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Raum:
Saal A3 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 08: Störungen mit enger Beziehung zum Kindes- und Jugendalter, F7–9
Stream/on Demand
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
15:30 Uhr
Tourette-Syndrom und Tics – Klinik und Diagnostik
I. Neuner (Aachen, DE)
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Autor:in:
I. Neuner (Aachen, DE)
Welche Symptome gehören zum Tourette-Syndrom? Was charakterisiert einen Tic? Wie wird die Diagnose gestellt? Gibt es häufige Komorbiditäten? Diese Fragen besprechen wir im Rahmen des State-of-Art-Symposiums.
16:15 Uhr
Tourette-Syndrom und Tics: Behandlung
K. Müller-Vahl (Hannover, DE)
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Autor:in:
K. Müller-Vahl (Hannover, DE)
Das Tourette-Syndrom ist eine kombinierte chronisch verlaufende motorische und vokale Tic-Störung. Mehrheitlich bestehen neben den Tics psychiatrische Komorbiditäten wie ADHS, Zwänge, Depression, autoaggressive Handlungen und Ängste. Tic-Störungen zählen mit einer Prävalenz von 0,4-0,7% zu den häufigen psychiatrischen Erkrankungen.
Am Beginn jeder Behandlung steht eine Psychoedukation. Eine spezifische Therapie der Tics sollte dann empfohlen werden, wenn die Tics stark ausgeprägt sind oder zu einer relevanten psychosozialen Beeinträchtigung führen. Zuvor sollte geprüft werden, ob psychiatrische Begleiterkrankungen bestehen, die primär behandlungsbedürftig sind. Als Therapie der 1. Wahl für Tics gelten spezielle verhaltenstherapeutische Techniken wie Habit Reversal Training (HRT) bzw. Comprehensive Behavioral Intervention for Tics (CBIT) und Exposure and Response Prevention Training (ERP). Im Mittel tritt hierdurch eine Tic-Reduktion um ca. 30% ein. Auch internet-basierte Behandlungen mit HRT/CBIT und ERP haben sich als wirksam erwiesen.
Die wirksamste Therapie für Tics mit einer Reduktion um etwa 50% stellt die medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika dar. Aripiprazol ist das Medikament der 1. Wahl. Alternativ können andere Antipsychotika wie Tiaprid (bei Kindern) oder Risperidon eingesetzt werden. Führen diese nicht zu einer Tic-Reduktion oder aber zu relevanten Nebenwirkungen können cannabis-basierte Medikamente eingesetzt werden. In einer jüngst abgeschlossenen Phase 2 Studie war der selektive Dopamin-D1-Antagonist Ecopipam wirksam in der Behandlung von Tics, während andere Substanzen wie Duetetrabenazin, Valbenazin und Lu AG06466 (zuvor: ABX-1431) in kontrollierten Studien gegenüber Placebo nicht überlegen waren.
Bei ansonsten therapieresistenten Patient:innen kann eine operative Therapie mit tiefer Hirnstimulation in Betracht gezogen werden, auch wenn die Datenlage nach wie vor unbefriedigend und der Stellenwert der Therapie umstritten ist.
In diesem Vortrag wird eine umfassende Übersicht über alle derzeit verfügbaren verhaltenstherapeutischen, medikamentösen und operativen Behandlungen von Tics bei Patient:innen mit Tourette-Syndrom gegeben einschließlich experimenteller und in der Entwicklung befindlicher Behandlungsansätze.