Das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) wurde aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung als Netzwerk der deutschen Universitätsklinika ins Leben gerufen. Es verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen einen Grundlagen für ein besseres Verständnis die COVID-19 Erkrankung als Ausgangspunkt für neue Therapieansätze geschaffen werden, und zum anderen sollen die Strategien der Pandemiebekämpfung effizienter gestaltet werden zur Vorbereitung auf neue Pandemien. Nach einer initialen Fokussierung auf somatische Symptome, zeigt die wissenschaftliche Literatur zunehmend, dass auch die psychische Gesundheit durch die COVID-19 Erkrankung und die COVID-19 Pandemie nachhaltig und langfristig gefährdet sind. Jürgen Deckert/Würzburg als Sprecher der FOSA Psychische Gesundheit im NUM beschreibt wie in der ersten Förderperiode im zentralen NUM-Kohortenprojekt "Napkon" mit den Kohorten HAP, SÜP und POP psychische Symptome erfasst werden. Klaus Lieb/Mainz berichtet über aktuelle Daten zu den Auswirkungen der Corona Pandemie auf die psychische Gesundheit in der Bevölkerung mit einer Fokussierung auf Monitoring und präventive Ansätze für Risikogruppen wie das Gesundheitspersonal als Ziel von "egePan Unimed". In der zweiten Förderperiode soll das von Malek Bajbouj mitkoordinierte Projekt "CollPan" die Auswirkungen der Pandemie auf besonders vulnerable Gruppen wie Menschen mit psychischen Erkrankungen untersuchen und Strategien zu deren Schutz mitentwickeln. Der besonderen Rolle der Digitalisierung trägt das Projekt UTN -Telemedizin der zweiten Förderperiode Rechnung, das von Anja Schneider mitkoordiniert und vorgestellt wird. Beide Projekte der zweiten Förderperiode tragen der Erkenntnis Rechnung, dass die COVID-19 Pandemie nicht nur gesundheitliche Auswirkungen auf somatischer Ebene, sondern auch erhebliche psychosoziale Auswirkungen hat.
15:30 Uhr
NapKon: Erfassung psychischer Gesundheit
J. Deckert (Würzburg, DE)
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Autor:innen:
J. Deckert (Würzburg, DE)
M. Beutel (DE)
N. Hettich (DE)
M. Weiß (DE)
G. Hein (DE)
Im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin werden über die Nationale Pandemiekohorten Plattform in insgesamt drei Kohorten Patient:innen mit COVID-19 rekrutiert, bisher insgesamt ca. 6000 Patient:innen. In allen werden über den Basisdatensatz GECCO Psychische Vorerkrankungen wie Angsterkrankungen und Depressionen erfasst.
Psychische Befunde werden allerdings in den drei Kohorten unterschiedlich ausführlich psychometrisch über die Zeit erhoben, auch in Abhängigkeit von Phase und Schwere der Erkrankung und damit der Belastbarkeit der Patient:innen.
In der hochauflösenden HAP- Plattform werden ausschliesslich stationäre Patient:innen (bisher ca. 650) an zehn deutschen Universitätsklinika rekrutiert. Hier beschränkt sich die Erhebung des psychischen Befundes auf die Anwendung der EQ5D-Skala zur Erfassung der Lebensqualität, die allerdings auch eine Angst- und Depressions-Dimension enthält.
In der sektorenübergreifenden SÜP-Plattform werden Patient:innen (bisher ca. 2350) an (Universitäts)kliniken und an (Forschungs)praxen rekrutiert. Hier wird die Erfassung des psychischen Befundes um in epidemiologischen Untersuchungen zur Anwendung kommenden Skalen wie PHQ-4 als Kurzversion PHQ-8 und GAD-7 ergänzt, die einen Vergleich mit der Prävalenz in grossen epidemiologischen Studien wie der Nationalen Kohorte erlauben.
In der populationsdefinierten POP-Plattform werden in drei definierten Sammelgebieten Patient:innen (bisher ca. 3000) von drei Universitätskliniken rekrutiert und im Längsschnitt untersucht. Hier werden neben epidemiologischen Skalen wie PHQ-8 und GAD-7 auch Skalen eingesetzt, die Mediatoren und Moderatoren untersuchen lassen, wie die Perceived Stress Skala, die Brief Resilienz Skala oder die Loneliness Skala.
Erste Querschnittsanalysen werden aktuell durchgeführt und auch bereits berichtet. Diese legen eine wesentliche Rolle psychischer Symptome und Faktoren für die Ausprägung von Post-COVID nahe.
15:52 Uhr
egePan: Optimierung der Pandemiebekämpfung
K. Lieb (Mainz, DE)
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Autor:in:
K. Lieb (Mainz, DE)
Die psychische Gesundheit von Gesundheitspersonal ist essentiell für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung. In den NUM Projekten CEOsys (COVID-19-Evidenz-Oekosystem) und egePan Unimed (Entwicklung, Testung und Implementierung von regional adaptiven Versorgungsstrukturen und Prozessen für ein evidenzgeleitetes Pandemiemanagement koordiniert durch die Universitätsmedizin) wurde daher u.a. zu den Themen psychische Gesundheit in der Pandemie und psychische Gesundheit von Gesundheitspersonal gearbeitet.
In CEOsys wurden lebendige Evidenzsynthesen sowohl zur psychischen Belastung wie auch zu Präventions- und Interventionsprogrammen erarbeitet. In egePan wurden Tools zum individuellen und gruppenbasierten Monitoring der psychischen Gesundheit von Gesundheitspersonal aufgebaut. Es wurde zudem ein Online-Verzeichnis mit Präventions- und Interventionskonzepten und eine Übersichts-Webseite für Employee Assistance Angebote der Universitätsklinika in Deutschland erstellt.
Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden in dem Symposium berichtet und es wird dargestellt, wie die Evidenzsynthesen im Rahmen der angemeldeten Leitlinie Psychische Gesundheit im Rahmen der COVID-19-Pandemie weiterentwickelt werden und wie im nun startenden Nachfolgeprojekt PREPARED Blaupausen für konkrete Infrastrukturen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Gesundheitspersonal entstehen sollen.