations. Max Gassmann, Zürich will talk on hypobaric hypoxia as achieved at high altitude and report on its potential benefits as well as mediating mechanisms. Peter Falkai, München, will show how exercise can act as driving force for cognition and neuroplasticity in humans, leading to improved global brain dimensions and function, including mood. Finally, Hannelore Ehrenreich, Göttingen, will provide mechanistic insight and show in translational approaches that neurons respond to motor-cognitive challenge with 'functional hypoxia' mediating brain hardware upgrade.
Die COVID-19 Pandemie hat zu einer Zunahme an neuropsychiatrischen Komplikationen geführt, die als Post-COVID Syndrom Fatigue, Angst, Depression, post-traumatische Belastungsstörung, kognitive Störungen bis hin zur Demenz umfassen können. In diesem Symposium soll die Epidemiologie und Pathophysiologie des neuropsychiatrischen Post-COVID Syndroms dargestellt werden. Es werden neue diagnostische Methoden vorgestellt und medikamentöse sowie nicht-medikamentöse Behandlungsansätze diskutiert. Das Symposium soll helfen, das zunehmend häufige neuropsychiatrische Post-COVID Syndrom zu erkennen und zielgerichtet zu behandeln.
Komplexe Behandlungen vom Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen im hohen Lebensalter
Bedürfen spezialisierter Behandlungskonzepte und flexibler Behandlungsstrukturen, um diese für die Betroffenen innerhalb der Gerontopsychiatrie verfügbar zu machen. Ein Beispiel dafür ist die Very late onset schizophrenia like psychosis (VLOSLP), die Schizophrenie mit Erstmanifestation im Alter ab 60 Jahren. Die wissenschaftliche Datenlage zu der Epidemiologie und Symptomatologie im Vergleich zu früher auftretenden Formen ist gering, der klinische Umgang macht eine besondere Umsicht und Expertise bei der Diagnosestellung, komplexen Therapieplanung und medikamentösen Behandlung erforderlich. Durch die stationsäquivalente Behandlung (StäB) können für Menschen mit psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter oft akut notwendige psychiatrisch-psychotherapeutische und psychosoziale Interventionen im Wohnumfeld unter Einbeziehung des unmittelbaren sozialen und familiären Kontextes multiprofessionell ermöglicht werden. Aus dem klinischen Alltag eines erfahrenen Teams werden konkrete Umsetzungsbedingungen, Hürden, vor allem aber Erfolge dieser gerontopsychiatrischen Behandlungsstrategie insbesondere auch über die Corona-Pandemie hinweg zusammengefasst. Die Erfahrungen aus der Pandemie zu der Umsetzung komplexer Behandlung im stationären und teilstationären Setting, sowie zu dem Schutz gerontopsychiatrischer Patientinnen und Patienten vor Ansteckung in den Strukturen der klinischen Versorgung und stationären Pflege werden zusammengefasst und diskutiert.
Die S3 Leitlinie zur Verhinderung von Zwang gibt Empfehlungen auf der Basis der vorliegenden Evidenz. In vielen Bereichen konnten lediglich Empfehlungen zur „good clinical practice“ gegeben werden. In den letzten Jahren gab es weitere umfangreiche Forschungstätigkeit von verschiedenen Arbeitsgruppen, die eine erhebliche Verbesserung der Evidenz zu vielen Fragestellungen erwarten lässt. In diesem Symposium möchten wir einige dieser Entwicklungen vorstellen.
Beitrag von S. Hirsch:
In Deutschland gibt es ein Register für Zwangsmaßnahmen aller Rechtsgrundlagen bisher nur in Baden-Württemberg (seit 2015). Der Vortrag zeigt beispielhaft wichtige Ergebnisse auf, erläutert aber zugleich auch die Probleme in Bezug auf die sehr häufigen kausalen Fragestellungen.
Beitrag von C. Cole et al.:
Basierend auf aktuellsten Forschungsbefunden werden einzelne Prädiktoren sowie der zeitliche Verlauf des Einsatzes von Zwangsmaßnahmen in der Akutpsychiatrie herausgearbeitet sowie deren Bedeutung für spezifische Interventionen diskutiert.
Beitrag von A. Oster:
Es ist anzunehmen, dass v.a. Kliniken, die viel mit angespannten Patient:innen arbeiten und häufig mit Eskalationen konfrontiert sind, sich intensiver mit Strategien zur Zwangsvermeidung auseinandersetzen und daher die S3 Leitlinie zur Verhinderung von Zwang und Therapie aggressiven Verhaltens (2018) umfassender implementieren. Ob eine bessere Leitlinienimplementierung auf den Stationen auch mit weniger Zwangsmaßnahmen einhergeht, wurde anhand der Daten aus der PreVCo-Studie ausgewertet.
Beitrag von L. Mahler:
Die strukturierte Nachbesprechung von Zwangsmaßnahmen ist eine Handlungsempfehlung der PreVCo-Studie und erweist sich als eine von den Stationen am häufigsten gewählten Interventionen. Im Vortrag wird die Umsetzung wie auch die wissenschaftlich belegte Wirkung der Nachbesprechung hinsichtlich der Reduktion von PTBS-Symptomen und subjektiv erlebtem Zwang vorgestellt.
In den letzten Jahren hat Deutschland mehr knapp 2 Millionen Geflüchtete aufgenommen. Allein in den letzten Monaten waren es knapp 400.000 Geflüchtete aus der Ukraine, Menschen, die vor der Flucht, während der Flucht und auch nach der Flucht vielfältige traumatisierende Ereignisse durchleben. Der Impact dieser Lebensereignisse lässt sich in zahlreichen Studien durch eine sehr hohe psychische Symptomlast belegen. Neben einer PTBS als eine mögliche Reaktionsform auf psychische Traumatisierung sind häufig auch depressive Störungen, somatoforme Störungen, dissoziative Störungen, psychotische Reaktionstypen nachweisbar. Zur Betreuung, Begleitung und Behandlung dieser sehr belasteten Personen stehen vielfältige Konzepte zur Verfügung. Der erste Redner wird Einblicke in seine Arbeit auf den ägäischen Inseln in Griechenland und auf den Rettungsbooten im Mittelmeer geben, wo er Zeuge des Leidens von tausenden von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten, Asien und Afrika wurde. Die zweite Rednerin wird die Ergebnisse des Erasmus Plus geförderten Projektes "Interdisziplinäre Kooperation in der psychosozialen Unterstützung Geflüchteter" vorstellen, währen die dritte Rednerin über Möglichkeiten gemeindenaher therapeutischen Angebote für Kinder mit Fluchterfahrung anhand der aktuellen Forderung des Welt- und Europäischen Berufsverbands berichten und die letzte Rednerin wird die Ergebnisse eine Literaturrecherche zum Zusammenhang von Trauma, sozialer Ausgrenzung und Psychosen bei der Zielgruppe präsentieren und was wir daraus lernen können diskutieren. Alle Beiträge werden selbstverständlich mit dem Plenum diskutiert.
Funktionsstörungen des episodischen Gedächtnisses sind kennzeichnend für zahlreiche psychische und neurologische Erkrankungen. Das Verständnis molekularer Mechanismen und Netzwerkfunktionen, die episodischen Gedächtnisprozessen zugrunde liegen, können daher zu neuen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen führen. In dem Symposium soll die Translation von Grundlagenwissenschaften zum episodischen Gedächtnis zur klinischen Anwendung am Bespiel der frühen Alzheimer Krankheit dargestellt werden. Andreas Papassotiropoulos wird basierend auf genomweiten genetischen Daten und struktureller sowie funktioneller Magnetresonanztomographie (sMRT, fMRT) von über 1.500 gesunden jungen Probanden die Entdeckung und funktionelle Charakterisierung neuer molekulare Mechanismen, die Erinnern und Vergessen zugrunde liegen und die neue Zielmoleküle für Therapien sein können, vorstellen. Frank Jessen wird basierend auf Daten der multizentrischen DELCODE Studie des DZNE erste subtile Veränderungen des subjektiven und objektiven episodischen Gedächtnisses im pre-MCI-Stadium der Alzheimer Krankheit beschreiben und die Optionen, die sich hieraus für die Früherkennung ergeben, skizzieren. Emrah Düzel wird anhand von über 250 fMRT Datensätzen der DELCODE-Studie den Zusammenhang von früher Alzheimer Pathologie, neuronalen Kompensationsmechanismen und Gedächtnisleistung darstellen. David Berron wird über die Translation von kognitiven Tests in digitale kognitive Biomarker berichten. Er wird auf kognitive Tests eingehen, die in der DELCODE Studie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie untersucht wurden und Aktivierung in den Subregionen des medialen Temporallappens zeigen, die besonders in der frühen Phase der Alzheimer Erkrankung betroffen sind. Dabei wird er insbesondere die Validierung von smartphone-basierten digitalen kognitiven Tests beschreiben, die mittels einer App im häuslichen Umfeld selbstständig durchführbar sind.
Die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) ist im Jahr 2022 bundesweit in die entscheidende Phase getreten. Betreuungs- und Versorgungskonzepte sowie Organisationsstrukturen der Einrichtungen müssen neu bedacht werden, Leistungsvereinbarungen mit den Kostenträgern neu verhandelt und in Vergütungsverhandlungen umgesetzt werden. Die Versorgungslandschaft außerhalb der Krankenhäuser, insbesondere für die schwer und chronisch psychisch kranken Menschen, ist in einer deutlichen Veränderung begriffen. Das BTHG bietet dabei eine Reihe von Chancen, die Versorgung zu verbessern und Konzepte umzusetzen, die fachlich schon lange entwickelt wurden, bisher aber an Kostenträgern und Verwaltungsvorschriften gescheitert sind. Der klinische Bereich ist davon zwar nicht direkt in seinen Strukturen betroffen, indirekt werden sich aber deutliche Veränderungen ergeben, denn die Zuweisungspraxis, die Möglichkeit der Übernahme aus stationärer oder teilstationärer Behandlung, die Art der Zusammenarbeit mit den Institutsambulanzen und insbesondere die Versorgung der schwer und chronisch kranken PatientInnen mit hohem Hilfebedarf kann und muss neu miteinander abgestimmt werden. In diesem Prozess besteht eine große Chance, die Versorgung dieser PatientInnen personenzentriert und bedarfsgerecht zu organisieren und auszugestalten. Hierzu sind aber alle beteiligten Partner notwendig.
Im Symposion sollen diese neue Möglichkeiten ausgelotet und an praktischen Umsetzungsbeispielen in Modellregionen in Deutschland exemplarisch dargestellt werden. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, eine intensive Diskussion zu seiner Umsetzung wird uns auch die nächsten Jahre noch begleiten. Das Symposion soll hierzu Anregung und Hilfeleistung für die vor Ort Verantwortlichen bieten.
Praxisanleitung in der Psychiatrie ist vielschichtig und zukunftsweisend. Das neue Pflegeberufegesetz bedeutet eine Chance für die psychiatrische Pflege. Der Anspruch an eine fundierte praktische pflegerische Ausbildung wurde angehoben, die Umsetzung innerhalb bestehender Rahmenbedingungen in der Praxis verlangt nach innovativen und nachhaltigen Lösungen. Eine optimale Begleitung der Auszubildenden, das Erreichen von Alleinstellungsmerkmalen der Praxisanleitung in der Psychiatrie sind Chancen auf den Weg, Nachwuchspflegekräfte zu gewinnen und Kompetenzen weiterzuentwickeln. Praxisanleitung setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen, an deren Schnittstellen die „Zentrumspraxisanleitung“ gemeinsam mit der Bereichspraxisanleitung die Einsatzinhalte und -abläufe koordiniert und managt.
Innovative, zukunftsorientierte und individuelle Einarbeitungs- und Personalentwicklungskonzepte sind die Basis, um neue Mitarbeiter*innen auf ein Unternehmen aufmerksam zu machen und zu halten. Zudem tragen sie zu einer Stärkung des professionellen pflegerischen Handelns, einer fachlichen Weiterentwicklung bei und können einen Anstoß zur Entwicklung einer professionellen Haltung in der psychiatrischen Pflege geben.
Beide Konzepte bauen aufeinander auf und verfolgen dabei das Ziel, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen. Ein strukturiertes Praxisanleitungs- und Einarbeitungskonzept sind der Schlüssel, um die wertvolle Ressource neuer Mitarbeiter*innen im Pflege- und Erziehungs-dienst an das Unternehmen zu binden und stellen eine wichtige Investition in die Zukunft dar.
Die Auswahl der "richtigen" Psychopharmaka stellt in der klinischen Praxis eine große Herausforderung dar. Auch wenn die Anzahl neuer Psychopharmaka in den vergangenen Jahren recht überschaubar geblieben ist, gibt es immer wieder wichtige neue Erkenntnisse zu bereits bekannten Substanzen. In diesem Workshop informieren die jeweiligen Spezialist:innen in ihrem Fachgebiet über neue Erkenntnisse und Trends in der Psychopharmakologie und geben einen aktuellen Überblick über Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren, Stimulanzien und Medikamente zur Behandlung von Schlafstörungen sowie über die Pharmakotherapie im Alter und bei Demenz. Dabei wird großer Wert auf den praxisnahen Einsatz gelegt, neben der patientenspezifischen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Kombinationsmöglichkeiten, Interaktionen und medikamentösen Strategien bei Therapieresistenz. In abschließenden Falldiskussionen können vorbereitete oder eigene Fälle besprochen und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die Schematherapie nach Jeffrey Young stellt eine moderne psychotherapeutische Methode zur Behandlung von Patient:innen mit chronischen, komplexen psychischen Erkrankungen dar. Die Verbreitung hat in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen der guten Studienergebnisse in der Behandlung von Patient:innen mit schweren Persönlichkeitsstörungen stark zugenommen. Die Schematherapie geht davon aus, dass Menschen bereits in der Kindheit überdauernde, dysfunktionale Konzepte (Schemata) von sich selbst, von anderen und der Welt entwickeln, wenn die Grundbedürfnisse von Kindern (z. B. Sicherheit, Liebe oder Akzeptanz) nicht erfüllt werden. Während Schemata eher überdauernd und rigide sind („traits“), können die daraus resultierenden Modi sehr schnell wechseln und beschreiben so den aktuellen emotionalen Zustand („states“) einer Person. Das Modusmodell stellt die zentralen Probleme einer Person im Hier und Jetzt klar dar, wird schnell verstanden und ist das zentrale Element in der aktuellen schematherapeutischen Arbeit. Neben der Vermittlung einiger theoretischer Grundkenntnisse (Schema- und Modusmodell) sollen exemplarisch schematherapeutische Techniken demonstriert und trainiert werden.
Zielgruppe: Ärzt:innen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen oder Pflegepersonal mit Interesse für Schematherapie. Vorkenntnisse in Bezug auf Schematherapie sind nicht erforderlich.
Literatur: Zens, C. & Jacob., G. (2015). Poster Schematherapie. Das Modusmodell auf einen Blick. Weinheim: Beltz. Zens, C. & Jacob, G. (2014, 2015). Buch und DVD. Schwierige Situationen in der Schematherapie. Weinheim: Beltz. Fassbinder, E., Schweiger U., Jacob, G. (2011). Therapietools Schematherapie. Weinheim: Beltz. Jacob, G. & Arntz, A. (2015). Schematherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz. Young, J. E., Klosko, J. S. & Weishaar, M. E. (2006). Schematherapie – ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann.
Interessenkonflikte: Zens lehrt Schematherapie an meinem eigenen Institut (Institut für Schematherapie Hamburg) sowie an weiteren Aus- und Fortbildungsinstituten.
Die evidenzbasierte Psychopharmakotherapie gilt als eine elementare Voraussetzung zur Verwirklichung der personalisierten Medizin, wodurch individuelle Faktoren der Patient:innen in den Vordergrund gerückt werden, um effektivere und nebenwirkungsärmere Behandlungserfolge zu erzielen. Neben bekannten Faktoren wie Alter, Geschlecht, und klinischer Symptomatik werden hierbei auch Faktoren wie Arzneimittelinteraktionen, ethnische Herkunft und pharmakogenetische Untersuchungen in den Vordergrund gerückt. Weiterhin spielt das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) sowohl für den Umgang mit Arzneimittelinteraktionen als auch für das Erkennen von pharmakogenetischen Besonderheiten (Polymorphismen) eine zentrale Rolle. Bei der Anwendung von TDM muss auch das Problem des richtigen Abnahmezeitpunkts berücksichtigt werden, wozu eine Berechnungsformel vorgestellt wird, wie der Talspiegel (Cmin) korrekt erfasst werden kann, was wesentlich für eine valide Interpretation der Messwerte ist.
Im Workshop werden alle relevanten Grundlagen zu Arzneimittelinteraktionen, TDM sowie derzeit gängige genetische Testverfahren präsentiert. Zu den ersten zwei Themengebieten wird Herr Dr. Eckermann zahlreiche und äußerst lehrreiche Fallbeispiele vorstellen, die detailliert erörtert und mit den Teilnehmer:innen diskutiert werden. Dabei wird nicht nur die Bedeutsamkeit von CYP-Enzymaktivitäten und Arzneimittelinteraktionen intensiv verdeutlicht, sondern auch haftungsrechtliche Implikationen aufgezeigt, um ärztliche Behandlungsfehler zu vermeiden. Zur Pharmakogenetik werden von Herrn Prof. Müller und Frau Prof. Bengesser Grundlagen vermittelt, die auch auf derzeitige Empfehlungen von Expertengremien und Arzneimittel-Aufsichtsbehörden basiert sind. Zusätzlich werden Kasuistiken aus der Praxis aufgezeigt, wie in schwierigen Behandlungsfällen genetische Untersuchungen zielführend eingesetzt werden können. Schließlich wird auch auf regionale Besonderheiten der genetischen Variabilität eingegangen (insbesondere CYP2D6 und CYP2C19), die in der Behandlung von Patient:innen mit nicht-europäischem Hintergrund bedeutsam sind.
Zusammenfassend werden in diesem Workshop die folgenden Lernziele angestrebt: 1.) Vermittlung von Grundlagenverständnis zu relevanten Arzneimittel-Interaktionen, TDM und genetischer Variabilität; 2.) Präsentation von Fallbeispielen mit problematischen Arzneimittel-Nebenwirkungen/Wechselwirkungen und wie diese zu vermeiden sind; und 3.) Vorteile in der Anwendung von pharmakogenetischen Untersuchungen mit Fallbeispielen.
Zielgruppe: klinisch tätige Ärzt:innen im ambulanten und stationären Bereich, zum Thema Behandlungsoptimierung durch vertiefende Einblicke im Bereich Genetik, Arzneimittelinteraktionen und Therapeutisches Drug Monitoring (TDM), verbunden mit der Einladung, über eigene Fallbeispiele zu berichten und zu diskutieren.
Die Autismus-Spektrum-Störungen sind gekennzeichnet durch Defizite in der sozialen Wahrnehmung und Kompetenz, die sich in der Regel bereits im frühen Kindesalter manifestieren. Darüber hinaus prägen Symptome aus dem Bereich der Wahrnehmung, zwangsartig, repetitive Verhaltensweisen und Sonderinteressen sowie -begabungen das klinische Bild des Asperger-Syndroms. Die Prävalenz wird mit etwa 1–2 % eingeschätzt und ist damit höher als die der schizophreniformen Störungen. Die autistischen Störungen sind wie die anderen Entwicklungsstörungen als strukturelle Diagnosen zu begreifen. Sie sind wechselseitig miteinander (Autismus, ADHS, Tic-Störungen und Besonderheiten der Intelligenz) vergesellschaftet und bilden die Grundlage (Basisstruktur) zahlreicher anderer psychiatrischer Komorbiditäten (Depression, Ängste, Sucht, Psychosen, Zwang, etc.). Bei dieser Veranstaltung sollen klinische Präsentation, Differentialdiagnose, Neurobiologie, Klassifikation und Therapie dieser Störungsbilder interaktiv und anhand zahlreicher Videobeispiele vorgestellt werden.
Interessenkonflikte: Buchpublikationen, bezahlte Vorträge und Workshops zur Thematik, DFG- und andere Forschungsgelder
Hypnotherapie ist ein überaus vielseitiges und wissenschaftlich anerkanntes Verfahren. Dabei lässt sich die Hypnose sehr gut und zeiteffektiv in den psychiatrisch/psychotherapeutischen Stationsalltag oder in die ambulante Patientenversorgung integrieren. Dabei müssen Sie nicht jede Patient:in „hypnotisieren“, denn Kenntnisse hypnotherapeutischer Prinzipien können auch im normalen Patientengespräch, aber vor allem in Krisensituationen den entscheidenden Unterschied machen und insbesondere die Arbeit mit bisher „schwierigen“ Patient:innen erleichtern. Und falls Sie bereits mit imaginativen Techniken arbeiten, sei es bei der Imagination eines sicheren Ortes oder den imaginativen Techniken von Schematherapie oder Imagery Rescripting, dann kann ein solides Grundwissen über Hypnose Ihnen zu einem vertieften Verständnis verhelfen, wenn die Therapie mal nicht so läuft wie geplant. In diesem Kurs möchte ich mit Ihnen wichtige Grundprinzipien der klassischen wie auch der Erickson’schen Hypnotherapie erarbeiten. Dabei werden Sie Therapieprinzipien kennenlernen, die man auch als „Einsteiger:in“ gut in den Arbeitsalltag integrieren kann.
Der Kurs stellt die wissenschaftliche Erkenntnislage zum Nutzen von Antidepressiva dar und zieht hieraus praktische Konsequenzen für den Behandlungsalltag. Aktuelle Leitlinienempfehlungen werden einbezogen. Antworten auf folgende Fragen sollen gegeben werden:
- Wann sollen Antidepressiva eingesetzt werden, wann nicht?
- Wie unterscheiden sich die ca. 30 verfügbaren Antidepressiva, welches sollte ausgewählt werden?
- Welche Dosis soll gewählt werden?
- Wie sollten zeitlicher Ablauf und Wirküberprüfung einer Antidepressiva-Behandlung erfolgen?
- Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen das Antidepressivum zu wechseln?
- Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen das Antidepressivum aufzudosieren?
- Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen eine Serumspiegelbestimmung (TDM) durchzuführen?
- Ist es sinnvoll, Antidepressiva zu kombinieren, wenn ja welche Kombinationen?
- Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen zu augmentieren? Mit welchen Substanzen?
- Welche Therapiealgorithmen (antidepressive Stufenpläne) gibt es, um Therapieresistenz zu vermeiden oder zu überwinden?
Didaktische Methoden: Strukturierung und Theorievermittlung durch den Referenten. An vielen Stellen des Workshops werden die theoretischen Inhalte anhand konkreter Patientenbeispiele, die von den Teilnehmer:innen und vom Referenten eingebracht werden, in der Interaktion zwischen den Teilnehmer:innen des Workshops illustriert. Zahlreiche klinisch hilfreiche Tabellen und Algorithmen werden vorgestellt. Aktuelle nationale und internationale Leitlinien zur Depressionsbehandlung werden den Zuhörer:innen vertraut gemacht. Visualisierung aller relevanten Informationen und Schemata durch Wandprojektion. Es wird ein umfangreiches papiergebundenes Handout zur Verfügung gestellt.
Zielgruppe: Ärzt:innen in Weiterbildung und Fachärzt:innen aus Klinik und Praxis mit Erfahrungen in der Depressionsbehandlung, Psycholog:innen aus Klinik und Praxis mit Erfahrungen in der Depressionsbehandlung und Grundkenntnissen der Pharmakotherapie.
Ziel des Workshops ist es, zu vermitteln, wie ein psychodynamischer Ansatz bei schweren Persönlichkeitsstörungen im ambulanten und stationären Setting und in Krisensituationen eingesetzt werden kann. Wir informieren über die Prinzipien der Diagnostik und Therapie, über die Rahmenbedingungen mit Therapievertrag sowie über das therapeutische Vorgehen in der ambulanten und stationären Therapie. Wir orientieren uns an der von Otto Kernberg entwickelten, auf der Objektbeziehungstheorie basierenden Methode der „Transference-Focused Psychotherapy (TFP)", einer störungsspezifischen, evidenzbasierten psychodynamischen Psychotherapie. Primäre Therapieziele sind Reduzierung von gestörter Emotionsregulation, von Angst, Depression und Suizidalität, von aggressivem und selbstdestruktivem Verhalten und von Therapieabbrüchen unter Berücksichtigung von komorbiden Störungen. Langfristige strategische Therapieziele sind Förderung der Fähigkeit zur Reflektion, Integration, Bindung und Empathie sowie die langfristige Stabilisierung der sozialen Funktionsfähigkeiten in interpersonellen Beziehungen, in Ausbildung und Arbeit. Ein spezifischer therapeutischer Fokus liegt auf den in der Interaktion reaktivierten heftigen Emotionen, auf den dysfunktionellen und verzerrten Selbst- und Objektbeziehungen, den Identitätsstörungen der Patienten und insbesondere auf den Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen in der Kommunikation zwischen Patient und Therapeuten. Wir vermitteln die Grundzüge der Behandlungstechnik mit der Darstellung von Fallbeispielen, Videoaufzeichnungen von ambulanten und stationären Therapiesitzungen und Kriseninterventionen und üben die typischen Interaktionsprobleme im Rollenspiel anhand von Fallbeispielen.
Methode: Theorie, Diagnostik, Behandlungstechnik, Videoaufzeichnungen, Praktische Übungen, Besprechung eigener Fälle der Teilnehmer, Rollenspiel, Kleingruppenarbeit
Zielgruppe: Ärzte und Psychologen mit Erfahrungen in der ambulanten und stationären Behandlung von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen. Literatur: J.F. Clarkin, F. E. Yeomans, O. F. Kemberg (2001, 2008, 2017) Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit. Manual zur Psychodynamischen Psychotherapie, Schattauer, Stuttgart. Doering S, Hörz S, Rentrop M, Fischer-Kern M, Schuster P, Benecke C, Buchheim A, Martius P, Buchheim P. Transference-focused psychotherapy v. treatment by community psychotherapists for borderline personality disorder: randomised controlled trial. Br J Psychiatry 2010; 196: 389–95.
Weltweite Krisen wie Kriege, Naturkatastrophen oder Pandemien sind für die psychiatrische-psychotherapeutische Versorgung eine Herausforderung in bisher ungekanntem Ausmaß. Chronische Stresserfahrung hat Effekte auf das Dopaminsystem, die Endorphine und das Oxytocin, diese führen beim Sozialwesen Mensch nach geraumer Zeit zu Verlust der Vitalität und Motivation, Herabstimmung und Ängste, erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Schlafstörungen und dem Erlahmen der immunologischen Abwehrkräfte. Stressassoziierte psychische Störungen sind die Folge.
Im Rahmen des Workshops sollen Brücken zwischen Erleben, Verhalten, Genen, Immunologie und Gehirn gebaut werden. Aktuelle Daten aus der neurowissenschaftlichen Forschung werden referiert und diskutiert. Neue Möglichkeiten für die zukünftige Versorgung im klinischen Alltag und der Praxis sollen abgleitet werden.
Interessenkonflikte: Produktneutrale neurowissenschaftliche Vorträge für Medupdate, streamedup, Takeda, Sanofi, Medice, Lundbeck, Janssen, Rovi, Biogen, Servier, Berlin-Chemie, Lilly, Otsuka.
EMDR hat sich in zahlreichen Studien als wirkungsvolle Intervention erwiesen und erhielt 2006 die wissenschaftliche Anerkennung für einzelne Anwendungsbereiche vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) in Deutschland. 2015 erfolgte die Zulassung als Richtlinienverfahren zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen in Deutschland. In den USA ist EMDR bereits seit 1998 anerkannt (APA) und in Großbritannien seit 2001 (UK Dept. of Health). EMDR gilt als effektiver Weg in der Therapie der PTBS auch in schweren und chronifizierten Fällen sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen. Der Einführungskurs verfolgt das Ziel, anhand praktischer Fallbeispiele erste Kompetenzen zur Durchführung von EMDR in der Therapie der PTBS aufzubauen und einzuüben. Neben Indikationen und Kontraindikationen, werden vor allem die acht Phasen der EMDR-Behandlung (EMDR-Standard-Protokoll) ausführlich vorgestellt. Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt. Im Workshop werden hierzu Therapievideos gezeigt, Rollenspiele durchgeführt und die Theorie anschaulich vermittelt. Zudem wird auf typische Probleme in der Therapieplanung einer posttraumatischen Behandlungsstörung eingegangen.
Interessenkonflikte: keine Interessenskonflikte mit der Industrie, 1. Vorsitzender von EMDRIA Deutschland e.V.
PKP beinhaltet kurze psychiatrische und psychotherapeutische Strategien in Praxis und Klinik auch außerhalb der Richtlinien-Psychotherapie. Die Arbeitsgruppe PKP wurde auf dem DGPPN Kongress 2009 in Berlin von einigen in psychiatrisch-psychotherapeutischer Klinik oder Praxis tätigen DÄVT- und DGPPN-Mitgliedern gegründet. Ihre Initiative entstand aus vielen Gedanken, wie die Vielfalt bekannter therapeutischer Maßnahmen konkreter im Routine-Alltag psychiatrischer Versorgungssysteme nutzbar gemacht werden kann, da kaum strukturierte psychotherapeutische Interventionen außerhalb der Richtlinien-PT stattfinden. PKP verfolgt eine systematische Therapiestrategie mit Hilfe von aneinander gereihten Sprechstundenkarten (SSK) als Fortsetzungsserie von kurzen (10 bis 25-minütigen) psychiatrischen und psychotherapeutischen Interventionen. Konzeptuelle Basis ist das 3-Säulen-Modell der Strategischen Kurzzeittherapie: Symptomtherapie (psychiatrisch), Fertigkeitentraining (verhaltenstherapeutisch), Persönlichkeitsentwicklung (psychodynamisch). In diesem Workshop erfolgt die Einführung in die PKP-Sprechstundenkarten für das Störungsbild Depression. Ambulante und stationäre Anwendungen sind inhaltlich aufeinander abstimmbar und können sich ergänzen. Sie integrieren transparent mehrere Therapeuten des den Patienten behandelnden Teams ohne Verlust des Gesamtkonzepts. Die Sprechstundenkarten - für alle besteht eine Kopiererlaubnis - liegen durch beschriftete Reiter übersichtlich geordnet in Karteikästen und sind individuell erweiterbar. Sie geben einen Leitfaden für Patientenkontakte über mehrere Termine und bedienen gleichzeitig auch Leitlinien, Dokumentationsverpflichtungen, Supervision und Ausbildung durch Theorieausführungen auf den Rückseiten. Zu Therapie-Ende liegt je Patient ein PKP-Ordner in Papierform vor: für den Patienten als Selbsthilfebuch bzw. dem Therapeuten als Behandlungs- und Dokumentationsnachweis. Es gibt alternativ eine digitale PDF-Datei-Fassung als Kopiervorlage; das angestrebte Ziel der digitalen Nutzung ist die direkte Beschriftung auf dem PC/Pad und das platzsparende Speichern der bearbeiteten SSK auf einem externen Speicher-Medium (z. B. USB-Stick). Beide Techniken werden im Kurs demonstriert. Die Anwendung im Einzelsetting bei depressiven Patienten erfolgt erfolgversprechend seit nun schon über10 Jahren in mehreren Praxen und Kliniken. In einigen Kliniken starteten Anwendungen im Gruppensetting auf der Station bzw. in Tageskliniken. Im Workshop werden Einzel- und Gruppenkonzepte der „PKP der Depression“ theoretisch vorgestellt und zugleich in der praktischen Durchführung trainiert. Die einfache Handhabung der Sprechstundenkarten mit Visualisierungshilfen hilft auch bei Sprachbarrieren im therapeutischen Kontakt. PKP-Depression ist als Handbuch in der deutschen, englischen, türkischen, russischen, polnischen und ungarischen Sprache veröffentlicht.
Aus demographischen Gründen nimmt die Zahl hochaltriger und multimorbider Menschen, die im (teil)stationären und ambulanten Setting psychiatrisch behandelt werden, deutlich zu und wird in Zukunft noch weiter steigen. Neben verschiedensten Begleiterkrankungen, die u. U. mehrere Organsysteme betreffen, sind viele Patient:innen durch sog. geriatrische Syndrome beeinträchtigt. Komorbide somatische Störungen interagieren regelhaft in einer häufig komplexen Art und Weise mit den psychischen Störungen und deren Behandlung. Somatische Prozesse können zum einen ätiologisch relevant für psychische Störungen sein (z. B. Delir ausgelöst durch Exsikkose) und vice versa ebenso (z. B. Exsikkose/Malnutrition in Folge einer schweren Depression). Zum anderen schränken Komorbiditäten psychopharmakologische und psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten ein. Geriatrische Syndrome wie Sturzkrankheit, Malnutrition, kognitive Defizite und sensorische sowie motorische Defizite erhöhen die Vulnerabilität der betroffenen Patient:innen beträchtlich und müssen wegen der assoziierten Risiken bei der Therapieplanung, Therapiezieldefinition und Behandlungsdauer berücksichtigt werden. Dabei kommt der Wiedererlangung bzw. der Stabilisierung eines möglichst hohen Funktionsniveaus als wichtiger Voraussetzung für den Erhalt der Autonomie besondere Bedeutung zu. Weiterhin erfordern Entscheidungen zu medizinischen Maßnahmen die Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Prüfung der Einwilligungsfähigkeit) und eine Einbeziehung der Betroffenen in die Entscheidungsfindung.
Inhaltliche Schwerpunkte: Assessment und multiprofessionelle Behandlung bei ausgewählten in der Gerontopsychiatrie besonders bedeutsamen geriatrischen Syndromen und Problembereichen, wie Delir, Stürze, Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty), Schmerzen, Polypharmazie, Malnutrition, Inkontinenz. Das Management internistischer und neurologischer Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Parkinson-Syndrom) bei Alterspatient:innen wird in exemplarischer Form und unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit psychischen Störungen besprochen.
Methode: Im Fokus stehen die für die Gerontopsychiatrie besonders wichtigen Inhalte. Die Themen werden anhand exemplarischer Fälle und mit Bezugnahme auf ausgewählte theoretische Grundlagen in interaktiver Form besprochen. Handouts und spezielle Literatur werden zur Verfügung gestellt.
Lernziel: Vertiefung praxisrelevanter altersmedizinischer Kenntnisse, insbesondere hinsichtlich der Behandlung von hochaltrigen Menschen mit psychischen Störungen.
Zielgruppe: Ärzt:innen in Weiterbildung, Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärzt:innen anderer Fachrichtungen
Interessenkonflikte: keine
Effiziente Behandlung von chronischem Wahn und vom Stimmenhören bei psychotischen Störungen: Ein Viertel aller Betroffenen mit schizophrenen Störungen zeigten trotz aller Fortschritte in der pharmakologischen Behandlung auch heute noch persistierende Wahnsymptomatik und/oder hörten chronisch Stimmen. Für Patient:innen, Angehörige und Therapeut:innen oft ein Grund zu resignieren. Dabei wurden in der jüngsten Vergangenheit eine ganze Reihe interessanter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze entwickelt, die erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden können. Eine Vielzahl guter Studien und systematischer Reviews zeigen, dass sie neben einer Optimierung der antipsychotischen Medikation in diesem Indikationsbereich als evidenzbasierter Ansatz moderner Psychiatrie zur Verfügung stehen. Aber welche Techniken wendet man wie an und wie baut man auch systematisch erfolgreiche Therapie auf?
Ein besonderer Schwerpunkt wird hier auf neuere Ansätze in der Wahnbehandlung (safety learning) und problemspezifische Ansätze beim Stimmenhören gelegt. Anhand eigener und vorgestellter Fallbeispiele lernen Sie Praxisrelevantes für die ambulante und stationäre Therapie. Aber auch, wie man Patient:innen mit modernen motivationspsychologischen Verfahren überhaupt in eine verhaltens- und pharmakotherapeutische Behandlung bekommt und hält (engagement and disengagement, comliance) gehören zum Interventionspaket.
Hintergrund: Eine somatische Grunderkrankung als Ursache einer psychischen Störung bleibt häufig unerkannt und kann zu unnötig langem Leiden der Patient:innen führen. Wenig Zeit in der ärztlichen Routine und teils umfangreiche Diagnostik erschweren eine schnelle Diagnosestellung. Ätiologisch lassen sich zwei für den diagnostischen Prozess relevante Einflussfaktoren unterscheiden: Primärfaktoren (z. B. Strukturveränderungen im Gehirn) und Sekundärfaktoren (z. B. somatische Erkrankungen). Vor allem im Konsiliardienst wird man häufig mit komplexen Befundkonstellationen konfrontiert. Für die erfolgreiche Diagnosestellung und konsekutive Behandlung dieser Krankheitsbilder sind neben einer psychiatrischen Expertise auch fundierte somatische Kenntnisse unabdingbar.
Auf Basis individueller Erfahrungen der interdisziplinären Zusammenarbeit werden typische Berührungspunkte zwischen internistischen und psychiatrischen Behandlern diskutiert und um fundierte theoretische Hintergründe erweitert. Auf der Grundlage von Fallbeispielen werden folgende Themen vorgestellt: 1. ZNS-Veränderungen als Ursache von psychischen Störungen: a) primäre hirneigene Veränderungen (z. B. neurodegenerative Erkrankungen); b) sekundäre Veränderungen (z. B. Delirien); 2. Medikamentenbedingte/iatrogene psychische Störungen (medikamentöse Enzephalopathien, delirogene Medikamente, Interaktionseffekte); 3. Psychische Störungen bedingt durch eine somatische Grunderkrankung; 4. Psychische Störungen als Risikofaktor für somatische Erkrankungen.
Methode: Der praxisorientierte Workshop vermittelt das differenzialdiagnostische Spektrum (primär und sekundär) organisch bedingter psychiatrischer Symptome, medikamenteninduzierter/iatrogener psychischer Störungen sowie psychiatrische Krankheitsbilder mit somatischen Komorbiditäten. Die Vertiefung relevanter Kenntnisse der engen Verflechtungen somatischer und psychischer Aspekte dieses Spektrums stellt das zentrale Lernziel des Workshops dar. Wir möchten mit Ihnen eindrückliche Fälle aus dem klinischen Alltag interaktiv und im interdisziplinären Austausch diskutieren.
Zielgruppe: Der Workshop wendet sich sowohl an Ärzt:innen in Weiterbildung als auch an erfahrene Kolleg:innen, die gezielt ihre Kenntnisse auf dem Gebiet organischer Ursachen psychischer Störungen erweitern wollen.
Praxisorientierte Vorstellung der Krankheitsbilder und therapeutischer Interventionen
Anorexia und Bulimia nervosa stellen komplexe mit vielfältigen Folgen verbundene Krankheitsbilder dar, die oftmals hohe Anforderungen an alle Beteiligten stellen. Einführend werden die Krankheitsbilder der Anorexie und Bulimie in ihren zentralen diagnostischen Kriterien sowie typischen Verlaufs- und Erscheinungsformen vorgestellt. Von einem gemeinsam erarbeiteten Störungsmodell werden die zentralen Zielsetzungen einer Behandlung abgeleitet: Förderung eines geregelten Basisessverhaltens sowie Reduktion von Essattacken und gewichtsregulatorischen Maßnahmen; Bearbeitung der Körperbildstörung; Bearbeitung relevanter zugrunde liegender Problembereiche, hier v.a. Förderung einer verbesserten Emotionswahrnehmung und -regulation; Stabilisierung des Selbstwerterlebens und Förderung interaktioneller Kompetenzen. In einem zweiten Teil erfolgt die Vorstellung grundlegender Behandlungsansätze und konkreter therapeutischer Interventionen sowohl für das stationäre als auch ambulante Setting. Dabei fokussiert wird angesichts der bei Essstörungen charakteristischen Motivationsprobleme auf Strategien der Motivationsförderung in Verbindung mit Interventionen des Ernährungsmanagements. Abschließend erfolgt ein Überblick über selbstwertbezogene Interventionen und Möglichkeiten der Körperbildarbeit, hier v.a. Spiegelexpositionen.
Didaktische Methoden Methodisch umfasst die Fortbildung Elemente theoretischer Vermittlung (PowerPoint-Präsentation), Falldarstellungen (Videodemonstrationen) und je nach Verlauf kurze Übungselemente.
Zielgruppe Ärzte und Psychologen mit psychotherapeutischen Basiskenntnissen.
Literaturangabe: Vocks, S. & Legenbauer, T. (2005) Manual der kognitiven Verhaltenstherapie bei Anorexie und Bulimie. Springer Fairburn, C. G. (2012) Kognitive Verhaltenstherapie und Essstörungen. Stuttgart: Schattauer Schweiger, U. & Sipos, V. (2012) Therapie der Essstörung durch Emotionsregulation. Stuttgart: Kohlhammer
An zwei Tagen werden Grundzüge der Psychiatriegeschichte, auch im Hinblick auf die Facharztprüfung, systematisch vermittelt und mit Hilfe von historischen Quellen anschaulich dargestellt.
Kernthema 1): Kompaktwissen Höhepunkte und Irrwege in der Geschichte der Psychiatrie. Schwerpunkte: von der Aufklärung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts; Tendenzen der Psychiatrie im 20. Jahrhundert; Psychiatrie im Nationalsozialismus
Kernthema 2): Psychiatrie in der DDR
Ausgewählte Quellen: Texte und Kontexte. Kleingruppenarbeit, strukturierte Diskussionen, Raum für Fragen und Kommentare.
Kernthema 3): Was weiß ich?
Eponym-Quiz
Didaktische Methoden: PowerPoint-unterstützte Vorträge und Diskussionen (Tag 1); Kleingruppenarbeit, Textlektüre und Videos (Tag 2).
Zielgruppe: Kolleg:innen in der Vorbereitung zur Facharztprüfung; alle in der Psychiatrie Tätigen, die historisch interessiert sind, ebenso aus psychiatrienahen Berufen.
Angsterkrankungen zählen mit einer 12-Monatsprävalenz von 14% und ca. 61,5 Millionen Betroffenen in der Europäischen Union zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen mit einer hohen sozioökonomischen Belastung einher.
Im diesjährigen State-of-the-Art Symposium „Angststörungen“ werden erneut aktuelle Daten zu Epidemiologie, Neurobiologie und psychologischen Entstehungskonzepten sowie psychotherapeutischen und pharmakotherapeutischen Ansätzen bei Angsterkrankungen vorgestellt.
Ungefähr 20 – 50 % aller Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte gehen auf Personen mit unklaren körperlichen Beschwerden und assoziierten Problemen zurück, die oftmals unter die Diagnosegruppe „somatoforme Störungen“ (bzw. nach DSM-5 unter "somatische Belastungsstörung") fallen. Diese darin gefassten Störungsbilder stellen Behandler oftmals vor besondere Herausforderungen, da viele dieser Patienten bereits negative Behandlungsvorerfahrungen haben, eine starke organmedizinische Orientierung aufweisen, schwer für psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Ansätze motivierbar sind sowie misstrauische Interaktionsstile sichtbar werden.
Aktuelle Klassifikationsansätze und Störungsmodelle für diese Störungsgruppe werden vorgestellt, die Weiterentwicklungen (z.B. DSM-5 Somatische Belastungsstörungen) werden diskutiert und es werden ausführlich verschiedene psychotherapeutische Zugänge beschrieben.
Wissenschaftlich sind zwischenzeitlich zahlreiche psychologische und psychobiologische Faktoren identifiziert worden, die zur Symptomentstehung und –chronifizierung wesentlich beitragen. Es werden Richtlinien für ein medizinisches Management der Symptome vorgestellt sowie Wege aufgezeigt, wie die betroffenen Patienten auch für Psychotherapie motiviert werden können. Eine ausführliche Beschreibung und wissenschaftliche Bewertung komplexer psychotherapeutischer und anderer therapeutischer Ansätze belegt, dass auch für diese Patientengruppe erfolgreiche Interventionen vorliegen. Meta-Analysen bestätigen die kurz- und längerfristige Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie, aber auch Adaptationen psychodynamischer Therapieansätze für diese Patientengruppe werden vorgestellt.
Die Forschung im Bereich der Alzheimer Krankheit entwickelt sich rasant. Neben etablierten neuropsychologischen Testverfahren, struktureller und molekularer Bildgebung sowie Liquordiagnostik eröffnen sich die neuen Felder der blutbasierten Biomarker und der digitalen, App-basierten kognitiven Testung. Es besteht die Hoffnung, dass damit insbesondere die Früherkennung erleichtert und einfacher zugänglich wird. Gleichzeitig bestehen allerdings noch hohe Hürden für die Implementierung dieser neuen Methoden in Bezug auf Standardisierung, Interpretation, Anwendung im versorgungsnahen Setting und vieles mehr. In dem Vortrag zur Diagnostik wird ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen gegeben und die mögliche Rolle dieser Verfahren in einem diagnostischen Prozess diskutiert.
In der Therapieentwicklung gibt es in der jüngsten Zeit ein Auf und Ab in Bezug auf die Entwicklung von Anti-Amyloid-Therapien. Eine Reihe monoklonaler Antikörper befindet sich in den letzten klinischen Entwicklungsphasen. Aducanumab ist in den USA in einem umstrittenen beschleunigten Verfahren basierend auf der Amyloidreduktion ohne eindeutigen klinischen Wirksamkeitsnachweis zugelassen worden. In Europa wurde der Zulassungsantrag zurückgezogen. Weitere Antikörper, die möglichweise zeitnah zur Zulassung kommen, sind Lecanemab, Gantenerumab und Donanemab. Parallel werden zahlreiche andere Therapiestrategien verfolgt. In dem Vortrag zur Therapie werden die aktuellen Entwicklungen vorgestellt und diskutiert, wie im Fall einer Zulassung eine Einführung in der Versorgung in Deutschland gelingen könnte.
Die Konzepte „Unheilbarkeit“ und „Futility“ (dt. Aussichtslosigkeit) sind im psychiatrischen Kontext bisher wenig untersucht worden. Empirische Studien zeigen zwar, dass Psychiater:innen die Konzepte im klinischen Alltag durchaus (implizit) anwenden. Es bestehen jedoch keine etablierten Standards dazu, ob und, wenn ja, wann schwere psychische Erkrankungen als unheilbar eingestuft werden können bzw. sollten. Bei Patient:innen mit jahrzehntelangen Krankheitsverläufen, bei denen evidenzbasierte Behandlungsversuche zu keiner Besserung geführt haben, stellt sich aber die Frage, wann psychiatrische Behandlungsansätze als aussichtslos angesehen werden können bzw. sollten.
Das Symposium diskutiert aus medizinethischer und psychiatrischer Sicht, wie Unheilbarkeit im Kontext schwerer psychischer Erkrankungen definiert werden und in der klinischen Praxis beurteilt werden könnte. Es werden unterschiedliche Bereiche untersucht, in denen Unheilbarkeit und Futility eine Rolle spielen. So könnte die Feststellung von Futility signalisieren, wann ein palliativ-psychiatrischer Ansatz angezeigt ist, um die Risiken weiterer ineffektiver Behandlungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu stabilisieren oder zu verbessern. Unheilbarkeit ist in vielen Ländern zudem eine wesentliche Voraussetzung für den Zugang zu assistiertem Suizid bei psychischen Erkrankungen. Kontrastiert wird die Debatte um Unheilbarkeit und Futility abschließend mit einem Vortrag über das Ende der Unheilbarkeit und die Recovery-Bewegung, die in der medizinethischen und philosophischen Debatte bislang vergleichsweise wenig rezipiert wurden.
New insights into the neurobiological basis of alcohol problems have been gained in the field of social isolation stress, neuropsychology and the acute and chronic effects of alcohol on the brain. They establish a deeper understanding of the origin and course of the disease. The treatment approach consists of an individually designed combination of outpatient, day patient and inpatient measures, including medical consultations, “qualified withdrawal treatment”, pharmacological and psychotherapeutic relapse prevention and long-term inpatient rehabilitation treatment. Extensive S3 guidelines are available for the treatment approach. With current treatments, abstinence rates of 50% to 60% can be achieved in one year. However, several findings raise the question whether abstinence always has to be the only therapeutic goal. A reduction in alcohol use was previously described with behavioural therapy and can also be supported pharmacologically.
The Diagnostic and Statistical Manual (DSM-5) of the American Psychiatric Association has significantly changed the diagnoses of dependence disorders: it no longer uses the terms “addiction and abuse” or “harmful use” but encompasses both these terms in a dimensional approach under the new diagnosis “alcohol-related disorders”. ICD-11, on the other hand, will retain categories of harmful use and substance dependence, albeit with a regrouping of diagnostic criteria.
In sum, the above-mentioned advances emphasize the role of general practitioners and therapists in the treatment of substance use disorders. The symposium will present the diagnostic and neurobiological principles and describe practical aspects of the latest findings.
Psychotherapeutische Behandlungen können aus unterschiedlichen Gründen scheitern. Negative Effekte und Verläufe sind häufig und etwa ein Viertel aller Patient(inn)en bricht die Therapie vorzeitig ab. Therapeut(inn)en unterscheiden sich in ihrer Kompetenz, erfolgreich zu behandeln. Das Symposium widmet sich der therapeutischen Kompetenz aus drei unterschiedlichen Perspektiven.
Zunächst erörtert Bernhard Strauß mögliche Folgen von Kompetenzdefiziten. Er zeigt die Ergebnisse zweier Repräsentativerhebungen unter ehemaligen Psychotherapiepatient(inn)en zu deren Erleben der Behandlung, negativen Effekten der Therapie und insbesondere zu problematischem Therapeut(inn)enverhalten im Sinne von Grenzüberschreitungen.
Wolfgang Lutz beleuchtet die Prävention negativer Therapieverläufe. Er stellt ein computer-basiertes Navigations- und Feedbacksystem (Trier Therapie Navigator) vor, welches in der Lage ist, Patient(inn)en mit negativen Verläufen frühzeitig zu identifizieren und dem Therapeuten, der Therapeutin hierauf zugeschnittene Behandlungsvorschläge zur Verfügung zu stellen. Der Trier Therapie Navigator wurde im Rahmen einer DFG-geförderten Studie entwickelt und prospektiv an 538 Patient(inn)en evaluiert. Anhand der Ergebnisse werden Anwendbarkeit und Nutzen des Unterstützungstools im klinischen Alltag diskutiert.
Antje Gumz geht auf die Bedeutung interpersoneller Fähigkeiten ein, sich nicht unreflektiert in feindselige Interaktionen verstricken zu lassen. Sie stellt Forschungsergebnisse zu zwei innovativen Methoden vor, mit denen entsprechende Kompetenzen gemessen und trainiert werden können. Das Allianzfokussierte Training schult den Umgang mit Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung („alliance ruptures“). Bei der FIS-Übung reagieren Therapeut(inn)en verbal auf Videoclips mit herausfordernden Patient(inn)enäußerungen. Die Reaktionen werden von geschulten Ratern im Hinblick auf die interpersonellen Fähigkeiten (z.B. emotionale Ausdrucksfähigkeit) beurteilt.
Schwangerschaft und Geburt gehen für Frauen mit psychischen Erkrankungen häufig mit besonderen Herausforderungen einher. Aufgrund psychosozialer Belastungen (z.B. Partnerschaft- oder finanzielle Krisen) erleben betroffene Frauen häufiger ungeplante und ungewollte Schwangerschaften. Ungeplante Schwangerschaften können bei den Frauen sowohl Ängste hinsichtlich möglicher Schädigungen der embryonalen Entwicklung durch Medikamente sowie ambivalente Gefühle in Bezug auf eine Mutterolle auslösen. Zudem erhöht sich nach einer Geburt das Risiko für rezidivierende psychische Krisen.
Ungewollte Schwangerschaften gehen mit der Gefahr eines gesundheitsschädigenden Verhaltens einher, das sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit der betroffenen Frau auswirken und auch die embryonale Entwicklung beeinträchtigen kann. Dabei können sowohl das Austragen wie auch der Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft zu zusätzlichen psychischen Belastungen führen. Hinzu kommt, dass betroffene Frauen im privaten und professionellen Kontext in Bezug auf Kinderwunsch und Schwangerschaft häufig Stigmatisierung erfahren, so dass sie seltener Beratungs- und Unterstützungsangebote im Falle einer ungewollten Schwangerschaft aufsuchen.
Die hohe Prävalenz ungeplanter bzw. ungewollter Schwangerschaften bei psychisch erkrankten Frauen verdeutlicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen Berücksichtigung von Familienplanung in der Behandlung und Begleitung von Frauen mit schweren psychischen Erkrankungen und erfordert eine sorgsame psychopharmakologische Behandlung von Frauen im reproduktiven Alter.
Die Vorträge stellen neue Befunde zur Prävalenz von ungeplanten bzw. ungewollten Schwangerschaften bei Frauen mit psychischen Erkrankungen und zum Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Schwangerschaft vor. Zudem werden Bedeutung und Möglichkeiten einer geplanten Schwangerschaft sowie therapeutische Ansatzpunkte diskutiert.
Genesungsfördernde Architektur von morgen
Seit Jahren ist zu beobachten, dass die Inanspruchnahme psychiatrischer Behandlungen steigt und nicht zuletzt zeigt die Corona-Pandemie, dass die Bedeutung der psychischen Gesundheit stärker wahrgenommen wird.
Vor diesen aktuellen Entwicklungen entstehen Überlegungen, wie psychiatrische Institutionen konzeptuell und architektonisch zu gestalten sind, um den Bedarfen der Patient:innen und Mitarbeitenden gerecht zu werden. Dabei steigt die Komplexität der gesellschaftlichen Kontexte wie auch der Aufgaben: junge Patient:innen in schweren psychischen Krisen bis hin zu hochbetagten Menschen mit demenziellen Erkrankungen. Antworten kommen auch und besonders von Architekt:innen, die einen Raum gestalten, damit die Gesellschaft als solche seelisch gesund bleiben und werden kann.
Das Symposium „Soul in Space – Psychiatrie trifft Architektur“ beleuchtet die zukünftigen Entwicklungen von Behandlungsansätzen verbunden mit baulich-räumlichen Konzepten der Psychiatrie und Psychotherapie. Diese beiden Disziplinen stehen jedoch nicht allein zueinander in Beziehung, sondern sind eingebettet in einen gesellschaftlichen Diskurs, der kontinuierlich von ethischen und soziologischen Überlegungen geprägt wird. In diesem Diskurs wird die soziale Verantwortung deutlich, die der Gestaltung von Kliniken für die seelische Gesundheit innewohnt. Planerische Anforderungen und Lösungswege werden diskutiert und präsentiert und die Interaktion von Raum und Psyche in all ihren Facetten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen belegt. Aktuelle, gestalterisch anspruchsvolle Psychiatriebauten veranschaulichen beispielhaft, welche Gestaltungskriterien zentral sind und wie eine zeitgemäße, genesungsfördernde Architektur nach heutigen Erkenntnissen aussehen kann.
Frauen haben ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen, das neben biologischen Faktoren, die bisher nur unzureichend verstanden sind, auch durch zahlreiche psychosoziale Bedingungen wie Gewalterfahrung, niedrigen sozioökonomischen Status, Verantwortung für Angehörige und Unterdrückung mit bedingt ist. Insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund sind vielen dieser ungünstigen psychosozialen Bedingungen ausgesetzt. Auch haben Frauen in der Peripartalzeit ein besonders hohes Risiko psychische Erkrankungen zu entwickeln. Daher ist die Gewinnung von Kenntnissen über Prävalenz und Ursachen psychischer Erkrankungen von Frauen sowie über mögliche Unterstützungsmöglichkeiten von großer Bedeutung für die psychiatrische Praxis. Das Symposium soll dazu beitragen, die Behandlung von Frauen mit psychischen Erkrankungen in verschiedenen Lebensphasen bzw. unter verschiedenen Lebensumständen zu verbessern. Gerade in Zeiten der Pandemie gibt es Veränderungen in der
Die erste Rednerin der Frage „Welche Bedeutung hat die Rolle der Männer für die psychische Gesundheit der Mütter?“ nachgehen, die zweite Rednerin wird sich der Frage stellen „Welche Unterstützungsbedarfe können psychisch kranke Mütter haben?“. Die dritte Rednerin wird Antworten zur Frage „Welche Besonderheiten sind bei psychisch kranken Müttern mit Migrationshintergrund zu beachten?“ geben, während die letzte Rednerin das Thema „Geschlechterungleichheit in der Gesundheit: Was sind die Gründe und lassen sie sich verändern?“ im Fokus haben. Alle Präsentationen werden mit dem Plenum diskutiert.
Gegenwärtig wird eine unübersehbare Zahl digitaler Interventionen für Menschen mit psychischen Störungen entwickelt und genutzt. Dazu zählen verschreibungspflichtige DIGAs, aber auch gut untersuchte kostenfreie Selbstmanagement-Programme. Meist adressieren sie Menschen mit leichten und mittelgradigen psychischen Störungen. Das Symposium geht der Frage nach, ob auch Menschen mit schweren psychischen Störungen von digitalen Interventionen im weitesten Sinne profitieren können und wie sie ihr Wissen in die Entwicklung solcher Tools einbringen. Dr. Jakob Kaminski und Alissa Rohrbach stellen mit Recovery Cat ein Online-Tool für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in ambulanter psychiatrischer Therapie vor. Prof. Juckel und Kollegen aus Bochum zeigen, wie ihr Tool TELL US die Versorgung von PIA-Patienten optimiert. Dr. Margrit Löbner geht der Frage nach, ob Klinikpsychiater und niedergelassene Psychiater und Psychotherapeuten E-Mental-Health-Produkte kennen, welche sie kennen und wie sie diese einsetzen. Prof. Dr. Knut Schnell stellt seine Arbeit an einer regionalen Bürgerplattform für psychische Gesundheit vor, die den digitalen Trialog belebt und von Patienten mitgestaltet wird. Insgesamt gibt das Symposium einen Ausblick in eine Entwicklung, die jetzt auch schwer psychisch kranke Menschen in ihren Versorgungskontexten erreicht.
Schema therapy meanwhile is widely used, especially for personality disorders and in outpatient treatment. Still there is a need for a more profound evidence based research. In this symposium, we present the results of some recently published (or submitted) RCTs. Eva Fassbinder (Kiel) will present recent data of the PRO*BPD-Study comparing the efficacy of the so far best-evaluated treatments for Borderline Personality disorder, i.e. Dialectical Behavior Therapy (DBT) and Schema therapy (ST). Arnoud Arntz (Amsterdam) will give insights into the large multi-center RCT with almost 500 participants from 5 countries comparing solely group ST with combined group- and individual treatment and Treatment-as-usual (TAU). David Bernstein (Maastricht) will report on a RCT in Dutch forensic hospitals comparing ST and TAU. Finally, Marit Kool (NPI/Arkin) compares dosage effects (25 vs. 50 sessions) in an RCT with a psychodynamic and a ST setting with major depressive disordered clients with comorbid personality disorder(s). In sum, the presentations will give an up to date overview on the most important international developments in ST and will be of major interest for both psychotherapists and researchers.
In der forensisch-psychiatrischen Forschung werden statistische Analysen meist mit Nullhypothesen-Signifikanztests oder linearen Regressionen durchgeführt. Die Entstehung psychiatrischer Erkrankungen und pathologischer Verhaltensstörungen ist jedoch keineswegs ein lineares, lediglich von einzelnen, voneinander unabhängigen Faktoren beeinflusstes Geschehen. Hier bietet ML neue Möglichkeiten: Große Datensätze mit einer Vielzahl von Variablen können verarbeitet und komplexe und nicht-lineare Zusammenhänge analysiert werden. Nach differenzierter Quantifizierung der Qualität eines geeigneten statistischen Modells können aus komplexen Datensätzen einfache und präzise Vorhersagemodelle abgeleitet werden. Gerade in der psychiatrischen Forschung werden schlecht verstandene Phänomene und komplexe multifaktorielle Fragestellungen untersucht, deren Datenstrukturen sich daher besonders gut für den Einsatz von ML eignen und praktikable Modelle für alltägliche klinische Entscheidungen liefern können. Als Beispiel für die praktische Anwendung von ML soll die Identifikation von Prädiktoren für Aggression im Rahmen stationärer Behandlungen bei schizophrenen Rechtsbrechern dienen. Aufgrund der Komplexität des Phänomens Aggression bietet sich ML hier insbesondere aufgrund seiner Fähigkeit an, eine Vielzahl von Einflussfaktoren und deren Wechselwirkungen zu analysieren. Schliesslich sollen auch mögliche ethische Fallstricke, die sich aus der Ableitung klinischer Implikationen aus der Anwendung von ML ergeben, beleuchtet werde: Ab wann ist ein Algorithmus zur Bewertung des Gewaltrisikos gut genug, dass der Psychiater daraus Handlungskonsequenzen ableiten kann? Ist ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Screeningtool hilfreich zur Verhinderung ungünstiger Therapieverläufe oder stigmatisiert es Patienten basierend auf Datensätzen? Für Patienten wie auch für Behandler gilt es, ein für die Anwendung von ML geeignetes Wertesystem zu schaffen.
«Sex, Drugs and Crime: Forensische Psychiatrie at it`s best» beschäftigt sich mit Fragen rund um die Forensische Psychiatrie. Forensische Psychiater*innen und Rechtspsycholog*innen verbringen ihr Leben nicht mit Larvenstadien und schneiden keine Leichen auf. Trotzdem ist ihr Beruf extrem spannend. Denn Forensiker*innen dürfen und sollen Menschen behandeln und begutachten, die im Zusammenhang mit einer psychischen Störung eine (oder mehrere) Straftaten begangen haben. Wer hat da eigentlich mit wem zu tun? Um was für Straftaten geht es? Ist es gefährlich, mit psychisch kranken Straftäter*innen zu arbeiten? Wie erleben Patient*innen die Forensische Psychiatrie? Was ist mit Drogen? Wo leben Betroffene? Was ist ein Rückfall? Das Symposium «Sex, Drugs and Crime: Forensische Psychiatrie at it`s best» stellt die Bereiche stationäre Forensik, Präventionsarbeit, Umgang mit pädosexuellen Straftäter*innen und Suchtforensik vor. In „Implikationen stationärer forensischer Behandlungen» werden Prinzipien des stationären Sanktionenvollzugs erläutert. «No glory in prevention: forensische Prävention in der Allgemeinpsychiatrie» diskutiert unter der Frage «Wie viel Prävention darf sein», wann es in der Allgemeinpsychiatrie zu gefährlich wird und welche Massnahmen bei drohender Fremdgefährdung ergriffen werden können. Mit dem Beitrag «Vorsorge ist besser, als Nachsorge: Präventionsstelle Pädosexualität» wird die Frage aufgeworfen, wie man mit Patient*innen arbeitet, die Kinder vielleicht zu sehr lieben. «Drugs&Crime: Die ambulante forensische Suchtbehandlung» adressiert Kriminalität im Kontext des Konsums psychotroper Substanzen. Am Ende des Symposiums werden die Zuhörer*innen einen repräsentativen Eindruck darüber erhalten haben, was die Forensische Psychiatrie leistet und was für ein vielschichtiges künftiges Arbeitsfeld sie sein kann.
Bereits zu Anbeginn des Faches übernahm die Psychiatrie eine ordnungspolitische Funktion. Psychisch Kranke mussten gefürchtet und die Gesellschaft vor ihnen geschützt werden, z. B. durch die Unterbringung in geeignete Einrichtungen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Einsicht zu, dass eine Institutionalisierung verhaltensauffälliger Menschen bei dem weitgehenden Fehlen therapeutischer Möglichkeiten sich eher schädlich auf die Betroffenen auswirkt. Die heutige Gesellschaft geht viel sensibler mit Gewalt um. Aber unverändert wird jegliche Form pathologisiert und der institutionelle Zwang dann als Freiheit getarnt. Mit dem Etikett, dass alle Menschen mit störendem und aggressivem Verhalten eine Therapie benötigen, werden mögliche Schuldgefühle in der Justiz, der Politik oder der Öffentlichkeit beruhigt. In der Versorgungsrealität scheinen die Vorstellungen des Bundesverfassungsgerichts zu dem Respekt der Selbstbestimmung auch bei psychisch Kranken und deren Umsetzung in Landes-PsychKG´s in weiten Kreisen der Gesellschaft noch nicht angekommen zu sein. Wenn psychiatrische Kliniken rein ordnungspolitische Funktionen für Personen mit störendem Verhalten übernehmen sollen, reichen die vorhandenen Ressourcen für die Erfüllung der Pflichtversorgung, Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung jederzeit aufnehmen und behandeln zu können, dann nicht mehr aus. Die gesetzliche Förderung der Individualautonomie hat neben vielen Verbesserungen und einem höheren Schutz der Patientenrechte auch zu einer Schwächung der gesellschaftlichen Fürsorge mit nachteiligen Folgen für die betroffenen Menschen, deren Umfeld und den mit der Versorgung betrauten Professionellen geführt. Im Rahmen des Symposiums sollen mit drei Impulsvorträgen diese Entwicklung, die aktuelle Situation und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden.
Für Deutschland existieren speziell für psychiatrische Versorgungssettings bislang keine umfänglichen Daten hinsichtlich des Einsatzes akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen. Vor diesem Hintergrund wurde die AkaPP-Studie auf Grundlage einer deutschlandweiten Online-Befragung im Querschnittsdesign durchgeführt, welche erstmals solche Daten zur Situation akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen in psychiatrisch-psychosozialen Handlungsfeldern für Deutschland liefert. Im Rahmen des Symposiums sollen vor diesem Hintergrund erste Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Datenanalyse vorgestellt werden. Der Fokus liegt hierbei auf der Beschreibung und Bewertung erweiterter Daten zu den ausgeübten Rollen, konkreten Einsatzgebieten, den Potenzialen und Barrieren des Einsatzes in der direkten Patientenversorgung sowie weiteren ausgewählten Strukturdaten und Rahmenbedingungen der akademisch qualifizierten psychiatrischen Pflegefachpersonen in Deutschland. Neben der allgemeinen Darstellung liegt ein spezifischer Fokus auf der (kritischen) Analyse der Merkmale der Befragten, deren Rollenprofil als „Pflegeexpert*in“ bzw. „Advanced Practice Nurse“ bezeichnet ist.
Zwang, Gewalt und freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) gehören zu den „Schattenseiten“ der psychiatrischen Hilfen. Das Symposium berichtet hierzu Ergebnisse aktueller Studien, die gerade publiziert werden. Klemens Ajayi hat die Häufigkeit aggressiver Übergriffe in einer großen Versorgungsklinik mit mehr als 15 000 Aufnahmen pro Jahr untersucht und berichtet aus dieser Stichprobe Risikofaktoren und Konsequenzen aggressiver Übergriffe. Jose Koussemou hat in derselben Stichprobe den Risikofaktor „Geflüchtetenstatus“ untersucht und fokussiert dabei auf die vieldiskutierte Frage, ob diese Situation ein Risikofaktor für aggressives Verhalten ist (um es vorwegzunehmen: er ist es nicht; vielmehr spielen hier vermittelnde Variablen die entscheidende Rolle).
Im Rahmen des vom Bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Projektes „FEM in Bayern“ berichten Ernst Daniel Röhrig sowie Tanja Henking aus der Untersuchung zur Häufigkeit von FEM in bayerischen Heimen nach SGB XII. Dabei werden sowohl die Daten aus einer bayernweiten Abfrage wie auch aus teilnehmenden Beobachtungen und Aktenanalysen berichtet. Es ist dies eine der wenigen Untersuchungen, die Licht auf den weitgehend der Öffentlichkeit entzogenen Bereich der Heimversorgung wirft und vor allem eine große Heterogenität der Versorgung belegt.
Insgesamt stellt das Symposium dar, wie wichtig das Monitoring von Aggression und FEM ist, um hier gewaltpräventiv sein zu können.
Die G-BA Richtlinie zur berufsgruppenübergreifenden koordinierten und strukturierten Versorgung von Menschen mit komplexem psychiatrischem und psychotherapeutischem Behandlungsbedarf ist Mitte des Jahres gestartet.
Die Herausforderungen zur Erfüllung der Vorgaben sind komplex. Eine Kooperation zwischen Vertragsarztpraxen und psychiatrischen Krankenhäusern ist Bedingung für einen Vertragsabschluss.
Im Symposium werden die ambulanten Versorgungsbedarfe einerseits in der vertragsärztlichen Versorgung erläutert, Erfahrungen mit bereits über Jahrzehnten erfolgreichen, der Richtlinie sehr ähnlichen Versorgungsmodellen dargestellt sowie der Schulterschluss bzw die Abgrenzung zu zahlreichen bereits bestehenden Strukturen wie StäB, Selektivverträgen und Modellprojekten gezogen.
Störungen des formalen Denkens sind nicht ausschliesslich Symptome der Schizophrenie, sondern kommen bei einer Reihe psychischer Erkrankungen vor. Sie können den Gedankenfluss, die Ideenproduktion, oder aber Syntax und Semantik der Sprache verändern. Formale Denkstörungen sind vielfältig, stören die Kommunikation empfindlich und tragen damit zu interaktionellen Schwierigkeiten bei, die soziale Teilhabe von Betroffenen stark einschränken. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind bis heute wenig verstanden. Bildgebende Verfahren hatten bei Erkrankungen des Schizophrenie-Spektrums nach charakteristischen Veränderungen in Hirnstruktur oder Hirnfunktion gesucht, konnten jedoch aufgrund der Komplexität und methodischer Einschränkungen noch keine schlüssigen Mechanismen beschreiben. Dieses Symposium widmet sich den neurobiologischen Grundlagen von formalen Denkstörungen. Die Beiträge kombinieren grosse Patientenkohorten über mehrere Erkrankungsformen, multimodale Hirnbildgebung und mehrdimensionale Erfassung formaler Denkstörungen. Ein Vortrag kombiniert Daten der ENIGMA-Schizophrenie-Kohorte zu formalen Denkstörungen und setzt sie in Relation zu typischen Veränderungen bei verschiedenen Zelltypen. Ein weiterer Vortrag untersucht Ruheperfusion und Hirnstruktur für positive und negative sowie objektive und subjektive formale Denkstörungen bei Menschen mit Schizophrenie. Ausserdem beleuchtet ein Beitrag die neuronalen Korrelate formaler Denkstörungen in einer grossen, transdiagnostischen Kohorte mit affektiven und psychotischen Erkrankungen. Zusammen werden diese Beiträge Möglichkeiten aufzeigen, wie ein komplexes psychopathologisches Phänomen zu untersuchen ist. Die verschiedenen Mechanismen, die zu formalen Denkstörungen führen, könnten zu mehreren Behandlungsansätzen führen.